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Schüler überschätzen ihre eigene Leistung

February 7, 2020 by Mark Fallak

Menschen neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu überschätzen. Beispielsweise hält sich eine große Bevölkerungsmehrheit für besonders gute Autofahrer, und viele Manager verzocken sich durch übermäßiges Selbstbewusstsein – mit weitreichenden wirtschaftlichen Folgen. Aber auch für Schüler kann eine allzu optimistische Selbsteinschätzung langfristige Konsequenzen haben, wenn sie zu falschen Bildungsentscheidungen führt.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersuchen Matteo Bobba und Veronica Frisancho auf Basis eines groß angelegten Feldversuchs mit über 2.500 Neuntklässlern in Mexico City, wie die Schüler ihre Chancen beim anstehenden Eingangstest für die weiterführenden Schulen einschätzten und inwieweit sie ihr Selbstbild anpassten, wenn sie über ihr Abschneiden in einem Übungstest informiert wurden.

Vor und nach dem Übungstest, der inhaltlich eng an den offiziellen Eingangstest angelehnt war, mussten die Schüler angeben, welche Punktzahl sie mit welcher Wahrscheinlichkeit zu erreichen glaubten. Nur eine zufällig ausgewählte Gruppe von Schülern bekam das eigene Testergebnis mitgeteilt. So konnten die Forscher messen, welchen Einfluss das individuelle Leistungsfeedback auf die Selbsteinschätzung hatte.

Leistungsstärkere Schüler verarbeiten Feedback effektiver

Dabei zeigte sich zunächst, dass der Großteil der Schüler – insbesondere am unteren Rand des Leistungsspektrums – die eigenen Fähigkeiten im Vorfeld klar überschätzte. Nur acht Prozent der Schüler schnitten im Test besser ab als sie erwartet hatten.

Mit den Ergebnissen konfrontiert, gelangten die Schüler insgesamt zu einer deutlich realistischeren Selbsteinschätzung. Allerdings offenbarten sich große Unterschiede in der Fähigkeit, die Informationen über die eigene Leistung zu verwerten und zu internalisieren. Jungen gelang dies im Schnitt besser als Mädchen. Am effektivsten bei der Anpassung des Selbstbildes waren Schüler aus Familien mit höherem sozioökonomischem Status und von besseren Schulen.

So kann Leistungsfeedback zwar einerseits Selbstüberschätzung und damit verbundene Fehlentscheidungen reduzieren helfen, andererseits aber auch zur Verfestigung bestehender Ungleichheiten beitragen, wenn leistungsschwächere Schüler in geringerem Maße davon profitieren.

Filed Under: Research Tagged With: achievement, bias, feedback, overconfidence, self-perception, students

Schülerfeedback hat kaum Auswirkungen auf Lehrerverhalten

February 5, 2020 by Mark Fallak

Regelmäßige Rückmeldungen zur Performance von Mitarbeitern sind in vielen Organisationen gängige Praxis, um gute Leistungen zu honorieren und Verbesserungen anzustoßen. Auch im Bildungssystem erfreuen sich Feedback-Systeme wachsender Beliebtheit. Doch während an Universitäten die Evaluation von Professoren durch Studenten längst zum Alltag gehört, stößt die Idee des Schülerfeedbacks bei vielen Lehrern auf Skepsis.

Ein Forscherteam um IZA-Fellow Robert Dur von der Erasmus-Universität Rotterdam hat nun in einem großen Feldexperiment untersucht, inwieweit Lehrkräfte ihre Selbsteinschätzung und ihr Verhalten in Reaktion auf systematisches Schülerfeedback anpassen.

Dazu ließen sie die Schüler einer niederländischen Berufsschule rund zwanzig verschiedene Aspekte von Unterrichtsqualität und Lehrerverhalten bewerten. Nur ein zufällig ausgewählter Teil des Kollegiums bekam das eigene Ergebnis mitgeteilt. Zusätzlich mussten alle Lehrer vor dem Experiment und ein Jahr danach eine Selbsteinschätzung abgeben.

