• Skip to primary navigation
  • Skip to content
  • Skip to primary sidebar

IZA Newsroom

IZA – Institute of Labor Economics

  • Home
  • Archiv
  • Presselounge
  • DE
  • EN

Luftverschmutzung steigert die Kriminalitätsrate

April 26, 2018 by admin

In der Metropole London kommt es an Tagen mit hoher Schadstoffbelastung häufiger zu Verbrechen. Dass es sich dabei um einen kausalen Zusammenhang und keine bloße Korrelation handelt, hat ein Forscherteam der London School of Economics in einer aktuellen Studie belegt, die jetzt als IZA Discussion Paper erschienen ist. Demnach nehmen bei stärkerer Luftverschmutzung vor allem kleinere Delikte wie Laden- und Taschendiebstahl zu, während sich für Tötungsdelikte und andere schwere Straftaten keine signifikanten Effekte nachweisen lassen.

Für die Gesamtkriminalität ergibt sich ein Anstieg um 0,9 Prozent, wenn sich der Luftqualitätsindex (AQI) um zehn Punkte erhöht. An Tagen mit besonders hoher Schadstoffbelastung (AQI = 103,6) ist die Kriminalitätsrate somit um 8,4 Prozentpunkte höher als an Tagen mit der niedrigsten gemessenen Schadstoffbelastung (AQI = 9,3). Bereits eine leicht erhöhte Luftverschmutzung (AQI über 35), wie sie etwa an jedem vierten Tag auftritt, führt zu 2,8 Prozent mehr Straftaten. Von der Größenordnung her entspricht der Effekt einer um neun Prozent verringerten Polizeipräsenz.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine Verbesserung der Luftqualität in Großstädten nicht nur gesundheitsförderlich wäre, sondern auch eine kosteneffektive Methode sein könnte, um Verbrechen einzudämmen“, folgert der Umweltökonom Sefi Roth, der die Studie gemeinsam mit Malvina Bondy und Lutz Sager verfasst hat. Auch wenn sich der Effekt primär auf Bagatelldelikte beschränke, könne die Polizei auf diese Weise in die Lage versetzt werden, sich intensiver auf die Bekämpfung schwerer Straftaten zu konzentrieren.

Für ihre Analyse werteten die Forscher 1,8 Millionen Straftaten über einen Zeitraum von zwei Jahren aus und verglichen sie mit Daten zur Veränderung der Luftqualität in den einzelnen Stadtbezirken. Dabei berücksichtigten sie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Niederschlagsmenge sowie die jeweiligen Wochentage und Jahreszeiten. Um andere Einflussfaktoren auszuschließen, nutzten sie außerdem den Umstand, dass sich die Schadstoffe je nach Windrichtung zufällig über das Stadtgebiet verteilen.

Als mögliche Ursache für den Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Kriminalität nennen die Studienautoren den Anstieg des Stresshormons Cortisol bei hoher Schadstoffbelastung. Die Forscher gehen davon aus, dass sich ihre Ergebnisse auch auf andere Großstädte übertragen lassen, die gleichermaßen unter schlechter Luftqualität und hohen Kriminalitätsraten leiden.

Die gesellschaftlichen Folgen und wirtschaftlichen Kosten von Luftverschmutzung sind auch aus arbeitsökonomischer Sicht von hohem Interesse. So hatte ein IZA-Forscherteam anhand von umfangreichen Leistungsdaten aus dem Profi-Fußball in einer vielbeachteten Studie gezeigt, dass die Arbeitsproduktivität bei erhöhter Feinstaubbelastung messbar zurückgeht.

Filed Under: Research Tagged With: Air Quality Index, crime, health, London, police, pollution, stress

Umstrittene Studie zur US-Drogenepidemie: Lebensrettendes Medikament verleitet zu riskanterem Verhalten

April 24, 2018 by admin

Gut gemeinte Politikmaßnahmen verpuffen bisweilen wirkungslos – oder erreichen im Extremfall sogar das Gegenteil des gewünschten Effekts (siehe dazu auch einen kürzlich erschienenen Beitrag zur Auswirkung der Kita-Gebührenfreiheit auf die Erwerbstätigkeit von Müttern). Wenn Ökonomen diese Fehlwirkungen mittels fundierter Datenanalyse offenlegen, werden ihre Ergebnisse von Befürwortern der Politikmaßnahme oft reflexartig angezweifelt und die Wissenschaftlichkeit pauschal in Abrede gestellt. Dies gilt umso mehr, wenn es sich um ein Thema von hoher sozialpolitischer Brisanz handelt.

Ein Paradebeispiel für einen solchen Fall ist eine aktuelle Studie zu den Folgen der verbesserten Verfügbarkeit eines Überdosis-Gegenmittels für Drogenabhängige. Die Autorinnen stellen ihre Studie und die dadurch ausgelöste öffentliche Kontroverse ausführlich in einem englischsprachigen Gastbeitrag für den IZA Newsroom vor. Die wichtigsten Aspekte sind im Folgenden zusammengefasst.

Der Hintergrund: In den USA sterben inzwischen mehr Menschen an einer Opioid-Überdosis als im Straßenverkehr oder durch Mord. Der verstärkte Kampf gegen die Drogenepidemie zählt daher zu den obersten Prioritäten der aktuellen US-Innenpolitik. Um Todesfälle durch Überdosis zu reduzieren, plädieren viele Gesundheitsexperten für eine breitere Verfügbarkeit des Opioid-Gegenmittels Naloxon.

Das Problem: Die trügerische Sicherheit vor den fatalen Folgen einer Überdosis könnte zu vermehrtem und riskanterem Drogenkonsum verleiten. Ökonomen bezeichnen dieses Phänomen als „Moral Hazard“. Ob und in welchem Umfang ein solches Verhalten tatsächlich zu beobachten ist, untersuchen Jennifer Doleac (University of Virginia & IZA) und Anita Mukherjee (University of Wisconsin–Madison) in ihrer aktuellen Studie, die jetzt als IZA Discussion Paper erschienen ist.

