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IZA – Institute of Labor Economics

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Online-Stellenbörsen bieten viel Potenzial – für den Arbeitsmarkt und die Forschung

October 8, 2019 by Mark Fallak

Internetdaten für die sozialwissenschaftliche Forschung nutzbar zu machen, zählt zu den Hauptaufgaben des Forschungsdatenzentrums IDSC am IZA. Marktaktivitäten aller Art – vom Austausch von Waren, Dienstleistungen und Informationen bis hin zum Heiratsmarkt – finden inzwischen online statt.

Auch der Arbeitsmarkt wird durch Online-Börsen effizienter, weil sich Angebot und Nachfrage passgenauer zueinander bringen lassen. Zugleich entstehen dadurch endlose Datenströme, die der Wissenschaft helfen können, das Verhalten von Marktteilnehmern besser zu verstehen und Prozesse zu optimieren.

Im Rahmen des zweiten IZA-Workshops zum Thema „Matching Jobs and Workers Online“, der in diesem Jahr vom Kooperationspartner CAIS in Bochum ausgerichtet wurde, stellen internationale Experten einige dieser neuen Erkenntnisse vor.

So liefern Online-Daten aus Stellenbörsen beispielsweise Hinweise auf die veränderten Qualifikationsanforderungen in einzelnen Berufen, wodurch sich erklären lässt, warum die Arbeitslosigkeit auch bei wachsendem Angebot an offenen Stellen nicht notwendigerweise zurückgeht.

Lesen Sie eine ausführlichere Zusammenfassung in englischer Sprache.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: internet data, labor demand, labor supply, matching, online job boards

Feinstaub in der Raumluft beeinträchtigt kognitive Leistungen

October 4, 2019 by Mark Fallak

Bereits eine geringere Verschlechterung der Luftqualität in Innenräumen wirkt sich signifikant auf die intellektuelle Leistungsfähigkeit aus. Diesen Zusammenhang belegt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Steffen Künn, Juan Palacio und Nico Pestel anhand von umfangreichen Daten aus Schachturnieren.

Die Ökonomen analysierten über einen Zeitraum von drei Jahren insgesamt rund 30.000 Züge von 121 Schachspielern in 596 Partien. Um die Qualität der von den Spielern getroffenen Entscheidungen objektiv bewerten zu können, verglichen sie die tatächlich ausgeführten Züge mit den Lösungen, die ein Schachcomputer errechnet hatte. Mit Raumluftsensoren maßen sie die Schadstoffbelastung an den einzelnen Spieltagen, wobei sie andere Einflüsse etwa durch Lärm, Luftfeuchtigkeit oder Temperatur ebenfalls berücksichtigten.

Der Auswertung zufolge erhöht eine Zunahme des Feinstaubs (PM2.5) um 10 Mikrogramm pro Kubikmeter die Wahrscheinlichkeit eines falschen Spielzuges um 26,3 Prozent. Besonders ausgeprägt war der Effekt unter hohem Zeitdruck in der Schlussphase der Partie und gegen starke Gegner.

Da Teilnehmer an Schachturnieren hochqualifizierten Beschäftigten ähneln, die in kurzer Zeit strategische Entscheidungen auf der Grundlage komplexer Überlegungen fällen müssen, liefern die Ergebnisse wichtige Fingerzeige für die Arbeitswelt der Zukunft, in der intellektuell fordernde Tätigkeiten gegenüber manuellen Routineaufgaben an Bedeutung gewinnen.

Nach Einschätzung der Autoren wird der negative Effekt verschmutzter Luft auf die Arbeitsproduktivität bislang unterschätzt – auch weil sich kognitive Leistungen im realen Arbeitsleben schwerer messen lassen.

Filed Under: Research Tagged With: air quality, cognitive skills, decision making, fine particulate matter, pollution

Umweltzonen fördern die Gesundheit

September 27, 2019 by Mark Fallak

Durch einen signifikanten Rückgang der Belastung mit Feinstaub (PM10) und Stickstoffdioxid (NO2) in Umweltzonen deutscher Städte ist auch die Zahl diagnostizierter Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den betreffenden Gebieten zurückgegangen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der IZA-Wissenschaftler Nico Pestel und Florian Wozny.