Die Analyse zeigt im Durchschnitt keinerlei Veränderung des Lehrerverhaltens als Folge des Schülerfeedbacks, gemessen an der Beurteilung durch den nachfolgenden Jahrgang. Allerdings kam es zu messbaren Verbesserungen bei Lehrkräften, die sich selbst im Vergleich zum Feedback der Schüler deutlich positiver beurteilt hatten. Die Lücke zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung verringerte sich ebenfalls, jedoch nur in geringem Maße.

Während die beobachteten Veränderungen fast ausschließlich auf die Reaktionen weiblicher Lehrkräfte zurückzuführen waren, schienen ihre männlichen Kollegen vom Schülerfeedback gänzlich unbeeindruckt.

Den Autoren zufolge lässt sich daraus jedoch nicht ableiten, dass Schülerfeedbacks zur Verbesserung der Lehre prinzipiell ungeeignet seien. Denkbar sei beispielsweise, dass Feedbacks stärkere positive Effekte entfalten könnten, wenn sie regelmäßiger erfolgten oder mit zusätzlichen Anreizen für das Lehrpersonal, etwa in Form von Bonuszahlungen, verbunden wären.

Filed Under: Research Tagged With: evaluation, feedback, performance, students, teachers

Übermäßige Nutzung sozialer Medien schadet der Psyche von Teenagern

January 30, 2020 by Mark Fallak

Der Zusammenhang ist nicht neu: Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass Jugendliche, die viel Zeit in den sozialen Medien verbringen, häufiger zu psychischen Problemen, emotionalem Stress und Verhaltensauffälligkeiten neigen. Allerdings sind die wenigsten Studien methodisch in der Lage, Ursache und Wirkung sauber voneinander zu trennen.

Zum einen könnten andere Einflussfaktoren wie Persönlichkeitsmerkmale oder familiärer Hintergrund gleichermaßen den Medienkonsum und die seelische Gesundheit beeinflussen. Zum anderen wäre ebenso denkbar, dass die Wirkung genau in die umgekehrte Richtung geht, wenn sich Teenager etwa aufgrund psychischer Probleme stärker in die Online-Welt zurückziehen.

Kausalität oder bloße Korrelation?

Um den Effekt des Medienkonsums weitestgehend von anderen Einflussfaktoren zu isolieren, nutzt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Paul McNamee, Silvia Mendolia und Oleg Yerokhin umfangreiche Daten einer britischen Längsschnitterhebung, für die rund 40.000 Haushalte sowie deren Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren regelmäßig befragt werden.

Dadurch können die Forscher nicht nur Veränderungen im Zeitverlauf ermitteln, sondern darüber hinaus gezielt Kinder miteinander vergleichen, die sich in diversen Merkmalen (Alter, Geschlecht, ethnischer Hintergrund, familiäre Situation, soziales Umfeld, Risikoverhalten etc.) ähneln, aber hinsichtlich der Mediennutzung unterscheiden.

Maßvolle Nutzung hat positive Effekte

Die Analyse zeigt, dass die sozialen Medien erst ab einer täglichen Nutzungsdauer von vier Stunden das Selbstwertgefühl signifikant verringern und Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite verstärken. Die psychische Gesundheit insgesamt verschlechtert sich auf einer Skala von 0 bis 8 und rund 0.5 Punkte. Mädchen sind davon stärker betroffen als Jungen, wobei der familiäre Hintergrund keine Rolle spielt.

Ein maßvoller Umgang mit den sozialen Medien (weniger als vier Stunden pro Tag) trägt hingegen positiv zur psychischen Gesundheit bei, insbesondere weil das Selbstbewusstsein und die subjektiv wahrgenommene Beliebtheit im Freundeskreis steigt. Die Forscher raten Eltern und Lehrern daher, soziale Medien nicht pauschal zu verteufeln, sondern die Kinder für die Risiken zu sensibilisieren und eine geeignete Balance zwischen Online- und Offline-Aktivitäten zu fördern.

