• Skip to primary navigation
  • Skip to content
  • Skip to primary sidebar

IZA Newsroom

IZA – Institute of Labor Economics

  • Home
  • Archiv
  • Presselounge
  • DE
  • EN

Mark Fallak

Stabilere Arbeitsverhältnisse dank Mindestlohn?

June 24, 2022 by Mark Fallak

Kaum ein anderes Thema wird in der Arbeitsmarktforschung kontroverser diskutiert als die Beschäftigungseffekte von Mindestlöhnen. Inzwischen ist weitgehend Konsens, dass ein „moderater“ Mindestlohn entgegen klassischen ökonomischen Modellen nicht zwingend zu mehr Arbeitslosigkeit führt, wobei die Bezifferung von „moderat“ umstritten bleibt. Doch unabhängig von den Auswirkungen auf die Gesamtbeschäftigung bleibt die Frage nach der Qualität der Beschäftigungsverhältnisse und den Jobaussichten für benachteiligte Arbeitsmarktgruppen.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Marianna Kudlyak, Murat Tasci und Didem Tuzemen betrachtet die Reaktionen von Unternehmen auf höhere Mindestlöhne anhand der Zahl der offenen Stellen. Die Studie nutzt detaillierte Stellenbörsendaten, um die Effekte von Mindestlohnerhöhungen auf US-Bundesstaatenebene zu ermitteln. Dabei zeigt sich ein signifikanter Rückgang an offenen Stellen für Tätigkeiten, in denen die Bezahlung typischerweise dem Mindestlohn entspricht oder nur knapp darüber liegt: Bei einer Mindestlohnerhöhung um 10% gehen die bestehenden Stellenangebote um 2,4% und die Neuausschreibungen um 2,2% zurück.

Wie deckt sich dieser Befund mit dem zugleich weitgehend stabil bleibenden Beschäftigungsniveau? Die Forschenden erklären den scheinbaren Widerspruch damit, dass ein höherer Mindestlohn ein produktiveres Beschäftigungsverhältnis erfordert, damit sich das Lohnplus für das Unternehmen rechnet. Dazu muss das „Matching“ von Neueinstellungen verbessert werden. Mit anderen Worten: Die Unternehmen suchen sich ihre neuen Beschäftigten sorgfältiger aus (und umgekehrt), was die Fluktuation reduziert und folglich den Bedarf an weiteren Neueinstellungen verringert, ohne dass sich das Beschäftigungsniveau dadurch verändert.

So würde die Arbeitslosigkeit insgesamt durch den höheren Mindestlohn nicht steigen, wenngleich das geringere Angebot an offenen Stellen die Jobaussichten für einzelne Stellensuchende, insbesondere solche mit geringer Produktivität, verschlechtern dürfte.

Filed Under: Research Tagged With: hiring, minimum wage, search and matching, vacancies

Mehr Soloselbstständigkeit wegen Mindestlohn?

May 23, 2022 by Mark Fallak

Zu den atypischen Beschäftigungsformen, die in den letzten zwei Jahrzehnten deutlichen Zuwachs verzeichnet haben, zählt die Soloselbstständigkeit. Was sich nach eigenbestimmtem Arbeiten ohne Vorgesetzte und Mitarbeiter anhört, hat auch erhebliche Schattenseiten: Geringere Einkünfte und mangelnde soziale Sicherung lassen darauf schließen, dass viele Beschäftigte den Schritt in die Soloselbstständigkeit nicht freiwillig gewählt haben.

Aber was sind die Gründe? Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Angelika Ganserer, Terry Gregory und Ulrich Zierahn deutet darauf hin, dass die Einführung von Mindestlöhnen eine Rolle gespielt hat. Die Studie nutzt den Umstand, dass in Deutschland zunächst nur in einzelnen Branchen ein Mindestlohn eingeführt wurde. So konnten die Forschenden – auf Basis umfangreicher Daten aus dem Mannheimer Unternehmenspanel (MUP), verknüpft mit den Integrierten Erwerbsbiografien des IAB (IEBS) – die Entwicklung in ähnlichen Branchen mit und ohne Mindestlohn vergleichen.

