Eine verbreitete Methode, Benachteiligungen in der Arbeitswelt aufgrund ethnischer Herkunft zu messen, ist das Verschicken fiktiver Bewerbungsschreiben (siehe IZA DP No. 4741). Aus den Rückmeldungen der Unternehmen können die Wissenschaftler auf diskriminierendes Verhalten schließen. Die Methode hat zwei Nachteile: Zum einen gibt sie nur Aufschluss über Einladungen zum Vorstellungsgespräch, nicht über die endgültige Personalentscheidung. Zum anderen sagt sie nichts aus über die Gründe für etwaige Diskriminierung.
Hier setzt eine neue IZA-Studie von Alex Bryson und Arnaud Chevalier an. Die beiden Forscher nahmen die Fantasy Premier League (FPL) genauer unter die Lupe – ein Online-Spiel, das auf der englischen Fußball-Profiliga basiert. Ziel des Spiels ist es, mit 100 Millionen Pfund ein Team mit 15 Fußballern aus der Premier League zusammenzustellen und damit im Laufe einer Saison möglichst viele Punkte zu sammeln. Die rund 2,8 Millionen Nutzer des Online-Spiels verhalten sich dabei wie Arbeitgeber, die Spieler unter Vertrag nehmen. Anders als in der realen Arbeitswelt gibt es hier allerdings keine gesetzlichen Regelungen, die es den Personalchefs verbieten würden, Spieler aufgrund ihrer Hautfarbe auszugrenzen.
Trotzdem fanden die Ökonomen weder beim Einstellungsverhalten noch bei der Transferpraxis oder den getätigten Ausgaben für neue Spieler Hinweise darauf, dass die FPL-Manager bei ihren Personalentscheidungen aufgrund von Hautfarbe diskriminieren. Die Forscher schließen daraus, dass Vorurteile und persönliche Abneigungen gegenüber bestimmten Gruppen in der Personalpraxis eine eher geringe Rolle spielen.
Der entscheidende Unterschied zum realen Arbeitsmarkt besteht aber darin, dass die Fußballmanager auf detaillierte Spielerdaten zurückgreifen können, die Aufschluss über die individuelle Leistungsfähigkeit geben. Personaler in Unternehmen können dagegen die zu erwartende Produktivität von Bewerbern meist nur schätzen und nutzen dafür Erkenntnisse über die durchschnittliche Produktivität einer Gruppe mit bestimmten Merkmalen – sei es Hautfarbe, Alter, Geschlecht oder Körpergewicht. So kommt es im wahren Leben zu dem Phänomen, das Ökonomen als „statistische Diskriminierung“ bezeichnen.