Filed Under: Research Tagged With: mental health, peer pressure, social media, teenagers, well-being

Wie der Breitbandausbau den Arbeitsmarkt effizienter macht

January 27, 2020 by Mark Fallak

Über Online-Jobbörsen finden Unternehmen und Stellensuchende potenziell leichter zueinander. Inwieweit dadurch tatsächlich zusätzliche, höher entlohnte und stabilere Beschäftigung entsteht, ist jedoch bislang kaum erforscht. Denn die methodische Herausforderung besteht darin, den Effekt des Internetzugangs von anderen technologischen, wirtschaftlichen und Arbeitsmarkttrends zu isolieren.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Manudeep Bhuller, Andreas R. Kostøl und Trond C. Vigtel nutzt dazu den Umstand, dass der Ausbau des Breitband-Internets in Norwegen weitgehend unabhängig von anderen Standortfaktoren wie den regionalen Arbeitsmarktbedingungen erfolgte. Mittels umfangreicher Daten zur Rekrutierungspraxis von Unternehmen, zum Verhalten von Jobsuchenden und zur Qualität neuer Beschäftigungsverhältnisse können die Autoren ermitteln, wie sich die bessere Anbindung ans Internet auf den Arbeitsmarkt auswirkt.

Offene Stellen werden schneller und nachhaltiger besetzt

Die Analyse belegt zunächst, dass mit der Verfügbarkeit von schnellem Internet die Zahl der Online-Stellenausschreibungen deutlich zunahm. Neue Stellen wurden um 9% schneller besetzt, und der Anteil von Unternehmen mit personellen Engpässen ging um 13% zurück. Die Rekrutierungserfolge veranlassten außerdem viele Unternehmen, mehr Mitarbeiter einzustellen.

Zugleich fanden die Stellensuchenden schneller einen Job und erzielten im Schnitt 3-4% höhere Einstiegslöhne nach vorangegangener Arbeitslosigkeit. Auch die Dauer neuer Beschäftigungsverhältnisse nahm zu, was wiederum dafür spricht, dass sich die Passgenauigkeit von Unternehmen und neuen Mitarbeitern mithilfe des Internets steigern lässt.

Von den sinkenden Informationskosten und der höheren „Matching-Effizienz“ profitierte der gesamte Arbeitsmarkt: Nach den Berechnungen der Autoren ging die strukturelle Arbeitslosigkeit dank dem konsequent vorangetriebenen Breitbandausbau um rund ein Fünftel zurück.

Filed Under: Research Tagged With: broadband, Internet, matching, Norway, recruitment, unemployment, vacancy

Ist Frauen das Gehalt weniger wichtig?

December 19, 2019 by Mark Fallak

Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen – der „Gender Pay Gap“ – zählt zu den wohl meistdiskutierten Themen der empirischen Arbeitsmarktforschung. Auch aus dem IZA-Netzwerk gibt es zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zur Rolle von Diskriminierung, strukturellen Unterschieden, Gehaltserwartungen und anderen Einflussfaktoren. Drei aktuelle Forschungspapiere gehen aus verschiedenen Perspektiven der Frage nach, warum Frauen offenbar weniger Wert auf die Bezahlung legen als Männer.

Warum Frauen seltener wegen schlechter Bezahlung kündigen

Männer wechseln ihren Job häufiger, wenn sie anderswo mehr verdienen können. Um männliche Arbeitskräfte zu halten, müssen Unternehmen daher potenziell tiefer in die Tasche greifen – was wiederum die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern verschärft.

