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IZA Newsroom

IZA – Institute of Labor Economics

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Mark Fallak

Schulen rufen eher bei den Müttern an

May 28, 2025 by Mark Fallak

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Kristy Buzard, Laura Katherine Gee und Olga B. Stoddard wirft ein Schlaglicht auf eine alltägliche Praxis: Wen kontaktieren Schulen zuerst, wenn sie Familien erreichen wollen – Mütter oder Väter? Die Antwort: Mütter werden 1,4-mal häufiger angerufen.

Für die Studie wurden E-Mails an über 80.000 US-Schulleitungen verschickt, die von fiktiven Paaren stammten, die eine Schule für ihr Kind suchten. Im Kern der Experimente standen verschiedene Varianten der Formulierung: Mal war kein bevorzugter Ansprechpartner genannt, mal wurde die bessere zeitliche Verfügbarkeit eines Elternteils betont.

Der „Mutter-Standard“ und seine Folgen

Das Ergebnis, wenn keine Präferenz angegeben war? 60 Prozent der Anrufe gingen an die Mutter. Das ist deutlich mehr als die rein statistisch zu erwartenden 50 Prozent, was darauf hindeutet, dass Mütter nach wie vor als tagsüber besser erreichbar bzw. als primär für die Kindererziehung zuständig angesehen werden.

Besonders überraschend: Selbst wenn im Schreiben die gute zeitliche Verfügbarkeit des Vaters explizit betont wurde, riefen Schulen in 26 Prozent der Fälle trotzdem die Mutter an. War die Mutter als besonders gut erreichbar angegeben, wurde sie in 90 Prozent der Fälle kontaktiert.

Auf den ersten Blick mag dieses Muster harmlos scheinen. Doch für die Forscherinnen zeigt sich darin, wie tief geschlechterbasierte Erwartungen im Alltag verankert sind. Wenn Mütter automatisch als erste Ansprechpartnerinnen wahrgenommen werden, sobald es um die Kinder geht, könne das ihre Karriere belasten – etwa durch häufigere Arbeitsausfälle oder Terminverschiebungen.

Filed Under: Research

Pandemie bremste digitale Transformation in deutschen Unternehmen

May 26, 2025 by Mark Fallak

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Melanie Arntz, Michael Johannes Böhm, Georg Graetz, Terry Gregory, Florian Lehmer und Cäcilia Lipowski beleuchtet, wie deutsche Unternehmen ihre Technologieinvestitionen vor und während der COVID-19-Pandemie gestalteten.

Die Forscher wollten herausfinden: Hat die Krise einen Digitalisierungsschub ausgelöst, indem Firmen stärker in modernste, sogenannte „Frontier“-Technologien investierten? Oder verschob sich der Fokus lediglich auf Homeoffice-Lösungen, ohne dass der Einsatz hochmoderner Technik insgesamt zunahm?

Unter Frontier-Technologien verstehen die Forschenden die aktuellsten Tools für Büros (wie Cloud-Dienste, automatisierte Marketing-Software oder KI-Anwendungen in Business-Programmen) und für die Produktion (etwa smarte Robotik oder vollständig vernetzte Fertigungssysteme).

So wurde geforscht: Tiefe Dateneinblicke in Unternehmen

Für die Untersuchung wurden etwa 3.000 deutsche Firmen detailliert befragt. Um ein noch genaueres Bild zu erhalten, wurden die Umfrageergebnisse mit offiziellen Verwaltungsdaten und Arbeitnehmerdaten verknüpft. Auf diese Weise ließ sich genau nachvollziehen:

  • wann Technologieinvestitionen getätigt wurden (vor oder während der Pandemie),
  • ob die Pandemie der explizite Grund für die Investition war,
  • wie sich die Technologieeinführung (in Büros und Produktion) über die Zeit entwickelte.

Durch den Vergleich mit einer früheren Befragung aus dem Jahr 2016 konnten die Veränderungen in der Technologieakzeptanz über mehrere Jahre hinweg nachvollzogen werden.

Die Ergebnisse: Überraschende Verschiebung bei Tech-Investitionen

Statt eines vermeintlichen Digitalisierungsschubs sanken die Gesamtinvestitionen in Frontier-Technologien während der Pandemie sogar. Während vor COVID-19 jährlich noch rund sechs Prozent der Unternehmen in modernste Bürotechnik investierten, halbierte sich dieser Wert während der Krise auf etwa 3,6 Prozent. Bei Produktionstechnologien war der Rückgang noch drastischer.

