In Entwicklungsländern bestehen die privaten Haushalte oft aus vielen Personen. Je mehr Kinder die Familie hat, desto geringer fällt der Anteil des Haushaltsbudgets pro Person aus. Großfamilien profitieren jedoch beim gemeinsamen Konsum auch von sogenannten „Skaleneffekten“, etwa durch die gemeinschaftliche Nutzung von Wohnraum, Haushaltsgeräten und Verbrauchsgütern. Für die Messung von Armut und Ungleichheit ist daher entscheidend, was sich daraus unterm Strich für die Einzelperson an Konsummöglichkeiten ergibt.
In einem aktuellen IZA-Forschungspapier entwickeln Rossella Calvi, Jacob Penglase, Denni Tommasi und Alexander Wolf eine neue Berechnungsmethode, die diese gegenläufigen Wirkungen der haushaltsinternen Ressourcenallokation und der Skaleneffekte berücksichtigt. Anhand dieses Haushaltsmodells schätzen sie das individuelle Konsumpotenzial der Menschen in Bangladesch und Mexiko.
Länderunterschiede
Die beiden Entwicklungsländer unterscheiden sich deutlich bei der haushaltsinternen Ressourcenverteilung. So spielen in Bangladesh Skaleneffekte durch den gemeinschaftlichen Konsum in Haushalten eine geringere Rolle als in Mexiko, wo wiederum ein höherer Anteil des Haushaltsbudgets auf Frauen entfällt. Während Kinder in beiden Ländern über die geringsten Anteile der Haushaltsressourcen verfügen, ist ihr Nachteil gegenüber Erwachsenen in Bangladesh ausgeprägter.
Auf der Grundlage ihres neuen Modells berechnen die Forscher länderspezifische Armutsquoten, die um Skaleneffekte und haushaltsinterne Ungleichheit bereinigt sind. Dabei zeigt sich, dass die üblicherweise genutzten Äquivalenzskalen zur Berücksichtigung der Haushaltsgröße die individuelle Armut tendenziell unterschätzen, weil sie zu große Skaleneffekte annehmen. Umgekehrt führt das Vernachlässigen von Skaleneffekten dazu, dass die Armutsquote überschätzt wird.