Die Studie: Um einen kausale Wirkung des erleichterten Naloxon-Zugangs auf den Anstieg von Drogenmissbrauch und damit verbundener Kriminalität herleiten zu können, nutzten die Autorinnen den Umstand, dass einzelne US-Bundesstaaten zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihre gesetzlichen Regelungen lockerten, indem sie etwa die Rezeptpflicht für Naloxon aufhoben oder die Verbreitung des Medikaments anderweitig erleichterten. Durch den Vergleich der jeweiligen Trends vor und nach den Gesetzesänderungen ließ sich der Effekt der Naloxon-Regelungen isolieren.

Das Ergebnis: Im landesweiten Durchschnitt nahmen die durch Opioid-Konsum bedingten Notfälle und Straftaten zu, während die Häufigkeit von tödlichen Überdosen nicht zurückging. Besonders ausgeprägt war der Effekt in den Staaten des Mittleren Westens, die von der Drogenepidemie am stärksten betroffen sind. Hier stieg auch die Zahl der Drogentoten um 14%, nachdem der Zugang zu Naloxon erleichtert worden war. Die Autorinnen fanden zudem Hinweise darauf, dass sich die negativen Folgen deutlich abschwächen lassen, wenn geeignete Rehabilitationsprogramme für Drogenabhängige angeboten werden. Sie plädieren daher nicht etwa für eine Einschränkung der Naloxon-Vergabe, sondern vielmehr für eine wirksamere Flankierung durch Behandlungsmaßnahmen für Betroffene.

Die Kontroverse: Nach der Erstveröffentlichung ihrer Studie ernteten die Autorinnen herbe Kritik und Anfeindungen in den sozialen Netzwerken und per E-Mail. Manche Kritiker warfen ihnen vor, wissenschaftliche Grundsätze missachtet zu haben, oder zweifelten die Herleitung des Wirkungszusammenhangs an. Andere stellten nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern auch die moralische Integrität der Forscherinnen in Frage.

Die Reaktion: Die Autorinnen berücksichtigten sachdienliche Kommentare und erweiterten ihre Analyse um zusätzliche Kontrollen. Das Ergebnis änderte sich dadurch nicht, sondern gewann sogar noch zusätzlich an Plausibilität. Im Gastbeitrag für den IZA Newsroom fassen Jennifer Doleac und Anita Mukherjee ihre Erkenntnisse und Erfahrungen zusammen.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in englischer Sprache:
The moral hazard of life-saving innovations: Naloxone access, opioid abuse, and crime

Filed Under: Research Tagged With: crime, drugs, health, moral hazard, mortality, risk, substance abuse, United States

Wer sein Leistungsumfeld selbst wählen kann, ist motivierter

March 15, 2018 by admin

Soziale Vergleiche und Handlungen der Menschen um uns herum beeinflussen uns in unseren Entscheidungen. Unser direktes Umfeld ist allerdings kein Querschnitt der Gesellschaft, sondern wir suchen uns bewusst aus, mit wem wir uns vergleichen. Doch macht es einen Unterschied für die Leistungsbereitschaft, ob sich Mitarbeiter ihre Büronachbarn selbst wählen können oder Schüler für bestimmte Aufgaben eigenständig Gruppen bilden?

Dieser Frage sind die Bonner Doktoranden Lukas Kießling, Jonas Radbruch und Sebastian Schaube in einem Feldexperiment nachgegangen, dessen Ergebnisse jetzt als IZA Discussion Paper erschienen sind. Die Forscher ließen über 600 Siebt- bis Zehntklässler im Rahmen des Sportunterrichts jeweils zwei Linienläufe absolvieren – zunächst alleine, dann zu zweit.

Dabei wurde die Zusammenstellung der Laufpaare in einem Teil der Klassen per Zufall ausgelost, während die anderen Teilnehmer ihren Wunschpartner namentlich benennen bzw. nach der im Vorlauf erzielten Zeit auswählen konnten. Hatten sie die Wahl, wollten sich die Schülerinnen und Schüler bevorzugt mit engen Freunden bzw. mit gleich schnellen oder etwas leistungsstärkeren Läufern messen.

Im Schnitt waren alle Schüler im gemeinsam absolvierten Lauf schneller als bei der Einzelmessung. Allerdings fiel die Leistungssteigerung deutlich größer aus (siehe Abbildung), wenn die Läufer Einfluss auf ihre Mitstreiter hatten – und zwar unabhängig davon, ob sie diese anhand des Namens oder der relativen Leistung ausgewählt hatten.

In allen drei Versuchsvarianten profitierten die Teilnehmer überproportional stark von schnelleren Partnern. Eine detailliertere Analyse der Daten zeigt jedoch, dass nicht die tatsächliche Zusammensetzung der Paare ausschlaggebend für den Leistungsschub ist, sondern die „Kontrolle über die Situation“: Bereits die bloße Möglichkeit, seinen Partner selbst bestimmen zu können, führte zu einer höheren Leistungsbereitschaft.

Die Erkenntnisse verdeutlichen also einerseits den leistungsentfaltenden Einfluss von sozialen Vergleichen. Andererseits zeigen sie auch, dass es kontraproduktiv sein kann, wenn eine Lehr- oder Führungskraft die Schüler bzw. Mitarbeiter anhand bestimmter Kriterien in optimale Gruppen einzuteilen versucht. Denn der zusätzliche Motivationseffekt durch die eigene Entscheidungsmöglichkeit geht dabei verloren.

