Viele Unternehmen haben den Trend zur leistungsabhängigen Vergütung wieder ein Stück weit zurückgedreht, indem sie stärker auf das offene Feedback-Gespräch mit Mitarbeitern über Verbesserungspotenziale setzen. In einem aktuellen IZA-Forschungspapier vergleichen Kathrin Manthei, Dirk Sliwka und Timo Vogelsang die Effektivität der unterschiedlichen Personalpraktiken anhand eines Feldexperiments im deutschen Einzelhandel.
In dem Experiment wurden die Leistungsanreize für Filialleiter einer Supermarktkette variiert: Einige erhielten gewinnabhängige Bonuszahlungen beim Erreichen eines bestimmten Schwellenwerts, mit anderen führten die vorgesetzten Verkaufsleiter alle zwei Wochen „Performance Review“-Gespräche, in denen durchgeführte und geplante Maßnahmen zur Gewinnsteigerung diskutiert wurden. Bei zwei weiteren Gruppen wurden beide Varianten kombiniert bzw. keine dieser Praktiken eingesetzt.
Das Ergebnis war auch für die Forscher überraschend: Während Bonuszahlungen allein keine signifikanten Effekte hatten, führten regelmäßige Feedback-Gespräche zu einer Gewinnsteigerung von 7-8 Prozent. Allerdings blieb die positive Wirkung der Gespräche aus, wenn sie mit Bonuszahlungen kombiniert wurden.
Bonuszahlungen untergraben Reputationsanreize
Die Autoren erklären sich den Befund damit, dass monetäre Belohnungen „Reputationsanreizen“ entgegenwirken: In den Gesprächen haben Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Motivation und Leistungsbereitschaft karrieredienlich unter Beweis zu stellen, indem sie ihre Ideen und Vorhaben, aber auch bestehende Probleme offen ansprechen. Wie Befragungen nach dem Experiment bestätigen, leidet diese konstruktive Gesprächskultur, wenn die Leistungsbewertung auf das Erreichen eines Bonus reduziert wird.
Daraus lasse sich jedoch nicht schließen, dass Bonuszahlungen grundsätzlich kontraproduktiv seien, warnen die Forscher, zumal der Effekt immer auch kontextabhängig sei. Vielmehr gehe es darum, die Unternehmen für unerwünschte Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Personalpraktiken zu sensibilisieren.