Ungleichbehandlung aufgrund der sexuellen Orientierung zieht sich durch verschiedene Bereiche der Arbeitswelt. Während Lohndiskriminierung und Mobbing wissenschaftlich bereits umfassend untersucht wurden, mangelt es noch an fundierten Erkenntnissen zur Benachteiligung beim Karriereaufstieg. Ein aktuelles IZA Discussion Paper von Cevat Giray Aksoy (EBRD & IZA) und Koautoren untersucht diesen Aspekt erstmals auf Basis umfangreicher britischer Daten von über 600.000 Befragten.
Demnach sind homosexuelle Beschäftigte zwar überdurchschnittlich häufig in beruflichen Positionen mit Personalverantwortung vertreten, allerdings zumeist auf den unteren Führungsebenen. Beim Aufstieg ins Top-Management sind schwule Männer bei gleicher Eignung gegenüber ihren heterosexuellen Kollegen benachteiligt. Gleiches gilt für lesbische Arbeitnehmerinnen, wenn auch in geringerem Maße.
Die Forscher halten Diskriminierung für die plausibelste Erklärung, zumal sie keine Hinweise auf systematische Unterschiede beim Qualifikationsniveau und anderen produktivitätsrelevanten Merkmalen finden, die für geringere Aufstiegschancen ursächlich sein könnten. Gelänge es mehr Angehörigen sexueller Minderheiten, die „gläserne Decke“ zu durchstoßen, würde sich dies nach Einschätzung der Autoren positiv auf die Chancengerechtigkeit für den Führungsnachwuchs auswirken.