Die Corona-Krise hat dem Homeoffice einen unerwarteten Boom beschert. Laut einer Eurofound-Erhebung vom April 2020 verlegten EU-weit 37 Prozent der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz während der Krise zumindest teilweise nach Hause. Am Beispiel Österreichs, wo der Wert mit 41 Prozent über dem EU-Durchschnitt liegt, untersuchen Omar Bamieh und Lennart Ziegler in einem aktuellen IZA-Forschungspapier, inwieweit sich diese Entwicklung in neuen Stellenausschreibungen niederschlägt. Das Projekt wurde vom IZA im Rahmen des Coronavirus Emergency Research Thrust gefördert.
Für ihre Analyse nutzten die Autoren umfangreiche Daten des größten österreichischen Online-Stellenportals. Dieser Forschungsansatz hat gegenüber amtlichen Statistiken den Vorteil, dass sich Veränderungen des Arbeitsangebots nahezu in Echtzeit ablesen lassen und detaillierte Informationen zu Jobmerkmalen und Einstellungsvoraussetzungen abrufbar sind.
Rückgang der Stellenangebote um ein Drittel
Die Auswertung zeigt zunächst, dass es nach den Corona-Beschränkungen im März 2020 zu einem deutlichen Rückgang der Stellenausschreibungen kam, der auch nach den ersten Lockerungen anhielt: Im zweiten Quartal verringerte sich die Zahl der Jobangebote auf dem Online-Portal gegenüber dem Vorjahr von rund 75.000 auf 50.000.
Gemessen am verlangten Bildungsabschluss betraf der Rückgang an neuen Stellen alle Qualifikationsniveaus gleichermaßen, obwohl von den pandemiebedingen Jobverlusten vorrangig Beschäftigte mit geringer bis mittlerer Qualifikation betroffen waren. Die Verdienstaussichten veränderten sich hingegen kaum – das durchschnittliche Lohnangebot ging gegenüber dem Vorkrisenniveau nur um 0,2 Prozentpunkte zurück.
Homeoffice-Angebote vor allem für höher Qualifizierte
Ein expliziter Hinweis auf Möglichkeiten für Telearbeit, Homeoffice oder andere Formen des mobilen Arbeitens blieb in den neuen Stellenauschreibungen insgesamt zwar weiterhin die Ausnahme. Doch bei den Jobangeboten für höher qualifizierte Bewerbende mit mindestens allgemeiner Hochschulreife zeigte sich eine Zunahme der Homeoffice-Angebote um bis zu ein Viertel. Dieser Trend hielt auch mehrere Monate nach Ende des ersten Lockdowns an und beschränkte sich nicht allein auf berufliche Tätigkeiten, die typischerweise mit Telearbeit assoziiert werden.
Die Autoren schließen daraus auf einen grundlegenderen organisatorischen Wandel, da offenbar viele Unternehmen in der Krise festgestellt hätten, dass sich mehr Tätigkeiten als bislang gedacht ins Homeoffice verlagern lassen.