Finanzielle Anreize für die Ansiedelung von Film- und Fernsehproduktionen sind ein in vielen Ländern beliebtes Instrument der Wirtschaftsförderung. Die Politik erhofft sich davon neben der Schaffung einer regionalen Filmindustrie auch die Stimulierung unterstützender Branchen und eine allgemeine Aufwertung der Region durch die Leinwandpräsenz. Diese Ziele werden jedoch laut einem aktuellen IZA-Forschungspapier von Patrick Button größtenteils verfehlt, zumindest in den USA.
Plötzlicher Boom der Filmförderung
In den USA ist die Filmförderung nach der Jahrtausendwende förmlich explodiert, wie Abbildung 1 veranschaulicht. Zum Höhepunkt Ende der 2000er Jahre gewährten 40 Bundesstaaten sogenannte State Film Incentives (SFI). Zugleich stieg die Großzügigkeit der Vergünstigungen auf durchschnittlich 20 bis 30 Prozent der Produktionskosten (siehe Abbildung 2). Kaum eine andere Branche wurde so intensiv umworben wie die Filmindustrie.
Um die Effekte von SFIs auf die Filmproduktion und die regionale wirtschaftliche Entwicklung zu ermitteln, vergleicht Button einzelne Bundesstaaten vor und nach der Einführung von SFIs mit ähnlichen Bundesstaaten, die im gleichen Zeitraum keine SFIs gewährten. Dafür hat der Forscher eine umfangreiche Datenbank erstellt, die Informationen zur jeweils geltenden Rechtslage mit den Drehortangaben von TV-Serien und Spielfilmen verknüpft. Die Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft misst er anhand von Quartalsdaten zu Beschäftigung und Löhnen in der Filmindustrie und unterstützenden Branchen wie Catering, Fahrdienstleistungen oder Kostümverleih.
Keine nennenswerten wirtschaftlichen Effekte
Buttons Analyse ergab, dass die Steueranreize auf die Produktion von Spielfilmen keinerlei Einfluss hatten. Bei den mit längerfristigen Investitionen verbundenen Fernsehserien zeigte die Standortpolitik hingegen Wirkung: Bundesstaaten mit SFI gelang es, die Ansiedelung von TV-Produktionen um bis zu 56 Prozent zu steigern, was 0,5 bis 1,5 Produktionen pro Jahr entspricht. Besonders erfolgreich waren Staaten mit bereits bestehender Filmindustrie.
Allerdings bliebt der erhoffte Schub für die regionale Wirtschaft aus: Weder in der Filmindustrie selbst noch in den verwandten Branchen zeigten sich spürbare Effekte auf Beschäftigung, Unternehmensgründungen oder Löhne. Button schließt daraus, dass das Potenzial von Steueranreizen zur Wirtschaftsförderung allgemein überschätzt wird, wenn selbst aggressive Anreize für eine relativ mobile, standortunabhängige Branche keinerlei Arbeitsmarkteffekte entfalten.