Filed Under: Research Tagged With: choice, experiment, field experiment, motivation, peer effects, performance, preferences, self-selection

Neue Arbeitswelt: Arbeitszeitgesetz verliert an Bedeutung

March 6, 2018 by admin

Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen zunehmend. Schon heute verbringen Arbeitnehmer in ihrer Freizeit durchschnittlich mehr als fünf Stunden pro Woche mit beruflichen Aktivitäten. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der IZA/XING-Studie „Arbeiten in Deutschland“ hervor.

In der repräsentativen Befragung gaben 62,8 Prozent von 1.809 Beschäftigten zwischen 25 und 54 Jahren an, sich auch in ihrer Freizeit mit Tätigkeiten zu beschäftigen, die eigentlich ihrer regulären Arbeitszeit zuzurechnen sind. Unter den zusätzlich befragten 1.967 XING-Mitgliedern sind es sogar 87,6 Prozent.

Dieser Befund wirft ein Schlaglicht auf Veränderungen in der Arbeitswelt, mit denen das gegenwärtige Arbeitsrecht nur schwer Schritt halten kann. So geht beispielsweise das Arbeitszeitgesetz davon aus, dass sich Arbeitszeit eindeutig messen lässt. Wird jedoch ein wachsender Teil der Arbeitsleistung nicht mehr am Arbeitsplatz erbracht, lassen sich Arbeitszeitüberschreitungen immer schwerer erfassen. Ein Instrument, das dazu gedacht ist, Arbeitnehmer vor Überlastung zu schützen, verliert damit an Wirkung.

Hilmar Schneider @ NWX

Die Realität überholt auch die im Arbeitsrecht gängige Definition von Arbeit als Zeit, in der Arbeitnehmer dem Weisungsrecht des Arbeitgebers unterliegen. „Wenn aber Dienstgeschäfte freiwillig außerhalb der Bürozeiten erledigt werden, erfüllt das nicht das Kriterium des Weisungsrechts und wäre somit keine Arbeit, was den Betroffenen einigermaßen absurd vorkommen dürfte“, erklärte IZA-Chef Hilmar Schneider im Rahmen der XING-Veranstaltung „New Work Experience“ in Hamburg.

Einerseits schafft die Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten für Arbeitnehmer wie auch für Arbeitgeber, Arbeitszeiten flexibel an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen. Andererseits lösen sich auf diese Weise die Grenzen von Arbeit und Freizeit immer weiter auf. Diese Entgrenzung lässt sich empirisch beobachten. In der IZA/XING-Studie geben zwar weiterhin rund zwei Drittel (65,7%) der befragten Arbeitnehmer an, feste Arbeitszeiten zu haben. Bei den befragten XING-Mitgliedern, bei denen es sich überwiegend um „moderne Wissensarbeiter“ handeln dürfte, sind es allerdings weniger als die Hälfte (45,1%).

Bei den XING-Mitgliedern hat somit bereits heute eine Mehrheit flexible Arbeitszeiten. Die Studie zeigt außerdem, dass enorme Potenziale für flexible Arbeitszeitregelungen noch ungenutzt bleiben. So könnten die meisten Beschäftigten (53,5%) mindestens die Hälfte ihrer Tätigkeiten auch außerhalb ihrer regulären Arbeitszeiten erledigen. Bei den XING-Mitgliedern sind dies rund zwei Drittel (67,2%).

In der IZA/XING-Studie geben vier von zehn Arbeitnehmern (41,2%) an, in ihrer Freizeit mehr als zwei Stunden pro Woche mit Tätigkeiten zu verbringen, die eigentlich ihrer regulären Arbeitszeit zuzuordnen sind (z.B. Lesen und Beantworten von dienstlichen E-Mails, Beschäftigung mit Informationsmaterial und Fachliteratur). Bei den XING-Mitgliedern sind es deutlich mehr als die Hälfte (58,1%). Der durchschnittliche Arbeitnehmer verbringt auf diese Weise gut fünf Stunden seiner wöchentlichen Freizeit mit beruflichen Tätigkeiten. Mehr als sechs Stunden pro Woche beschäftigen sich Arbeitnehmer in der Freizeit zumindest gedanklich mit Vorgängen, die mit ihrer Arbeit zusammenhängen.


Die Studie offenbart auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen: In der repräsentativen Gruppe über alle Beschäftigen verbringen 67% der Männer, aber nur 50% der weiblichen Befragten einen Teil ihrer Freizeit mit beruflichen Aktivitäten. Die Forscher führen diese Diskrepanz zum Teil auf die immer noch ungleiche Verteilung der Arbeit im Haushalt zurück, die Frauen daheim weniger Zeit für Berufliches lässt. Ein weiterer Erklärungsansatz sind die Geschlechterunterschiede in den Tätigkeitsprofilen. So zeigt sich unter den XING-Mitgliedern, die sich von den Branchen und Tätigkeiten her ähnlicher sind als die repräsentative Gruppe, eine deutliche Angleichung von Frauen (83,7%) und Männern (88,8%) hinsichtlich Arbeit in der Freizeit.

Schneider: „Messbarkeit von Arbeitszeit gerät zur Illusion“

IZA-Chef Schneider sieht durch die Studienergebnisse die These bestätigt, dass das Arbeitszeitgesetz in seiner jetzigen Form nicht mehr zeitgemäß ist: „Ein immer größerer Teil der Wertschöpfung gründet sich auf Wissensarbeit und soziale Interaktion. Beides findet zunehmend außerhalb eines physisch zu verortenden Arbeitsplatzes statt. Die Messbarkeit von Arbeitszeit gerät damit zur Illusion.“ So erfolge etwa die Steuerung moderner Unternehmen nicht mehr allein auf Grundlage von Inputgrößen wie der Arbeitszeit, sondern es werde zunehmend der Arbeitsoutput berücksichtigt. Eine Präsenzkultur am Arbeitsplatz, wie sie etwa aus Japan oder auch den USA bekannt ist, wirke sich dagegen eher als Kreativitätshemmnis aus.

