In den Jahren 2000 bis 2015 gab es in den USA rund 175 Massenschießereien mit insgesamt über 900 Toten und Tausenden Verletzten. Als „Mass Shootings“ gelten nicht nur Amokläufe, sondern alle Schusswaffendelikte (ohne Gang-Kriminalität), bei denen mindestens vier Menschen außer dem Täter ums Leben kamen. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Abel Brodeur und Hasin Yousaf liefert nun erstmals eine umfassende Analyse der sozioökonomischen Hintergründe der Täter sowie der wirtschaftlichen Folgen für die betroffenen Städte und Gemeinden.
Der Studie zufolge hatten die Täter überdurchschnittlich häufig keinen Schulabschluss; 40 Prozent von ihnen waren zum Tatzeitpunkt in finanziellen Schwierigkeiten und 45 Prozent ohne Job. Die wirtschaftliche Lage spiele daher eine nicht zu unterschätzende Rolle, auch wenn psychische Störungen oder soziale Ausgrenzung oft ausschlaggebend für die Taten seien, so die Autoren. Nach ihrer Einschätzung könnten gezieltere Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration gerade solcher Risikogruppen hilfreich sein.
Effekte auf die lokalen Arbeitsmärkte
Unter den Folgen der Mass Shootings leiden nicht nur die Opfer und ihre Angehörigen, sondern häufig die gesamte Stadt oder Gemeinde. Das können die Autoren an konkreten Zahlen festmachen: Auf den lokalen Arbeitsmärkten gingen Beschäftigung und Einkommen infolge der Taten um zwei Prozent zurück; die Häuserpreise sanken um 2,5 Prozent. Um zu belegen, dass es sich dabei um einen kausalen Zusammenhang und nicht um eine bloße Korrelation handelt, verglichen die Forscher die betroffenen Gebiete mit ähnlichen Landkreisen, in denen versuchte Massenschießereien scheiterten.
Die Studie liefert Anhaltspunkte dafür, dass eine Zunahme psychischer Erkrankungen aufgrund der Taten zu vermehrten Fehlzeiten und Produktivitätsrückgängen beigetragen haben könnten. Zudem blickten die Menschen in den betroffenen Gegenden im Schnitt pessimistischer in die Zukunft. Die Effekte hielten noch mehrere Jahre nach den Taten an. Darüber hinaus zeigen die Forscher, dass eine breite mediale Berichterstattung über die Taten die negativen Folgen für die lokalen Arbeitsmärkte verstärkt.