Entgegen verbreiteter Befürchtungen hat die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland zum 1. Januar 2015 nicht zu größeren Beschäftigungsverlusten geführt. Zu den möglichen Erklärungen neben der günstigen konjunkturellen Lage zählen, dass die höheren Lohnkosten von den Unternehmen in Form geringerer Gewinne oder von den Verbrauchern in Form höherer Preise getragen wurden. Denkbar ist aber auch, dass die höheren Stundenlöhne durch eine gesteigerte Produktivität aufgefangen wurden.
So kam eine der prominentesten Mindestlohn-Studien der letzten Jahre zu dem Schluss, dass der Mindestlohn die „allokative Effizienz“ erhöht habe: Beschäftigte wechselten demnach in größere, besser entlohnende und produktivere Unternehmen. Die betriebliche Produktivität wurde hier jedoch nicht gemessen, sondern anhand von Kriterien wie Branche, Unternehmensgröße und Lohnniveau geschätzt.
Auf Basis von konkreten Produktivitätsdaten aus der Verdienststrukturerhebung gelangt ein aktuelles IZA-Diskussionpapier der am IWH forschenden Mirja Hälbig, Matthias Mertens und Steffen Müller zu einem etwas anderen Ergebnis. Zwar bestätigt die Studie frühere Ergebnisse zu Löhnen und Beschäftigung und attestiert ebenfalls eine höhere gesamtwirtschaftliche Produktivität aufgrund des Mindestlohns. Allerdings sei diese nicht etwa auf den Wechsel von Beschäftigten zu produktiveren Unternehmen zurückzuführen, sondern vielmehr auf deutliche Produktivitätssteigerungen innerhalb der vom Mindestlohn betroffenen Unternehmen.
[weitere Details zu Methodik und Ergebnissen hier in englischer Sprache]