Dass Frauen einen rein finanziell motivierten Jobwechsel eher scheuen, lässt sich laut einer aktuellen Studie von Christian Bredemeier nicht etwa durch Geschlechterunterschiede bei der Risiko- oder Veränderungsbereitschaft erklären. Vielmehr deutet seine Analyse von US-Haushaltsdaten darauf hin, dass Männer mehr auf die Bezahlung schauen, weil sie nach wie vor meist die Hauptverdiener sind. Nicht-finanzielle Jobaspekte wie Arbeits- oder Pendelzeiten spielen eine geringere Rolle, je mehr das Gehalt zum Haushaltseinkommen beiträgt.

Wenn Männer und Frauen innerhalb von Unternehmen mit Blick auf die Mitarbeiterbindung ungleich entlohnt würden, sei das also nicht unbedingt eine reine Frage des Geschlechts, sondern auch des „Verdienerstatus“. Eine gleichberechtigtere Rollenverteilung im Haushalt könne daher einen wichtigen Beitrag zum Abbau des Gender Pay Gap leisten.

Warum Frauen zufriedener mit ihrem Job sind

Trotz Nachteilen bei den Gehalts- und Karrierechancen geben Frauen im Schnitt eine höhere Jobzufriedenheit an als Männer. Eine in der Forschung vielzitierte These besagt, dass Frauen insgesamt geringere Erwartungen an ihren Job haben und sich daher auch mit objektiv schlechteren Bedingungen eher zufrieden geben. Laut einer neuen Studie von Paul Redmond and Seamus McGuinness greift dieser Erklärungsansatz jedoch zu kurz.

Anhand von detaillierten Daten aus den 28 EU-Ländern untersuchen die Forscher den Einfluss diverser Jobpräferenzen. Demnach legen Frauen bei der Arbeitsplatzwahl mehr Wert auf die Work-Life-Balance und eine „sinnstiftende“ Tätigkeit als Männer. Diese beiden Aspekte schlagen sich besonders in der Arbeitszufriedenheit nieder.

Warum Frauen bevorzugt im öffentlichen Sektor arbeiten

Unterschiedliche Jobpräferenzen können auch erklären, warum Frauen im öffentlichen Dienst überrepräsentiert sind. Geringere Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern, höhere Arbeitsplatzsicherheit, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Gemeinwohlorientierung der Tätigkeit zählen zu den Merkmalen, die den öffentlichen Sektor gegenüber der Privatwirtschaft für Frauen potenziell attraktiver machen.

Eine Studie von Pedro Maia Gomes und Zoë Kuehn ermittelt auf Basis von Daten aus vier Ländern, welche Bedeutung diese Aspekte für die Berufswahl haben. (Detaillierte Ergebnisse finden Sie in der englischsprachigen Zusammenfassung.) Unter anderem errechnen die Autoren, wie hoch die Gehaltseinbußen sind, die Beschäftigte in der Privatwirtschaft statistisch in Kauf zu nehmen bereit sind, um von den Vorteilen des öffentlichen Dienstes zu profitieren.

Hier zeigt sich, dass Frauen eine höhere „Zahlungsbereitschaft“ für familienfreundliche Arbeitszeiten haben, während Männer mehr Wert auf Beschäftigungssicherheit legen. Den Autoren zufolge lässt sich dieser Befund wiederum darauf zurückführen, dass Männer mehr zum Haushaltseinkommen beisteuern (siehe dazu auch die erstgenannte Studie), was einen Jobverlust vergleichsweise schmerzlicher macht.

Filed Under: Research Tagged With: gender, job satisfaction, pay, preferences, public sector, quits, work-life balance

Wie sich industrielle Automatisierung auf die Familiengründung auswirkt

December 17, 2019 by Götz Siedler

Unterm Strich schaffen Digitalisierung und technischer Fortschritt mehr neue Arbeitsplätze, als alte vernichtet werden. Beschäftigten in Branchen mit hohem Automatisierungspotenzial nützt diese Feststellung freilich wenig, wenn sie befürchten müssen, ihren Job an einen Roboter zu verlieren. Dass die daraus entstehenden Zukunftsängste handfeste Folgen für die demografische Entwicklung haben, zeigt ein aktuelles IZA-Forschungspapier der italienischen Ökonomen Massimo Anelli, Osea Giuntella und Luca Stella.