Die Forscher nutzen Krankenhausdaten der Jahre 2006 bis 2016, aus denen die Häufigkeit einzelner Diagnosen hervorgeht. Anhand der genauen Geodaten sämtlicher Umweltzonen in Deutschland berechnen sie, zu welchem Anteil die Einzugsgebiete der Krankenhäuser in eine Umweltzone fallen. Die Daten zur Luftqualität stammen aus den Messstationen des Umweltbundesamtes, die den jeweiligen Umweltzonen zugeordnet werden.

Andere Einflussfaktoren herausgerechnet

Mit dieser Methode lassen sich Unterschiede nicht nur im Zeitverlauf, sondern auch innerhalb von Städten messen. Die Ökonomen können daher im Gegensatz zu früheren Studien generelle Trends zwischen Städten herausrechnen und zusätzlich überprüfen, ob Umweltzonen etwa zu Ausweichreaktionen der Autofahrer und somit zu erhöhter Luftbelastung auf Nebenstrecken führen.

Der Analyse zufolge führt beispielsweise eine eine um 20 Prozentpunkte erhöhte Abdeckung des Einzugsgebiets durch eine Umweltzone zu einem Rückgang koronarer Herzkrankheiten um 5,3 Prozent, was bei einem durchschnittlichen Krankenhaus etwa 30 Fällen pro Jahr entspricht. Bei den chronischen Erkrankungen der unteren Atemwege, wie zum Beispiel Asthma, ergibt sich eine Reduktion um 4,4 Prozent bzw. neun Fälle pro Jahr.

Da die Luftqualität auch die Arbeitsproduktivität beeinflusse, sei nach Einschätzung der Autoren davon auszugehen, dass die positive Gesamtwirkung der Umweltzonen über den direkt messbaren Gesundheitseffekt noch deutlich hinausgehe.

Filed Under: Research Tagged With: air pollution, emission, environment, health, traffic

Kinder berufstätiger Mütter arbeiten als Erwachsene selber mehr

September 19, 2019 by Mark Fallak

Inwieweit sich der Arbeitsmarkterfolg über die Generationen hinweg „vererbt“, ist für Wissenschaft und Politik von Interesse, wenn es um Chancengleichheit und soziale Mobilität geht. Dass die Verdienstchancen eng mit dem Elternhaus zusammenhängen, ist inzwischen vielfach belegt. Bislang kaum erforscht ist jedoch, welche Rolle die Erwerbstätigkeit der Mutter für die generelle Erwerbsneigung der Kinder spielt.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier gehen Gabriela Galassi, David Koll and Lukas Mayr dieser Frage anhand von Daten der Langzeiterhebung National Longitudinal Survey of Youth in den USA nach. Die Forscher betrachten dabei die Erwerbsverläufe von 1.373 Müttern und 2.339 zugehörigen Kindern.

Enger Zusammenhang bei der Dauer der Erwerbstätigkeit

Die Analyse zeigt eine deutliche Korrelation zwischen der Erwerbstätigkeitsdauer von Müttern und Kindern, jeweils im Alter von 25 bis 45 Jahren. In Zahlen ausgedrückt: Für jedes zusätzliche Erwerbsjahr der Mutter verlängert sich die durchschnittliche Erwerbstätigkeit des Kindes statistisch betrachtet um elf Wochen. Selbst unter Berücksichtigung von Faktoren wie kognitive Fähigkeiten, Bildungsniveau und  Wohlstand der Eltern, die das Verdienstpotenzial der Kinder und damit auch deren Arbeitsangebotsentscheidung beeinflussen, bleibt eine Korrelation, die sechs Wochen entspricht.

Der positive Zusammenhang zeigt sich vor allem bei Müttern ohne Hochschulbildung und mit geringem Einkommen. Er ist im Falle von Töchtern zwar ausgeprägter, lässt sich jedoch auch bei Söhnen nachweisen, ist also offenbar nicht allein eine Frage der Geschlechterrollen.

