In der Pandemie scheint einzutreten, was die Familienpolitik seit vielen Jahren zu erreichen versucht: Väter verbringen mehr Zeit mit Kinderbetreuung und Hausarbeit. Allerdings oft nicht aus freien Stücken, sondern weil sie auf Kurzarbeit oder im Homeoffice sind, während die Mütter systemrelevanten Tätigkeiten nachgehen. Ob die Erfahrungen in der Corona-Krise dazu beitagen, den „Gender Care Gap“ dauerhaft zu verringern, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Bisherige Erkenntnisse sprechen jedoch eher dagegen.
So haben Juliane Hennecke und Astrid Pape in einem kürzlich erschienenen IZA-Forschungspapier untersucht, wie sich eine durch unfreiwilligen Jobverlust bedingte Veränderung der „väterlichen Verfügbarkeit im Haushalt“ auf die Arbeitsverteilung zwischen Paaren auswirkt. Auf Basis von SOEP-Daten zeigen die Ökonominnen, dass arbeitslos gewordene Väter ihren werktäglichen Zeitaufwand für Kinderbetreuung um 1,2 Stunden (58% mehr als vorher) und für Hausarbeit um 1,7 Stunden (plus 79%) erhöhen. An Wochenenden ist kein nennenswerter Unterschied zu beobachten.
Vor allem bei längerer Arbeitslosigkeitsdauer und berufstätiger Partnerin werden Väter verstärkt im Haushalt aktiv. Sobald jedoch die Arbeitslosigkeit des Vaters endet, verschwindet der positive Effekt nicht nur, sondern verkehrt sich sogar ins Gegenteil: Wohl aufgrund der beruflichen Herausforderungen im neuen Job verbringen Väter ab dem Zeitpunkt der Wiederbeschäftigung signifikant weniger Zeit mit Kindererziehung und Hausarbeit als vor dem Jobverlust.
Die Forscherinnen finden außerdem keine Hinweise darauf, dass sich die innerfamiliäre Verhandlungsposition der Mütter oder die emotionale Bindung zwischen Vätern und Kindern in den betroffenen Familien spürbar verbessert hätte. Daher halten sie kurzfristige Impulse – wie beispielsweise die Partnermonate beim Elterngeld – für wenig effektiv, selbst wenn mehr Väter davon Gebrauch machen würden. Um den Gender Care Gap nachhaltig zu verringern, müssten sich nicht nur die gesellschaftlichen Rollenbilder, sondern auch die Arbeitswelt dahingehend wandeln, dass eine gleichberechtigtere Aufteilung der Sorgearbeit auch für breitere Bevölkerungsgruppen möglich werde.