Seit ihrer Einführung ab dem Jahr 2008 sind die Umweltzonen in deutschen Großstädten und Ballungsräumen heftig umstritten. Die Mehrheit der Deutschen lehnt sie ab. Zu groß die bürokratischen Hürden und die finanzielle Belastung etwa für Kleinunternehmer mit alten Transportern, zu gering dagegen der Nutzen für Natur und Gesundheit, so die verbreitete Meinung.
Durchweg positive Auswirkungen der Umweltzonen auf die Luftqualität in deutschen Städten attestiert dagegen der Ökonom Hendrik Wolff von der University of Washington in einem neuen IZA Discussion Paper. Die Studie basiert auf Luftqualitätsmessungen des Umweltbundesamtes und nutzt zudem Zulassungsdaten des Kraftfahrtbundesamtes. Insgesamt hat sich demnach die Feinstaubbelastung an Hauptverkehrsadern von Umweltzonen zwischen 2005 und 2008 um neun Prozent verringert. Am stärksten waren die positiven Effekte in Berlin, Mannheim und Hannover, wo die Luft um bis zu 15 Prozent reiner wurde.
In Berlin sank die Feinstaubbelastung nicht nur innerhalb der von über einer Million Menschen besiedelten Umweltzone um 15 Prozent, sondern auch in Nachbargemeinden um neun Prozent. Dies zeigt, dass auch angrenzende Gegenden ohne Umweltzone von dieser Maßnahme profitieren. Für Gesamtdeutschland lag dieser Effekt auf Nachbargemeinden allerdings nur bei drei Prozent.
Die Effekte schwanken, weil regional unterschiedlich viele Fahrzeuge mit grüner Plakette angemeldet wurden. Die Studie belegt, dass die Bereitschaft zum Umrüsten umso höher ist, je näher der Fahrzeughalter an der nächsten Umweltzone wohnt. Wolff widerspricht auch der These, dass Besitzer von alten, umweltschädlichen Fahrzeugen dazu neigen, die Umweltzonen zu umfahren, um das Umrüsten zu vermeiden.
Besonders umweltbewusst beim Autokauf zeigten sich die Bonner und Regensburger, obwohl es in Regensburg bis heute keine Umweltzone gibt. Hier sorgte allein die Ankündigung der Stadt, eine solche Zone einführen zu wollen, für eine hohe Nachfrage nach umweltfreundlicheren Fahrzeugen. Kurz vor der Einführung wurde die Maßnahme von der Stadt zurückgerufen.
In Wohngebieten und Parks – also überall dort, wo es innerhalb von Städten wenig Autoverkehr gibt – waren kaum Verbesserungen auszumachen. Überraschenderweise scheinen andere Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in den Jahren 2005 bis 2008, etwa der Ausbau von Umgehungsstraßen oder des öffentlichen Nahverkehrs, keine messbaren positiven Auswirkungen gehabt zu haben.
Insgesamt fällt die Kosten-Nutzen-Rechnung der Umweltzonen laut Wolff eindeutig positiv aus. In einer groben Schätzung kommt er auf einen positiven Nettoeffekt von rund einer Milliarde Dollar. Legt man den von Ökonomen berechneten „statistischen Wert“ des menschlichen Lebens zu Grunde, so führt der gesundheitliche Nutzen der Luftreinheit (weniger Atemwegserkrankungen, geringere Sterblichkeit) zu einem Plus von rund zwei Milliarden Dollar. Die Kosten für den Austausch bzw. die Umrüstung von Fahrzeugen liegen dagegen mit etwa einer Milliarde Dollar deutlich darunter.
Lesen Sie die englische Kurzzusammenfassung der Studie oder laden Sie das komplette IZA Discussion Paper [pdf] herunter.