Positive Einstellung zur Erwerbsarbeit

Mit Blick auf mögliche Wirkungsmechanismen schließen die Autoren Netzwerkeffekte, berufsspezifisches Humankapital und lokale Arbeitsmarktbedingungen weitgehend aus. Mit anderen Worten: Die höhere Erwerbsneigung der Kinder rührt nicht daher, dass die Mütter ihnen aktiv Jobs verschaffen, zumal es bei den betrachteten Mutter-Kind-Paaren nicht ausschlaggebend war, ob sie im gleichen Beruf, der gleichen Branche oder überhaupt am gleichen Ort tätig waren.

Vielmehr sprechen die Ergebnisse für eine wichtige Vorbildfunktion von Müttern: Entscheidend sei nach Einschätzung der Autoren, dass Kinder die Berufstätigkeit der Mutter miterleben, um selbst eine „positive Einstellung“ zur Erwerbsarbeit zu entwickeln. Politische Maßnahmen zur Förderung sozialer Mobilität sollten daher noch stärker auf die Arbeitsmarktintegration von Müttern mit geringem sozioökonomischem Status abzielen, so die Schlussfolgerung der Forscher.

Filed Under: Research Tagged With: female employment, intergenerational transmission, role model, social mobility, working mom

Die Lohnlücke in den Köpfen

August 30, 2019 by Mark Fallak

Kaum ein anderes Arbeitsmarktthema ist so intensiv erforscht und diskutiert wie der „Gender Pay Gap“ mit seinen vielschichtigen Ursachen. Allen Bemühungen der Politik zum Trotz schließt sich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in den meisten Industrienationen nur langsam, vor allem bei Akademikern. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Lukas Kiessling, Pia Pinger, Philipp Seegers und Jan Bergerhoff geht der Frage nach, inwieweit Geschlechterunterschiede beim erwarteten Lohnniveau einer weiteren Angleichung entgegenstehen.

Die Studie basiert auf der Befragung von mehr als 15.000 Studierenden und jungen Hochschulabsolventen im Rahmen der Erhebung Fachkraft 2030. Die Befragten gaben unter anderem an, mit welchem Einstiegsgehalt sie rechneten und wie sie ihre Verdienstmöglichkeiten im Verlauf der späteren Karriere einschätzten. Dabei zeigte sich, dass die Lohnerwartungen die tatsächliche Lohnlücke ziemlich exakt widerspiegeln.

Männer pokern im Einstellungsgespräch höher

Unterschiede bei der Studien- und Berufswahl können nur einen Teil der Diskrepanz erklären. Auch bei Studierenden der gleichen Fachrichtung lagen die Gehaltsvorstellungen von Frauen deutlich unter denen ihrer männlichen Kollegen. Die Daten legen nahe, dass Männer in Gehaltsverhandlungen eher bereit sind, hoch zu pokern. Sinnvoll könnten den Autoren zufolge daher spezielle Verhandlungstrainings für Frauen sein.

Mit Blick auf die Familienplanung zeigt die Befragung, dass sich die Akademikerinnen zwar der Karrierenachteile durch eine frühe Mutterschaft bewusst sind, jedoch die langfristigen Gehaltseinbußen aufgrund von Erziehungsauszeiten unterschätzen. Gezielte Informationskampagnen könnten nach Einschätzung der Forscher dazu beitragen, dass Mütter mehr Gleichberechtigung bei der innerfamiliären Aufgabenteilung einfordern.

Lesen Sie dazu auch:

  • Artikel in der Süddeutschen Zeitung
  • Kolumne im Handelsblatt

Filed Under: Research Tagged With: gender gap, graduates, household bargaining, motherhood, wage expectations, wage negotiations

Anreize für mehr „Learning on the Job“

August 9, 2019 by Dajan Baischew

Leistungsabhängige Vergütung kann nicht nur motivationssteigernd wirken, sondern bietet laut einem aktuellen IZA-Forschungspapier von Joshua Graff Zivin, Lisa B. Kahn und Matthew Neidell auch wirksame Anreize für mehr „Learning by Doing“. Dadurch verbessern Beschäftigte ihre jobrelevanten Fertigkeiten eigenständig, um mehr Arbeit in der gleichen Zeit zu schaffen.

