Wie nutzen Unternehmen unerwartete Mehreinnahmen? Theoretisch könnten sie die Dividende steigern, neue Maschinen kaufen, mehr Mitarbeiter einstellen oder die Gehälter anheben. Was tatsächlich passiert, lässt sich in der Praxis schwer beobachten, weil zusätzliches Geld in der Regel nicht vom Himmel fällt, sondern auf Produktivitätssteigerungen zurückgeht.
Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Sabrina T. Howell und J. David Brown betrachtet daher den speziellen Fall eines plötzlichen, von der Arbeitsproduktivität unabhängigen Geldsegens: Im Rahmen des US-Forschungsförderprogramms Small Business Innovation Research (SBIR) können sich kleine Unternehmen aus der Hightech-Branche für staatliche Fördermittel bewerben. Dabei handelt es sich um eine Art Anschubfinanzierung für Innovationen, die jedoch nicht an ein bestimmtes Projekt gebunden ist und deren Verwendung nicht überprüft wird. Indem die Forscher erfolgreiche mit erfolglosen Antragstellern verglichen, konnten sie ermitteln, wofür die geförderten Unternehmen die zusätzlichen Mittel einsetzten.
Gehaltsverzicht wird in besseren Zeiten belohnt
Die Analyse zeigt, dass ein Großteil der Fördergelder unmittelbar in die Gehälter der Belegschaft floss. Die Aufteilung unter den Beschäftigten richtete sich dabei nicht nach deren Position im firmeninternen Gehaltsgefüge, sondern in erster Linie nach der Betriebszugehörigkeit: Je länger ein Mitarbeiter bereits beim Unternehmen beschäftigt war, desto größer der Lohneffekt. Neueinstellungen nach der Förderzusage profitierten hingegen nicht von höheren Einstiegsgehältern.
Eine Umfrage unter den Managern der geförderten Betriebe bestätigte die Vermutung der Forscher, dass bei den Gehaltsverhandlungen in kleineren Hightech-Firmen die Praxis des „Backloading“ weit verbreitet ist: Solange die Finanzlage des Unternehmens angespannt ist, geben sich die Mitarbeiter mit niedrigen Gehältern zufrieden – mit der Aussicht, am späteren Unternehmenserfolg entsprechend finanziell zu partizipieren.