In der Welt des Kakaohandels spielt sich bislang ein Großteil der Geschäfte auf der Ebene der Mittelsmänner ab, die zwischen Kleinbauern, Genossenschaften und Exporteuren vermitteln. Unehrlichkeit ist hier ein weit verbreitetes Problem, das Transparenz und Fairness in der Wertschöpfungskette massiv beeinträchtigt.
In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersuchen Delphine Boutin, Marine Jouvin and Louis Olié im Rahmen eines Experiments das Verhalten von Kakao-Mittelsmännern in der Elfenbeinküste, dem größten Kakaoproduzenten der Welt.
Mehrheit neigt zur Schummelei
In dem Experiment konnten die Probanden durch falsche Angaben zu einem Würfelergebnis ihren Geldgewinn steigern. Dabei wurde die Gewinnwahrscheinlichkeit ebenso variiert wie die Chance, dass die Lüge entdeckt und bestraft wurde. Die Ergebnisse sind ernüchternd: 78 Prozent der Mittelsmänner schummelten mindestens einmal im Verlauf des Experiments.
Besonders erschreckend ist, dass 59 Prozent systematisch betrogen, um mit jedem Würfeln einen Gewinn einzufahren. Immerhin 22 Prozent der Mittelsmänner blieben konsequent ehrlich – selbst wenn sie dadurch finanzielle Nachteile in Kauf nehmen mussten.
Die Auswertung der persönlichen Merkmale zeigt: Jüngere Teilnehmer sowie solche mit einer hohen Risikobereitschaft und ohne starke religiöse Überzeugungen zeigten eine deutlich höhere Neigung zum Betrug.
Kontrolle wirkt – aber nicht bei allen
Überwachung und Strafen können das Ausmaß an Betrug spürbar verringern. Das Risiko, beobachtet zu werden, reduzierte die Betrugswahrscheinlichkeit um 42 Prozent- und um 52 Prozent, wenn außerdem finanzielle Strafen drohten.
Doch drei von fünf Mittelsmännern betrogen auch weiterhin, ungeachtet der Konsequenzen. Die Forschenden vermuten, dass die vergleichsweise geringen Strafen in der experimentellen Situation ein zu geringes Abschreckungspotenzial hatten.
In Praxis könnten striktere Kontrollen und härtere Strafen demnach durchaus Wirkung entfalten. Erfolgversprechender erscheinen jedoch umfassendere Ansätze wie eine verbesserte Rückverfolgbarkeit der Warenströme und die Förderung ethischen Verhaltens.
Inzwischen hat auch die Politik reagiert: Eine aktuelle Reform der Kakao-Vermarktung in der Elfenbeinküste soll den Einsatz von Mittelsleuten auf Dauer überflüssig machen.