Schneider hält deshalb auch eine grundsätzliche Debatte über die Definition von Arbeit für notwendig. Die Digitalisierung bewirke, dass selbständige Arbeit und abhängige Beschäftigung einander immer ähnlicher werden. Dadurch verliere der Arbeitnehmerschutz an Wirksamkeit und müsse an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Mit rückwärts gewandten Forderungen wie etwa dem Verbot von E-Mails außerhalb der offiziellen Bürozeiten sei dem nicht beizukommen.

Über die Studie:

Die Studie „Arbeiten in Deutschland“ wurde Anfang 2017 vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) und XING gestartet. Anfang 2018 wurde bereits die zweite Befragungswelle dieser gemeinsamen Initiative abgeschlossen, um vor dem Hintergrund des fortschreitenden Wandels der Arbeitswelt neue Erkenntnisse über die Zukunftsperspektiven der Bevölkerung in Deutschland zu gewinnen. Die IZA/XING-Studie setzt sich aus zwei Befragungsteilen zusammen – einer nationalrepräsentativen Online-Umfrage mit rund 3.000 Teilnehmern und einer Online-Befragung von bis zu 6.000 zufällig ausgewählten XING-Mitgliedern.

Bislang sind folgende Ergebnisse erschienen:

  • Verantwortung, Flexibilität und neue Freiräume im Job werden geschätzt – aber nicht von allen
  • Verbreiteter Optimismus in der Rentenfrage
  • Beschäftigte in Deutschland haben keine Angst vor der Digitalisierung

Filed Under: Research

Heiratsmarkt Uni: Wie sich die Geschlechterverteilung auf die Partnerwahl auswirkt

February 16, 2018 by admin

Das universitäre Umfeld spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle als Heiratsmarkt. Die Chance, im Studium einen Partner oder eine Partnerin fürs Leben zu finden, wirkt sich nicht nur auf das private Eheglück aus, sondern auch auf gesellschaftliche Strukturen wie den Wandel von Rollenbildern, die Geburtenraten und die soziale Ungleichheit.

Allerdings besteht in Deutschland weiterhin in vielen Studiengängen ein Ungleichgewicht in der Geschlechterverteilung, das auch bei Freizeitaktivitäten außerhalb des Hörsaals zu beobachten ist. Während etwa Ingenieurswissenschaften und Maschinenbau nach wie vor fest in Männerhand sind, bleiben die Geisteswissenschaften eine klassische Frauendomäne. Man sollte also meinen, dass sich Studierende umso leichter bei der Partnersuche tun, je stärker das jeweils andere Geschlecht im eigenen Studiengang vertreten ist – und umgekehrt.

Ob das tatsächlich so ist, hat IZA-Forscher Nico Pestel in einem kürzlich erschienenen Discussion Paper untersucht. Für seine Studie wertete er Hochschuldaten zur Geschlechterzusammensetzung 41 verschiedener Fachrichtungen an westdeutschen Universitäten (1977-2011) in Kombination mit Daten aus dem Mikrozensus (2003-2011) aus.

Akademikerinnen bevorzugen Akademiker

Die Ergebnisse zeigen den erwarteten Zusammenhang nur für weibliche Studierende: Absolvieren sie einen Studiengang mit Frauenüberschuss, bleiben sie im Schnitt länger unverheiratet. Wenn sie heiraten, dann bevorzugen sie Männer mit einem ähnlich hohen akademischen Abschluss aus einem anderen Fachgebiet.

Männliche Studenten in männerdominierten Fächern haben jedoch entgegen der landläufigen Meinung und anekdotischer Evidenz offenbar keinerlei Nachteile bei der Partnersuche. Womöglich gelten sie als besonders „gute Partie“, denn ihre Heiratschancen stehen sogar besser als in Studiengängen mit höherem Frauenanteil. Allerdings heiraten sie tendenziell keine ehemaligen Kommilitoninnen, sondern Frauen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen.

„Es ist immer noch die gesellschaftliche Norm, dass der männliche Ehepartner einen gleichwertigen oder gar höheren Abschluss hat“, sagt Pestel. Wenn mehr Frauen in Männerdomänen vordringen, dürfte sich das Bildungsniveau unter Ehepartnern also weiter annähern. Die Schattenseite: Ein wachsender Anteil an reinen Akademikerpaaren könnte die Einkommensungleichheit in der Gesellschaft weiter verstärken.

Filed Under: Research Tagged With: education, female, gender, inequality, male, marriage, university

Beitragsfreie Kita-Betreuung führt nicht dazu, dass Frauen mehr arbeiten

January 30, 2018 by admin

Von staatlicher Seite wurde in den letzten Jahren unter Einsatz erheblicher öffentlicher Mittel die Kinderbetreuung massiv ausgebaut, insbesondere für die unter Dreijährigen. Im internationalen Vergleich waren diese Investitionen überfällig: In Frankreich oder den skandinavischen Ländern ist ein gutes Betreuungsangebot für Vorschulkinder schon seit vielen Jahren Standard.

Die damit verbundene Hoffnung war, nicht nur Kindern den Zugang zu einer qualitativ hochwertigen, außerhäuslichen Betreuung zu ermöglichen, sondern auch die Frauenerwerbstätigkeit zu erhöhen und damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Denn noch immer arbeiten in Deutschland die meisten Frauen mit kleinen Kindern gar nicht oder in Teilzeit. Ein oft angeführter Grund ist das Fehlen einer zuverlässigen und erschwinglichen Kinderbetreuung.

