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IZA – Institute of Labor Economics

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Warum leugnen Menschen den Klimawandel?

February 2, 2024 by Mark Fallak

Erstaunlich viele Menschen spielen die Folgen des Klimawandels herunter oder leugnen, dass er primär menschengemacht ist. Warum ist das so? Eine Hypothese lautet, dass diese Fehlwahrnehmungen auf Selbsttäuschung zurückzuführen sind: Es lebt sich einfach leichter mit den eigenen Klimaverfehlungen, wenn man glaubt, dass alles schon nicht so schlimm werden wird. Der Fachbegriff für diese Denkweise lautet „motivated reasoning“.

Motivated reasoning hilft uns, unser Verhalten zu rechtfertigen: Wer gerne mehrfach pro Jahr in den Urlaub fliegt, kann sich beispielsweise einreden, dass das Flugzeug auch ohne ihn abheben würde oder dass ein einziger Flug keinen Unterschied macht. Oder eben, dass ohnehin nicht bewiesen ist, dass es den menschengemachten Klimawandel überhaupt gibt. All diese Argumentationsmuster sind Beispiele für motivated reasoning. Indem wir die Fakten zurechtbiegen, bis sie uns passen, können wir ein positives Selbstbild bewahren.

Selbstbetrug zur Bewahrung des positiven Selbstbilds

Doch welche Rolle spielt diese Form der Selbsttäuschung für den Umgang mit dem Klimawandel? Wissenschaftliche Belege dazu fehlten bislang weitgehend. Eine aktuelle Studie von IZA-Forschungsdirektor Florian Zimmermann und Lasse Stötzer, die jetzt in Nature Climate Change erschienen ist, schließt diese Forschungslücke – mit einem unerwarteten Ergebnis. Die Studie basiert auf einer Serie von Online-Experimenten mit einer repräsentativen Gruppe von 4.000 Erwachsenen aus den USA.

Im Zentrum der Experimente stand eine Geldspende in Höhe von 20 Dollar. Die Teilnehmenden wurden per Zufall zwei verschiedenen Gruppen zugewiesen. Die in der ersten Gruppe konnten die 20 Dollar zwischen zwei Organisationen aufteilen, die sich beide dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben hatten. Die in der zweiten Gruppe konnten sich stattdessen entscheiden, die 20 Dollar nicht zu spenden, sondern für sich zu behalten. Sie bekamen die Summe dann am Ende tatsächlich ausgezahlt.

Wer die Spende für sich behält, muss das vor sich rechtfertigen. Das lässt sich beispielsweise erreichen, indem man den Klimawandel in Abrede stellt. Tatsächlich entschieden sich fast 50 Prozent der Teilnehmenden in Gruppe 2 dafür, das Geld für sich zu behalten. Die Forscher wollten nun wissen, ob sie diese Entscheidung nachträglich rechtfertigten, indem sie den Klimawandel leugneten.

Beide Gruppen waren nach dem Zufallsprinzip gebildet worden. Ohne „motivated reasoning“ sollte in ihnen daher eigentlich im Schnitt eine ähnliche Einstellung zur menschengemachten Erderwärmung herrschen. Wenn diejenigen, die die Spende für sich behalten, sich dagegen durch Selbsttäuschung rechtfertigen, müsste in ihrer Gruppe der Zweifel am Klimawandel wachsen. Diesen Effekt konnten die Forscher jedoch nicht beobachten.

Klimaleugnung als identitätsstiftendes Merkmal?

Auch zwei weitere Experimente ergaben keine Hinweise darauf, dass die weit verbreiteten Fehlwahrnehmungen zum Klimawandel auf diese Art von Selbsttäuschung zurückzuführen wären. Auf den ersten Blick ist das für die Politik eine gute Nachricht. Denn die Ergebnisse könnten bedeuten, dass sich Leugner des Klimawandels durchaus erreichen lassen – einfach, indem man sie möglichst gut und umfassend informiert. Wenn Menschen sich die Realität zurechtbiegen, ist das dagegen kaum möglich.