Zunahme auf Branchen mit Mindestlohn konzentriert

Insgesamt hat sich in Deutschland der Anteil der Soloselbstständigen an der Erwerbsbevölkerung zwischen 1992 und 2010 von 2,3 Prozent auf 4,9 Prozent mehr als verdoppelt. Wie die Abbildung veranschaulicht, zeigen sich dabei große Unterschiede sowohl zwischen den Branchen als auch zwischen Ost und West. Auffällig ist der ausgeprägte Trend zur Soloselbstständigkeit in Branchen mit Mindestlohn. Je nach Sektor und Region stieg der Anteil der Soloselbstständigen um 1,1 bis 8,5 Prozentpunkte – teils eine Versechsfachung gegenüber dem Zeitraum vor der Einführung des Mindestlohns.

Entwicklung der Soloselbstständigkeit

Schlechtere Aussichten für Hochqualifizierte

Die Autoren erklären ihren Befund damit, dass aufgrund der gestiegenen Arbeitskosten die Nachfrage nach hochqualifizierten Fachkräften zurückging, da die Betriebe insgesamt weniger Personal einstellten. Der Einbruch war derart stark, dass selbst der Bedarf an Fachkräften zurückging, obwohl diese aufgrund ihres hohen Lohns gar nicht direkt vom Mindestlohn betroffen waren. Viele Hochqualifizierte suchten daher mangels Job- und Verdienstaussichten ihr Heil in der Soloselbstständigkeit.

Auf diese Weise drängte der Mindestlohn Fachkräfte in die Soloselbständigkeit, die ansonsten abhängige Beschäftigungsverhältnisse bevorzugt hätten – also eigentlich nicht unbedingt prädestiniert für die Gründung eines eigenen Unternehmens waren. Darauf deuten auch die Daten hin: So sanken die Einkommen von Soloselbstständigen im untersuchten Zeitraum vor allem bei denen, die sich erst nach Einführung des Mindestlohns selbstständig gemacht hatten, also im Vergleich zu vorher eher aus der Not heraus als aus unternehmerischem Kalkül.

Übertragbarkeit der Erkenntnisse

Inwieweit die Ergebnisse auch auf andere Branchen und Länder übertragbar sind, hängt von der jeweiligen Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage ab, aber auch von der relativen Höhe des Mindestlohns: Die negativen Effekte treten primär in Ostdeutschland auf, wo der Mindestlohn, relativ zum vorherigen Lohnniveau, sehr hoch war. Entscheidend ist außerdem, ob Hoch- und Geringqualifizierte in der betreffenden Branche ähnliche Tätigkeiten ausüben, also leichter ersetzt werden können, und ob es Zugangshürden für die Selbstständigkeit (wie den deutschen Meisterzwang) gibt.

Filed Under: Research Tagged With: Germany, minimum wages, solo self-employment, synthetic control method

Geheime Absprachen zwischen Hightech-Konzernen kosten Beschäftigte Milliarden

May 17, 2022 by Mark Fallak

“Sorry, kommt nicht wieder vor. Die zuständige Mitarbeiterin hat gegen unsere hausinternen Richtlinien verstoßen und wird umgehend gefeuert,“ schrieb sinngemäß der damalige Google-Chef Eric Schmidt 2005 in einer E-Mail an seinen Apple-Kollegen Steve Jobs, der mit einem Smiley antwortete.

Was war passiert? Jobs hatte sich beklagt, dass die Google-Personalabteilung versucht hatte, fähige Apple-Beschäftigte abzuwerben. Dabei bestand doch zwischen beiden Konzernen ein sogenanntes „no-poach agreement“, also eine Abmachung gegen das „Wildern“ der Personalrekrutierer in der Belegschaft des anderen.

Solche Nichtabwerbevereinbarungen waren damals unter einigen der führenden Digital-Unternehmen im Silicon Valley gang und gäbe, darunter auch Adobe, eBay und Intel. Die geheimen Absprachen sollten verhindern, dass die Personalkosten explodieren, weil hochqualifizierte Fachkräfte gegen ein höheres Gehalt zur Konkurrenz wechseln.

Unsichtbare Gehaltsdeckel

Für die Beschäftigten bedeutete diese Art von Wettbewerbsbeschränkung eine klare Schwächung ihrer Verhandlungsposition und Karrierechancen. Doch erst 2009 sorgte ein Whistleblower dafür, dass sich das US-Justizministerium einschaltete und dieser Praxis einen Riegel vorschob. Es kam zu jahrelangen Gerichtsverfahren, die in einem Vergleich über rund 435 Millionen Dollar endeten.