Für lokale Arbeitsmärkte in den USA ermittelten die Forscher die Zunahme der Industrieroboter-Dichte und setzten diese in Bezug zu demografischen Trends in den betroffenen Regionen. Um den Automatisierungseffekt zu isolieren, konzentrierten sie ihre Analyse auf Branchen, in denen Roboter auch in anderen Industrienationen vermehrt zum Einsatz kommen. So konnten sie ausschließen, dass die beobachtete Zunahme der Roboterdichte ihrerseits auf demografische Trends, etwa einen regionalen Fachkräftemangel, zurückzuführen ist.

Unsicherheit hemmt die Bindungsbereitschaft

Die Ergebnisse zeigen zunächst, dass Männer von der potenziellen Konkurrenz durch Roboter stärker betroffen sind als Frauen: Die Geschlechterlücke beim Lohneinkommen und der Arbeitsmarktbeteiligung wurde infolge zunehmender Automatisierung geringer. Die Geburtenraten blieben zwar insgesamt unverändert, doch gingen sowohl die Eheschließungen als auch die Kinderzahl verheirateter Paare deutlich zurück, währen uneheliche Geburten zunahmen.

Nach Einschätzung der Autoren ist neben einer allgemein wachsenden Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt der geringere „relative Marktwert“ von Männern auf dem Heiratsmarkt mitverantwortlich für die sinkende Bereitschaft, langfristige familiäre Bindungen einzugehen. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, plädieren die Forscher dafür, bei der Familienförderung ein verstärktes Augenmerk auf Kinder aus nichtehelichen Lebensgemeinschaften zu richten.

Lesen Sie hier eine ausführlichere englische Zusammenfassung.

Filed Under: Research Tagged With: automation, divorce, early childhood, family, marriage, robots

Mitbestimmung im Aufsichtsrat fördert Investitionen

December 13, 2019 by Mark Fallak

Investitionsentscheidungen hängen von zahlreichen Faktoren wie Absatzerwartungen, Zinsniveau oder steuerlichen Aspekten ab. In einem aktuellen IZA-Forschungspapier weisen Simon Jäger, Benjamin Schoefer und Jörg Heining empirisch nach, dass Firmen mehr investieren, wenn Beschäftigte im Aufsichtsrat mitreden.

Für ihre Analyse nutzen die Forscher eine Gesetzesänderung aus dem Jahr 1994, seit der die Verpflichtung für Aktiengesellschaften, ein Drittel der Aufsichtsratssitze mit Arbeitnehmervertretern zu besetzen, nur noch für Unternehmen ab 500 Beschäftigten greift. Ausgenommen waren Unternehmen mit Gründungsdatum vor dem 10. August 1994, für die die Drittelbeteiligung der Arbeitnehmer weiterhin galt.

Um den Effekt der Aufsichtsratsmitbestimmung zu isolieren, verglichen die Ökonomen die Entwicklung von Unternehmen, die kurz vor bzw. nach diesem Stichtag gegründet worden waren.

Die Auswertung verschiedener Unternehmensdatenbanken und von IAB-Daten zeigt zunächst, dass die Mitbestimmungsregelung keinen messbaren Einfluss auf die Betriebsgröße oder die Überlebenswahrscheinlichkeit von Firmen hat, wohl aber den Frauenanteil im Aufsichtsrat tendenziell fördert.

Mehr Investitionen ohne Personalabbau

Der zentrale Befund bezieht sich auf die Investitionsentscheidungen: Der Kapitalstock – also der Bestand an Gebäuden, Maschinen, Patenten oder Marken – schrumpft durch Mitbestimmung nicht etwa, wie von gängigen Theorien vorhergesagt, sondern er wächst im Gegenteil sogar um 30 bis 50 Prozent.