In einer aktuellen Studie untersuchen Anna Busse und IZA-Fellow Christina Gathmann (beide Universität Heidelberg), wie sich die in vielen Bundesländern zwischen 2000 und 2015 umgesetzte Abschaffung der Gebühren für Kindergärten und Kindertagesstätten auf die Betreuungssituation, Erwerbstätigkeit und kindliche Entwicklung ausgewirkt hat. Das letzte Kindergartenjahr ist inzwischen in neun der elf alten Bundesländer beitragsfrei. Drei dieser Länder haben die Beitragsfreiheit bereits auf jüngere Kinder ausgeweitet.

Die Forscherinnen zeigen, dass nur die Besuchsquoten für Zwei- und Dreijährige stark ansteigen, während in dieser Altersgruppe die alleinige Betreuung zu Hause zurückgeht. Für ältere Kindergartenkinder sind die Besuchsquoten im Durchschnitt schon vor der Einführung eines beitragsfreien Kindergartenjahres so hoch, dass es dort kaum Veränderungen gibt.

Kita-Beitragsfreiheit führt zu Mitnahmeeffekten

Jedoch erhöht sich für Kinder aus ärmeren Familien nach den Reformen die Wahrscheinlichkeit, eine Betreuungseinrichtung zu besuchen. Diese Entwicklung bewerten die Autorinnen positiv, da Kinder aus ärmeren Bevölkerungsschichten in einem qualitativ hochwertigen Betreuungsangebot besser ihre Fähigkeiten und Kompetenzen entwickeln können. Insgesamt hat die Einführung der Beitragsfreiheit aber vor allem Mitnahmeeffekte für Familien, die zwar das Familienbudget erhöhen, die gewählte Kinderbetreuung aber nur unwesentlich beeinflussen.

Zudem lassen sich kaum positive Wirkungen auf die Erwerbsbeteiligung oder die wöchentlichen Arbeitsstunden von Müttern feststellen. Eher scheinen Familien das zusätzliche Einkommen zu nutzen, um das Arbeitsangebot von Müttern zu verringern. Das Ziel, durch die Bereitstellung beitragsfreier Betreuungsplätze die Erwerbstätigkeit und damit die ökonomische Eigenständigkeit von Frauen, vor allem von Alleinerziehenden, zu erhöhen, wird somit durch diese Politik nicht erreicht.

Dieser Befund zeigt, dass die Inanspruchnahme eines beitragsfreien Betreuungsplatzes in einer Kindertagesstätte oder einem Kindergarten in Westdeutschland nicht unbedingt heißen muss, dass die Mütter mehr Erwerbsarbeit leisten und somit durch ein höheres Einkommen auch wiederum zu mehr Steuereinnahmen beitragen.

Von außerhäuslicher Betreuung profitieren vor allem Mädchen

Schließlich zeigen die Studienergebnisse, dass Mädchen und Jungen im Vorschulalter unterschiedlich von dem beitragsfreien Betreuungsangebot profitieren. Wie auch psychologische Untersuchungen vermuten lassen, scheinen zwei- bis dreijährige Jungen in einer außerhäuslichen Betreuung mehr Probleme zu haben als Mädchen.

Die Einführung beitragsfreier Betreuungsplätze führt aber auch zu geschlechtsspezifischen Reaktionen der Eltern: Während Eltern von Jungen das gesparte Einkommen eher dazu nutzen, die mütterliche Erwerbsarbeit zu verringern, setzen die Eltern von Mädchen mehr auf informelle Kinderbetreuung etwa durch Verwandte oder private Tagesmütter. Diese unterschiedlichen Entscheidungen führen laut der Studie dazu, dass sechsjährige Jungen eher weniger Probleme mit Hyperaktivität und sozial auffälligen Verhaltensweisen haben als vor der Reform, während das bei Mädchen nicht der Fall ist.

In der Gesamtschau zeigt sich, dass durch die Abschaffung der Gebühren für Kindergarten und Kindertagesstätte die Familien finanziell profitieren, jedoch Auswirkungen auf die Inanspruchnahme nur bei Kleinkindern und Kindern aus ärmeren Haushalten zu beobachten sind. Dies ließe sich nach Einschätzung der Autorinnen kostengünstiger durch die vielerorts bereits übliche Staffelung der Gebühren nach Haushaltseinkommen erreichen. Die so eingesparten Mittel könnten dann in die Qualität der Kinderbetreuung investiert werden, wovon alle Vorschulkinder profitieren würden.

Lesen Sie dazu auch die Berichterstattung in der FAZ.

Filed Under: Research

Warum verdienen Frauen weniger als Männer?

January 17, 2018 by admin

In Deutschland können Beschäftigte größerer Unternehmen nach dem neuen Entgelttransparenzgesetz die Durchschnittsgehälter von Arbeitnehmergruppen erfragen, die eine vergleichbare Tätigkeit ausüben. Island geht noch einen Schritt weiter: Hier müssen Arbeitgeber seit diesem Jahr nachweisen, dass sie gleiches Geld für gleichwertige Arbeit zahlen. Inwieweit solche gesetzlichen Regelungen tatsächlich für mehr Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern sorgen können, bleibt jedoch in Politik und Wissenschaft umstritten.

Denn die Gründe für unterschiedliche Bezahlung sind vielschichtig. Beispielsweise sind Frauen in geringer bezahlten Branchen und Tätigkeiten überrepräsentiert, steigen seltener in Führungspositionen auf, nehmen längere berufliche Auszeiten zur Kinderbetreuung und entscheiden sich häufiger für Teilzeitarbeit. Aktuelle Forschungspapiere aus dem IZA-Netzwerk beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Facetten des so genannten „Gender Pay Gap“.

Lohndiskriminierung in Neuseeland

Eine Studie aus Neuseeland kommt auf Basis umfangreicher Lohn- und Produktivitätsdaten zu dem Schluss, dass Frauen bei der Entlohnung systematisch benachteiligt werden, ohne dass Produktivitätsunterschiede eine Ungleichbehandlung ökonomisch rechtfertigen würden.

