Die Corona-Krise hat weltweit zu unfreiwilligen Experimenten mit der massiven Ausweitung von Homeoffice und mobilem Arbeiten geführt. Auch wenn viele Beschäftigte die soziale Interaktion am Arbeitsplatz vermissen und die Produktivität im Homeoffice geringer ausfallen kann, liegen die Vorteile doch auf der Hand: Weniger Zeit auf verstopften Straßen oder in überfüllten Zügen, mehr Zeit für Familie und Freunde. So dürfte das Homeoffice auch über die Pandemie hinaus ein wichtiger Bestandteil der neuen Arbeitswelt bleiben.
In einem aktuellen IZA-Forschungspapier berechnen Marion Bachelet, Matthias Kalkuhl und Nicolas Koch auf Basis des deutschen Mikrozensus, welche finanziellen Vorteile die Arbeit von zu Hause mit sich bringt und welche Auswirkungen sie auf den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 haben könnte. Die Schätzungen beruhen auf der Annahme, dass rund 15 Prozent der deutschen Arbeitnehmer auch in Zukunft Vollzeit im Homeoffice arbeiten.
Damit verbunden wären einerseits zusätzliche Heizkosten in Höhe von rund 110 Euro jährlich pro Heimarbeitsplatz. Andererseits könnten durchschnittlich 840 Euro an Pendelkosten eingespart werden. Da die Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsplatz statistisch betrachtet mit höherem Einkommen zunimmt, sparen die einkommensstärksten zehn Prozent doppelt so viel wie Geringverdienende.
Besserverdienende profitieren am meisten
Ähnliches gilt für die Zeitersparnis: Durch den Wechsel ins Homeoffice entfallen pro Kopf im Schnitt 175 Stunden jährlich an Pendelzeiten. Bewertet man die zusätzliche Freizeit mit dem individuellen Stundenlohn, ergibt sich für das oberste Einkommenszehntel ein Plus von 5.800 Euro, für die untersten zehn Prozent nur 650 Euro. Der Wert der Zeitersparnis liegt somit je nach Einkommensgruppe bis zu sechs Mal höher als die unmittelbare Ersparnis aus den verringerten Pendelkosten.
Insgesamt reduziert sich die mit dem Auto zurückgelegte Wegstrecke zwischen Wohnung und Arbeitsplatz um 24,4 Milliarden Kilometer – ein Rückgang um 16 Prozent. Dadurch würde der CO2-Ausstoß um 4,5 Millionen Tonnen gesenkt, was etwa drei Prozent der jährlichen Emissionen im deutschen Verkehrssektor entspricht. Zugleich könnte der zusätzliche Heizbedarf im Homeoffice – je nach Einsparpotenzial am betrieblichen Arbeitsplatz – zwar mit einem Mehrausstoß von bis zu 2,9 Millionen Tonnen C02 zu Buche schlagen. Unterm Strich würde das Homeoffice jedoch einen durchaus beachtlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Allerdings geben die Forscher zu bedenken, dass mögliche Verhaltensänderungen nicht berücksichtigt sind, insbesondere was die Wahl des Wohnorts angeht. Wenn angesichts verbesserter Homeoffice-Möglichkeiten mehr Menschen aufs Land ziehen, könnten der Individualverkehr und die zu heizende Gebäudefläche sogar wieder zunehmen. Auch bei hybriden Arbeitsmodellen mit zumindest tageweiser Büropräsenz, die für viele Beschäftigte und Unternehmen auf Dauer attraktiver sein dürften als das Vollzeit-Homeoffice, wären die Einsparungen an Pendelwegen und betrieblichem Energiebedarf weniger ausgeprägt.