Allerdings fanden die Forscher Anhaltspunkte für eine Variante von motivated reasoning, nämlich dass die Leugnung der menschengemachten Erderwärmung zur Identität bestimmter Gruppen gehört. Manche Menschen definieren sich also möglicherweise ein Stück weit dadurch, den Klimawandel zu leugnen. Diese Denkweise ist für sie ein wichtiges Merkmal, das sie von anderen politischen Gruppen unterscheidet. Was die Forschung zu diesem Thema zu sagen hat, ist ihnen daher vermutlich schlicht egal.

Filed Under: Research Tagged With: behavior, climate change, denial, excuse, motivated reasoning, self-deception

Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt bemisst sich nicht an der Bezahlung allein

January 11, 2024 by Mark Fallak

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nach neuen beruflichen Möglichkeiten suchen, legen heute einen zunehmenden Fokus auf nicht-monetäre Aspekte ihres Jobs, wie zum Beispiel Arbeitsplatzflexibilität, Homeoffice-Optionen und das allgemeine Arbeitsumfeld. In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersucht Tobias Lehmann anhand österreichischer Arbeitsmarktdaten von 1996 bis 2011, inwieweit diese Aspekte die finanzielle Vergütung ersetzen oder ergänzen.

Seine Analyse zeigt, dass sich im Verlauf der 15 Jahre ein Wandel auf dem Arbeitsmarkt vollzogen hat:  Unternehmen, die bessere nicht-monetäre Leistungen anbieten, zahlen zunehmend auch höhere Gehälter. Berücksichtigt man also den „Wert“ des Jobs insgesamt, der für die Arbeitszufriedenheit entscheidend ist, so ist  die Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich noch stärker ausgeprägt, als eine reine Betrachtung der Löhne suggeriert.

Filed Under: Research Tagged With: inequality, job values, wage dispersion

Welche Werte bringen Führungskräfte mit?

December 13, 2023 by Mark Fallak

In Zeiten des Fachkräftemangels und mobilen Arbeitens kommen auf Führungskräfte in Unternehmen immer mehr Aufgaben zu, die über das bloße Überwachen und Anleiten von Mitarbeitenden hinausgehen. Es geht darum, persönliche Bedürfnisse etwa bei der Arbeitszeitflexibilität mit produktiver Teamarbeit in Einklang zu bringen, Motivation und Kreativität zu fördern oder auch die psychische und körperliche Gesundheit der Mitarbeitenden im Blick zu halten. Kurzum: Autokratie ist out, Empathie ist gefragt.

Sind die Führungskräfte von heute mit dafür hilfreichen Persönlichkeitsmerkmalen und Wertvorstellungen ausgestattet? Dieser Frage geht ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Mihails Hazans, Jaan Masso und Per Botolf Maurseth  nach. Die Studie nutzt Daten des European Social Survey für neun Ostsee-Anrainerstaaten (die nordischen Länder, das Baltikum, Polen und Deutschland) und konzentriert sich dabei auf die „grundlegenden individuellen Werte“ nach Schwartz, die in unterschiedlichem Maße für Führungsverhalten relevant sind.

In fast allen untersuchten Ländern zeigt sich, dass Vorgesetzte typischerweise ein hohes Maß an Erfolgsstreben sowie an selbstbestimmtem Denken und Handeln mitbringen, was einerseits für karrierebewusste Menschen naheliegt und andererseits für eine Position mit Führungsverantwortung durchaus wünschenswert ist. Allerdings können diese Werte auch einen autokratischen Führungsstil begünstigen, insbesondere wenn sie einem überdurchschnittlich hohen Maß an Machtstreben einhergehen, was sich insbesondere bei Führungskräften in Estland, Finnland und Dänemark sowie in geringerem Maße auch in Norwegen und Deutschland beobachten lässt.

Ein Gegengewicht im Sinne eines empathischen Führungsstils könnten die Werte Universalismus (Solidarität mit Schwächeren, Toleranz und Gleichberechtigung) und Wohlwollen (Hilfsbereitschaft und Fürsorge für nahestehende Personen) darstellen. Letzeres ist jedoch nur bei Führungskräften in Norwegen und Schweden ausgeprägt, während Universalismus in einigen Ländern, darunter auch Deutschland, sogar negativ mit Führungsaufgaben korreliert ist. Die Autoren der Studie empfehlen Unternehmen daher, bei Beförderungsentscheidungen einen stärkeren Fokus auf die individuellen Wertvorstellungen zu legen, um den Anforderungen an einen modernen Führungsstil besser gerecht zu werden.

