Mit der Dauer der Arbeitslosigkeit sinken in der Regel auch die Wiederbeschäftigungschancen der Betroffenen. Denn wer sich mit dem „Makel“ der Langzeitarbeitslosigkeit bewirbt, wird häufig gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Ein belgisches Forscherteam um IZA-Fellow Stijn Baert (Universität Gent) hat in einem aktuellen IZA Discussion Paper genauer untersucht, wie die Arbeitslosigkeitsdauer von Stellenbewerbern die Einschätzungen von Personalverantwortlichen beeinflusst.
Lange Arbeitslosigkeitsdauer signalisiert mangelnde Motivation
Für die Studie mussten 219 Personaler jeweils fünf fiktive Bewerbungen mit Blick auf Jobchancen und persönliche Eigenschaften wie Motivation, kognitive und soziale Fähigkeiten beurteilen. Die Bewerbungen unterschieden sich unter anderem in der Dauer der vorangegangenen Arbeitslosigkeit, die von einem Monat bis drei Jahre reichte.
Um zu entscheiden, wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, müssen Personalverantwortliche anhand von begrenzten Informationen Rückschlüsse auf die Produktivität der Bewerber ziehen. Dabei wird Langzeitarbeitslosigkeit meist als „Signal für geringe Motivation“ gewertet, so das zentrale Ergebnis der Studie. Auch andere Faktoren spielten eine Rolle. So wurden den fiktiven Langzeitarbeitslosen geringere kognitive und soziale Kompetenzen sowie Probleme im Umgang mit neuen Technologien und eine geringere Lernfähigkeit zugeschrieben.
Personaler folgen dem negativen Urteil ihrer Kollegen
Hinzu kommt ein weiteres Phänomen, das Ökonomen als „rationales Herdenverhalten“ bezeichnen: Längere Phasen der Arbeitslosigkeit implizieren, dass auch andere Arbeitgeber den betreffenden Bewerber bereits aufgrund mangelnder Eignung abgelehnt hatten, was Personalverantwortliche tendenziell dazu veranlasst, dieser Einschätzung zu folgen und im Sinne eines effizienten Auswahlverfahrens von einer Einladung abzusehen.
Die Forscher empfehlen Langzeitarbeitslosen daher, die persönliche Motivation für die ausgeschriebene Stelle in den Vordergrund zu stellen und möglichst konkret zu erläutern. Denn der Hinweis auf allgemeine Leistungsbereitschaft oder soziale Kompetenzen – beispielsweise durch ehrenamtliches Engagement – konnte laut Studie die negativen Auswirkungen der langen Arbeitslosigkeitsdauer nicht aufwiegen.