Die Covid-19-Pandemie hat die deutsche Wirtschaft in eine schwere Krise gestürzt. Allerdings konnten die sozialen Sicherungssysteme, die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sowie die finanziellen Stützen der Bundesregierung einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit über das beobachtbare Maß hinaus verhindern. Darauf weist Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), im Rahmen der virtuellen IZA-Vortragsreihe zu den wirtschaftspolitischen Lehren aus der Pandemie hin.
Schwierigkeiten ergäben sich jedoch vor allem bei Neueinstellungen und auf dem unter rückläufigen Bewerberzahlen leidenden Ausbildungsmarkt, so Fitzenberger. Gründe dafür seien Unsicherheiten über die Zukunft einiger Branchen, der Ausfall von Maßnahmen zur Berufsorientierung, wie Messen, Praktika oder Beratungsgespräche, und damit einhergehend eine erschwerte Erreichbarkeit von Jugendlichen.
Schülerinnen und Schüler mit guten Leistungen würden daher zunehmend im Bildungssystem verbleiben und einen höheren Abschluss anstreben. Ein ähnlicher Anstieg der Hochschuleinschreibungen sei auch zwei Jahre nach der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 zu beobachten gewesen. Für leistungsschwächere Schüler hingegen wachse mit jedem Jahr die Konkurrenz um Ausbildungsplätze, so dass sich vielfach nur die Aussicht auf eine Beschäftigung im Niedriglohnsektor biete.
Eine weitere Folge der Pandemie sieht Fitzenberger in der beschleunigten digitalen Transformation der deutschen Wirtschaft und des Arbeitsmarkts. Im Berufsalltag habe sich gezeigt, dass die Nutzung digitaler Technologien in der Arbeitswelt effektiv sei. Traditionellere Modelle der Zusammenarbeit wie Dienstreisen würden daher wohl auch langfristig zurückgehen. Die Politik müsse diese Umstrukturierung begleiten, besonders durch eine Neugestaltung der Weiterbildungsangebote. Hierfür würden zwar umfangreiche Mittel bereitgestellt, jedoch sei die Nachfrage nach derartigen Programmen weiterhin zu gering.
Neben diesen Herausforderungen sieht Fitzenberger allerdings auch einen Hoffnungsschimmer: Dass sich die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal des letzten Jahres schnell erholt habe, spreche dafür, dass der deutsche Arbeitsmarkt und die Wirtschaft insgesamt nicht unter Strukturproblemen litten, die eine schnelle Erholung verhindern würden. Nach dem Ende der Pandemie sei daher durchaus mit einem schnellen konjunkturellen Aufschwung zu rechnen.
Hier der komplette Vortrag mit anschließender Fragerunde als Video:
Weitere Infos zur IZA-Forschung „Corona-Krise und Arbeitsmarkt“: covid-19.iza.org