Filed Under: Research Tagged With: adverse selection, human values, management, social trust

Wer befürwortet Affirmative Action?

December 5, 2023 by Mark Fallak

Affirmative Action ist nicht nur in den USA Gegenstand heftiger Debatten. Unter dem Begriff sind Politikmaßnahmen zusammengefasst, die Diskriminierung und vergangene Benachteiligungen ausgleichen sowie Vielfalt fördern sollen, indem bestimmte Gruppen (zum Beispiel Frauen oder Angehörige von Minderheiten) bei der Zulassung zur Universität, bei Einstellungen oder Beförderungen bevorzugt behandelt werden.

Um eine solche Politik möglichst wirksam zu gestalten und zugleich unerwünschte Gegenreaktionen gegenüber den betreffenden Bevölkerungsgruppen zu vermeiden, braucht es ein besseres Verständnis der Faktoren, die die Meinungen zu Affirmative Action beeinflussen.

Ein akuelles IZA-Forschungspapier von Sabrina Herzog, Hannah Schildberg-Hörisch, Chi Trieu und Jana Willrodt beleuchtet dieses wichtige Thema anhand von bevölkerungsrepräsentativen Daten aus den USA. Die Forscherinnen nutzen eine Kombination aus Experiment und Umfrage, um zu ergründen, wer Affirmative Action unterstützt oder ablehnt und warum.

Das Ergebnis: Menschen befürworten Affirmative-Action-Maßnahmen wie Quotenregelungen insbesondere dann, wenn sie glauben, dass sie selbst direkt davon profitieren werden. Das Bevorzugen von Angehörigen einer Gruppe, zu der sie selbst gehören („in-group favoritism“), spielt hingegen eine untergeordnete Rolle.

Hinsichtlich persönlicher Merkmale kommt die Studie zu dem Schluss, dass nicht etwa demografische Faktoren wie Einkommen oder Bildung,  sondern vielmehr Eigenschaften wie Altruismus oder eine Vorliebe für Effizienz für die Befürwortung oder Ablehnung von Affirmative Action maßgeblich sind.

Für die Politik liefert die Studie eine schlechte und eine gute Nachricht. Die hohe Bedeutung von Eigennutz in der Meinungsbildung legt nahe, dass Affirmative Action immer umstritten bleiben wird, egal in welcher Ausprägung. Allerdings lässt sich die Akzeptanz solcher Maßnahmen steigern, wenn plausibel belegt werden kann, dass Effizienz und Chancengleichheit gewährleistet sind. Insbesondere sollte dem Eindruck entgegengewirkt werden, dass sich die Benachteiligung umkehrt, weil die zuvor benachteiligte Gruppe zu stark bevorzugt wird.

Filed Under: Research Tagged With: affirmative action, altruism, discrimination, efficiency, fairness, in-group favoritism

Glückliche Selbstständige auch im Alter?

December 4, 2023 by Mark Fallak

Angesichts der steigenden Lebenserwartung und der damit einhergehenden Alterung der Bevölkerung gewinnt eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit zunehmend an Bedeutung. Eine gezieltere Förderung beruflicher Selbstständigkeit könnte dazu einen Beitrag leisten, da Selbstständige im Schnitt länger auf dem Arbeitsmarkt aktiv bleiben als abhängig Beschäftigte.

Doch was bewegt ältere Menschen, sich selbstständig zu machen oder ihre unternehmerische Tätigkeit über das reguläre Renteneintrittsalter hinaus fortzuführen? Dieser Frage geht ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Michael Fritsch, Alina Sorgner und Michael Wyrwich nach. Ein besonderer Fokus der Studie liegt dabei auf der Lebenszufriedenheit älterer Selbstständiger im Vergleich zu abhängig Beschäftigten oder Ruheständlern gleichen Alters.

Die Auswertung von Daten des Sozio-oekonomischen Panels legt nahe, dass Selbstständige glücklicher sind, wobei der Einkommensaspekt sowohl für die Lebenszufriedenheit als auch für die Fortführung der beruflichen Tätigkeit im höheren Alter maßgeblich erscheint.