Aber ist damit der Schaden abgedeckt, den das „Arbeitgeberkartell“ verursacht hatte? Nicht annähernd, so das Fazit eines IZA-Forschungspapiers von Matthew Gibson. Er verglich die Gehaltsentwicklung in den Kartellunternehmen mit ähnlichen Arbeitgebern wie Amazon oder Microsoft, die keine solchen Geheimabsprachen getroffen hatten (weitere methodische Details und Zahlen hier).

Demnach führten die Absprachen im Schnitt zu Gehaltseinbußen von fünf Prozent, die Aktienboni fielen um fast die Hälfte geringer aus. Unterm Strich errechnete Gibson einen Schaden von mindestens 2,5 Milliarden Dollar – ein Vielfaches der gezahlten Entschädigungssumme. Auch die Volkswirtschaft insgesamt könne durch einen solchen Missbrauch der Arbeitgebermacht an Innovationskraft einbüßen, wenn Beschäftigte nicht dorthin wechseln können, wo sie am produktivsten wären, so der Experte.

Geringeres Lohnwachstum

Das gilt nicht nur für die hochbezahlte Tech-Branche: Eine frühere IZA-Studie von Alan Krueger und Orley Ashenfelter hatte am Beispiel von Franchise-Unternehmen wie Fastfood-Ketten gezeigt, dass die Mehrheit solcher Unternehmen den Beschäftigten verbietet, in andere Betriebe der gleichen Kette zu wechseln. Die Autoren gehen davon aus, dass Wettbewerbseinschränkungen wie diese dazu beigetragen haben, dass die Löhne und Gehälter in den USA trotz einer Rekordzahl an offenen Stellen im vergangenen Jahrzehnt nur schleppend gewachsen sind.

Filed Under: Research Tagged With: collusion, employer market power, labor earnings, monopsony, no-poach agreements, oligopsony, Silicon Valley

MIT-Ökonom Simon Jäger übernimmt Leitung des Bonner IZA

May 11, 2022 by Mark Fallak

Der Arbeitsmarktökonom Simon Jäger wird das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit ab September 2022 leiten. Mit dem 36-Jährigen konnte das IZA einen international anerkannten und in der Spitzenforschung hervorragend vernetzten Wissenschaftler für die Nachfolge von Hilmar Schneider gewinnen, der seine erfolgreiche Tätigkeit als IZA-Geschäftsführer Ende Mai beenden wird. Unter der Leitung Schneiders, der das Amt im März 2016 übernahm, hat das Institut seine führende Position sowohl in der akademischen Forschung als auch in der Politikberatung stetig ausgebaut.

Simon Jäger wurde 2016 an der Harvard University promoviert und lehrt derzeit am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Zu seinen auch in Deutschland vielbeachteten Forschungsarbeiten zählt eine Studie zu den Effekten der Mitbestimmung auf Löhne und die Investitionstätigkeit von Unternehmen. Bereits seit 2009 gehört Jäger dem Forschungsnetzwerk des IZA an, das rund 1.800 Ökonominnen und Ökonomen aus über 50 Ländern umfasst.

Mit der Verpflichtung des MIT-Forschers will das IZA die internationale Spitzenforschung auf dem Gebiet der Arbeitsmarktökonomie weiter ausbauen und zugleich den Wissenschaftsstandort Bonn stärken. Für seine Tätigkeit als Institutschef wird Jäger zunächst vom MIT beurlaubt. Geplant ist eine Anbindung an die Universität Bonn.

Filed Under: IZA News Tagged With: CEO, IZA, MIT

Mehr Homeoffice für weniger Gehalt?

March 31, 2022 by Mark Fallak

Umfragen zufolge wollen viele Beschäftigte auch nach dem Ende der Homeoffice-Pflicht mobil arbeiten, selbst wenn sie dafür den Arbeitgeber wechseln müssten. Viele Unternehmen fragen sich daher gerade, in welchem Maße sie auch in Zukunft mobiles Arbeiten anbieten sollten – und ob sie fehlende Homeoffice-Möglichkeiten anderweitig kompensieren müssen, damit ihnen die Fachkräfte nicht davonlaufen.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Eline Moens, Stijn Baert, Elsy Verhofstadt und Luc Van Ootegem liefert nun wissenschaftlich fundierte Hinweise zur Beantwortung dieser Fragen. Das Forscherteam von der Universität Gent führte ein umfangreiches Befragungsexperiment mit 500 repräsentativ ausgewählten Beschäftigten durch. Die Studienteilnehmer bewerteten die Attraktivität verschiedener Jobangebote, die sich unter anderem in der Bezahlung und der Möglichkeit zum mobilen Arbeiten unterschieden.

