In mehreren Studien haben IZA-Experten in den letzten Jahren die staatlichen Förderprogramme zur Existenzgründung und beruflichen Selbständigkeit untersucht. Die Resultate waren durchweg positiv: Im Allgemeinen ist es den Förderinstrumenten gut gelungen, zuvor Arbeitslose bei Ihrem Weg in die berufliche Selbständigkeit während der „kritischen“ Anfangsphase zu unterstützen. Die Geförderten konnten somit langfristig in Beschäftigung integriert und ihre Einkommenssituation verbessert werden.
In einer weiteren, jetzt im Journal of Population Economics veröffentlichten Studie analysieren Marco Caliendo und Steffen Künn erstmals detailliert die Wirksamkeit der Gründungsförderungsprogramme der Bundesagentur für Arbeit für weibliche Teilnehmer. Dabei zeigte sich neben den Gründungserfolgen ein weiterer positiver Nebeneffekt: Anders als bei traditionellen Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik ließ sich bei den Programmteilnehmerinnen im Vergleich zu nicht-geförderten Frauen kein Rückgang der Geburtenrate feststellen.
Die Studie verweist auf die nach wie vor zahlreichen geschlechtsspezifischen Hürden, mit denen Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu kämpfen haben – allen voran die problematische Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Durchschnitt gestaltet sich deshalb auch die Reintegration von arbeitslosen Frauen in den Arbeitsmarkt schwieriger als dies für männliche Arbeitslose der Fall ist. Weiterbildungen, Umschulungen oder Bewerbertraining können zwar die Beschäftigungswahrscheinlichkeit der Teilnehmerinnen im Vergleich zu Nicht-Teilnehmerinnen erhöhen, doch nimmt dabei die Geburtenhäufigkeit erkennbar ab. Offenbar geben viele Frauen dem Wiedereinstieg in eine Vollbeschäftigung Vorrang vor weiteren Kinderwünschen, oder sie stellen diese aufgrund fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten und mangelnder zeitlicher Flexibilität in den gefundenen Jobs zurück.
Mehr zeitliche Flexibilität bei Selbstständigkeit
Vor diesem Hintergrund könnte eine intensivere Förderung der beruflichen Selbständigkeit von arbeitslosen Frauen eine ernstzunehmende Alternative darstellen, schlussfolgern die Wissenschaftler. Die Gründungszuschüsse helfen Frauen dabei, Familie und Beruf besser miteinander zu kombinieren, indem sie ihre selbständige berufliche Tätigkeit zeitlich flexibel an die Bedürfnisse der Familie anpassen können.
Basierend auf Befragungsdaten von Teilnehmerinnen an zwei unterschiedlichen Varianten von Gründungszuschüssen der Bundesagentur für Arbeit zeigt die Studie, dass sich die Beschäftigungswahrscheinlichkeit der teilnehmenden Frauen im Vergleich zu nicht teilnehmenden Frauen langfristig – und bei steigendem Einkommen – erhöht, ohne dass sich dies negativ auf die Fertilitätsrate auswirkt. Anders als männliche Selbständige gründen Frauen häufiger kleinere Unternehmen (in Bezug auf Investitionsvolumen und Mitarbeiterzahl) und arbeiten weniger Stunden. Sie nutzen also die Flexibilitätspotenziale der Selbständigkeit aus und entscheiden sich umso eher für weitere Kinder. „Die Förderung weiblicher Firmengründer hat auch einen wichtigen familien- und gesellschaftspolitischen Effekt“, so das Fazit der Experten.
Die Vorabfassung der jetzt im Journal of Population Economics erschienenen Studie ist als IZA Discussion Paper No. 6830 (PDF) abrufbar.
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