Ein weiterer zentraler Faktor ist die körperliche und geistige Gesundheit. Dass Selbstständige im Schnitt gesünder sind, trägt zu ihrer höheren Lebenszufriedenheit bei. Bei gleichem Gesundheitszustand sind Ruheständler jedoch glücklicher als gleichaltrige Selbstständige, die noch erwerbstätig sind.

Nach Einschätzung der Forschenden sollte daher die Förderung beruflicher Selbstständigkeit etwaige gesundheitliche Einschränkungen Älterer berücksichtigen und Jüngere bereits frühzeitig für entsprechende Gesundheitsvorsorge sensibilisieren.

Filed Under: Research Tagged With: age, entrepreneurship, healh, life satisfaction, well-being

Mobilitätsförderung für Stellensuchende kann unerwünschte Folgen haben

November 28, 2023 by Mark Fallak

Die Förderung der Arbeitsmarktmobilität gilt als wichtiges Instrument, um offene Stellen und Jobsuchende effizienter zusammenzuführen. In vielen Ländern erhalten Arbeitslose daher staatliche Unterstützung für einen Wohnortwechsel oder längere Pendelwege, wenn sie überregional auf Stellensuche gehen. Was sich nach einer sinnvollen Politikmaßnahme anhört, kann jedoch das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken. Zu diesem Ergebnis gelangt eine IZA-Studie von Marco Caliendo, Steffen Künn und Robert Mahlstedt, die demnächst im Review of Economics and Statistics erscheint.

Die Forscher analysierten anhand des IZA-Evaluationsdatensatzes die Auswirkungen von Mobilitätshilfen wie der Umzugskostenbeihilfe auf arbeitslose Jobsuchende in Deutschland. Entgegen der Erwartungen zeigte sich, dass die staatliche Unterstützung insgesamt den Arbeitsmarkterfolg der geförderten Arbeitslosen sogar reduzierte.

Zwar erhöhten die Stellensuchenden ihren Suchradius, doch durch die Fördermöglichkeiten verringerten sich im Schnitt sowohl die Beschäftigungswahrscheinlichkeit als auch die erzielten Einkommen. Laut Studie ist dieser negative Effekt darauf zurückzuführen, dass Menschen, die aus verschiedenen Gründen dann doch den Umzug scheuen, zu viele Ressourcen in die Suche nach entfernteren Jobs stecken, statt die Suche vor Ort zu intensivieren.

Die Autoren empfehlen daher eine gezieltere Fokussierung von Mobilitätsförderung auf Jobsuchende, die tatsächlich bereit wären, für eine Arbeitsaufnahme ihren Wohnort dauerhaft zu wechseln. Zudem könne eine verbesserte Fernberatung und interregionale Zusammenarbeit zwischen Jobcentern und privaten Arbeitsvermittlungen die Effizienz der überregionalen Stellensuche steigern helfen.

Filed Under: Research Tagged With: active labor market policy, job search, labor mobility, search frictions

Wer profitiert von Quotenregelungen an Elite-Unis?

October 17, 2023 by Mark Fallak

Elite-Universitäten, die traditionell vor allem Sprösslingen aus reichen, gebildeten Familien offenstehen, sehen sich zunehmend unter gesellschaftlichem und politischem Druck, ihre Studierendenschaft diverser zu gestalten, um soziale Mobilität zu fördern. Kann das mit Quotenregelungen gelingen, ohne dass darunter die Qualität des Bildungsangebots für alle leidet?

Für ein IZA-Forschungspapier, das demnächst im Journal of Labor Economics erscheint, haben sich Cecilia Machado, Germán Reyes und Evan Riehl ein Förderprogramm der Staatlichen Universität von Rio de Janeiro (UERJ) angeschaut. Als eine der erste Elite-Unis in Brasilien hatte die UERJ in den 2000er Jahren eine Quotenregelung eingeführt, nach der fast die Hälfte der Studienplätze für ethnische Minderheiten und Studierende aus einkommensschwachen Familien reserviert wurden.