Die Beschäftigung scheint darunter nicht zu leiden: Laut Studie konzentrieren sich mitbestimmte Unternehmen auf kapitalintensive Produktionstechnologien, ohne dabei Jobs abzubauen. Auch kommt es offenbar nicht vermehrt zu Outsourcing. Vielmehr steigt der Anteil der unternehmensinternen Wertschöpfung sogar um 12 bis 13 Prozentpunkte.

Das Qualifikationsniveau erhöht sich insgesamt, während der Anteil ungelernter Arbeitnehmer zurückgeht. Auf das Lohnniveau scheint sich Mitbestimmung ebenso wenig auszuwirken wie auf die Rendite. Die Kreditkosten sinken, was den Autoren zufolge daran liegen könnte, dass Arbeitnehmervertreter sich für weniger riskante Investitionsprojekte einsetzen.

Verbesserter Informationsaustausch baut Vertrauen auf

Den Forschern zufolge lässt sich ein Großteil der gemessenen Effekte mit verbesserten Informationsflüssen in mitbestimmten Unternehmen erklären. Da der Vorstand gesetzlich zur regelmäßigen Berichterstattung an den Aufsichtsrat verpflichtet sei, bleibe die Arbeitnehmerseite über die geschäftliche Entwicklung stets auf dem Laufenden.

Umgekehrt könnten die Arbeitnehmervertreter dem Management die Bedürfnisse der Belegschaft näherbringen. Dadurch könne Vertrauen aufgebaut werden, das zu kooperativen und langfristigen Arbeitsbeziehungen beitrage, was wiederum Investitionen attraktiver mache.

Lesen Sie hier eine ausführlichere Zusammenfassung (englisch).

Filed Under: Research Tagged With: capital, codetermination, corporate boards, investment, labor, unions

Besteuerung von Milliardären in den USA

December 2, 2019 by Mark Fallak

Potenzielle Steuerflucht ist ein klassisches Argument gegen eine höhere Besteuerung von Superreichen. Neue Erkenntnisse dazu liefern Enrico Moretti und Daniel J. Wilson in einem aktuellen IZA-Forschungspapier. Die Ökonomen untersuchen, inwieweit eine höhere Nachlasssteuer die 400 reichsten Amerikaner zum Umzug in einen anderen Bundesstaat bewegt – und was das für die Steuereinnahmen bedeutet.

In den USA gibt es bei der Besteuerung von Einkommen und Vermögen teils große Unterschiede auf Ebene der Bundesstaaten. Das gilt auch für die Nachlasssteuer („estate tax“), die vor der Aufteilung der Erbmasse auf die Erben fällig wird. Die Forscher nutzten für ihre Studie den Umstand, dass im Jahr 2001 eine bundesweit einheitliche Regelung abgeschafft wurde und die tatsächliche Steuerlast auf den Nachlass seither vom Wohnsitz abhängt.

Die Analyse auf Basis von Forbes-Daten der Jahre 1981 bis 2017 zeigt, dass etwa jeder dritte Superreiche aufgrund der Reform in einen anderen Bundesstaat umzog. Die Autoren attestieren Milliardären daher eine „hohe geografische Sensibilität“ gegenüber den Steuersätzen. Auffällig ist, dass die Wahrscheinlichkeit, den Wohnsitz in einen Staat ohne Nachlasssteuer zu verlegen, mit höherem Alter zunimmt.

Nachlasssteuer rechnet sich

Für viele Bundesstaaten ist die Nachlasssteuer eine einträgliche Einnahmequelle: Innerhalb von drei Jahren nach dem Tod eines Milliardärs spült die Steuer im Schnitt rund 165 Millionen Dollar in die Staatskasse. Andererseits gehen damit entgangene Einnahmen aus der Einkommensteuer einher, wenn Superreiche dem Bundesstaat im Laufe ihres Lebens den Rücken kehren.