Für eine bewusste Diskriminierung durch Arbeitgeber spreche auch die Beobachtung, dass die Lohnlücke größer werde, wenn sich Unternehmen angesichts günstiger Arbeitsmarkt- und Wettbewerbsbedingungen eine ungleiche Bezahlung eher „leisten“ könnten, so die Analyse von Isabelle Sin (Motu Economic and Public Policy Research) IZA-Fellow Steven Stillman (Freie Universität Bozen) und Richard Fabling. Die Autoren halten strengere gesetzliche Regelungen zur Entgeltgleichheit daher für durchaus geboten.

Lohnlücke wächst mit dem Alter

Unterschiedliche Karrierewege und Aufstiegschancen sorgen laut einer Untersuchung von IZA-Fellow Erling Barth (Institute for Social Research), Sari Pekkala Kerr (Wellesley College) und Claudia Olivetti (Boston College) dafür, dass die geschlechtsspezifische Lohnschere mit steigendem Alter weiter auseinanderklafft. Das gilt insbesondere für Akademiker, wie die Autoren anhand von US-Daten zeigen (siehe Grafik). 

Die Studie erforscht die Häufigkeit und Qualität von Jobwechseln, die mit höherem Einkommen verbunden sind. Demnach wechseln Frauen sowohl innerhalb als auch zwischen Unternehmen seltener in besser bezahlte Jobs. Hinzu komme, so die Autoren, dass bei verheirateten Paaren ein Ortswechsel meist aufgrund besserer beruflicher Aussichten des Ehemanns erfolge. So erklärt sich, dass bei alleinstehenden Frauen keine substanziellen Lohnnachteile erkennbar sind.

Nachteile von Teilzeitarbeit

Ebenfalls der klassischen familiären Arbeitsteilung ist geschuldet, dass Frauen häufiger in Teilzeitjobs arbeiten, in denen die Stundenlöhne in der Regel geringer sind als für vergleichbare Vollzeitstellen. Dieser Teilzeit-Lohnnachteil kommt jedoch primär für Hochqualifizierte zum Tragen und kann maximal ein Zehntel der Entgeltlücke erklären, so die Ergebnisse eines Forschungspapiers von IZA-Fellow Kai Liu (Norwegian School of Economics), das in der Fachzeitschrift Quantitative Economics erschienen ist.

Entscheidender sei der Nachteil, der sich aus der im Durchschnitt geringeren Arbeitsplatzsicherheit von Teilzeitjobs ergebe, so Liu. Statt gleiche Stundenlöhne für Voll- und Teilzeitbeschäftigung gesetzlich zu verordnen („Equal Pay“), sei es daher zielführender, die Jobsicherheit von Teilzeitstellen zu verbessern („Equal Protection“), wie seine Simulation entsprechender Politikmaßnahmen zeigt (siehe Grafik).

Wettbewerbsbereitschaft beeinflusst Karriereentscheidungen

Würde sich die Lohnlücke also schließen, wenn es keine Diskriminierung gäbe und Frauen im gleichen Umfang auf dem Arbeitsmarkt aktiv wären wie Männer? Vermutlich nicht, denn Geschlechterunterschiede bei der Wettbewerbsbereitschaft tragen schon im Kindesalter dazu bei, spätere Karrierewege vorzuzeichnen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Thomas Buser (Universität Amsterdam), Noemi Peter (Universität Groningen) und IZA-Fellow Stefan Wolter (Universität Bern).

Anhand eines Verhaltensexperiments mit rund 1.500 Achtklässlern in der Schweiz fanden die Autoren heraus: Jungen und Mädchen mit schwächeren schulischen Leistungen unterscheiden sich kaum in ihrer Präferenz für Wettbewerbssituationen. Doch mit steigendem individuellen Leistungsniveau klafft die Lücke zwischen den Geschlechtern immer weiter auseinander.

Die Forscher beobachteten auch den weiteren Werdegang der Schülerinnen und Schüler. Jungen mit hoher Wettbewerbsbereitschaft entschieden sich deutlich häufiger für eine Spezialisierung auf MINT-Fächer bzw. für betriebswirtschaftlich orientierte Ausbildungsplätze und waren bei der Bewerbung um Lehrstellen erfolgreicher als Mädchen mit jeweils vergleichbaren schulischen Leistungen. Der Einfluss dieser Unterschiede auf spätere Karriereentscheidungen und Verdienstaussichten sei nicht zu unterschätzen.

Welches Gewicht die unterschiedlichen Erklärungsansätze für den „Gender Pay Gap“ haben, ist unter Ökonomen nach wie vor umstritten. Weitgehende Einigkeit besteht jedoch darin, dass Maßnahmen zur Förderung einer gleichberechtigten Erwerbsbeteiligung (etwa durch bessere Kinderbetreuungsangebote und geringere steuerliche Anreize für das Alleinverdienermodell) mehr zum Schließen der Geschlechterlücke beitragen können als gesetzliche Regelungen zur Entgeltgleichheit.

Weitere Informationen dazu auch auf der „IZA World of Labor“-Themenseite:

  • What is the gender divide?

Filed Under: Research Tagged With: age-earnings profile, career, discrimination, gender pay gap, gender wage gap, household division of labor, part-time work, productivity, sorting, wage inequality, willingness to compete

Warum gesunde Neujahrsvorsätze oft von kurzer Dauer sind

January 1, 2018 by admin

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, weiß der Volksmund. Mit dem Rauchen aufhören, mehr Sport treiben, gesünder essen – auch in diesem Jahr werden sich viele von uns wieder hehre Ziele setzen, um sie schon nach kurzer Zeit wieder aus den Augen verloren zu haben. Aber warum ist das eigentlich so?