Die Analyse zeigt: Absolventen, die über die Quotenregelung an die Uni gekommen waren, erzielten dadurch in ihren ersten Jobs ein Einkommensplus von durchschnittlich 14 Prozent (Details siehe englische Fassung). Unter anderem hatten sie bessere Einstellungschancen bei Top-Unternehmen, die mit dem UERJ-Alumni-Netzwerk verbunden sind. Im Laufe der weiteren Berufslaufbahn nahm dieser Vorteil gegenüber Studierenden anderer Unis jedoch wieder ab.

Zugleich ergaben sich aus der Quotenregelung Nachteile für Studierende, die allein aufgrund ihrer Leistung einen der begehrten Studienplätze bekommen hatten. Zum einen war die Qualität der Lehre zurückgegangen, zum anderen hatten die Jobvorteile durch Verbindungen zum UERJ-Alumni-Netzwerk an Wert verloren.

Nach Einschätzung der Forschenden veranschaulicht die brasilianische Erfahrung das Dilemma, vor dem auch Elite-Universitäten in anderen Ländern stehen: Quotenregelungen steigern zwar die Arbeitsmarktchancen benachteiligter Bevölkerungsgruppen, allerdings auf Kosten der leistungsstärksten Studierenden.

Filed Under: Research Tagged With: affirmative action, education, elite universities, human capital

Künstliche Intelligenz macht Beschäftigte unzufriedener

October 2, 2023 by Mark Fallak

Das Potenzial von künstlicher Intelligenz, menschliche Arbeit zu unterstützen, zu verbessern oder gar zu ersetzen, ist eine der meistgestellten Fragen in Diskussionen zur Zukunft der Arbeit. Kaum erforscht ist jedoch bislang, inwieweit das Wohlbefinden von Beschäftigten, die bereits jetzt mit KI in Berührung kommen, beeinträchtigt wird. Hier setzt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Osea Giuntella, Johannes König, Luca Stella an.

Die Forscher werteten Daten Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus, das seit einigen Jahren auch Fragen zu KI am Arbeitsplatz enthält. Für ihre Analyse verglichen sie Beschäftigte, deren Tätigkeiten seit 2015 in unterschiedlichem Ausmaß durch KI berührt wurden.

Im Ergebnis zeigte sich, dass bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern insbesondere im mittleren Qualifkationsbereich eine geringere Arbeits- und Lebenszufriedenheit aufweisen, wenn an ihrem Arbeitsplatz KI zur Anwendung gelangt. Negative psychische Folgen, etwa in Form von vermehrten Depressionen oder Angstzuständen, lassen sich jedoch nicht nachweisen.

Filed Under: Research Tagged With: artificial intelligence, mental health, well-being

Treibt eine höhere Kapitalbesteuerung Superreiche ins Ausland?

September 22, 2023 by Mark Fallak

Die zunehmende Konzentration von Reichtum führt immer wieder zu Forderungen nach einer verstärkten Besteuerung von Einkünften aus Kapitalvermögen. Ein gängiges Gegenargument lautet, dass Reiche dann ihren Wohnsitz ins Ausland verlagern würden. Allerdings wird in der Debatte meist auf prominente Einzelfälle verwiesen, während es kaum belastbare Daten dazu gibt, wie ausgeprägt die Steuerflucht tatsächlich wäre.

Diese Lücke füllt nun ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Arun Advani, David Burgherr und Andy Summers. Die Autoren machen sich eine Besonderheit des britischen Steuersystems zunutze, die auf die Kolonialzeit zurückgeht: Steuerpflichtige mit ausländischen Wurzeln mussten auf Kapitalerträge aus bestimmten ausländischen Vermögenswerten keine Steuern zahlen. Von dieser Möglichkeit machten vor allem Superreiche regen Gebrauch.

Im Jahr 2015 kündigte die Regierung an, dass ab 2017 diese Steuererleichterung für Personen mit mindestens 15 Jahren Aufenthalt im Vereinigten Königreich entfallen würde. Für die empirische Forschung bietet diese Reform ideale Voraussetzungen: Erstens sorgte sie für eine spürbare Mehrbelastung für die Betroffenen, deren Einkommen nach Steuern sich im Schnitt um 18 Prozent reduzierten. Zweitens änderte sich der Steuersatz für ein und dieselbe Person im Zeitverlauf. Und drittens waren Personen mit ansonsten ähnlichen Merkmalen je nach ihrer bisherigen Aufenthaltsdauer im Land unterschiedlich betroffen.