Die Ergebnisse belegen, dass Stellenangebote mit Homeoffice-Option insgesamt als attraktiver wahrgenommen werden. Beschäftigte sind dafür bereit, bei den Gehaltsaussichten Abstriche zu machen: Bei einem Jobwechsel würden Vollzeitarbeitskräfte im Schnitt für einen zusätzlichen Tag Homeoffice eine um fünf Prozentpunkte geringere Gehaltssteigerung in Kauf nehmen.

Flexibilität und Autonomie gewinnen gegenüber Gehalt an Bedeutung

Als Hauptgründe für die positive Wahrnehmung des mobilen Arbeitens werden eine bessere Work-Life-Balance, höhere Jobzufriedenheit und eine autonomere Arbeitsweise genannt. Die Autoren raten daher Unternehmen, die keine Homeoffice-Option anbieten können oder wollen, in ihren Stellenausschreibungen dem verbreiteten Wunsch nach Flexibilität und Autonomie auf andere Weise Rechnung zu tragen.

Bedeutet das im Umkehrschluss, dass Unternehmen möglichst viel Homeoffice anbieten sollten, um zum Magneten für Fachkräfte zu werden (und womöglich noch am Gehalt sparen zu können)? Nicht unbedingt, warnen die Autoren. Denn zum einen werden die fehlenden sozialen Kontakte am Arbeitsplatz als potenzieller Nachteil angeführt. Zum anderen ist das mobile Arbeiten nicht für jede Art von Beschäftigen gleichermaßen attraktiv.

Die Forscher analysierten neben der beruflichen und familiären Situation der Befragten auch deren Persönlichkeitsmerkmale und fanden heraus: Menschen mit vergleichsweise gering ausgeprägter Gewissenhaftigkeit – ein Merkmal, das mit Disziplin und Leistungsbereitschaft assoziiert wird – finden das Homeoffice besonders vorteilhaft. Unternehmen mit allzu großzügigen Homeoffice-Regelungen könnten daher Produktivitätseinbußen riskieren, so die Autoren.

Filed Under: Research Tagged With: Belgium, job attractiveness, pay, telework

Jugendliche passen ihre Bildungswege an veränderte Arbeitsmarktlage an

March 29, 2022 by Mark Fallak

Die Corona-Pandemie hat vor allem den Dienstleistungssektor hart getroffen, in dem typischerweise viele junge Menschen beschäftigt sind. Schon in früheren Wirtschaftskrisen hat sich gezeigt, dass Ausbildungsentscheidungen an die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt angepasst werden, indem etwa Studienfächer mit vermeintlich besseren Jobchancen mehr Zulauf erhalten. Dass sich angesichts der durch Corona veränderten Arbeitsmarktlage viele Jugendliche bereits vor dem Schulabschluss umorientieren, zeigt ein aktuelles IZA-Forschungspapier aus Schweden.

Für ihre Studie werteten Aino-Maija Aalto, Dagmar Müller und J. Lucas Tilley umfangreiche Daten zu Bewerbungen auf weiterführende Schulen aus. Anders als in Deutschland können Jugendliche in Schweden nach der neunten Klasse zwischen verschiedenen akademischen und berufsorientierten Programmen wählen. In der ersten Runde des Bewerbungsverfahrens geben sie ihre Präferenzen an, die sie später noch einmal verändern können.

Der Beginn der Pandemie im Jahr 2020 fiel genau in die Phase zwischen diesen beiden Bewerbungsrunden. So konnten die Forschenden analysieren, wie sich die pandemiebedingten Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt auf die Erstwünsche bei der Wahl der Bildungszweige ausgewirkt hat. Um auszuschließen, dass es sich dabei um übliche Anpassungsprozesse handelt, verglichen sie die beobachteten Veränderungen mit den Bewerbungsrunden der Vorjahre.

