Welche Berufe werden in Zukunft wichtig sein und welche durch Innovation an Bedeutung verlieren? Wie muss der Beschäftigte von morgen aufgestellt sein? Diesen und weiteren Fragen zur Zukunft der Arbeit widmen sich Werner Eichhorst und Florian Buhlmann in einem Beitrag für die „Wirtschaftspolitischen Blätter“, der als IZA Standpunkt Nr. 77 erschienen ist.
Demnach wird die Entwicklung der Arbeitsmärkte und der Arbeitswelt in den Industriestaaten Europas im Wesentlichen von vier zentralen Triebkräften beeinflusst, die bereits in der Vergangenheit wirksam waren.
Digitalisierung und Vernetzung: In einer von der Digitalisierung geprägten Zukunft werden Roboter und intelligente Maschinen aller Voraussicht nach noch anspruchsvollere Aufgaben übernehmen können. Die Folge davon ist, dass Arbeitnehmer und Roboter in vielen Berufen miteinander konkurrieren werden. Gleichzeitig entstehen durch neue Produktionsmöglichkeiten und den Einsatz der fortgeschrittenen Technologie Tätigkeitsfelder, die in der Vergangenheit noch unbekannt waren und deren weitere Entwicklung unabsehbar ist.
Globalisierung: Der Wettbewerbsdruck der Globalisierung erhöht die Notwendigkeit von technischen Innovationen und Produktivitätssteigerungen, um einen erfolgreichen strukturellen Wandel hin zu höherwertigen Produkten und Dienstleistungen zu bewältigen. Dies kann auch die Nutzung kapitalintensiver Produktionstechnologien umfassen, was zu einer Rückverlagerung von Fertigung in Länder mit höheren Arbeitskosten beitragen kann.
Demographischer Wandel: Im Kern bedeutet er eine Alterung und Schrumpfung der inländischen Arbeitskräftepotenziale. Insbesondere entsteht ein hoher Ersatzbedarf an Arbeitskräften, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in absehbarer Zeit in Rente gehen. Im Bereich Gesundheit und Pflege ist damit in Zukunft mit einer weiter wachsenden Nachfrage nach Fachkräften mit mittlerer und höherer Qualifikation zu rechnen. Technische Innovationen können aber Fachkräfteengpässe zum Teil lindern.
Institutioneller Wandel: Die stärkere Erwerbsintegration von Frauen, Älteren und Migranten in Europa ist auch eine mittelfristige Folgewirkung von Veränderungen der institutionellen Rahmenbedingungen, wie der Ausbau von Kinderbetreuung und Pflegedienstleistungen, die schrittweise Schließung von Frühverrentungsmöglichkeiten und die Öffnung der europäischen Arbeitsmärkte für Zuwanderung. An anderer Stelle hat sich ebenfalls ein Wandel vollzogen: Bei der Verbreitung von sogenannten atypischen Beschäftigungsformen wie befristeten Arbeitsverträgen oder Zeitarbeit sowie flexiblen Arbeitszeiten, die ein insgesamt anpassungsfähigeres und dynamischeres Beschäftigungssystem geschaffen haben, das den Anforderungen des technischen und gesellschaftlichen Wandels sowie dem globalen Wettbewerb eher gerecht wird.
Angesichts der zentralen Entwicklungslinien des technischen Fortschritts und der Globalisierung kann man davon ausgehen, dass die Erwerbsarbeit nicht verschwinden wird. Wir können insgesamt eine Zukunft der Arbeit erwarten, die viele unterschiedliche, teilweise auch dynamisch neu entstehende Formen der Erwerbstätigkeit und Arbeitswelt umfassen wird. Menschliche Arbeit wird dabei angesichts der wachsenden Potenziale zur Automatisierung oder Verlagerung von Routinetätigkeiten noch mehr als in der Vergangenheit von im Kern spezifisch menschlichen Elementen wie Umgang mit Komplexität, Interaktion und Innovationsfähigkeit geprägt sein.
Berufe und Tätigkeiten mit entsprechenden Profilen werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Die Bereiche, in denen moderne Technologien zu menschlicher Arbeit komplementär sind – sie eben nicht ersetzen, sondern ergänzen – werden an Bedeutung gewinnen. Es gibt dann zwar noch weniger einfache Routinetätigkeiten als bisher, aber dafür noch mehr vielfältige, von menschlicher Kreativität, dem Umgang mit Komplexität sowie Entscheidungsfähigkeit und Zusammenarbeit geprägte Bereiche. Wenn aber Beschäftigung künftig vor allem in solchen Tätigkeitsfeldern entstehen wird, dann wird es darauf ankommen, günstige Bedingungen für lern- und innovationsfreundliche Arbeitsprozesse zu schaffen. Je besser dies gelingt, umso weniger Probleme werden wir mit der Zukunft der Arbeit haben.