Unterm Strich bleibt dennoch ein Plus: Nach den Berechnungen der Autoren würden fast alle Bundesstaaten, die derzeit keine Nachlasssteuer erheben, von der Einführung profitieren. Einzige Ausnahme ist Kalifornien, wo der Spitzensatz bei der Einkommensteuer so hoch liegt, dass die Abwanderung von Superreichen einen größeren Verlust bedeuten würde.

Die Autoren betonen allerdings, dass sich ihre Schätzungen nur auf die direkten Steuereinnahmen beziehen. Inwieweit es durch Abwanderungsbewegungen der Milliardäre auch zur Verlagerung von Unternehmen, Investitionen oder Spenden für wohltätige Zwecke kommt, lässt sich aus den Daten nicht ablesen.

Filed Under: Research Tagged With: billionaires, cost-benefit analysis, estate tax, income tax, mobility, revenue, taxation, wealth

Wie Erdbeben die Einstellungen zu Umverteilung beeinflussen

November 27, 2019 by Mark Fallak

Die Einstellungen der Menschen zu Umverteilungsfragen hängen davon ab, worin sie die Ursachen sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit sehen. Wer individuellen Erfolg primär als Resultat eigener Anstrengungen sieht, wird Umverteilung eher skeptisch beurteilen. Wer hingegen davon ausgeht, dass glückliche äußere Umstände maßgeblich für persönlichen Wohlstand sind, dürfte Umverteilungsmaßnahmen eher befürworten.

Natürliches „Experiment“

Dass sich die Einstellungen zur Umverteilung durch „externe Schocks“ verändern können, belegen die italienischen Ökonomen Giovanni Gualtieri, Marcella Nicolini und Fabio Sabatini in einem aktuellen IZA-Forschungspapier am Beispiel einer Erdbebenserie in Mittelitalien. Einem ersten starken Beben in der Abruzzen-Stadt L’Aquila am 6. April 2009 folgten Dutzende von Nachbeben, von denen sieben eine ähnlich zerstörerische Wirkung hatten wie das erste.

Die Autoren analysierten Umfragedaten zu individuellen Meinungen und Überzeugungen zwei Jahre nach den Beben. Anhand von detaillierten Daten zur sogenannten Spitzenbodenbeschleunigung (PGA, Peak ground acceleration) konnten sie ermitteln, in welchem Ausmaß die jeweiligen Befragten den Erdbeben ausgesetzt waren.

Dabei fanden die Forscher einen direkten Zusammenhang zwischen der Intensität der registrierten Erschütterungen und der Überzeugung, dass Ungleichheiten in der Gesellschaft durch staatliche Umverteilung ausgeglichen werden sollten. Zu einer signifikanten Veränderung der sozialen Präferenzen kam es zwar erst nach mehrfachen „Schock-Erfahrungen“ dieser Art, doch die Größenordnung des Effekts ist durchaus bemerkenswert: Statistisch entspricht er etwa dem Einfluss der politischen Orientierung auf die Umverteilungspräferenzen.

Erheblicher Effekt

Den Autoren zufolge könne ein besseres Verständnis der Motive für Umverteilungsforderungen dazu beitragen, dem Erstarken des Populismus wirksamer zu begegnen. Nach ihrer Einschätzung sprechen die Ergebnisse der Studie dafür, dass Forderungen nach mehr Umverteilung nicht nur durch Eigennutz, sondern durch ernsthafte Zweifel an gesellschaftlicher Fairness getrieben sind.

Filed Under: Research Tagged With: inequality, Italy, natural experiment, redistribution

Wirksamkeit politischer Maßnahmen zur Reduzierung des Tabakkonsums

November 21, 2019 by Dajan Baischew

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist Tabakkonsum die Ursache für jährlich mehr als acht Millionen Todesfälle weltweit, davon 15% durch die Folgen des Passivrauchens. Viele Länder haben daher inzwischen Anti-Tabak-Maßnahmen ergriffen, die neben Verboten auch auf Abschreckung und Aufklärung setzen. Drei aktuelle IZA-Forschungspapiere liefern neue Erkenntnisse zu Wirksamkeit verschiedener Politikmaßnahmen in den USA, Europa und Australien.