Das Ergebnis: Die Auswanderungswahrscheinlichkeit der betroffenen Personengruppe stieg von vorher rund 4 Prozent um weitere 4,6 Prozentpunkte. Zwar handelt es sich bei diesem niedrigen absoluten Wert immerhin um eine Verdoppelung. Die Autoren weisen jedoch auf die geringe „Elastizität“ hin: Für jedes zusätzliche Prozent an Einkommenseinbußen steigt die Neigung zur Auswanderung um lediglich 0,26 Prozent. Vor allem ältere Personen und solche, die vor der Reform wenig Steuern zahlten, also eine ohnehin geringere wirtschaftliche Bindung zum Land hatten, wechselten ins Ausland. Unterm Strich ergab sich jedoch für die Staatskasse ein sattes Plus: Das Steueraufkommen der von der Reform betroffenen Personengruppe erhöhte sich um rund 150 Prozent.

Zwar lässt sich der britische Sonderfall nicht ohne Weiteres auf andere Länder übertragen. Generell aber sprechen die Befunde nach Einschätzung der Forscher dafür, dass die vermeintliche Auswanderungsbereitschaft von Superreichen kein stichhaltiges Argument gegen eine stärkere Besteuerung von Vermögen darstelle. Auch umgekehrt sei davon auszugehen, dass eine geringere Besteuerung nicht geeignet sei, Reiche aus dem Ausland in ausreichendem Maße anzulocken, um dadurch entgangene Steuereinnahmen zu kompensieren.

Filed Under: Research Tagged With: capital income, inequality, migration, mobility, taxation

Der lange Schatten der Ein-Kind-Politik

September 20, 2023 by Mark Fallak

Um das Bevölkerungswachstum zu kontrollieren und die Wirtschaft anzukurbeln, führte China im Jahr 1980 eine rigorose Ein-Kind-Politik ein, die durch ein System aus Strafen, Anreizen und Propaganda über drei Jahrzehnte lang aufrechterhalten wurde.

Die fatalen Folgen für Arbeitsmarkt und soziale Sicherung hat eine IZA-Studie bereits 2016 anschaulich dargestellt. Deren Autoren kamen zu dem Schluss, die damals gerade eingeführte Zwei-Kind-Politik sei voraussichtlich „too little, too late“, um die rasante Überalterung der Bevölkerung aufzuhalten.

Seit 2021 gilt nun sogar eine Drei-Kind-Politik, doch auch deren förderliche Wirkung auf die Geburtenrate dürfte begrenzt sein. Denn eine aktuelle IZA-Studie belegt, dass die kulturelle Norm der „Kleinfamilie“ inzwischen tief in der chinesischen Gesellschaft verankert ist.

Die Autorinnen untersuchten die Fertilitätsentscheidungen von Chinesinnen, die in die USA eingewandert sind, wo die Kinderzahl bekanntlich nicht reglementiert ist. Das Ergebnis zeigt, dass sich das Aufwachsen unter der Ein-Kind-Politik negativ auf die Anzahl eigener Kinder auswirkt – und zwar unabhängig davon, ob die betreffenden Frauen selbst Einzelkinder waren oder nicht.

Um andere Einflussfaktoren auszuschließen, berücksichtigten die Forscherinnen auch etwaige Anpassungsmuster an die Kultur des Gastlandes sowie den Bildungsstand der Frauen und verglichen diese mit Einwandererinnen aus anderen asiatischen Regionen.

So ließ sich ein kausaler Effekt beziffern: Chinesinnen, die im Alter von 6 bis 30 Jahren die Ein-Kind-Politik miterlebt haben, bekommen im Schnitt sieben Prozent weniger Kinder als vergleichbare Frauen ohne diese Erfahrung.

Die Autorinnen schließen daraus, dass auch eine weitere Lockerung der chinesischen Familienpolitik die sinkende Geburtenrate (siehe Grafik) nicht umkehren könne. Denn verfestigte kulturelle Normen seien, wenn überhaupt, nur über einen sehr langen Zeitraum veränderbar.

Filed Under: Research Tagged With: China, culture, family, fertility, immigrants, one-child policy

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