Nur ein kleiner Anteil der Unternehmen tätigte größere Technologieinvestitionen gezielt wegen der Pandemie. Zwar gaben einige Firmen COVID-19 als Grund an, doch diese „Pandemie-Investitionen“ hatten meist einen geringeren Umfang. Auch wenn zusätzliche, kleinere Investitionen den Anteil pandemiebezogener Ausgaben etwas erhöhten, erreichten sie nicht das Niveau der Investitionen vor der Krise.

Eine klarer Trend war die verstärkte Investition in Technologien, die Remote-Arbeit ermöglichten. Tools für Kommunikation, Zusammenarbeit und das Homeoffice waren für viele Unternehmen entscheidend, um die Verbindung unter den Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten und den Geschäftsbetrieb während der Lockdowns zu sichern. Firmen, die in Remote-Work-Lösungen investierten, verzeichneten der Analyse zufolge nicht nur einen merklichen Anstieg der Homeoffice-Quote, sondern nahmen außerdem seltener Kurzarbeit in Anspruch.

Was die Ergebnisse bedeuten: Langfristige Folgen für Deutschland

Insgesamt scheint die Pandemie das Gesamttempo der Einführung von Spitzentechnologien also eher verlangsamt zu haben. Die Forschenden schätzen, dass Unternehmen im Vergleich zu normalen Zeiten rund 1,4 Jahre an Technologieinvestitionen eingebüßt haben. Kurzfristige Investitionen in Homeoffice-Tools führten offenbar nicht zu einem breiteren, dauerhaften Übergang zu einer technologisch fortschrittlicheren Arbeitsweise. Auch nach Ende der Pandemie zeigten die langfristigen Pläne der Unternehmen kein starkes, anhaltendes Engagement für weitere Investitionen in Spitzentechnologien.

Diese Erkenntnisse könnten zur Erklärung für das zuletzt geringe Produktivitätswachstum in Deutschland beitragen. Nach Einschätzung der Forschenden könnte eine aktivere antizyklische Innovationspolitik notwendig sein, um in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Technologieinvestitionen anzukurbeln, die langfristig wachstumsfördernd wirken.

Filed Under: Research

Kein Rückgang der Lebenszufriedenheit durch Zuwanderung in Europa

May 12, 2025 by Mark Fallak

Angesichts der aktuellen Diskussionen in Politik und Medien mag das Ergebniss eines neuen IZA-Forschungspapiers von Kelsey J. O’Connor überraschend positiv erscheinen: Demnach hat die massive Zuwanderung nach Europa zwischen 1990 und 2019 das durchschnittliche Wohlbefinden in den Zielländern nicht verringert – und auch in den Herkunftsländern zeigt sich kein negativer Effekt. Im Gegenteil: Rechnet man den Zugewinn an Lebensqualität der Migrantinnen und Migranten selbst mit ein, ergibt sich sogar ein klarer Netto-Nutzen.

Analysiert wurden Daten aus 37 europäischen Ländern über einen Zeitraum von fast 40 Jahren. Das Ausmaß der Migration ist beachtlich: Europa verzeichnete in diesem Zeitraum rund 32 Millionen zusätzliche Einwanderer. Der Großteil kam aus osteuropäischen Ländern und zog in den Westen: Während der Westen netto etwa 30 Millionen Menschen aufnahm, verließen rund 12 Millionen dauerhaft den Osten.

Einwanderung verändert Europas Demografie

Interessanterweise stammten die meisten Zuwanderer aus anderen europäischen Ländern. Nur in Skandinavien sowie in Teilen Südeuropas (etwa Italien oder Spanien) waren Einwanderer häufiger aus Nicht-EU-Staaten. In den ost- und mitteleuropäischen Ländern hingegen kamen im Schnitt weniger als 20 Prozent der Migranten von außerhalb Europas.

Die Auswirkungen auf die Bevölkerungsstruktur sind deutlich: Die osteuropäischen Staaten verloren zusammen mehr als 24 Millionen Menschen – mehr als die heutige Bevölkerung der Niederlande. Gleichzeitig wuchs die Bevölkerung Südeuropas um fast 13 Millionen, wobei etwa 11 Millionen dieses Wachstums auf Einwanderung zurückzuführen sind.