Empirisch ist dieser Zusammenhang schwer nachzuweisen, weil eine Leistungssteigerung sowohl durch größere Anstrengung als auch durch höhere Effizienz erzielt werden kann. Das Forscherteam nutzte daher eine Besonderheit im Vergütungssystem eines kalifornischen Obstbaubetriebs, der Trauben und Heidelbeeren produziert. Der Obstbau eignet sich aus wissenschaftlicher Sicht besonders gut zur Messung individueller Produktivität, weil sich die gepflückte Menge exakt im Zeitverlauf messen lässt und Verzerrungen etwa durch Teamdynamiken weitgehend ausgeschlossen sind.

Die Obstpflücker erhielten als Grundvergütung jeweils den gesetztlichen Mindestlohn und bei Überschreiten eines festgelegten Tagesziels einen Bonus für jeden darüber hinaus befüllten Korb. Im Gegensatz zu den Traubenpflückern wurde bei den Heidelbeerpflückern das Erreichen des Tagesziels zusätzlich durch eine attraktive Leistungsprämie in Höhe des anderthalbfachen Stundenlohns honoriert.

Leistungsprämie steigert Lernbereitschaft

Die Auswertung bestätigte zunächst frühere Befunde aus der personalökonomischen Forschung, nach denen Beschäftigte ihre Arbeitsleistung tendenziell so anzupassen versuchen, dass sie den für die Prämie maßgeblichen Schwellenwert gerade überschreiten. Die Wahrscheinlichkeit, dieses strategische Ziel zu erreichen, steigt mit der Arbeitserfahrung: Nach zehn Tagen im Job erreichten die Heidelbeerpflücker das Tagesziel mit 80 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit als an den ersten beiden Arbeitstagen (siehe Abb. 1). Bei den Traubenpflückern (siehe Abb. 2) war dieser Lerneffekt mit 8 Prozent deutlich geringer.

Abb. 1: Produktivität der Heidelbeerpflücker nach Arbeitstagen. Bei Überschreiten des eingezeichneten Schwellenwerts (Tagesziel) erhielten die Beschäftigten eine Leistungsprämie sowie Bonuszahlungen pro zusätzlich produzierter Mengeneinheit.
Abb. 2: Produktivität der Traubenpflücker nach Arbeitstagen. Bei Überschreiten des eingezeichneten Schwellenwerts (Tagesziel) erhielten die Beschäftigten Bonuszahlungen pro zusätzlich produzierter Mengeneinheit, jedoch keine separate Leistungsprämie.

Produktivitätssteigerung kompensiert Mehrkosten

Die Autoren schließen daraus, dass erst die Aussicht auf die Leistungsprämie einen wirksamen Anreiz für die Beschäftigten darstellt, ihre Pflücktechnik in möglichst kurzer Zeit zu perfektionieren. Trotz der relativ kostspieligen Prämien zahlte sich das Vergütungssystem für das Unternehmen in Form eines höheren Gewinns pro Mitarbeiter aus, was laut Studie darauf zurückzuführen ist, dass auch die weniger leistungsstarken Heidelbeerpflücker ihre Effizienz spürbar steigerten.

Als alternative Erklärung für die Unterschiede zwischen Trauben- und Heidelbeerpflückern wäre denkbar, dass sich die Tätigkeiten – oder die Beschäftigten – im Hinblick auf das Verbesserungspotenzial durch „Learning on the Job“ systematisch unterscheiden. Beides können die Forscher jedoch weitgehend ausschließen, da das beobachtete Leistungsspektrum in beiden Bereichen ähnlich breit ist. Zudem betrachteten sie auch Beschäftigte, die bereits in beiden Bereichen gearbeitet hatten.

Zwar sind die Befunde nicht notwendigerweise auf andere Tätigkeiten übertragbar, in denen sich die individuelle Produktivität weniger leicht messen bzw. steigern lässt. Nach Einschätzung der Autoren sei es jedoch sinnvoll, Leistungsprämien nicht nur als Motivationsinstrument zu sehen, sondern auch unter dem Qualifizierungsaspekt zu betrachten: Je nach Kontext könne der finanzielle Anreiz für mehr „Learning by Doing“ ebenso zur Produktivitätssteigerung beitragen wie kostspielige Investitionen in neue Technologien oder Weiterbildungsmaßnahmen.