Psychologen und Ökonomen haben dafür eine wissenschaftliche Antwort parat: Mangelnde Selbstkontrolle führt dazu, dass wir manchmal Entscheidungen treffen, von denen wir wissen, dass wir sie später bereuen werden. Ungesunde Ernährung ist ein klassisches Beispiel. Bislang gibt es allerdings kaum empirisch gesichterte Erkenntnisse darüber, wie sich die Ernährungsgewohnheiten im Jahresverlauf verändern, welche individuellen Unterschiede es dabei gibt und welche Einflussfaktoren eine Rolle spielen.

In einem aktuellen IZA Discussion Paper gehen Laurens Cherchye (University of Leuven), Bram De Rock (University of Leuven), Rachel Griffth (University of Manchester), Martin O’Connell (Institute for Fiscal Studies), Kate Smith (Institute for Fiscal Studies) und Frederic Vermeulen (University of Leuven & IZA) diesen Fragen nach und liefern eine umfassende Datenanalyse, die sie anhand eines ökonomischen Modells einordnen.

Neujahrsvorsätze zeigen sich in Suchanfragen

Ein Blick auf das Google-Suchverhalten britischer und amerikanischer Nutzer offenbart: Suchbegriffe, die mit gesunder Ernährung assoziiert werden, haben zu Jahresbeginn Hochkonjunktur, bevor das Interesse in den Folgemonaten regelmäßig wieder verpufft.

Google-Suchanfragen (USA und UK) für die Begriffe „diet“ und „healthy food“

Um zu ermitteln, wie sich dieser Trend im Kaufverhalten widerspiegelt, greifen die Wissenschaftler auf Daten des Kantar Worldpanels zurück, in dem die Lebensmitteleinkäufe von rund 25.000 repräsentativen britischen Haushalten erfasst sind. Neben Art und Preis der Waren (einschließlich Informationen über Sonderangebote) geben die Daten auch Aufschluss über die demografischen Merkmale der Konsumenten.

Um haushaltsinterne Verteilungseffekte auszuschließen, konzentriert sich die Studie auf eine Stichprobe von mehr als 3.600 Singles, deren Kaufverhalten im Zeitraum 2005-2011 über mindestens 24 Monate systematisch aufgezeichnet wurde. Mittels einer anerkannten, nährstoffbasierten Punkteskala werden sämtliche Lebensmittel grob in „gesund“ bzw. „ungesund“ unterteilt.

Gesunder Januar, ungesunder Dezember

Tatsächlich zeigt sich hier ein ähnlicher Trend wie bei den Google-Suchergebnissen: Im Januar ist die Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln am höchsten, bevor sie zunächst deutlich abnimmt, sich zur Jahresmitte auf einem relativ stabilen Niveau einpendelt – und am Ende des Jahres ihren Tiefstand erreicht.

Anteil gesunder Ernährung von 3.645 Personen im Zeitraum 2005 bis 2011

Diese Beobachtungen erklären die Ökonomen anhand eines „Dual Self“-Modells: Demnach resultiert die individuelle Kaufentscheidung aus einem Kompromiss zwischen dem „gesunden“ und dem „ungesunden“ Ich. Während das erstere im Supermarkt nach Obst, Gemüse und Vollkornprodukten greifen will, verlangt das letztere nach Limonade, Chips und Süßigkeiten. Der relative Einflussgewinn des „ungesunden Ich“ ist ein Indikator für mangelnde Selbstkontrolle.

Große Unterschiede in der Ernährungsweise

Das Kaufverhalten variiert nicht nur individuell im Zeitverlauf, sondern auch zwischen den Konsumentengruppen: Während der als gesund eingestufte Warenkorb im Durchschnitt 53% aller Lebensmitteleinkäufe ausmacht, ernähren sich jeweils 5% der untersuchten Personen zu mehr als 70% bzw. zu weniger als 35% von gesunder Kost.

Hier spielen persönliche Präferenzen und die Fähigkeit, Versuchungen zu widerstehen, ebenso eine Rolle wie die individuelle wirtschaftliche Situation. Der Studie zufolge variiert die Ernährungsweise bei Geringverdienern – unabhängig von Preis- und Einkommensschwankungen – besonders stark. Zudem ist das Kaufverhalten bei jüngeren Menschen weniger konstant als bei älteren.

Ernährungsrelevante Ereignisse im Jahresverlauf

Ein Bruch in den individuellen Ernährungsgewohnheiten lässt sich auch an anderen Tagen im Jahr erkennen. Vor dem Osterfest und dem eigenen Geburtstag werden überwiegend ungesunde Lebensmittel eingekauft, bevor der reuige Konsument wieder zu seiner gewohnten Ernährungsweise zurückkehrt.

Anteil gesunder Nahrungsmittel um Ostern und Geburtstage herum (2005 bis 2011)
Bildquelle: pixabay

Filed Under: Research Tagged With: behavior, consumption, food budget, health, households, lifestyle, low income, New Year’s resolutions, preferences, self-control

Das Persönliche Erwerbstätigenkonto: Mehr Individualität in der Sozialpolitik?

December 20, 2017 by admin

Um eine erwerbsorientierte Sozialpolitik im Lebensverlauf sicherzustellen und stärker auf die individuellen Bedürfnisse auszurichten, schlägt das Bundesarbeitsministerium (BMAS) im „Weißbuch Arbeiten 4.0“ das Persönliche Erwerbstätigenkonto als Konzept vor. Die Idee: Jeder Berufseinsteiger erhält ein frei verfügbares Budget, um beispielsweise Erwerbsunterbrechungen oder Teilzeit-Phasen abzufedern, Weiterbildungsangebote zu nutzen oder einen beruflichen Neustart zu wagen. Das dreifache Ziel besteht darin, Leistungsansprüche übertragbar zu machen bzw. vom Arbeitsverhältnis zu entkoppeln, Eigeninitiative zu stärken und soziale Gerechtigkeit zu fördern.