Wohlbefinden als Maßstab – und nicht nur Wirtschaftsdaten

Statt sich auf rein ökonomische Kennzahlen wie Löhne oder Arbeitslosigkeit zu stützen, wählte O’Connor einen umfassenderen Indikator: Lebenszufriedenheit. Dieser subjektive Wert berücksichtigt sowohl wirtschaftliche als auch soziale und emotionale Aspekte des Lebens. Das Ergebnis: Der Anteil an Zugewanderten in einem Land hat keinen negativen Einfluss auf die durchschnittliche Lebenszufriedenheit der einheimischen Bevölkerung. Auch in den Herkunftsländern zeigt sich kein verlässlicher negativer Effekt – im Gegenteil: Dort könnte es durch Rücküberweisungen der Ausgewanderten sogar positive Auswirkungen geben.

Besonders bemerkenswert ist der Effekt für die Migrantinnen und Migranten selbst: Sie erleben laut Studie einen dauerhaften Anstieg der Lebenszufriedenheit um 0,4 Punkte auf einer Skala von 1 bis 10. Das entspricht von der Größenordnung her dem Wert, den ein Jobverlust umgekehrt an Minus verursacht. Monetär ließe sich dieser Zugewinn mit rund 30.000 Euro über fünf Jahre beziffern – bei längerem Aufenthalt noch mehr. Kaum überraschend: Menschen ziehen bevorzugt in Länder mit höherem Lebensstandard. Und über die Zeit passt sich ihre Zufriedenheit zunehmend dem Niveau der einheimischen Bevölkerung an.

Vielfalt bereichert – auch jenseits des Marktes

Die Analyse basiert auf Daten renommierter Quellen wie den Vereinten Nationen, der Weltbank und der European Values Study. Auch wenn es Unterschiede innerhalb der Bevölkerungsgruppen geben kann, betont O’Connor: Im Durchschnitt gibt es keine Hinweise darauf, dass Migration den Menschen vor Ort schadet – mögliche Belastungen würden durch Vorteile an anderer Stelle ausgeglichen.

Ein besonderer Mehrwert der Studie: Sie berücksichtigt nicht nur ökonomische Faktoren, sondern auch schwer messbare Aspekte wie sozialen Zusammenhalt, Sicherheitsgefühl oder das persönliche Erleben von kultureller Vielfalt. Denn: Migration kann das Leben auch jenseits von Marktmechanismen bereichern – etwa durch neue Perspektiven, Begegnungen oder vielfältigeres Angebot im Alltag.

Gleichwohl gibt der Autor zu bedenken, dass es sich um Durchschnittswerte handelt – und dass Migration zweifellos „Gewinner“ und „Verlierer“ produziere. Dass daher die subjektive Einschätzung vieler Menschen vom Gesamtergebnis der Studie abweichen kann, liegt auf der Hand. Ausgeschlossen ist auch nicht, dass sich die Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren seit Ende des Studienzeitraums verändert hat.

Filed Under: Research Tagged With: Europe, immigration, life satisfaction

Tödliche Brexit-Folgen

May 5, 2025 by Mark Fallak

Der Brexit hat offenbar schwerwiegende, versteckte Folgen: Er kostet Menschenleben im britischen Gesundheitswesen. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Henrique Castro-Pires, Kai Fischer, Marco Mello und Giuseppe Moscelli zeigt, wie die strengeren Einwanderungsregeln nach dem EU-Austritt zu einer schlechteren Versorgung in den Krankenhäusern des National Health Service (NHS) führten – mit Tausenden zusätzlichen Todesfällen als traurige Konsequenz.

Verantwortlich dafür ist laut der Studie vor allem der Wegfall der Freizügigkeit für Arbeitskräfte aus der EU. Krankenhäuser, die vorher viele Pflegekräfte aus EU-Ländern beschäftigt hatten, konnten diese Stellen nach dem Brexit nur schwer nachbesetzen.

Weniger qualifiziertes Personal, schlechtere Pflege

Der Mangel an erfahrenem Personal zwang die Kliniken offenbar, neue Beschäftigte mit geringerer Qualifikation einzustellen. Ein klares Indiz dafür: Das neu eingestellte Pflegepersonal wurde schlechter bezahlt als die vorherigen Kräfte auf der gleichen Stelle. Diese Verschiebung im Personal, so die Studie, führte direkt zu einer schlechteren Betreuung der Patienten.

