Der IZA-Programmbereich „Umwelt, Gesundheit und Arbeitsmärkte“ widmet sich drei hochaktuellen Forschungsthemen, die durch Klimawandel und Corona-Krise noch an Bedeutung gewonnen haben. Organisiert von Olivier Deschenes und Nico Pestel, bot der jährliche Workshop des Programmbereichs zum achten Mal ein Forum für die Präsentation und Diskussion neuer Forschungsarbeiten aus der internationalen Wissenschaft.
Schwerpunkte waren in diesem Jahr die Auswirkungen verschiedener Formen von Umweltbelastung auf den Bildungserfolg sowie die Gesundheits- und Beschäftigungseffekte umweltpolitischer Maßnahmen.
Blei schadet dem Lernerfolg
Die gesundheitsschädliche Wirkung von Blei im Trinkwasser ist hinlänglich bekannt. Mit umfangreichen Daten aus dem US-Staat North Carolina konnte Ludovica Gazze in ihrer Studie mit zwei Kolleginnen jetzt erstmals nachweisen, dass die Verhaltensauffälligkeiten und Leistungsschwächen von Schulkindern mit erhöhten Bleiwerten auch auf deren Mitschülerinnen und Mitschüler abfärben. Um den Effekt messen zu können, analysierten die Ökonominnen die schulische Laufbahn von Geschwisterkindern mit unterschiedlich hohem Anteil von Klassenkameraden, bei denen im Vorschulalter eine hohe Bleibelastung im Blut festgestellt wurde.
Dicke Luft im Klassenzimmer
Ebenfalls nachteilig auf den Lernerfolg wirkt sich schlechte Luft im Klassenzimmer aus. Juan Palacios und Koautoren maßen für ihre Studie zwei Jahre lang die CO2-Konzentration, Feinstaubbelastung, Temperatur und Feuchtigkeit in den Unterrichtsräumen von über 3.000 Schülern. Durch den Abgleich mit standardisierten Leistungsprüfungen am Ende der Schuljahre konnten die Forscher nachweisen, dass sich schlechte Luftqualität negativ auf die schulischen Leistungen auswirkt. Die Auswertung der Unterrichtszeiten legt nahe, dass bei schlechter Luft längere Pausen gemacht werden, die auf Kosten des Lernerfolgs gehen. Bauliche und organisatorische Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in Schulen seien daher gut investiertes Geld.
Umweltzonen fördern die Gesundheit
Dass Umweltzonen das Risiko von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen reduzieren, hatte bereits eine frühere IZA-Studie detailliert belegt. Ein von Hannah Klauber präsentiertes Forschungspapier zeigt nun, dass die positiven Effekte schon in der frühen Kindheit einsetzen. Auf Basis umfangreicher Krankenversicherungsdaten verglich das Forscherteam den Medikamentenbedarf von Kindern, die kurz vor bzw. nach Einführung von Umweltzonen geboren wurden. Im Verlauf der ersten fünf Lebensjahre zeigt sich dabei ein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit verschriebener Asthma-Medikamente.
Gutes Management entscheidend für Klimaschutz
Viele Regierungen setzen im Kampf gegen den Klimawandel auf verstärkten Emissionshandel, beispielsweise mit CO2-Zertifikaten. Dadurch sollen umweltschädliche Produktionsmethoden teurer und somit unattraktiver werden. Der Erfolg einer solchen marktorientierten Klimapolitik hängt jedoch entscheidend vom Sachverstand der Akteure ab, wie die von Ulrich Wagner vorgestellte Studie zeigt. Die Forscher analysierten Befragungs- und Unternehmensdaten von Betrieben, die an Pilotprojekten für den Emissionshandel in China teilnahmen. Den Ergebnissen zufolge ging der Strom- und Kohleverbrauch nur in Firmen mit überdurchschnittlich hoher Managementqualität spürbar zurück.
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Weitere Forschungspapiere sind über die Workshop-Homepage abrufbar.