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IZA – Institute of Labor Economics

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Frauen in der Politik: Schlechtere Chancen auf Wiederwahl in Krisenzeiten

December 3, 2024 by Mark Fallak

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Zohal Hessami und Temurbek Khasanboev zeigt, wie Krisen geschlechtsspezifische Vorurteile bei der Wiederwahl von Politikern verschärfen. Die Forschenden zeigen anhand von Daten der hessischen Kommunalwahlen im März 2021, dass weibliche Stadt- bzw. Gemeinderäte für die Corona-Politik deutlich häufiger abgestraft wurden als ihre männlichen Kollegen.

Frauen zahlen den doppelten Preis an der Wahlurne

Obwohl Kommunalpolitiker keine direkte Verantwortung für das Pandemiemanagement trugen, beeinflussten die lokalen COVID-19-Todesraten spürbar das Wahlverhalten. Laut der Studie sanken die Wiederwahlchancen von Amtsinhabern in Gemeinden mit hoher Sterblichkeit. Besonders auffällig: Frauen wurden nahezu doppelt so hart bestraft wie Männer. Bei einer durchschnittlichen Sterblichkeitsrate von einem Todesfall pro 1.000 Einwohner bedeutete jeder zusätzliche Todesfall einen Rückgang der Wiederwahlwahrscheinlichkeit um 4,3 Prozentpunkte für Männer und 7,8 Punkte für Frauen.  Andere mögliche Einflussfaktoren auf das Wahlergebnis sind bei der Analyse berücksichtigt.

Das Phänomen der „geschlechtsspezifischen Schuldzuweisungslücke“

Die Forschenden sprechen von der „Gender Blame Attribution Gap“ – einer Lücke in der Schuldzuweisung, die Frauen in Krisen überproportional trifft, unabhängig von ihrem tatsächlichen Einfluss oder ihrer Leistung. Diese Voreingenommenheit wirkt sich langfristig auf die politische Repräsentation aus: Simulationen zufolge dürfte der Anteil weiblicher Vertreter in den kommunalen Gremien über mindestens ein Jahrzehnt hinweg um 3 bis 4 Prozentpunkte geringer bleiben.

Langfristige Folgen für Politik und Gesellschaft

Die Studie weist darauf hin, dass diese geschlechtsspezifischen Verzerrungen handfeste Auswirkungen auf politische Entscheidungen haben können. Besonders in kleinen Gremien, in denen selbst eine einzige weibliche Vertreterin einen Unterschied machen kann – etwa bei der Bereitstellung öffentlicher Güter wie Kinderbetreuung – wiegt dieser Verlust schwer.

Filed Under: Research Tagged With: crisis, gender, incumbency, local elections, political selection, voting

Flexible Arbeitszeitmodelle erhalten die Produktivität der Beschäftigten länger

December 2, 2024 by Mark Fallak

Lange Arbeitszeiten führen unweigerlich zu Ermüdung, und die Produktivität nimmt ab. Dieser Rückgang tritt schneller ein, wenn Arbeitgeber strikt vorgeben, wann genau gearbeitet werden muss. Können Beschäftigte ihre Arbeitszeiten an persönliche Präferenzen anpassen, sinkt die Produktivität erst bei sehr langen Arbeitszeiten.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier stellt Jed DeVaro diesen Zusammenhang in einem theoretischen Modell dar:

Daten aus den britischen Workplace Employee Relations Surveys (WERS) von 2004 und 2011 bestätigen, dass flexible Arbeitszeiten Produktivitätsverluste, die mit langen Arbeitszeiten einhergehen, deutlich verringern.

Die Studie weist noch auf einen weiteren Aspekt hin: Steigende Mindestlöhne erhöhen die Kosten langer Arbeitszeiten und machen flexible Arbeitsmodelle dadurch für Arbeitgeber weniger attraktiv.

Filed Under: Research Tagged With: flexible work practices, flextime, human resources management, labor productivity, work hours, work schedules, work-life balance, working from home, workplace flexibility

Peer-Mentoring verbessert die Studienwahl

December 1, 2024 by Mark Fallak

Auch wenn das Klischee vom Taxifahrer mit Uni-Abschluss inzwischen etwas verstaubt ist, hat die Wahl des Studienfachs doch nach wie vor einen maßgeblichen Einfluss auf die späteren Job- und Gehaltsaussichten. Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels in Teilen der Wirtschaft stellt sich daher die Frage: Wie können Schülerinnen und Schüler besser bei der Studienwahl unterstützt werden? Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Stefania Bortolotti und Annalisa Loviglio liefert eine vielversprechende Antwort: Peer-Mentoring.