Insgesamt gab es den Berechnungen zufolge in englischen Krankenhäusern rund 4.454 zusätzliche Todesfälle und 8.777 zusätzliche ungeplante Wiederaufnahmen von Patienten. Pro Jahr seien die Brexit-bedingten Einwanderungsbeschränkungen demnach für etwa 1.485 zusätzliche Todesfälle verantwortlich.

Berechnung der Brexit-Effekte

Für ihre Analyse verglichen die Forscher Kliniken, die vor dem Brexit stark von Pflegekräften aus der EU abhängig waren, mit solchen, die weniger EU-Personal beschäftigten. So konnten sie die spezifischen Auswirkungen des Brexit von anderen Entwicklungen im Gesundheitssystem isolieren. Mögliche weitere Einflussfaktoren wie die Finanzlage der Kliniken oder die Zahl der Patienten wurden ebenfalls berücksichtigt.

Dabei zeigte sich klar: Je abhängiger ein Krankenhaus vor dem Brexit von Pflegepersonal aus der EU war, desto stärker litt die Qualität der Patientenversorgung nach dem Austritt. Für die Forscher unterstreichen die Ergebnisse der Studie eindrücklich, wie eine restriktive Einwanderungspolitik lebenswichtige Bereiche wie die Gesundheitsversorgung massiv schädigen kann.

Filed Under: Research Tagged With: Brexit, hospital quality, labor supply, migration, patient care, worker mobility

Wahlerfolge durch Katastrophenhilfe?

April 29, 2025 by Mark Fallak

Dass die Bewältigung von Naturkatastrophen amtierenden Regierungen bei Wahlen zugutekommen kann, ist spätestens seit dem „Schröder-Effekt“ nach der Elbeflut 2002 bekannt. Allerdings hängen das Ausmaß und die Dauer dieses Effekts stark vom sogenannten Sozialkapital in den betroffenen Regionen ab, wie ein aktuelles IZA-Forschungspapier aus Italien am Beispiel des Erdbebens von L’Aquila 2009 verdeutlicht.

Demnach profitierte die damalige Mitte-Rechts-Regierung unter Berlusconi zwar kurzfristig, doch der Umfang des Stimmenzuwachses hing entscheidend vom Grad des zivilgesellschaftlichen Engagements vor Ort ab. In Gemeinden mit schwachen sozialen Netzwerken (kaum Vereine, wenig ausgeprägte Nachbarschaftshilfe) war die Abhängigkeit vom Staat groß, und die Regierung konnte aus ihrer Hilfeleistung politischen Nutzen ziehen. Wo das Sozialkapital stark war und lokale Organisationen aktiv halfen, fiel dieser Effekt gering aus – die Bürger waren weniger auf den Staat angewiesen und honorierten dessen Engagement nicht im gleichen Maße.

Anhand ihrer detaillierten Daten dokumentierten die Forscher zudem einen „Ernüchtersungseffekt“. Bei späteren Wahlen verkehrte sich der kurzfristige Vorteil für die Regierungskoalition ins Gegenteil. Besonders dramatisch sank die Unterstützung wiederum in den Gebieten mit geringem Sozialkapital, was auf eine Enttäuschung über ausbleibenden langfristigen Fortschritt hindeutet.

Die Studie legt nahe, dass gut vernetzte Gemeinschaften widerstandsfähiger gegen die politische Instrumentalisierung von Katastrophen sind und dass langfristiges Vertrauen stärker von nachhaltigem Wiederaufbau abhängt als von schneller Notfallhilfe. Investitionen in Sozialkapital vor einer Krise sind demnach entscheidend.

Filed Under: Research Tagged With: elections, Italy, natural disasters, redistribution, relief spending, social capital

Warum die USA so ungleich sind – und warum sich daran wenig ändern dürfte

March 27, 2025 by Mark Fallak

Die Vereinigten Staaten sind das Land mit der größten Ungleichheit unter den OECD-Staaten. Das ist insofern überraschend, als Umfragen zeigen, dass sich die meisten Menschen in den USA für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands aussprechen. Warum also bleibt die Ungleichheit bestehen – und nimmt sogar weiter zu?