Im Auftrag des BMAS hat ein IZA-Forscherteam um Werner Eichhorst die internationalen Modelle und Erfahrungen mit Erwerbstätigenkonten analysiert, um daraus Hinweise für eine mögliche Gestaltung eines deutschen Modells abzuleiten. Die fünf in Europa bislang realisierten Modelle unterscheiden sich klar in der Ausrichtung: In den Niederlanden, Belgien oder Österreich etwa werden die individuellen Konten zur Altersvorsorge und Ruhestandregelung genutzt. Die Kontenmodelle in Großbritannien bzw. Schottland sowie in Frankreich zielen vor allem auf berufliche Weiterbildung ab.

Das niederländische Kontenmodell strebte beispielsweise eine flexiblere Verteilung von Einkommen über den Lebenslauf an. Das Laufbahnunterbrechungsprogramm in Belgien erlaubt kürzere Arbeitszeiten oder bezahlte Auszeiten mit Kündigungsschutz und kommt damit familienpolitischen Maßnahmen wie der Elternzeit sehr nahe. Ein deutsches Modell würde sich vor allem an das französische, noch sehr junge und relativ komplexe Konzept eines persönlichen Tätigkeitskontos anlehnen. Dieses besteht aus drei Teilkonten: einem persönlichen Weiterbildungskonto, einem Konto für ehrenamtliche Tätigkeiten und einem Teilkonto für arbeitsplatzbezogene Risiken.

Lehren aus den internationalen Erfahrungen

Bei der Ausgestaltung ist zunächst die grundsätzliche Frage zu klären: Sollen vorhandene staatliche Leistungen ersetzt oder erweitert werden? Denkbar sind sowohl eine „große“ Lösung unter Einschluss vieler anderer Leistungen als auch eine „kleine“ Lösung durch eine partielle Erweiterung vorhandener Leistungen. Berührt würden im deutschen Kontext zumindest das Elterngeld und die Elternzeit, Pflegezeit, BAföG, Bildungsurlaub oder auch die geförderte Altersvorsorge. Sollen solche bedarfsorientierten Leistungen fortbestehen, ist der Spielraum für individuelle Konten deutlich eingeschränkt.

An den fünf analysierten Modellen fällt vor allem auf, dass die individuelle Gestaltungsfreiheit durch strikte Vorgaben über die konkrete Nutzung der Konten stark beschnitten ist. Hinzu kommen Verteilungs- und Akzeptanzfragen: So wäre davon auszugehen, dass Erwerbstätige mit langfristigen Arbeitsverhältnissen, in größeren Unternehmen, mit höherer Bildung und höheren Einkommen zu den Hauptnutzern zählen würden. Eine gezielte Förderung würde eine öffentliche Kofinanzierung, etwa durch direkte, steuerfinanzierte Einzahlungen auf die Konten erfordern.

Filed Under: Research

Profitieren Jungen von männlichen Grundschullehrern?

December 1, 2017 by admin

„Männer? Höchstens im Hausmeisterkabuff“, befand DIE ZEIT angesichts des schwindenden Anteils männlicher Lehrer an Grundschulen. Manche Bildungsexperten beklagen, Jungen fehle es heute an männlichen Identifikationsfiguren außerhalb der Familie. Andere sehen die „Feminisierung der Grundschule“ (SZ) gar mitverantwortlich dafür, dass Mädchen beim Bildungserfolg inzwischen die Nase vorn haben. Aber führt das Aussterben männlicher Lehrer wirklich zu einem „Nachteil Junge“ (taz)?

Dieser Frage widmet sich IZA-Fellow Patrick A. Puhani (Leibniz Universität Hannover) in einem aktuellen IZA Discussion Paper. Um einen möglichen Einfluss des Lehrergeschlechts auf die Bildungskarriere der Schüler zu messen, analysierte er administrative Daten zu fast 200.000 Viertklässlern und rund 12.000 Lehrern an hessischen Grundschulen (Männeranteil: 10%) im Zeitraum 2007-2012.

In Deutschland spielt der Übergang ins mehrgliedrige Schulsystem eine entscheidende Rolle für den späteren Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg. Puhani untersuchte daher, ob sich das Geschlecht des Lehrers auf die Wahrscheinlichkeit einer Gymnasialempfehlung für Jungen auswirkt. Dabei berücksichtigte er mögliche Unterschiede zwischen den Schulen und Lehrern hinsichtlich Qualifikation, Alter, Bezahlung, Stundenzahl und unterrichteter Fächer.

Kein Einfluss auf Schulwahl und Bildungserfolg

Zwar zeigt die Analyse, dass Jungen von männlichen Lehrern minimal häufiger eine Gymnasialempfehlung erhalten. Dies hat jedoch keine messbaren Auswirkungen auf die tatsächliche Schulentscheidung, die letztlich bei den Eltern liegt. Ebenso wenig beeinflusst dass Geschlecht des Grundschullehrers die Wahrscheinlichkeit, dass die späteren Gymnasiasten eine Jahrgangsstufe wiederholen oder die Schule wechseln müssen.

Puhani plädiert daher dafür, den Schwund an männlichen Grundschullehrern nicht zu dramatisieren. Der weitere Bildungsverlauf zeige keine Benachteiligung von Jungen. Zu möglichen negativen Auswirkungen etwa auf die Persönlichkeitsentwicklung lässt sich anhand der Daten jedoch keine Aussage treffen.

Bildquelle: pixabay

Filed Under: Research Tagged With: boys, discrimination, early tracking, education, elementary school, gender, Germany, school, teachers

  • Vorige Seite
  • Page 1
  • …
  • Page 28
  • Page 29
  • Page 30
  • Page 31
  • Page 32
  • …
  • Page 49
  • Nächste Seite

Primary Sidebar

© 2013–2025 Deutsche Post STIFTUNGImpressum | DatenschutzerklärungIZA