Im Rahmen der Studie begleiteten Mentorinnen und Mentoren aus Studienrichtungen wie MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und Wirtschaft italienische Abiturienten. Die Mentoren trafen sich individuell mit den Schülern, beantworteten Fragen zu Studieninhalten, Einschreibeverfahren und Karriereaussichten und teilten wertvolle Tipps zu Lernstrategien. Die Teilnahme am Programm erfolgte nach dem Zufallsprinzip, so dass sich die beobachteten Effekte kausal auf das Mentoring zurückführen lassen.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Schüler mit Mentoren entschieden sich 14 bis 22 Prozentpunkte häufiger für ein Studium im Fachgebiet ihres Mentors. Diese Wahl könnte ihre künftigen Gehälter um bis zu 3,7 Prozent steigern. Auch die Befürchtung, dass die Noten leiden, wenn Studienanfänger in vermeintlich zukunftsträchtige Fächer gedrängt werden, die ihnen nicht liegen, kann die Studie entkräften: Die Teilnahme am Peer-Mentoring hatte keinen Einfluss auf den späteren Studienerfolg.

Daran zeigt sich, wie wertvoll persönliche Betreuung in einer entscheidenden Lebensphase sein kann. Peer-Mentoring hilft Schülern, fundierte Entscheidungen für ihren Bildungsweg zu treffen – und ebnet damit den Weg zu besseren Karrierechancen. Ein Ansatz, der Schule machen könnte.

Filed Under: Research

Politische Polarisierung untergräbt regelkonformes Verhalten

November 28, 2024 by Mark Fallak

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Christoph Feldhaus, Lukas Reinhardt und Matthias Sutter untersucht, wie politische Polarisierung die Bereitschaft der Menschen beeinflusst, sich an Regeln zu halten, die von politisch Andersdenkenden auferlegt werden. Dazu führten die Forscher zwei Experimente mit 1.300 Anhängern und Kritikern von Donald Trump durch.

Experiment mit Trump-Fans und Gegnern

Die Teilnehmenden trafen Entscheidungen in drei Kontexten: Prosozialität (etwa Altruismus), Risikopräferenzen und Zeitpräferenzen. Dabei wurde ihnen jeweils eine Einschränkung durch einen „Interventionisten“ auferlegt, der entweder ihre politische Meinung zu Trump teilte oder ihr widersprach.

Zum Beispiel entschieden die Teilnehmer im Altruismus-Kontext, wie sie eine Geldsumme aufteilen sollten, wobei die Entscheidung bestimmten Einschänkungen wie etwa einer Mindestabgabe unterlag. Im Risikokontext wählten sie zwischen Lotterien mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten und Auszahlungen, bei denen ebenfalls einige Optionen eingeschränkt waren. Gleiches galt für Entscheidungen im Zeitpräferenz-Kontext, also zwischen sofortigen und späteren Auszahlungen.

Die Teilnehmenden konnten die jeweiligen Einschränkungen gegen eine geringe Gebühr aufheben, wodurch die Forscher messen konnten, inwieweit die Einhaltung der Regeln von der politischen Zugehörigkeit des „Interventionisten“ abhing. Die Einschränkungen selbst waren in allen Szenarien identisch – nur die wahrgenommene Identität des Interventionisten variierte.

Dem politischen Gegner wird eher böser Wille unterstellt

Die Auswertung zeigt, dass die Teilnehmenden deutlich häufiger bereit waren, für die Aufhebung der Einschränkungen zu bezahlen, wenn diese vom politischen Gegner (Outgroup) auferlegt wurden, als wenn sie von jemandem mit ähnlichen Ansichten (Ingroup) kamen. Dieser Effekt trat in allen Entscheidungskontexten auf, war jedoch bei prosozialem Verhalten und Zeitpräferenzen am stärksten ausgeprägt.

Eine detaillierte Analyse offenbarte den Mechanismus hinter diesem Verhalten: Die Probanden nahmen Einschränkungen von Mitgliedern der Gegengruppe als böswilliger wahr. Sie glaubten, dass Andersdenkende bei der Regelsetzung stärker von dem Wunsch motiviert waren, Schaden zuzufügen oder Macht auszuüben, statt zu schützen oder zu helfen.