Ein Erklärungsansatz aus der Politikwissenschaft liefert eine mögliche Antwort: Zwar wünscht sich die Mehrheit der Bevölkerung mehr Umverteilung, nicht jedoch diejenigen, die den größten Einfluss auf die Politik haben – die Wirtschafts- und Finanzeliten.

Wie stichhaltig diese Erklärung ist, lässt sich jedoch gar nicht so leicht wissenschaftlich überprüfen, zumal Mitglieder der Wirtschaftselite eher selten an Umfragen zu Ungleichheit und Umverteilung teilnehmen. In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersuchen Marcel Preuss, Germán Reyes, Jason Somerville und Joy Wu daher die Einstellungen der Wirtschaftselite von morgen – MBA-Studierende in den Top-Programmen von Ivy-League-Universitäten.

Eliten akzeptieren größere Ungleichheit

In einem Experiment sollten die MBA-Studierenden als neutrale Beobachtende entscheiden, wie Einkommen zwischen zwei arbeitenden Personen verteilt werden. Dabei zeigte sich, dass sie deutlich ungleichere Verteilungen bevorzugen als die Durchschnittsbevölkerung.

Wenn die Einkommen zufällig zugewiesen wurden, führten die MBA-Studierenden eine Verteilung mit einem Gini-Koeffizienten von 0,43 herbei. Zum Vergleich: In früheren Studien lag dieser Wert für repräsentative US-Stichproben nur bei 0,36. (Der Gini-Koeffizient misst Ungleichheit – ein Wert von 0 bedeutet völlige Gleichheit, 1 maximale Ungleichheit.)

Der Unterschied zwischen den MBA-Studierenden und der Durchschnittsbevölkerung entspricht von der Größenordnung her etwa 35 Prozent des Unterschieds zwischen den USA und Norwegen, den ein früheres Experiment zu Ungleichheitspräferenzen im Ländervergleich gezeigt hat.

Effizienz vor Fairness

Der größte Unterschied zwischen den MBA-Studierenden und der Gesamtbevölkerung bestand in ihrer Reaktion auf Effizienzkosten, die entstehen, wenn durch Umverteilung das gesamte verfügbare Einkommen sinkt. In solchen Fällen reduzierten die MBA-Studierenden ihre Umverteilungsbereitschaft drastisch.

Schon geringe Effizienzkosten führten dazu, dass der von ihnen gewählte Gini-Koeffizient um 0,20 Punkte stieg – ein enormer Anstieg im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung. Die meisten Menschen in den USA ändern ihre Einstellungen kaum, selbst wenn die Umverteilung das Gesamteinkommen verringert.

Das deutet auf einen grundlegenden Unterschied in den Werten hin: Während die Durchschnittsbevölkerung eine faire Verteilung wichtiger findet als Effizienz, legen zukünftige Wirtschaftseliten mehr Wert auf den wirtschaftlichen Gesamtnutzen – selbst wenn es dadurch zu mehr Ungleichheit kommt.

Anhand dieser Erkenntnisse lässt sich besser verstehen, warum Maßnahmen zur Verringerung der Ungleichheit oft schwer politisch durchzusetzen sind, obwohl eine breite Bevölkerungsmehrheit sie befürwortet.

Filed Under: Research Tagged With: elite, inequality, preferences

Deutschland spricht: Was passiert, wenn die Filterblase platzt?

March 19, 2025 by Mark Fallak

Im Rahmen des von ZEIT ONLINE initiierten Projekts „Deutschland spricht“ kamen im Herbst 2018 Tausende Menschen in ganz Deutschland zu einem mehrstündigen politischen Vier-Augen-Gespräch zusammen. Eine jetzt im Journal of Public Economics erschienene Studie von Ximeng Fang, Sven Heuser und Lasse Stötzer evaluiert anhand von anonymisierten Daten aus dem Projekt, wie sich dieser Gedankenaustausch auf die Überzeugungen und Vorstellungen der Menschen auswirkt.

Um den kausalen Effekt der Gespräche zu ermitteln, nutzt das Forscherteam die rund eine Woche nach den Gesprächen erhobenen Aussagen sowohl der Teilnehmer als auch derjenigen registrierten Interessenten, deren Gespräch nicht zustande gekommen war. Die Auswertung zeigt, dass die Wirkung des politischen Zwiegesprächs stark davon abhängt, wie weit die jeweiligen politischen Ansichten auseinanderliegen.

