Um Arbeitslosigkeit einzudämmen, haben OECD-Staaten in den letzten Jahren enorme Summen (0,6% des BIP in 2011) für aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen ausgegeben. Dabei griffen sie in erster Linie auf klassische Weiterbildungs-, Umschulungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zurück, die in der Vergangenheit jedoch nicht immer den gewünschten Erfolg lieferten.
Eine vielversprechende Alternative stellen Förderprogramme für Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit dar. Diese Programme unterstützen Erwerbslose bei der Gründung ihres eigenen Unternehmens, das im Idealfall nicht nur ihnen selbst, sondern auch anderen einen Arbeitsplatz bieten kann. In einem neuen Artikel für das Online-Kompendium IZA World of Labor fasst Marco Caliendo (Universität Potsdam) den Forschungsstand zur Effektivität solcher Programme zusammen und gibt auf Grundlage internationaler Erfahrungen Handlungsempfehlungen für die Politik.
Förderprogramme schaffen Arbeitsplätze und fördern Benachteiligte
Die Forschungserkenntnisse aus den industrialisierten OECD-Staaten zeigen die Potenziale der Förderprogramme für Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit auf. Von Erwerbslosen gegründete Unternehmen schaffen Arbeitsplätze und zeichnen sich durch eine hohe Überlebensdauer aus. Zusätzlich erhöhen die Programme aber auch über die Unternehmensgründung hinaus die Arbeitsmarktchancen der Programmteilnehmer. Selbst wenn das gegründete Unternehmen scheiterte, hatten ehemalige Programmteilnehmer danach immer noch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als vergleichbare Arbeitslose ohne Programmteilnahme. Caliendo macht deutlich, dass sich die positiven Effekte besonders stark bei Frauen und Gruppen einstellen, die am Arbeitsmarkt vor Eingliederungsproblemen stehen (wie z.B. junge und schlecht ausgebildete Arbeitslose).
Allerdings wirkt öffentliche Förderung für Existenzgründer nicht durchgehend positiv: Im Vergleich zu anderen Startups weisen staatlich geförderte Unternehmensgründungen aus Arbeitslosigkeit durchschnittlich eine schlechtere Performance bei betrieblichem Wachstum und Innovationen auf. Wenn Politiker also zum Ziel haben, wachstumsstarke Unternehmen mit hohem Beschäftigungspotenzial hervorzubringen, sind Startup-Förderprogramme für Arbeitslose nicht das beste Mittel. Ist das Hauptziel jedoch die Integration von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt, können Förderprogramme für Existenzgründungen eine sinnvolle Ergänzung zu klassischen Programmen sein.
Höhe und Zeitrahmen der Förderung müssen richtig bemessen sein
Damit die Gründung aus der Arbeitslosigkeit gelingt, empfiehlt Caliendo, bei der Ausgestaltung der Programme auf bestimmte Elemente zu achten. Zunächst muss der Zeitrahmen der Förderung klug bemessen sein. Unternehmensgründern sollte genügend Zeit gegeben werden, um die anfänglichen Probleme einer Firmengründung zu meistern; sie dürfen aber auch nicht zu lange unterstützt werden, da sonst die Gefahr von zu großer Abhängigkeit und mangelndem Einsatz steigt.
Die Höhe der Förderung sollte hoch genug sein, um Wohn- und Lebenskosten sowie Sozialbeiträge in der Anfangsphase zu decken. Zudem sollte in einem Screening-Prozess geprüft werden, ob die potenziellen Programmteilnehmer über ausreichende Kenntnisse und die Motivation für eine Unternehmensgründung verfügen. Für den Erfolg der Förderprogramme ist es außerdem wichtig, die bei der Bewerbung vorgelegten Businesspläne von unabhängigen Dritten prüfen zu lassen.
Ob die Programme erfolgreich sind, hängt letztlich von der Frage ab, ob die Gründer in der Lage sind, wirtschaftlich stabile Unternehmen aufzubauen. Daher sollten Coaching- und Mentorenprogramme die Förderprogramme ergänzen und sowohl vor als auch nach der Gründung die Jungunternehmer bei der Etablierung wirtschaftlich erfolgreicher Unternehmen unterstützen. Wenn dies gelingt, haben Förderprogramme für Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit auch das Potenzial für eine so genannte „doppelte Dividende“, indem sie sowohl Arbeitsplätze für den Gründer als auch für potenzielle zusätzliche Mitarbeiter schaffen. Gleichzeitig können Sie auch einen positiven Einfluss auf Strukturwandel, Innovationskraft und Technologieverbreitung haben.