Wirkung von sachlichen Argumenten und Kompromissen ist begrenzt

Das Experiment beleuchtet die große Herausforderung, regelkonformes Verhalten in polarisierten Gesellschaften aufrechtzuerhalten. Der Widerstand gegen identische Regeln, wenn sie nicht von der eigenen Gruppe auferlegt wurden, legt nahe, dass sachliche Argumente oder Kompromisse über Inhalte nur begrenzte Wirkung entfalten dürften. Stattdessen könnte aus Sicht der Forscher die Förderung gemeinsamer oder übergreifender Gruppenidentitäten die Akzeptanz von Regeln und Maßnahmen verbessern.

Filed Under: Research Tagged With: economic preferences, experiment, outgroup, political polarization, social identity

Weniger Wiederholungen, höhere Abschlussquote

November 13, 2024 by Mark Fallak

Klausuren und mündliche Prüfungen sind ein zentraler Bestandteil des Hochschulstudiums: Sie messen Wissen, geben Feedback und motivieren zu intensivem Lernen. Doch wie Prüfungen organisiert werden – insbesondere, wie oft sie wiederholt werden dürfen – kann die Leistung von Studierenden entscheidend beeinflussen.

Eine aktuelles IZA-Forschungspapier von Massimiliano Bratti, Silvia Granato, and Enkelejda Havari beleuchtet genau diesen Zusammenhang. Die Forschenden untersuchten eine Reform, die 2010 an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Bologna eingeführt wurde. Diese senkte die maximale Anzahl an Prüfungswiederholungen pro Fach und Jahr von sechs auf drei.

Italienisches System unter Druck

Italien bietet Studierenden außergewöhnlich viel Freiheit: Prüfungen können im Schnitt fünfmal oder öfter pro Jahr wiederholt werden, und schlechte Noten können im Rahmen von Freiversuchen abgelehnt werden. Doch trotz oder gerade wegen dieser Flexibilität sind die Abbruchquoten hoch, Studienzeiten ziehen sich oft in die Länge, und die Zahl der Absolventinnen und Absolventen bleibt niedrig. Nur 29,2 Prozent der 24- bis 35-Jährigen in Italien haben einen Hochschulabschluss – ein Wert, der in der OECD fast am unteren Ende liegt.

Vor diesem Hintergrund wollte die Universität Bologna testen, ob eine stärkere Begrenzung von Prüfungswiederholungen, wie sie international üblich ist, Studienergebnisse verbessern könnte. In den USA sind Wiederholungen oft gar nicht erlaubt, in Großbritannien sind sie auf zwei Versuche begrenzt, und in Deutschland gibt es in der Regel ein bis zwei Wiederholungsmöglichkeiten. Die neue Regelung in Bologna orientiert sich an Schweden, wo Studierende meist drei Versuche pro Jahr haben.

Reform mit messbarem Erfolg

Die Reform an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften hatte deutliche Auswirkungen: Die Wahrscheinlichkeit, dass Erstsemester ihr Studium abbrechen, sank um 4,2 Prozentpunkte. Gleichzeitig sammelten die Studierenden im Schnitt 11,2 zusätzliche Leistungspunkte und bestanden etwa eine Prüfung mehr.

Langfristig zeigte sich, dass die neue Regelung die Abschlussquoten ebenfalls positiv beeinflusste. Die Wahrscheinlichkeit, das Studium abzuschließen, stieg um 5,7 Prozentpunkte (7 Prozent), und die Zahl der Abschlüsse innerhalb der Regelstudienzeit erhöhte sich sogar um 9,1 Prozentpunkte (22 Prozent). Dabei litten die Abschlussnoten nicht unter der verkürzten Studiendauer – eine häufige Sorge von Studierenden.

Auch die Sorge, dass Studierende aus sozioökonomisch schwächeren Familien durch einen strafferen Zeitplan benachteiligt werden könnten, da sie häufiger neben dem Studium arbeiten müssen, erwies sich als unbegründet. Im Gegenteil: Gerade diese Gruppe profitierte überproportional von der Reform. Die Forschenden sehen in der Beschränkung der Prüfungswiederholungen daher einen vielversprechenden Ansatz, um niedrigen Abschlussquoten und langen Studienzeiten effektiv entgegenzuwirken.