Dabei zeigte sich, dass es bei den akademischen Programmen (etwa in den Geistes- und Naturwissenschaften) kaum Veränderungen gab, während einige zuvor beliebte Ausbildungsprogramme für Dienstleistungsberufe einen deutlichen Nachfragerückgang verzeichneten – für das Gastgewerbe sogar um acht Prozent, obwohl zu diesem Zeitpunkt das Ausmaß der Pandemie-Folgen für diesen Sektor noch gar nicht absehbar war.

Die Ergebnisse deuten also darauf hin, dass viele Jugendliche sehr frühzeitig auf Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt reagieren und ihre Berufsziele anpassen. Dadurch könnte sich in den betroffenen Branchen mittelfristig der Fachkräftemangel verschärfen, wenn nach der wirtschaftlichen Erholung der qualifizierte Nachwuchs ausbleibt.

Filed Under: Research Tagged With: career, COVID-19, education, field of study, high school

Fachkräftebasis in Deutschland durch Bildung und Qualifizierung stärken

March 9, 2022 by Mark Fallak

Heute hat die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), der auch IZA-Forschungsdirektor Holger Bonin angehört, ihr Jahresgutachten an die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, überreicht (Details siehe EFI-Homepage). Neben den Kernthemen technologische Souveränität, nachhaltiger Individualverkehr, Plattformökonomie und digitale Transformation im Gesundheitswesen widmet sich das Gutachten auch der Frage, wie sich die Fachkräftebasis in Deutschland vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung sichern lässt. Gerade der fehlende Nachwuchs im MINT-Bereich könnte Deutschland als Innovationsstandort auf Dauer gefährden, wenn die Politik nicht rechtzeitig gegensteuert. Im Podcast (hier zum Nachhören) erläutert Holger Bonin die Empfehlungen der Kommission.

Da die Babyboomer-Jahrgänge kurz vor dem Ruhestand stehen, sei „das nächste Jahrzehnt das Jahrzehnt der Fachkräftesicherung, weil wir große Lücken in der Erwerbsbevölkerung sehen werden“, so Bonin. Parallel zur Alterung der Gesellschaft finde eine massive strukturelle Transformation statt. Zwei seien Strukturwandelprozesse und entsprechende berufliche Anpassungen normal, jedoch „haben wir mit der Digitalisierung eine Herausforderung vor uns, die grundlegender ist. Die Digitalisierung erfasst alle Lebensbereiche. Das bedeutet, es entstehen komplett neue Geschäftsmodelle und neue berufliche Anforderungen.“ Um diesen Wandel erfolgreich zu bewältigen und die Fachkräfte der Zukunft für den internationalen Wettbewerb zu rüsten, müssten durch Bildung und Qualifizierung die Weichen frühzeitig gestellt werden.

Innovative Methoden und qualifiziertes Personal für Schule und Ausbildung

In diesem Zusammenhang lobt Bonin den Digitalpakt Schule, den die neue Bundesregierung bis 2030 fortsetzen möchte. Allerdings handele es sich dabei um eine reine Infrastrukturmaßnahme, die mit ausreichend technisch-qualifiziertem Personal begleitet werden müsse. Entscheidend sei, „dass das Lehrpersonal in die Lage versetzt wird, mit der technischen Ausstattung kompetent umzugehen.“ Neben innovativen Lehrkonzepten unter produktivem Einsatz digitaler Mittel brauche es auch „ein Nachsteuern bei den Lehrplänen, den Lehrinhalten und den Lehrmethoden.“ so Bonin. Nicht zuletzt sollte das Schulfach Informatik weiter gefördert werden und einen höheren Stellenwert im Curriculum einnehmen.

Gleichzeitig müsse die betriebliche Ausbildung für junge Menschen, aber auch für Unternehmen, attraktiver gestaltet werden, so Bonin. Durch eine gezieltere Berufsorientierung sollten Jugendlichen die Chancen der beruflichen Ausbildung verdeutlicht werden, beispielsweise die wichtige Rolle des Handwerks bei der Umsetzung großer transformativer Veränderungen wie die Anpassung an den Klimawandel. Gerade das deutsche System der dualen Ausbildung bringe im internationalen Vergleich „sehr leistungsfähige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“ hervor.

Aber auch im Beruf werde in den nächsten Jahren die Anpassungsfähigkeit wichtiger, da viele bestehende Arbeitsplätze verschwinden werden, während an ganz anderen Stellen der Wirtschaft wiederum neue entstehen. Berufliche Anpassungsfähigkeit bedeute dabei nicht nur, mit neuen technischen Entwicklungen umgehen zu können. Ebenso gefragt sei die Vermittlung von Soft Skills, die mit zunehmendem Alter immer schwerer zu erlernen seien.