Gespräche mit Andersdenkenden

Kommen zwei Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen zusammen, reduzieren sich Animositäten und Stereotype gegenüber Andersdenkenden (affektive Polarisierung) signifikant: Nach dem Gespräch sind die Teilnehmer weniger davon überzeugt, dass sich die Werte und Lebensvorstellungen politisch Andersdenkender komplett von den eigenen unterscheiden.

Zudem glauben sie seltener, dass Andersdenkende schlecht informiert sind oder komplexe Zusammenhänge nicht verstehen. Auch konnten sich die Teilnehmer tendenziell eher vorstellen, Andersdenkende in ihren Bekanntenkreis aufzunehmen.

Die Treffen zwischen Menschen mit entgegengesetzten politischen Ansichten fördern auch ein stärkeres Gefühl von sozialem Zusammenhalt. Die Teilnehmenden geben an, ihren Mitmenschen mehr zu vertrauen. Außerdem wächst die Überzeugung, dass sich die Menschen in Deutschland umeinander kümmern.

Gespräche mit Gleichgesinnten

Treffen sich hingegen politisch Gleichgesinnte, bleiben deren Vorurteile gegenüber Andersdenkenden weitgehend unverändert. Gleichzeitig werden jedoch die politischen Überzeugungen extremer (ideologische Polarisierung), da sich die Gesprächspartner gegenseitig in ihren bestehenden Ansichten bestärken.

Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutung von Begegnungen über ideologische Grenzen hinweg. Solche Gespräche können Vorurteile abbauen, Vertrauen fördern und zu einem stärkeren sozialen Zusammenhalt beitragen – selbst wenn sie nicht unmittelbar die ideologische Haltung verändern.

Filed Under: Research

Würden Sie eine Geschichte lesen, die von einer Maschine geschrieben wurde?

March 14, 2025 by Mark Fallak

Von Martin Abel und Reed Johnson

Laut aktueller Studien bevorzugen Menschen kreative Werke von menschlichen Autoren gegenüber solchen von Künstlicher Intelligenz (KI). Doch ob sich diese Aussagen tatsächlich im Konsumverhalten widerspiegeln, ist kaum erforscht. Und wie es so schön heißt: „Talk is cheap.“ Angesichts der kommenden Flut an KI-generierten Werken geht es nicht nur um die Existenzgrundlage von Millionen kreativer Berufstätiger weltweit, sondern auch um die grundlegende Frage, was uns in diesem zutiefst menschlichen Schaffen noch gehört.

Ein Experiment mit KI-generierter Literatur

Um diese Fragen zu untersuchen, ließen wir OpenAIs GPT-4 eine Kurzgeschichte im Stil des preisgekrönten Autors Jason Brown schreiben. Anschließend befragten wir eine national repräsentative Stichprobe von über 650 Personen in den USA, die die Geschichte lesen und bewerten sollten. Dabei erhielt die Hälfte der Teilnehmenden die korrekte Information, dass die Geschichte von einer KI verfasst wurde. Die andere Hälfte wurde bewusst in die Irre geführt und glaubte, es handele sich um ein Werk von Jason Brown. Dieses Studiendesign ermöglichte es uns, den Effekt der (vermeintlichen) Autorschaft isoliert zu betrachten und zu testen, ob Konsumenten tatsächlich menschliche Texte gegenüber KI-generierten bevorzugen.

Nach dem Lesen der ersten Hälfte der KI-generierten Geschichte bewerteten die Teilnehmenden die Qualität des Textes anhand verschiedener Kriterien, darunter Vorhersehbarkeit, emotionale Tiefe und Atmosphäre. Zusätzlich erfassten wir ihre Zahlungsbereitschaft für das Lesen des Endes – sowohl in Geldform (durch einen Verzicht auf einen Teil ihrer Teilnahmevergütung) als auch in Zeitform (durch das Erledigen einer monotonen Transkriptionsaufgabe).

Subjektive Bewertung und tatsächliches Verhalten

Und was zeigte sich? Gab es Unterschiede zwischen den Gruppen? Die kurze Antwort: ja. Doch eine genauere Analyse brachte überraschende Erkenntnisse ans Licht.

