Nicht-kognitive Fähigkeiten wie Kommunikationsverhalten und Kooperationsbereitschaft spielen in der Arbeitswelt eine immer größere Rolle. Daher werden bereits im Bildungssystem die sogenannten „soft skills“ gefördert. Verhaltensauffälligkeiten gelten hingegen als hinderlich für den schulischen Erfolg und somit auch die späteren Arbeitsmarktchancen. Doch das muss nicht immer so sein, wie ein aktuelles IZA Discussion Paper zeigt.
Für die Studie hat Nicholas Papageorge (Johns Hopkins University und IZA) mit zwei Kollegen einen umfangreichen Datensatz ausgewertet, der die schulischen Leistungen von rund 18.000 gleichaltrigen britischen Schulkindern erfasst und mit ihren beruflichen Erfolgen im Erwachsenenalter vergleicht. Als die Schüler elf Jahre alt waren, wurde ihr Schulverhalten von den Lehrern bewertet. Auf den ersten Blick entsprechen die Resultate der Lehrmeinung: Kinder, denen Verhaltensprobleme attestiert wurden, schnitten bei den Noten wie auch beim späteren Arbeitsmarkterfolg schlechter ab.
Unterscheidet man jedoch nach Art der Verhaltensauffälligkeit, so zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen „externalisierendem“ Verhalten (Aggressivität, Impulsivität, Unaufmerksamkeit) und „internalisierendem“ Verhalten (Zurückgezogenheit, Verschlossenheit). Aggressivere Schüler, insbesondere Mädchen, waren im Erwachsenenalter häufiger beschäftigt, arbeiteten mehr und erzielten höhere Löhne als ihre „normalen“ Klassenkameraden.
Zwar ergab sich für Kinder aus den unteren sozialen Schichten kein nennenswerter Vorteil, so dass sich die Ergebnisse nicht verallgemeinern lassen. Zudem wurde nicht untersucht, inwieweit Mitschüler unter dem schwierigen Verhalten anderer litten. Dennoch plädieren die Autoren dafür, normabweichende Verhaltensweisen nicht unbedingt durch Strafe oder Kontrolle zu unterbinden. Derartige Versuche durch die Lehrer wirkten sich nämlich laut Studie eher negativ auf die spätere Karriere der betroffenen Schüler aus.