Elite-Universitäten, die traditionell vor allem Sprösslingen aus reichen, gebildeten Familien offenstehen, sehen sich zunehmend unter gesellschaftlichem und politischem Druck, ihre Studierendenschaft diverser zu gestalten, um soziale Mobilität zu fördern. Kann das mit Quotenregelungen gelingen, ohne dass darunter die Qualität des Bildungsangebots für alle leidet?
Für ein IZA-Forschungspapier, das demnächst im Journal of Labor Economics erscheint, haben sich Cecilia Machado, Germán Reyes und Evan Riehl ein Förderprogramm der Staatlichen Universität von Rio de Janeiro (UERJ) angeschaut. Als eine der erste Elite-Unis in Brasilien hatte die UERJ in den 2000er Jahren eine Quotenregelung eingeführt, nach der fast die Hälfte der Studienplätze für ethnische Minderheiten und Studierende aus einkommensschwachen Familien reserviert wurden.
Die Analyse zeigt: Absolventen, die über die Quotenregelung an die Uni gekommen waren, erzielten dadurch in ihren ersten Jobs ein Einkommensplus von durchschnittlich 14 Prozent (Details siehe englische Fassung). Unter anderem hatten sie bessere Einstellungschancen bei Top-Unternehmen, die mit dem UERJ-Alumni-Netzwerk verbunden sind. Im Laufe der weiteren Berufslaufbahn nahm dieser Vorteil gegenüber Studierenden anderer Unis jedoch wieder ab.
Zugleich ergaben sich aus der Quotenregelung Nachteile für Studierende, die allein aufgrund ihrer Leistung einen der begehrten Studienplätze bekommen hatten. Zum einen war die Qualität der Lehre zurückgegangen, zum anderen hatten die Jobvorteile durch Verbindungen zum UERJ-Alumni-Netzwerk an Wert verloren.
Nach Einschätzung der Forschenden veranschaulicht die brasilianische Erfahrung das Dilemma, vor dem auch Elite-Universitäten in anderen Ländern stehen: Quotenregelungen steigern zwar die Arbeitsmarktchancen benachteiligter Bevölkerungsgruppen, allerdings auf Kosten der leistungsstärksten Studierenden.