Filed Under: Research Tagged With: bonus payment, contracts, heaping, learning-by-doing, productivity

Bonuszahlungen wirken – manchmal in die falsche Richtung

August 6, 2019 by Dajan Baischew

Viele Unternehmen haben den Trend zur leistungsabhängigen Vergütung wieder ein Stück weit zurückgedreht, indem sie stärker auf das offene Feedback-Gespräch mit Mitarbeitern über Verbesserungspotenziale setzen. In einem aktuellen IZA-Forschungspapier vergleichen Kathrin Manthei, Dirk Sliwka und Timo Vogelsang die Effektivität der unterschiedlichen Personalpraktiken anhand eines Feldexperiments im deutschen Einzelhandel.

In dem Experiment wurden die Leistungsanreize für Filialleiter einer Supermarktkette variiert: Einige erhielten gewinnabhängige Bonuszahlungen beim Erreichen eines bestimmten Schwellenwerts, mit anderen führten die vorgesetzten Verkaufsleiter alle zwei Wochen „Performance Review“-Gespräche, in denen durchgeführte und geplante Maßnahmen zur Gewinnsteigerung diskutiert wurden. Bei zwei weiteren Gruppen wurden beide Varianten kombiniert bzw. keine dieser Praktiken eingesetzt.

Das Ergebnis war auch für die Forscher überraschend: Während Bonuszahlungen allein keine signifikanten Effekte hatten, führten regelmäßige Feedback-Gespräche zu einer Gewinnsteigerung von 7-8 Prozent. Allerdings blieb die positive Wirkung der Gespräche aus, wenn sie mit Bonuszahlungen kombiniert wurden.

Bonuszahlungen untergraben Reputationsanreize

Die Autoren erklären sich den Befund damit, dass monetäre Belohnungen „Reputationsanreizen“ entgegenwirken: In den Gesprächen haben Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Motivation und Leistungsbereitschaft karrieredienlich unter Beweis zu stellen, indem sie ihre Ideen und Vorhaben, aber auch bestehende Probleme offen ansprechen. Wie Befragungen nach dem Experiment bestätigen, leidet diese konstruktive Gesprächskultur, wenn die Leistungsbewertung auf das Erreichen eines Bonus reduziert wird.

Daraus lasse sich jedoch nicht schließen, dass Bonuszahlungen grundsätzlich kontraproduktiv seien, warnen die Forscher, zumal der Effekt immer auch kontextabhängig sei. Vielmehr gehe es darum, die Unternehmen für unerwünschte Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Personalpraktiken zu sensibilisieren.

Filed Under: Research Tagged With: feedback, field experiment, incentives, management practices, monitoring, performance pay, performance review

Die dritte Revolution der Neuzeit

July 18, 2019 by Dajan Baischew

In den vergangenen Jahrhunderten hat die Wissenschaft der Menschheit verschiedene Formen von Fortschritt beschert. Die Industrielle Revolution, die ab dem späten 18. Jahrhundert einen steigenden materiellen Lebensstandard ermöglichte, ging vor allem auf den Aufstieg der Natur- und Technikwissenschaften zurück. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sorgten Fortschritte in der Medizin und anderen Lebenswissenschaften für die Demografische Revolution, die durch einen parallelen Rückgang von Sterblichkeit und Geburtenraten gekennzeichnet war.

Ende es 20. Jahrhunderts folgte dann, was IZA-Preisträger* Richard Easterlin, einer der Pioniere der ökonomischen Glücksforschung, in einem aktuellen Beitrag als „Happiness Revolution“ beschreibt. Dabei geht es nicht mehr um objektiv messbare Größen wie Pro-Kopf-BIP oder Lebenserwartung, sondern um die Verbesserung der subjektiven Lebenszufriedenheit. Laut Easterlin hatten die Sozialwissenschaften einen maßgeblichen Anteil daran.