Filed Under: Research Tagged With: exams, Italy, retakes, student outcomes, university

Klimawandel mindert die Produktivität europäischer Unternehmen

November 11, 2024 by Mark Fallak

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier beleuchten Nicola Gagliardi, Elena Grinza und François Rycx die wachsenden Herausforderungen, mit denen europäische Unternehmen durch die Erderwärmung konfrontiert sind. Die Analyse von Unternehmensdaten aus 14 Ländern zeigt: Steigende Temperaturen beeinträchtigen die Totale Faktorproduktivät (TFP), insbesondere durch einen Rückgang der Arbeitsproduktivät.

Die Studie stützt sich auf einen umfassenden Datensatz, der detaillierte Informationen zu Unternehmen mit präzisen Temperaturdaten kombiniert. Auf diese Weise konnten die Forschenden ermitteln, wie sich Abweichungen von den üblichen Durchschnittstemperaturen auf die Produktivität auswirken.

Der Analyse zufolge führt ein Temperaturanstieg von 1°C zu einem Rückgang der TFP um 0,3 bis 0,4 Prozent. Besonders kritisch wird es, wenn die Temperaturabweichungen die 1,5-Grad-Grenze überschreiten. Unternehmen, die auf Freiluftarbeit wie in der Landwirtschaft und im Bauwesen angewiesen sind, sowie kapitalintensive Produktionsbetriebe mit hohem Anteil an Schichtarbeitern, sind besonders betroffen.

Regionale Unterschiede und Herausforderungen für kleinere Unternehmen

Die Studie zeigt außerdem, dass Unternehmen in gemäßigten und mediterranen Klimazonen stärker unter den steigenden Temperaturen leiden. Diese regionalen Unterschiede verdeutlichen, dass die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels nicht gleichmäßig verteilt sind. Auch sind Kleinbetriebe anfälliger für die negativen Effekte als größere Unternehmen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, betonen die Autoren die Dringlichkeit gezielter Klimapolitik und Anpassungsstrategien, die auf die spezifischen Bedürfnisse verschiedener Branchen und Regionen zugeschnitten sind. Nur so könnten die wirtschaftlichen Risiken der Erderwärmung gemindert und langfristig die Produktivität sowie das Wachstum in Europa gesichert werden.

Filed Under: Research Tagged With: climate change, Europe, global warming, productivity

Luftverschmutzung drückt Lohnvorstellungen von Stellensuchenden

November 4, 2024 by Mark Fallak

Schlechte Luft, schlechtere Jobs? Wenn die Feinstaubbelastung hoch ist, neigen Arbeitsuchende eher dazu, geringer bezahlte Stellen anzunehmen, statt weiter nach besser vergüteten Angeboten zu suchen. Diese Erkenntnis liefert ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Mariët Bogaard, Steffen Künn, Juan Palacios und Nico Pestel, das den Einfluss von Luftverschmutzung auf die Lohnvorstellungen arbeitsloser Stellensuchender in Deutschland untersucht.

Auf Basis detaillierter Daten zu Arbeitslosen, die zum Befragungszeitpunkt zufällig unterschiedlich hohen Luftverschmutzungswerten ausgesetzt waren, fanden die Forscher heraus, dass eine erhöhte Feinstaubbelastung den sogenannten „Reservationslohn” – also den niedrigsten Stundenlohn, den Arbeitsuchende akzeptieren würden – deutlich senkt.

In Zahlen: Ein Anstieg des PM10-Wertes um eine Standardabweichung (rund 12 µg/m³) führte zu einer Absenkung des Reservationslohns um 1,2 %. Die Größenordnung dieses Effekts ist nicht zu unterschätzen – sie entspricht etwa dem Einfluss anderer Faktoren wie Persönlichkeit oder Vermögen, die sich ebenfalls auf die individuellen Lohnvorstellungen auswirken.

Geringere Suchintensität und Risikobereitschaft

Die Studie nennt mehrere Wirkungsmechanismen, mit denen sich die negativen Folgen der Luftverschmutzung erklären lassen. Zum einen reduziert verschmutzte Luft die Suchintensität: Die Betroffenen investieren weniger Energie in die Jobsuche und sind daher eher bereit, auch schlechter bezahlte Stellen anzunehmen.