Arbeitslosigkeit durch präventive Brückenlösungen vermeiden

Zur Förderung der Weiterbildung von Beschäftigten befürwortet die EFI-Kommission außerdem sogenannte präventive Brückenlösungen. Zwar ermögliche das Qualifizierungschancengesetz Arbeitnehmern, deren Arbeitsplatz durch die transformativen Wandel stark verändert oder zunehmend gefährdet ist, eine Weiterbildung in ihrem Unternehmen. Allerdings fehle es bilang an unterstützenden Maßnahmen, die „den Wechsel von einem Arbeitgeber zum nächsten vorbereiten, ohne dass dazwischen Arbeitslosigkeit entsteht, und wo dieser Wechsel eine Höher- oder Umqualifizierung erfordert“, erläutert Bonin.

Insgesamt erhofft sich Bonin, dass wir am Ende der jetzigen Legislaturperiode „eine wirklich umfassende Strategie etabliert haben, die sich einerseits der Lösung der Migrationsfrage zuwendet und andererseits dafür sorgt, dass wir eine Entwicklung auf den Weg bringen, bei dem wir die berufliche Aus- und Weiterbildung schulen und die Hochschulen leistungsfähiger, bedarfsgerechter und auch sozial durchlässiger werden“.

Filed Under: IZA News

Kooperation von BIBB und IZA erleichtert Datenzugang für die Forschung

March 9, 2022 by Mark Fallak

Forschende, die sich mit Fragen des Erwerbs und der Verwertung beruflicher Kenntnisse und Kompetenzen beschäftigen, können ab sofort die Forschungsdatensätze des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) per kontrolliertem Fernrechnen auswerten, also ohne die Räumlichkeiten des BIBB aufzusuchen. Möglich wird dies durch die Software JoSuA (Job Submission Application), die das IZA an seinem Forschungsdatenzentrum (IDSC) entwickelt hat und für das BIBB bereitstellt. Der Service eröffnet der Wissenschaft somit eine neue, ortsunabhängige Möglichkeit des Fernzugriffs für die Auswertung der BIBB-Forschungsdaten.

Viele Arbeiten der empirischen Wirtschafts- und Sozialforschung basieren auf umfangreichen Mikrodatensätzen, beispielsweise Personen- und Unternehmensdaten, die meist strengen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit unterliegen. Die Auswertung solcher Daten ist daher oft nur auf Antrag an speziell abgesicherten Gast-Arbeitsplätzen am Standort des Datenanbieters möglich. Dieses aufwändige Verfahren wurde durch pandemiebedingte Reise- und Kontaktbeschränkungen zusätzlich erschwert.

Zugleich hat die Corona-Krise strukturelle Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt beschleunigt, wodurch sich ein erhöhter Forschungsbedarf im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung ergibt. Das BIBB, dessen Daten hierfür besonders relevant sind, kann die steigende Nachfrage der Forschung nun mit Hilfe des innovativen Fernrechentools JoSuA komfortabel bedienen.

JoSuA ist ein flexibles Instrument für die Datenanalyse, das sich an die individuellen Sicherheitsbestimmungen der jeweiligen Datenanbieter anpassen lässt und beliebig skalierbar ist. Mit dem Einsatz von JoSuA im Forschungsdatenzentrum des BIBB wird nun die Auswertung von Forschungsdaten im Bereich der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und hierbei insbesondere die empirische Forschung zu Aus- und Weiterbildungsthemen weiter gestärkt.

Die JoSuA-Nutzung über das BIBB ist für Forschende kostenfrei. Der Datenzugang ist auf wissenschaftliche Forschungszwecke beschränkt.

