Die Corona-Krise hat das deutsche Bildungssystem kalt erwischt. Der weitgehend missglückte Umstieg aufs Homeschooling während der Schulschließungen führte zu einer Halbierung der Zeit, in der sich Kinder mit schulischen Dingen befassen, von 7,4 auf 3,6 Stunden täglich. Ganze sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler hatten durchgängig Online-Unterricht. Regelmäßiger individueller Kontakt mit den Lehrkräften blieb die Ausnahme.
„Zunächst einmal müssen wir uns eingestehen, dass das Homeschooling nicht gut funktioniert hat.“
Diese Bilanz zog ifo-Bildungsexperte Ludger Wößmann im Rahmen der virtuellen IZA-Vortragsreihe zu den wirtschaftspolitischen Lehren aus der Corona-Krise. Die langfristigen wirtschaftlichen Folgekosten des Unterrichtsausfalls seien nicht zu unterschätzen: „Geht etwa ein Drittel eines Schuljahres an Lernen verloren, so zeigt die Forschung, dass dies im Durchschnitt mit rund drei Prozent geringerem Erwerbseinkommen über das gesamte Berufsleben einhergeht“, erklärt der Ökonom.
Daraus ergebe sich ein klarer Auftrag an die Bildungspolitik: „Kurzfristig müssen wir sicherstellen, dass alle Kinder in die Schule gehen können, wo immer das epidemiologisch machbar ist“, fordert Wößmann. Wo das nicht möglich sei, müsse täglicher Online-Unterricht organisiert werden, „statt die Kinder wieder allein zu lassen“.
„Kurzfristig müssen wir sicherstellen, dass alle Kinder in die Schule gehen können.“
Längerfristig, so hofft der Bildungsökonom, könne die „neue Normalität“ einen Schub für eine qualitativ hochwertige Nutzung von Digitalisierung in den Schulen bedeuten. Nötig seien dafür jedoch nicht nur gute Konzepte, sondern auch eine massiv ausgebaute Infrastruktur, ausreichend Endgeräte sowie Fortbildungen für Lehrkräfte. Entscheidend für den Erfolg dieser Maßnahmen sei eine zentrale Festlegung der Rahmenregelungen und Standards.
Hier der komplette Vortrag mit anschließender Fragerunde als Video:
Weitere Infos zur IZA-Forschung „Corona-Krise und Arbeitsmarkt“: covid-19.iza.org