Denn die sozialwissenschaftliche Forschung habe erstmals breite Akzeptanz dafür geschaffen, dass widrige Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit, schlechte Gesundheit und Armut nur durch kollektive Anstrengungen beseitigt werden können, weil sich die Ursachen häufig der Kontrolle des Individuums entziehen. Bis zum 20. Jahrhundert habe noch die Ansicht vorgeherrscht, dass „jeder seines Glückes Schmied“ sei, verankert nicht zuletzt im seinerzeit dominanten ökonomischen Prinzip des Laissez-Faire.

Entwicklung des Sozialstaats

Nachdem schwere Finanz- und Wirtschaftskrisen die Unzulänglichkeiten der freien Märkte schonungslos offengelegt hatten, sei es zu einem Umdenken gekommen: Neben der Notwendigkeit geld- und fiskalpolitischer Interventionen habe sich auch das Prinzip der „sozialen Sicherung“ durchgesetzt, das heute eine Vielzahl sozialpolitischer Maßnahmen umfasst und kontinuierlich weiterentwickelt wird – von den verschiedenen Formen der Einkommenssicherung über Gesundheit, Betreuung und Pflege bis hin zur Förderung beruflicher Auszeiten für Eltern.

Ein über den gesamten Lebenszyklus reichendes Sicherheitsnetz des Sozialstaats fördere die laut Befragungsdaten wichtigsten Faktoren für ein glückliches Leben: Beschäftigungs- und Einkommenssicherheit, ein erfülltes Familienleben und Gesundheit. Inwieweit es dem Staat gelingt, diese Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen, lasse sich an Messungen des gefühlten Glücks (siehe World Happiness Report) ablesen – darin bestehe die „Glücksrevolution“.

Wirtschaftswachstum und Lebenszufriedenheit

An einigen Beispielen verdeutlicht Easterlin, dass die subjektive Lebenszufriedenheit den sozialen Fortschritt deutlich aussagekräftiger abbilden kann als wirtschaftliche Kennzahlen. Costa Rica etwa erreicht nach erfolgreichen Sozialreformen inzwischen das gleiche Glücksniveau wie die USA, wo die Lebenszufriedenheit seit 70 Jahren stagniert, obwohl sich die Wirtschaftsleistung pro Kopf verdreifacht hat. In China kommt die Lebenszufriedenheit sogar trotz einer Verfünffachung des realen BIP pro Kopf nicht über das Niveau von 1990 hinaus.

+++

*Easterlins Beitrag zur IZA Prize-Buchreihe trägt den Titel „Happiness, Growth, and the Life Cycle“ und liefert einen Überblick über seine zentralen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der ökonomischen Glücksforschung.

Filed Under: Opinion, Research Tagged With: happiness, life satisfaction, social science, social security, subjective well-being

Höhere Fehlzeiten im öffentlichen Dienst als in der Privatwirtschaft

July 12, 2019 by Mark Fallak

Spricht ein ungewöhnlich hoher Krankenstand für das Klischee des „faulen Beamten“? Dieser Frage gehen Stephanie Prümer und Claus Schnabel in einem kürzlich erschienenen IZA-Diskussionspapier nach. Die Forscher nutzen repräsentative Befragungsdaten aus dem Jahr 2012, die neben Angaben zu Fehlzeiten auch umfangreiche Informationen zu individuellen Merkmalen enthalten. Im Vergleich zur Privatwirtschaft bleiben Mitarbeiter im öffentlichen Dienst demnach tatsächlich häufiger der Arbeit fern.

Während nur 53 Prozent der Beschäftigten im Privatsektor mindestens einen Krankheitstag innerhalb der letzten zwölf Monate meldeten, waren es im öffentlichen Dienst immerhin 62 Prozent. Hier blieben die Beschäftigten außerdem pro Jahr durchschnittlich einen Tag mehr zu Hause.