Zum anderen sinken Risikobereitschaft und Geduld bei hoher Feinstaubbelastung. Risikoscheuere und ungeduldige Stellensuchende akzeptieren eher niedrigere Löhne, um die Unsicherheit der Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Langfristig könnte sich dadurch ihre Jobzufriedenheit verringern und das Risiko erneuter Arbeitslosigkeit erhöhen.

Gerechtere Chancen durch sauberere Luft

Während sich die bisherige Forschung vor allem auf die arbeitende Bevölkerung und die Umwelteffekte auf Arbeitsangebot und Produktivität konzentrierte, untersucht die aktuelle Studie erstmals die Auswirkungen von Feinstaubbelastungen für die Arbeitslosen. Dies ist insbesondere relevant, da Menschen mit geringem Einkommen überdurchschnittlich oft höheren Werten von Luftverschmutzung ausgesetzt sind, etwa aufgrund ihrer Wohnlage.

Die Studienergebnisse sind somit nicht nur ein weiterer Beleg für die hohen wirtschaftlichen und sozialen Kosten der Luftverschmutzung. Sie bieten der Politik auch ein zusätzliches Argument dafür, dass eine restriktivere Umweltpolitik nicht zwingend die Wirtschaft bremsen und Geringverdienende stärker belasten, sondern im Gegenteil wachstumsfördernd wirken und zur Verringerung sozialer Ungleichheit beitragen kann.

Filed Under: Research Tagged With: air pollution, job search, reservation wage, unemployed

Wenn die Frage nach dem vorherigen Gehalt tabu ist

October 31, 2024 by Mark Fallak

„Was haben Sie bisher verdient?“ Solche Fragen im Bewerbungsgespräch sind in weiten Teilen der USA verboten. Diese sogenannten „Salary History Bans“ sollen Lohngerechtigkeit fördern, indem sie verhindern, dass sich diskriminierungsbedingte Gehaltsunterschiede verfestigen. Doch das kann nach hinten losgehen, wie ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Bo Cowgill, Amanda Agan und Laura Katherine Gee zeigt.

Die Studie ermittelt, dass ein erheblicher Anteil der Bewerbenden (28 Prozent) die eigene Gehaltshistorie trotz des Frageverbots freiwillig preisgibt. Weitere 47 Prozent wären dazu bereit, wenn sie Grund zur Annahme haben, dass Mitbewerbende dies ebenfalls tun. Besonders Männer legen hier oft ihre Karten auf den Tisch – sie geben ihre Gehälter um 12 Prozentpunkte häufiger an als Frauen.

Vor allem Besserverdienende neigen dazu, ihr bisheriges Gehalt zu offenbaren, um damit ihren Wert für potenzielle Arbeitgeber zu unterstreichen. Dadurch entsteht ein gewisser Druck auf die Mitbewerbenden, der die eigentliche Intention der gesetzlichen Regelung konterkariert. Denn wer keine freiwillige Auskunft gibt, könnte dadurch geringe Einkünfte suggerieren und die eigene Verhandlungsposition schwächen.

Das Fazit der Forschenden: „Salary History Bans“ scheinen weitgehend wirkungslos zu sein und könnten schlimmstenfalls das Gegenteil ihres eigentlichen Ziels erreichen. Eine frühere Studie kam zu einem ähnlich ernüchternden Ergebnis, was das Frageverbot nach Vorstrafen angeht („Ban the Box“). Auch in diesem Fall hatte das Verbot zu mehr statt weniger Diskriminerung geführt, weil Personalverantwortliche sich ohne diese Information häufiger von Vorurteilen leiten lassen.

Filed Under: Research Tagged With: compensation, hiring, inequality, information economics, salary history bans, statistical discrimination, voluntary disclosure

Weniger Geld für ungünstige Arbeitszeiten: Mehr britische Nachwuchsärzte geben auf

October 17, 2024 by Mark Fallak

Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. In Großbritannien hat eine Vergütungsreform des National Health Service (NHS) seit dem Jahr 2016 diese Situation ungewollt weiter verschärft. Betroffen sind Assistenzärztinnen und -ärzte, die eine tragende Rolle in der klinischen Versorgung spielen.

