Deutschland wird im europäischen Vergleich häufig ein überdurchschnittlich progressives Steuersystem attestiert. Die einzigartige, mehrstufige Progressionsformel der Einkommensteuer trägt ohne Zweifel zu dieser Sichtweise bei. Um ein umfassendes Bild der Progressivität eines Gesamtsystems zu bekommen, müssen jedoch andere Steuer- und Abgabenarten, wie indirekte Steuern und Sozialversicherungsabgaben, mit einbezogen werden. In einem aktuellen IZA Standpunkt quantifizieren Andreas Peichl, Nico Pestel und Sebastian Siegloch die Gesamtprogressivität des deutschen Steuer-, Abgaben- und Transfersystems und diskutieren sie im europäischen Kontext. Darüber hinaus werden die vom Steuersystem ausgehenden Umverteilungswirkungen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Progressivität Deutschlands im europäischen Vergleich insgesamt eher im mittleren Bereich anzusiedeln ist. Selbst der Einkommensteuer kann nur eine mittlere Progressivität, dafür aber eine relativ hohe Umverteilungswirkung bescheinigt werden. Diese wird allerdings durch die stark regressiv wirkenden Sozialversicherungsbeiträge und die indirekten Steuern reduziert. Die Forscher fordern, dass an die Stelle des gegenwärtigen Systems ein integriertes Steuer- und Abgabensystem tritt, das die Regressivität der Sozialversicherungsabgaben beseitigt und eine Reduktion der Progression für mittlere Einkommen erreicht.
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