Die Gruppe, die wusste, dass die Geschichte von einer KI stammte, bewertete den Text deutlich negativer. Sie empfand ihn als vorhersehbarer, weniger authentisch und atmosphärisch schwächer. Diese Ergebnisse stimmen mit einer wachsenden Zahl von Studien überein, die eine generelle Voreingenommenheit gegenüber KI-generierten Werken in Bereichen wie bildender Kunst, Musik oder Dichtung dokumentieren. Es scheint, dass Konsumenten – zumindest derzeit – reflexartig KI-geschaffene Werke als minderwertig einstufen.

Doch obwohl die Teilnehmenden die KI-Geschichte als schlechter bewerteten, waren sie dennoch bereit, genauso viel Zeit und Geld zu investieren, um das Ende der Geschichte zu lesen – unabhängig davon, ob sie wussten, dass der Text von einer KI geschrieben wurde oder nicht. Auch verbrachten sie nicht weniger Zeit mit dem Lesen der als KI-generiert gekennzeichneten Geschichte. Interessanterweise gaben fast 40 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie weniger gezahlt hätten, wenn die gleiche Geschichte von einer KI statt von einem Menschen geschrieben worden wäre. Dies zeigt, dass vielen die Diskrepanz zwischen ihrer subjektiven Bewertung und ihrem tatsächlichen Verhalten nicht bewusst ist.

Was bedeutet das für die Zukunft der Kreativbranche?

Diese Ergebnisse liefern wichtige Hinweise darauf, dass die verbreitete Ablehnung von KI-generierter Kreativität nicht zwingend mit dem tatsächlichen Kaufverhalten übereinstimmt. Dies könnte tiefgreifende Auswirkungen auf die Zukunft menschlicher Kreativarbeit haben, insbesondere in einem Markt, in dem KI-generierte Werke zu einem Bruchteil der Kosten produziert werden können. Schon jetzt überfluten KI-geschriebene Bücher den Markt – eine Entwicklung, die Autorenverbände dazu veranlasst hat, eigene Kennzeichnungsrichtlinien einzuführen. Doch unsere Forschung wirft die Frage auf, ob solche Labels überhaupt eine wirksame Barriere gegen die Verdrängung menschlicher Autoren darstellen.

Natürlich sind die Einstellungen gegenüber KI noch im Wandel, und es ist durchaus möglich, dass eine Gegenbewegung entsteht – ähnlich wie die Arts-and-Crafts-Bewegung als Reaktion auf die Industrialisierung. Eine denkbare Zukunft wäre eine Marktsegmentierung, in der einige Verbraucher bereit sind, für den kreativen Schaffensprozess selbst zu zahlen, während andere sich ausschließlich für das Endprodukt interessieren.

Unabhängig davon, wie sich diese Entwicklungen entfalten, zeigen unsere Ergebnisse, dass der Weg für menschliche Kreativarbeit möglicherweise steiler ist, als bisherige Forschung vermuten ließ. Während viele Menschen überzeugt sind, dass menschliche Arbeit einen intrinsischen Wert hat, sind überraschend wenige bereit, dies auch mit ihrem Geldbeutel zu bestätigen.

Filed Under: Opinion Tagged With: AI, arts, crafts, creative writing, creativity, willingness to pay

Strategische Neuausrichtung der DPS

February 24, 2025 by Mark Fallak

Am 24. Februar 2025 hat die Deutsche Post Stiftung nachfolgendes Statement veröffentlicht:

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Neuausrichtung der Deutsche Post Stiftung: Fokus auf Klima, Natur und Nachhaltigkeit

Nach dem Auslaufen der Finanzierung durch die DHL Group (vormals Deutsche Post AG) stellt sich die Deutsche Post Stiftung (DPS) strategisch neu auf. Unter dem neuen Namen Stiftung Globale Nachhaltigkeit (SGN) wird sie sich auf Klima-, Natur- und Nachhaltigkeitsthemen konzentrieren.

Im Zuge dieser Neuausrichtung wird die Stiftung künftig als Förderstiftung agieren und über den Stiftungsfonds Umweltökonomie und Nachhaltigkeit (SUN) gezielt externe Projekte und Organisationen unterstützen. Es werden keine eigenen Forschungsinstitute mehr betrieben. In diesem Zusammenhang wurde die schwierige Entscheidung getroffen, den Geschäftsbetrieb des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) zum 31. Dezember 2025 einzustellen.