Weitere Informationen:

    • IZA/BIBB-Pressemitteilung vom 9. März 2022
    • Details zu den BIBB-Forschungsdaten und Nutzungsbedingungen
    • JoSuA (Job Submission Application) im BIBB-FDZ
    • JoSuA-Homepage

Filed Under: IZA News Tagged With: BIBB, IDSC, JoSuA, research data

Mütter in der Corona-Pandemie

February 17, 2022 by Mark Fallak

In der Anfangsphase der Corona-Pandemie leisteten Mütter deutlich mehr zusätzliche Kinderbetreuungsarbeit als Väter. Gleichzeitig sank die Lebenszufriedenheit bei Müttern mit Kindern bis zwölf Jahre im Frühjahr 2020 stärker als bei anderen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Das zeigt eine aktuelle IZA-Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Die Kita- und Schulschließungen während des ersten Lockdowns trafen Frauen besonders hart. Für beschäftigte Mütter mit Kindern bis zwölf Jahre stieg die für Job, Pendeln, Kinderbetreuung und Haushalt aufgewendete Zeit im Frühjahr 2020 um acht Stunden pro Woche, für Väter um nur drei Stunden. Den höchsten Anstieg in absoluten Werten verzeichneten Mütter mit Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren.

Im September 2020, also nach dem ersten Lockdown, hatte die durchschnittliche wöchentliche bezahlte Arbeitszeit für Frauen fast wieder ihr Ausgangsniveau vom Februar 2020 erreicht, während sie für Männer trotz Wiederanstieg noch etwas deutlicher unter dem vorherigen Stand blieb. Die Zeit, die Eltern für Kinderbetreuung aufwendeten, war im Vergleich zum April 2020 wieder deutlich zurückgegangen.

Frauenanteil in Kurzarbeit höher als in früheren Krisen

Während Männer in früheren Rezessionen wie der Finanzkrise 2009 oft stärker von Arbeitsausfall betroffen waren, wirkte sich die Corona-Pandemie in etwa gleichem Maße auf sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frauen und Männer aus. Dabei war der Frauenanteil unter Beschäftigten in Kurzarbeit im Mai 2020 mit 40 Prozent doppelt so hoch wie im Mai 2009 während der Finanzkrise.

Der weitgehende „geschlechterneutrale“ Arbeitsausfall während der Pandemie hängt damit zusammen, dass der Frauenanteil sowohl in den stark von Kurzarbeit betroffenen Dienstleistungsbranchen, insbesondere Gastronomie und Unterhaltung, als auch in den besonders „krisenfesten“ Branchen wie dem Gesundheits- und Sozialwesen traditionell hoch ist.

Für die Studie, die auch als IAB-Kurzbericht erschienen ist, nutzten die Autoren selbst erhobene Daten einer repräsentativen Online-Befragung im November und Dezember 2020 von rund 11.000 Personen, die im Dezember 2019 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgingen und auch in den Vorjahren regelmäßig beschäftigt waren.

Filed Under: Research

Neues Buch zu Arbeitsmärkten in Ländern mit niedrigem Einkommen

February 9, 2022 by Mark Fallak

Im Rahmen der 2011 begonnenen Forschungsinitiative „Growth, Gender, and Labour Markets in Low-Income Countries” (G²LM|LIC) arbeitet das IZA eng mit dem britischen Ministerium für Auswärtiges, Commonwealth & Entwicklung (FCDO) zusammen, um anhand fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse die Entwicklung der Arbeitsmärkte in den ärmsten Weltregionen voranzutreiben.

Auf Grundlage zahlreicher Studien und Politikempfehlungen, die im Rahmen der Initiative bislang entstanden sind, haben David Lam (Gründungsdirektor des Programms) und Ahmed Elsayed (stellv. Programmdirektor) jetzt ein Buch mit dem Titel Labour Markets in Low-Income Countries: Challenges and Opportunities vorgelegt.

Der Band ist als Open-Access-Veröffentlichung zur nicht-kommerziellen Nutzung kostenfrei online abrufbar und widmet sich unter anderem Fragen von Armutsbekämpfung, informellen Arbeitsmärkten, Bildung, Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, Kinderarbeit und Migration. Im Zentrum steht die Auswertung von Evaluationsstudien zur Erfolgsmessung entwicklungspolitischer Strategien.

Am 23. Februar 2022 findet ab 15:30 Uhr eine Online-Buchpräsentation statt – die Teilnahme ist nach vorheriger Registrierung möglich.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: Development, growth, labor markets, low-income countries

  • Vorige Seite
  • Page 1
  • …
  • Page 13
  • Page 14
  • Page 15
  • Page 16
  • Page 17
  • …
  • Page 30
  • Nächste Seite

Primary Sidebar

© 2013–2025 Deutsche Post STIFTUNGImpressum | DatenschutzerklärungIZA