Alter oder Arbeitszufriedenheit spielen geringere Rolle als angenommen

Als mögliche Begründung wird häufig auf strukturelle Unterschiede verwiesen, etwa den höheren Altersdurchschnitt und die andere Zusammensetzung der Belegschaften im öffentlichen Sektor. Die Daten sprechen jedoch gegen diesen Erklärungsansatz: Bereinigt um soziodemografische Merkmale, Gesundheitszustand, berufliche Tätigkeit und diverse Arbeitsplatzfaktoren bleibt immer noch eine Lücke von 5,6 Prozentpunkten.

Nach Einschätzung der Autoren dürften daher vor allem unbeobachtbare Faktoren – wie Motivation, Engagement oder Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber und Kollegen – für die Unterschiede bei den Fehlzeiten verantwortlich sein. Denkbar sei auch, dass im öffentlichen Dienst im Vergleich zu Wirtschaftsunternehmen, die im Wettbewerb bestehen müssen, weniger Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt werde, ihre Fehlzeiten zu reduzieren.

Insgesamt falle die Diskrepanz zwischen Staatsdienern und vergleichbaren Beschäftigten in der freien Wirtschaft jedoch geringer aus als rein deskriptive Zahlen suggerierten. Insofern seien die Fehlzeiten kaum geeignet, das Beamten-Klischee zu untermauern.

Filed Under: Research Tagged With: absenteeism, private sector, public sector, sickness absence

Was Eltern tun, um ihre arbeitslosen Kinder finanziell zu unterstützen

July 9, 2019 by Mark Fallak

Viele Eltern, die ihre erwachsenen Kinder bei Arbeitslosigkeit finanziell unterstützen, schrauben dafür ihren eigenen Konsum zurück, arbeiten selbst mehr oder reduzieren ihre Altersvorsorge. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie aus den USA, die jetzt im IZA Journal of Labor Economics erschienen ist.

Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass Eltern eine wichtige Rolle als Auffangnetz für den arbeitslosen Nachwuchs spielen, indem sie die erwachsenen Kinder wieder im Elternhaus wohnen lassen und mit Geld- oder Sachleistungen versorgen. Bislang war aber kaum erforscht, inwieweit die wirtschaftliche Situation der Eltern dadurch beeinflusst wird.

Die Analyse der RAND-Ökonomen Kathryn Edwards und Jeffrey Wenger belegt nun, welche Einschränkungen Eltern in Kauf nehmen, um die Einkommenseinbußen der Kinder abzufedern. Vor allem geben sie weniger für Lebensmittel aus, um das so gesparte Geld, meist in bar, an den arbeitslosen Nachwuchs weiterzureichen.

Im ersten Arbeitslosigkeitsjahr des Kindes weiten Mütter darüber hinaus ihre eigene Erwerbstätigkeit geringfügig aus, gemessen in Arbeitstagen pro Jahr. Außerdem legten manche der elterlichen Haushalte weniger Geld für ihre Altersvorsorge zurück.

Zwar fällt die durchschnittliche finanzielle Mehrbelastung der Eltern relativ gering aus. Doch die Autoren sehen in ihrem Befund ein gesamtgesellschaftliches Problem: „Wenn das Arbeitslosigkeitsrisiko einer Generation durch eine andere abgesichert wird, geht das zu Lasten der Einkommenssicherheit im Alter. Zugleich wird die wirtschaftliche Ungleichheit weiter zementiert, weil die Absicherung der jüngeren Generation vom Wohlstand und Wohlwollen der Eltern abhängt“, erklärt Edwards.

Als Datengrundlage für die Studie diente die US-Langzeiterhebung Panel Study of Income Dynamics. Die Forscher untersuchten rund 4.500 Mutter-Kind-Paarungen, bei denen das erwachsene Kind mit eigenem Haushalt mindestens eine Woche lang arbeitslos gemeldet war. Die Auswertung konzentrierte sich auf Mütter, da sich diese präziser zuordnen ließen und Angaben zum Haupteinkommensbezieher des Haushalts in deren Daten mit erfasst waren. Mit Ausnahme der individuell erfassten Erwerbstätigkeit beziehen sich die Angaben zu den Finanzen also jeweils auf den Gesamthaushalt.

Filed Under: Research Tagged With: adult children, consumption, household, income, parents, savings, unemployment

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