Zugleich erkennt die DPS die Bedeutung des internationalen IZA-Forschungsnetzwerks an, das sich als zentrale und hoch angesehene Plattform für den weltweiten Austausch in der Arbeitsmarkt­forschung etabliert hat. Um den Fortbestand des Netzwerks zu sichern, gibt es Bemühungen, alternative Finanzierungsquellen, Kooperationen und Organisationsformen für das Netzwerk zu prüfen. Dies wird in enger Abstimmung mit dem IZA Network Advisory Panel erfolgen. Das Ziel ist, die Ergebnisse im Juni 2025 vorzustellen.

Mit den festangestellten Mitarbeitenden am Bonner Institut werden individuelle Vereinbarungen erarbeitet, um betriebsbedingte Kündigungen möglichst zu vermeiden. Die DPS ist sich bewusst, dass diese Veränderung für viele eine Herausforderung darstellt, und setzt alles daran, sozialverträgliche Lösungen für alle Betroffenen zu finden.

Die Stiftung würdigt das außergewöhnliche Engagement aller Wissenschaftlerinnen, Wissen­schaftler und Mitarbeitenden, die das IZA über Jahrzehnte geprägt haben. Ihre Arbeit hat nicht nur die Forschung und internationale Vernetzung im Bereich der Arbeitsökonomie maßgeblich vorangebracht, sondern auch wertvolle Impulse für arbeitsmarkt- und sozialpolitische Debatten weltweit gesetzt. Die Stiftung blickt mit Stolz auf ihre seit über 25 Jahren geleistete Führung und Förderung dieser wissenschaftlichen Leistungen zurück. Alle Bemühungen zur Sicherung dieser Errungenschaften und der wissenschaftlichen Zusammenarbeit wird die Stiftung weiter aktiv unterstützen.

Vorstand und Kuratorium

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Filed Under: IZA News

Preisgekrönte Forschung zu Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf den Arbeitsmarkt

February 17, 2025 by Mark Fallak

Die Studie AI, Task Changes in Jobs, and Worker Reallocation (IZA DP No. 17554) von Christina Gathmann (LISER und IZA), Felix Grimm (LISER) und Erwin Winkler (FAU und IZA) wurde mit dem diesjährigen IZA Award for Innovative Research on a Pressing Public Issue (IRPPI) ausgezeichnet.

Die prämierte Forschungsarbeit untersucht mithilfe innovativer Methoden, wie sich die Integration von KI-Anwendungen auf das Aufgabenspektrum in beruflichen Tätigkeiten auswirkt und welche Anpassungsprozesse sich daraus für den Arbeitsmarkt ergeben. Während die zunehmende Automatisierung durch Robotik in erster Linie einfache Routinetätigkeiten ersetzt, beeinflusst KI vor allem abstraktere Aufgaben, etwa in der Informationsverarbeitung. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach hochspezialisierten Routinetätigkeiten wie dem computergestützten Überwachen von Prozessen.

Diese Veränderungen erfolgen hauptsächlich innerhalb einzelner Berufsgruppen und nehmen im Zeitverlauf zu. Zwar sind die direkten Verdrängungseffekte relativ gering, doch Beschäftigte reagieren auf diese Entwicklung, indem sie verstärkt in weniger KI-exponierte Branchen wechseln. Zudem zeigen sich Unterschiede in den Lohneffekten: Während geringqualifizierte Arbeitnehmer oft Einkommenseinbußen hinnehmen müssen, profitieren hochqualifizierte Beschäftigte tendenziell von KI-bedingten Veränderungen.

Über den IRPPI Award

Der mit 5.000 Euro dotierte Preis würdigt qualitativ hochwertige Forschungsarbeiten, die neue Erkenntnisse zu Themen von besonderer politischer und gesellschaftlicher Relevanz liefern. Für den aktuellen Themenschwerpunkt „Künstliche Intelligenz auf dem Arbeitsmarkt“ bestand die Jury aus Kristina McElheran (University of Toronto) und Andrew Oswald (University of Warwick, Vorsitzender des IZA Network Advisory Panels).

Mehr zum Thema

Studie herunterladen (PDF):
IZA DP No. 17554: AI, Task Changes in Jobs, and Worker Reallocation

Vertiefende Einblicke in die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt:
IZA Spotlight: Sonderausgabe zu Automatisierung und KI – Zukunft der Arbeit?
IZA World of Labor:
Artikel von Nick Drydakis zu AI and Labor Market Outcomes

Filed Under: IZA News Tagged With: AI, artificial intelligence

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