Obwohl immer mehr Frauen Wirtschaftswissenschaften studieren, schlagen nur wenige von ihnen die universitäre Laufbahn ein. Als Grund wird häufig eine systematische Diskriminierung vermutet, die sich jedoch in der Praxis schwer nachweisen lässt. Die schwelende Sexismus-Debatte wurde zuletzt durch eine Studie von Alice Wu befeuert, nach der Frauen in einem anonymen Internetforum für Nachwuchsökonomen in erschreckender Regelmäßigkeit mit abfälligem Vokabular belegt werden.
Ein aktuelles IZA Discussion Paper liefert nun empirische Befunde aus der realen Welt, die ebenfalls für eine verbreitete Ungleichbehandlung der Geschlechter in der akademischen Welt sprechen. Das Autorenteam Friederike Mengel, Jan Sauermann und Ulf Zölitz nutzte dafür Daten aus rund 20.000 Bewertungen von Lehrkräften durch Studierende der School of Business and Economics an der Universität Maastricht, einer der renommiertesten Business Schools in Europa.
Die Auswertung zeigt, dass weibliche Lehrkräfte am Semesterende systematisch schlechter bewertet wurden, obwohl sich die Qualität der Lehre – gemessen am Arbeitsaufwand der Studierenden und ihren Leistungen in zentral durchgeführten Prüfungen – nicht nennenswert unterschied und die Kursteilnehmer den Lehrenden per Losverfahren zugeordnet werden. Selbst identisches Lehrmaterial wie Fachbücher und Online-Lernplattformen wurden schlechter bewertet, wenn eine Frau den Kurs geleitet hatte. Die Negativbewertungen kamen hauptsächlich, aber nicht ausschließlich von männlichen Studenten.
Evaluationen durch Studierende sind für Professoren, Dozenten und Tutoren durchaus beförderungsrelevant und werden auch bei Neueinstellungen und Vertragsverlängerungen immer häufiger herangezogen. Aus den beobachteten Bewertungen dürften sich daher Karrierenachteile und demotivierende Effekte insbesondere für junge Doktorandinnen ergeben, so die Einschätzung der Autoren.
Die Erkenntnisse sind jedoch nicht nur für den Wissenschaftsbetrieb relevant. „Viele Absolventen dieser Business School übernehmen später Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Verw
altung, wo sie dann auch selbst Personalentscheidungen treffen. Auf Basis unserer Ergebnisse muss man also leider davon ausgehen, dass sich die Ungleichbehandlung von Frauen dort fortsetzt“, erklärt Ulf Zölitz vom briq Institute on Behavior & Inequality.