Obwohl Frauen heute fast die Hälfte aller Erwerbstätigen in OECD-Ländern stellen, werden sie nach wie vor schlechter bezahlt als Männer und bleiben in Führungspositionen unterrepräsentiert. Doch gilt auch der umgekehrte Zusammenhang? Können Frauen in Spitzenjobs dafür sorgen, dass weibliche Beschäftigte in ihrer Karriere erfolgreicher sind?
In einem aktuellen IZA-Diskussionspapier zeigen Astrid Kunze und Amalia Miller, dass die Beförderungschancen von weiblichen Beschäftigten in der Tat steigen, wenn auch in den Führungspositionen ein höherer Frauenanteil herrscht. Die Häufigkeit von Beförderungen nahm in diesem Fall deutlich zu, und zwar keineswegs nur in „typisch weiblichen“ Branchen oder Tätigkeitsfeldern. Die Autorinnen untersuchten diesen Zusammenhang anhand detaillierter Arbeitnehmerdaten für norwegische Unternehmen.
Ausschlaggebend dürften hier sogenannte „Spillover-Effekte“ sein: Weibliche Führungskräfte steigern die Aufstiegschancen anderer Frauen im Unternehmen nicht nur durch aktive Beförderungsentscheidungen, sondern auch durch ihre Vorbild- und Mentorenfunktion. Durch politische Zielvorgaben wie eine Frauenquote für Führungspositionen ließe sich demnach tatsächlich eine größere Chancengleichheit weiblicher Arbeitnehmer erreichen.
Allerdings macht die Untersuchung auch deutlich, dass nicht alle Effekte, die sich aus der Erhöhung des Frauenanteils in Unternehmen ergeben, zwangsläufig positiver Natur sind. Erhöht sich der Anteil weiblicher Kollegen auf einer Hierarchieebene, sinken laut der Studie wiederum die weiteren Beförderungschancen für alle Frauen auf derselben Ebene. Sind erst mehr Frauen im Unternehmen beschäftigt, verringert sich offenbar deren gezielte Förderung und ihr individueller Zugang zu weiblichen Führungskräften.
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