Kinder profitieren von Rauchverboten in der Öffentlichkeit

Rauchverbote in öffentlichen Einrichtungen, Arbeitsstätten, Restaurants und Bars sollen vor allem Passivraucher schützen. Kritiker befürchten, dass Kinder die Leidtragenden sein könnten, wenn dadurch vermehrt zu Hause geraucht würde. Laut einer Studie von Kerry Anne McGeary, Dhaval M. Dave, Brandy Lipton and Timothy Roeper ist jedoch das Gegenteil der Fall: Das Rauchen in den eigenen vier Wänden ging ebenfalls zurück.

Die Analyse zeigt darüber hinaus, dass sich die Säuglingsgesundheit, gemessen am Geburtsgewicht, infolge der Rauchverbote deutlich verbessert hat. Nach Schätzungen der Autoren könnten die USA allein durch diesen Effekt jährlich zwischen 71 und 111 Millionen Dollar an Gesundheitsausgaben einsparen, wenn umfassende Rauchverbote landesweit eingeführt würden. Zum Erhebungszeitpunkt lebten noch 40% der Bevölkerung in Bundesstaaten ohne strikte Regelungen für Arbeitsräume und Gaststätten.

Jugendliche umgehen Altersbeschränkung beim Zigarettenkauf

Um Jugendliche vom Rauchen abzuhalten, haben viele Länder zudem die Altersbeschränkungen für den Tabakverkauf verschärft. Die Studie von Armando N. Meier, Reto Odermatt und Alois Stutzer analysiert die Effektivität unterschiedlicher Regelungen in der EU und der Schweiz. Um andere Einflussfaktoren wie etwa eine parallele Verteuerung der Zigaretten herauszurechnen, verglichen sie außerdem einzelne Kantone in der Schweiz, die das Mindestverkaufsalter selbst festlegen können, nicht aber die Tabaksteuer.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Erwartungen der Politik zumindest in der Schweiz nicht erfüllt haben: Der Tabakkonsum von Teenagern ging statt der erhofften fünf Prozentpunkte um lediglich einen Prozentpunkt zurück. Hauptgrund dafür ist nach Einschätzung der Forscher, dass die Jugendlichen das Verkaufsverbot durch volljährige Freunde umgehen. Befürchtungen, ein Verbot könnte den Konsum für junge Menschen erst recht attraktiv machen, haben sich nicht bewahrheitet: Teenager finden Rauchen sogar eher weniger „cool“ als vorher. Allerdings hat sich auch die Einstellung zu den Gesundheitsgefahren kaum verändert.

Schockbilder verfehlen ihre abschreckende Wirkung nicht

Ein dritter Ansatz besteht in der Abschreckung durch Schockbilder, wie sie inzwischen auch EU-weit auf Zigarettenpackungen verpflichtend sind. Skeptiker wenden ein, dadurch könne man bestenfalls Nichtraucher vom Rauchen abhalten, nicht aber eingefleischte Raucher zum Aufhören bewegen.

Dem widerspricht die Studie von Daniel Kühnle am Beispiel Australiens: Hier ging die Zahl der Raucher im ersten Jahr nach Einführung der Schockbilder um rund 4% zurück, insbesondere weil mehr Menschen mit dem Rauchen aufhörten. Am stärksten ausgeprägt war der Effekt bei jüngeren und weniger gebildeten Rauchern, gleich welchen Geschlechts.

Nach Einschätzung des Forschers hat es sich bewährt, die Schockbilder mit einem Hinweis auf Hotlines zur Raucherentwöhnung zu kombinieren und durch entsprechende Medienkampagnen zu flankieren.

Filed Under: Research Tagged With: children, health, public health interventions, smoking ban, teenage smoking, tobacco control

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