Führen schärfere Umweltauflagen zu Jobverlusten? Trägt eine saubere Umwelt zu besserer Gesundheit, Bildung und Arbeitsproduktivität bei? Angesichts einer zunehmend polarisierten gesellschaftlichen Debatte über Umwelt- und Klimapolitik sind belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse mehr denn je gefragt. Dazu will der IZA-Programmbereich „Umwelt, Gesundheit und Arbeitsmarkt“ beitragen, der zum siebten Mal international renommierte Forscher zum jährlichen Workshop nach Bonn einlud.
Luftverschmutzung und Humankapital
In seiner Keynote-Rede veranschaulichte Michael Greenstone die Spätfolgen von Schadstoffbelastung im Kindesalter. Für seine Analyse nutzte er die großen regionalen Unterschiede in der Luftverschmutzung, die sich aus einem räumlich begrenzten Programm der chinesischen Regierung zur kostenlosen Versorgung der Bevölkerung mit Heizkohle ergaben. Betroffene in den stärker belasteten Gebieten erreichten bei ansonsten gleichen Voraussetzungen einen geringeren Bildungsstand, der mit späteren Einkommensnachteilen um bis zu 21 Prozent verbunden war.
Auch in Ländern mit weniger extremer Luftverschmutzung wirken sich Emissionen nachteilig auf den Bildungserfolg aus. Anhand von Daten aus Florida zeigte Claudia Persico in ihrem Vortrag, dass sich die Eröffnung bzw. Schließung von Industrieanlagen mit hohem Schadstoffausstoß auf die Leistungen der Schüler in benachbarten Schulen auswirkt. Schmutzigere Luft führte tendenziell zu schlechteren Prüfungsergebnissen, häufigeren Schulverweisen und einem schwächeren Abschneiden der Schule insgesamt in Leistungsvergleichen.
Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit
Dass Feinstaub die kognitiven Fähigkeiten einschränkt, ist inzwischen vielfach belegt. Juan Palacios präsentierte dazu eine innovative Analyse der Leistung von Schachspielern während eines Turniers. Eine höhere Feinstaubbelastung im Raum führte zu einem deutlichen Anstieg der per Computer gemessenen Wahrscheinlichkeit, einen falschen Zug auszuführen, insbesondere unter Zeitdruck. Auch kam es bei schlechter Luft häufiger zu gravierenden Fehlern.
Vor dem Hintergrund der globalen Erderwärmung sind nicht zuletzt die Erkenntnisse zur menschlichen Leistungsfähigkeit bei steigenden Temperaturen hochrelevant für die politische Diskussion. Die von Joshua Graff-Zivin vorgestellte Forschungsarbeit zeigte, dass chinesische Hochschulbewerber bei höheren Temperaturen schlechter im wichtigsten Auswahltest abschnitten. Aufgrund der niedrigeren Punktzahl sank die Wahrscheinlichkeit, an einer Top-Universität aufgenommen zu werden, mit entsprechenden Konsequenzen für die späteren Karriere- und Verdienstaussichten.
Weitere vorgestellte Studien finden Sie im Workshop-Programm.