Würden die Karrierevorstellungen von Mädchen des Geburtsjahrgangs 2000 in Erfüllung gehen, fänden sie sich mit 30 Jahren in Jobs wieder, die um knapp ein Drittel schlechter bezahlt sind als die von Männern. Denn die beruflichen Ambitionen von Jungen wiederum sind im Vergleich zu früheren Generationen eher gestiegen, wie ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Warn N. Lekfuangfu and Grace Lordan anhand britischer Daten ermittelt hat.
Die Forscher verglichen die Werdegänge der Geburtsjahrgänge 1958 und 1970 mit den Berufswünschen der Generation 2000. Zudem untersuchten sie innerhalb des gleichen Jahrgangs, wie sich verschiedene äußere Einflüsse etwa durch Schule und Elternhaus während der Kindheit auf die Karrierevorstellungen auswirken.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der anhaltend geringe Frauenanteil in hochbezahlten Tätigkeiten eher auf die Internalisierung sozialer Normen als auf angeborene Präferenzen zurückzuführen ist. Initiativen etwa zur Förderung der Technik-Begeisterung von Mädchen seien daher wenig erfolgversprechend, wenn damit kein entsprechender gesellschaftlicher Wandel einhergehe.
Asymmetrische Geschlechterrevolution
Zwar zeigt die Analyse der Berufswahl im Zeitverlauf (siehe Grafik), dass immer mehr Frauen in klassische Männerdomänen wie Recht, Buchhaltung und Pharmazie vordringen. Doch in Bereichen mit einem besonders hohen Männeranteil von über 80 Prozent, beispielweise im Ingenieurswesen, hat sich in den vergangenen 60 Jahren nur wenig geändert. In einigen Branchen mit überdurchschnittlichen Einkommens- und Karriereaussichten könnte der Männeranteil – und damit auch der Gender Pay Gap – sogar eher wieder zunehmen, wenn es nach den Berufsvorstellungen der heutigen Jugend geht.
Auch wenn die Karrierewünsche nicht notwendigerweise in Erfüllung gehen, halten die Autoren es doch für bemerkenswert, dass Jungen der aktuellen Generation– sowohl im Vergleich zu gleichaltrigen Mädchen als auch zu früheren Generationen – deutlich ambitioniertere Vorstellungen haben. Zwar sei viel dafür getan worden, Mädchen für Männerberufe zu begeistern. Umgekehrt blieben klassische Frauendomänen wie Erziehung und Pflege jedoch für Jungen nach wie vor unattraktiv. Diese „Asymmetrie“ der Geschlechterrevolution behindere nicht nur eine weitere Angleichung der Verdienstaussichten, sondern verstärke zudem den Fachkräftemangel in diesen Bereichen.