Trotz vielfältiger politischer und gesellschaftlicher Initiativen für mehr Gleichberechtigung bleiben Frauen in Führungspositionen sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Sektor nach wie vor unterrepräsentiert. Die vierte Jahrestagung des IZA-Programmbereichs „Gender and Family Economics“, organisiert von Deborah A. Cobb-Clark und Christian Zimpelmann, beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit den Ursachen und Konsequenzen dieses Phänomens.
Frauenquoten
Inwieweit Geschlechterquoten für Vorstände und Aufsichtsräte zielführend sind, ist in vielen Ländern umstritten. So verdeutlichte Andrea Weber am Beispiel einer Reform in Italien, dass die dort eingeführte Quotenregelung zwar den Frauenanteil in Aufsichtsräten erwartungsgemäß erhöht hat. Der erhoffte Spillover-Effekt auf andere Führungsebenen im Unternehmen blieb jedoch aus (siehe dazu auch einen früheren Beitrag im IZA Newsroom).
Ähnliche Befunde präsentierte Joanne Tan aus Frankreich. Hier führte eine Frauenquote für Vorstände zu einer Angleichung der Karriere- und Verdienstmöglichkeiten an der Unternehmensspitze, allerdings ohne Auswirkungen auf die Geschlechterverteilung im mittleren Management.
Netzwerkeffekte
Karrierenetzwerke, über die sich Frauen gegenseitig beim beruflichen Aufstieg unterstützen, können laut der Studie von Francesca Truffa einen wichtigen Beitrag zum Schließen der Geschlechterlücke in Führungspositionen leisten. Sie ermittelte, dass ein höherer Anteil an weiblichen Kommilitoninnen in MBA-Kursen von Business Schools die Karrierechancen der Absolventinnen deutlich steigert. Für Männer lässt sich ein solcher Effekt nicht beobachten.
Politiker*innen
Im letzten Teil des Workshops ging es um die Frage, inwieweit sich der Poltitikstil von Männern und Frauen unterscheidet. So spricht die von Damian Clarke vorgestellte Studie dafür, dass Politikerinnen andere Prioritäten setzen, die insbesondere Frauen zugutekommen: In Entwicklungsländern sorgte die Einführung von Geschlechterquoten in Parlamenten dafür, dass die Müttersterblichkeit um bis zu zehn Prozent zurückging.
Bei der Verwendung öffentlicher Gelder sind männliche Politiker stärker auf ihre Wiederwahl fixiert, wie Carmela Accettura anhand von Bürgermeisterwahlen in Italien belegen konnte. Laut ihrer Studie neigen männliche Amtsinhaber im Vorfeld von Wahlen besonders zu strategischen Ausgaben für Leuchtturmprojekte mit direkter Sichtbarkeit für die Wählerschaft, auch auf Kosten höherer Haushaltsdefizite.
Weitere vorgestellte Studien sind über die Workshop-Homepage abrufbar.