Der Einbruch der industriellen Produktion in China zu Beginn der Corona-Krise war mit einiger Verzögerung auch in Deutschland schmerzhaft zu spüren: Die Masken wurden knapp, und viele Unternehmen mussten ihre Produktion herunterfahren, weil die Lieferungen aus China ausblieben. Das hat eine breite Diskussion über die Abhängigkeit offener Volkswirtschaften von globalen Lieferketten entfacht.
Im IZA-Vortrag wendet sich ifw-Präsident Gabriel Felbermayr gegen die Einschätzung, ein Rückzug aus der Weltwirtschaft würde die heimische Wirtschaft weniger verwundbar machen. Die internationale Arbeitsteilung biete eine gute Absicherung gegen länderspezifische Schocks wie Naturkatastrophen oder Wirtschaftskrisen und schade auch bei simultanen Schocks wie im Falle der Corona-Pandemie nicht.
Wer keinen Zugang zu globalen Märkten und Technologien hat, kommt in aller Regel schwieriger durch Krisen.
Tatsächlich sei die Resilienz der Lieferketten größer als oft gedacht. So habe sich am Beispiel der Masken gezeigt, dass die Engpässe durch Produzenten in aller Welt schnell beseitigt worden seien. Auch gebe es nur wenige Produkte, die ausschließlich in einem bestimmten Land produziert würden. Entscheidend sei eine stärkere Diversifizierung sowohl auf der Makroebene, etwa durch Freihandelskommen, als auch auf der Mikroebene, indem Unternehmen auf mehrere Lieferanten setzen.
Die größere Sorge seien politische Risiken, „wenn Partner sagen, wir liefern nicht“. Die Schwächung der Welthandelsorganisation habe dazu geführt, dass opportunistisches Verhalten zunehme und Sanktionsmechanismen nicht mehr zuverlässig greifen würden. Das beste Rezept für Europa sei eine Stärkung des Binnenmarkts, weil dadurch die Verhandlungsposition verbessert und die Krisenanfälligkeit verringert werde.
Hier der komplette Vortrag mit anschließender Fragerunde als Video:
Weitere Infos zur IZA-Forschung „Corona-Krise und Arbeitsmarkt“: covid-19.iza.org