Soziale Vergleiche und Handlungen der Menschen um uns herum beeinflussen uns in unseren Entscheidungen. Unser direktes Umfeld ist allerdings kein Querschnitt der Gesellschaft, sondern wir suchen uns bewusst aus, mit wem wir uns vergleichen. Doch macht es einen Unterschied für die Leistungsbereitschaft, ob sich Mitarbeiter ihre Büronachbarn selbst wählen können oder Schüler für bestimmte Aufgaben eigenständig Gruppen bilden?
Dieser Frage sind die Bonner Doktoranden Lukas Kießling, Jonas Radbruch und Sebastian Schaube in einem Feldexperiment nachgegangen, dessen Ergebnisse jetzt als IZA Discussion Paper erschienen sind. Die Forscher ließen über 600 Siebt- bis Zehntklässler im Rahmen des Sportunterrichts jeweils zwei Linienläufe absolvieren – zunächst alleine, dann zu zweit.
Dabei wurde die Zusammenstellung der Laufpaare in einem Teil der Klassen per Zufall ausgelost, während die anderen Teilnehmer ihren Wunschpartner namentlich benennen bzw. nach der im Vorlauf erzielten Zeit auswählen konnten. Hatten sie die Wahl, wollten sich die Schülerinnen und Schüler bevorzugt mit engen Freunden bzw. mit gleich schnellen oder etwas leistungsstärkeren Läufern messen.
Im Schnitt waren alle Schüler im gemeinsam absolvierten Lauf schneller als bei der Einzelmessung. Allerdings fiel die Leistungssteigerung deutlich größer aus (siehe Abbildung), wenn die Läufer Einfluss auf ihre Mitstreiter hatten – und zwar unabhängig davon, ob sie diese anhand des Namens oder der relativen Leistung ausgewählt hatten.
In allen drei Versuchsvarianten profitierten die Teilnehmer überproportional stark von schnelleren Partnern. Eine detailliertere Analyse der Daten zeigt jedoch, dass nicht die tatsächliche Zusammensetzung der Paare ausschlaggebend für den Leistungsschub ist, sondern die „Kontrolle über die Situation“: Bereits die bloße Möglichkeit, seinen Partner selbst bestimmen zu können, führte zu einer höheren Leistungsbereitschaft.
Die Erkenntnisse verdeutlichen also einerseits den leistungsentfaltenden Einfluss von sozialen Vergleichen. Andererseits zeigen sie auch, dass es kontraproduktiv sein kann, wenn eine Lehr- oder Führungskraft die Schüler bzw. Mitarbeiter anhand bestimmter Kriterien in optimale Gruppen einzuteilen versucht. Denn der zusätzliche Motivationseffekt durch die eigene Entscheidungsmöglichkeit geht dabei verloren.