Die Erhebung von individuellen Überzeugungen, Präferenzen und Motivationen ist eine zentrale Herausforderung in den Sozialwissenschaften. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Vincenzo Galasso, Tommaso Nannicini und Debora Nozza legt nahe, dass der Einsatz von Audio-Umfragen gegenüber schriftlichen Befragungen bemerkenswerte Qualitätsvorteile bietet. Die Forschenden verglichen die Antwortqualität bei offenen Fragen zu drei verschiedenen Themenbereichen (künstliche Intelligenz, nationale Politik und internationale Beziehungen).
Mündliche Antworten sind länger und persönlicher
Die Analyse von 7.766 Antworten zeigt, dass die mündlichen Aussagen länger und persönlicher waren. Im Vergleich zu schriftlichen Antworten waren sie sprachlich weniger komplex, lieferten jedoch insgesamt mehr Informationen. Eine KI-gestützte Auswertung zeigte, dass mündliche Antworten differenzierte Begründungen und persönliche Erfahrungen besser transportieren.
Neue Chancen für Umfragen und Forschung
Mündliche Antworten fördern Spontaneität und emotionalen Ausdruck, was sie besonders wertvoll für die Erfassung persönlicher Perspektiven macht. Besonders groß scheint das Potenzial bei Fragen zu politischen Einstellungen und Präferenzen. Für einen großflächigen Einsatz müsste allerdings die Methodik noch weiterentwickelt werden, um Herausforderungen wie höhere Abbruchraten und technische Hürden zu überwinden.