Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der internationalen Studierenden weltweit mehr als verdoppelt: Über vier Millionen junge Menschen studieren außerhalb ihres Heimatlandes, etwa jeder zehnte davon in Großbritannien. Im Jahr 2016 kamen 18% der Studierenden an britischen Universitäten aus dem Ausland.
Befürworter der Internationalisierung argumentieren, einheimische und ausländische Studierende profitierten gleichermaßen von mehr Vielfalt. Doch es mehren sich auch kritische Stimmen, die den Lernerfolg einheimischer Studierender durch mangelnde Sprachkenntnisse internationaler Kommilitonen gefährdet sehen.
Natürliches Experiment
In einem aktuellen IZA-Forschungspapier entkräften Arnaud Chevalier, Ingo Isphording und Elena Lisauskaite diese Befürchtung. Anhand von administrativen Daten zu angehenden Wirtschaftswissenschaftlern an einer Londoner Universität ermitteln die Forscher, wie sich die ethnische Zusammensetzung von Seminargruppen auf den Studienerfolg und die Kurswahl der Teilnehmer auswirkt. Da die Gruppenzuordnung per Zufall erfolgt, lassen sich die Ergebnisse kausal auf die Sprachenvielfalt innerhalb der jeweiligen Gruppe zurückführen.
Die Analyse zeigt: Nicht-Muttersprachler, insbesondere solche mit schwächeren Leistungen, erzielten bessere Noten, wenn sie einer Lerngruppe mit größerer ethnischer Vielfalt zugeordnet wurden. Nach eigenen Angaben interagieren sie in sprachlich durchmischten Gruppen häufiger mit Einheimischen. Deren Leistung wiederum blieb von der Zusammensetzung der eigenen Gruppe unberührt.
Bessere Integration
Auch langfristig fördert sprachliche Vielfalt die Integration. Nicht-Muttersprachler, die sonst eher zu mathematisch orientierten Kursangeboten neigen, wählen häufiger die gleichen Kurse wie Muttersprachler, wenn sie einer gemischten Lerngruppe zugeordnet waren. Auch entscheiden sie sich häufiger dazu, ihren Aufenthalt im Gastland nach Studienabschluss noch zu verlängern.
Die Leistungen einheimischer Studierender werden selbst dann nicht beeinträchtigt, wenn mehr als die Hälfte ihrer Kommilitonen keine Muttersprachler sind. Nach Einschätzung der Autoren sprechen die Befunde dafür, die Internationalisierung der Hochschulen weiter voranzutreiben. „Dass einheimische Studenten von einer restriktiveren Vergabe von Studienplätzen an ausländische Studierende profitieren würden, wird nicht durch die empirische Evidenz der Bildungsforschung gedeckt“, meint IZA-Experte Ingo Isphording.