Zwar wurde das Grundgehalt für Assistenzärzte um 10,5 Prozent angehoben, jedoch wurden im Gegenzug die Zuschläge für Nacht- und Wochenendschichten gekürzt. Diese Änderung, die eigentlich zu einer ausgewogeneren Einkommensverteilung führen sollte, hatte erhebliche negative Konsequenzen: Der Anteil der Nachwuchsärztinnen und -ärzte, die nach ihrer allgemeinen Ausbildung in die Facharztausbildung wechselten, sank von 71,3 % im Jahr 2011 auf nur noch 37,7 % im Jahr 2018. Die Auswirkungen auf das Patientenwohl sind besorgniserregend.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Marco Mello, Giuseppe Moscelli, Ioannis Laliotis und Melisa Sayli beleuchtet erstmals detailliert die Folgen dieser Reform. Mithilfe umfassender Gehalts- und Personaldaten sowie der Auswertung einer Mitarbeitendenbefragung des NHS konnten die Forschenden einen klaren Zusammenhang zwischen der Reform und der zunehmenden Unzufriedenheit mit der Bezahlung aufzeigen. Diese Unzufriedenheit führte nicht nur zu einer erhöhten Bereitschaft, den Gesundheitssektor zu verlassen, sondern auch zu einem tatsächlichen Anstieg der Abwanderungsrate unter Assistenzärzten um 6,7 Prozent pro Jahr.

Besonders alarmierend ist der ebenfalls nachgewiesene Zusammenhang zwischen der erhöhten Personalabwanderung und einer gestiegenen Patientensterblichkeit, insbesondere bei Notfällen. Die Studienautoren plädieren daher dafür, die Auswirkungen von Änderungen im Vergütungssystem sorgfältiger zu prüfen, insbesondere im Gesundheitssektor. Gerade in diesem Bereich mit seinen oft unsozialen Arbeitszeiten sei ein stabiles, faires Vergütungssystem entscheidend, um Fachkräfte zu halten und die Qualität der Patientenversorgung langfristig sicherzustellen.

Filed Under: Research Tagged With: doctors, employee attrition, hospitals, job contracts, on-the-job training, patient mortality, pay satisfaction

Frauen in Führungspositionen: Erfolge und Hürden auf dem Weg zur Gleichberechtigung

October 8, 2024 by Mark Fallak

Trotz aller Fortschritte der letzten 50 Jahre bleiben Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von IZA-Preisträgerin Francine D. Blau und Lisa M. Lynch untersucht diese komplexe Problematik.

Die Autorinnen weisen zunächst darauf hin, dass Frauen zwar bei den höheren Bildungsabschlüssen längst die Nase vorn haben. Doch nur 35 Prozent der ordentlichen Professuren an US-Universitäten sind mit Frauen besetzt, in den Wirtschaftswissenschaften sogar nur 18 Prozent. Ähnliche Ungleichgewichte bestehen in politischen Spitzenämtern und in der Unternehmensführung.

Zu den Hauptgründen zählt die unzureichende Vereinbarkeit von Familie und Beruf, vor allem in Bereichen, wo lange Arbeitszeiten oder starre Zeitpläne noch immer die Regel sind. Nach wie vor sind es meist die Mütter, die längere Elternzeiten nutzen und dafür Karrierenachteile in Kauf nehmen.

Doch auch Diskriminierung und Stereotype bleiben eine zentrale Ursache für die Benachteiligung von Frauen. Sowohl bewusste als auch unbewusste Vorurteile beeinflussen Einstellungs-, Bewertungs- und Beförderungsprozesse. Frauen werden in Führungsrollen oft als weniger kompetent wahrgenommen und stehen unter stärkerer Beobachtung. So haben Studien gezeigt, dass Frauen bei gleicher Leistung weniger Anerkennung erhalten und häufig höheren Ansprüchen gerecht werden müssen als Männer.

Zusätzlich erschweren subtile Barrieren wie der Ausschluss aus informellen Netzwerken und das Fehlen weiblicher Vorbilder und Förderer den Aufstieg. Paradoxerweise kommt hinzu: Frauen, die sich durchsetzungsstark zeigen – eine Eigenschaft, die in Führungspositionen oft erwartet wird – riskieren, dafür abgestraft zu werden, weil sie gegen traditionelle Geschlechternormen verstoßen.

Auf dem Weg zur Gleichberechtigung bleibt also auch in den nächsten 50 Jahren noch viel zu tun.

Filed Under: Research

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