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IZA – Institute of Labor Economics

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Dajan Baischew

Kosten und Nutzen von Umweltschutz

May 27, 2019 by Dajan Baischew

Führen schärfere Umweltauflagen zu Jobverlusten? Trägt eine saubere Umwelt zu besserer Gesundheit, Bildung und Arbeitsproduktivität bei? Angesichts einer zunehmend polarisierten gesellschaftlichen Debatte über Umwelt- und Klimapolitik sind belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse mehr denn je gefragt. Dazu will der IZA-Programmbereich „Umwelt, Gesundheit und Arbeitsmarkt“ beitragen, der zum siebten Mal international renommierte Forscher zum jährlichen Workshop nach Bonn einlud.

Luftverschmutzung und Humankapital

In seiner Keynote-Rede veranschaulichte Michael Greenstone die Spätfolgen von Schadstoffbelastung im Kindesalter. Für seine Analyse nutzte er die großen regionalen Unterschiede in der Luftverschmutzung, die sich aus einem räumlich begrenzten Programm der chinesischen Regierung zur kostenlosen Versorgung der Bevölkerung mit Heizkohle ergaben. Betroffene in den stärker belasteten Gebieten erreichten bei ansonsten gleichen Voraussetzungen einen geringeren Bildungsstand, der mit späteren Einkommensnachteilen um bis zu 21 Prozent verbunden war.

Auch in Ländern mit weniger extremer Luftverschmutzung wirken sich Emissionen nachteilig auf den Bildungserfolg aus. Anhand von Daten aus Florida zeigte Claudia Persico in ihrem Vortrag, dass sich die Eröffnung bzw. Schließung von Industrieanlagen mit hohem Schadstoffausstoß auf die Leistungen der Schüler in benachbarten Schulen auswirkt. Schmutzigere Luft führte tendenziell zu schlechteren Prüfungsergebnissen, häufigeren Schulverweisen und einem schwächeren Abschneiden der Schule insgesamt in Leistungsvergleichen.

Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit

Dass Feinstaub die kognitiven Fähigkeiten einschränkt, ist inzwischen vielfach belegt. Juan Palacios präsentierte dazu eine innovative Analyse der Leistung von Schachspielern während eines Turniers. Eine höhere Feinstaubbelastung im Raum führte zu einem deutlichen Anstieg der per Computer gemessenen Wahrscheinlichkeit, einen falschen Zug auszuführen, insbesondere unter Zeitdruck. Auch kam es bei schlechter Luft häufiger zu gravierenden Fehlern.

Vor dem Hintergrund der globalen Erderwärmung sind nicht zuletzt die Erkenntnisse zur menschlichen Leistungsfähigkeit bei steigenden Temperaturen hochrelevant für die politische Diskussion. Die von Joshua Graff-Zivin vorgestellte Forschungsarbeit zeigte, dass chinesische Hochschulbewerber bei höheren Temperaturen schlechter im wichtigsten Auswahltest abschnitten. Aufgrund der niedrigeren Punktzahl sank die Wahrscheinlichkeit, an einer Top-Universität aufgenommen zu werden, mit entsprechenden Konsequenzen für die späteren Karriere- und Verdienstaussichten.

Weitere vorgestellte Studien finden Sie im Workshop-Programm.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: climate change, climate costs, environmental policy, human capital, pollution

Übermäßiges finanzielles Risiko durch Kapitalbeteiligung von Mitarbeitern?

May 16, 2019 by Dajan Baischew

Beschäftigte am Unternehmenskapital zu beteiligen, kann sich positiv auf die Produktivität auswirken und Ungleichheit verringern. Andererseits ist mit der Kapitalbeteiligung auch die Beteiligung am unternehmerischen Risiko verbunden. Scheitert das Unternehmen, verlieren die Mitarbeiter im Extremfall nicht nur ihren Job, sondern auch den Großteil ihrer Altersvorsorge. Mahnende Beispiele sind die spektakuläre Pleite des US-Energiegiganten Enron und die finanzielle Schieflage der Fluggesellschaft United Airlines, die viele Belegschaftsaktionäre an den Rand des finanziellen Ruins brachte.

In den USA sind sogenannte Employee Stock Ownership Plans (ESOP) deutlich weiter verbreitet als in Deutschland. Wie hoch das finanzielle Risiko für die Beschäftigten ist, hängt entscheidend davon ab, welchen Anteil Belegschaftsaktien am Gesamtvermögen der Haushalte ausmachen. Dieser Frage geht ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Douglas L. Kruse, Joseph Blasi, Dan Weltmann, Saehee Kang, Jung Ook Kim und William Castellano nach.

Belegschaftsaktien als zusätzliche Anlageform

Die Ökonomen der Rutgers University berechnen anhand des repräsentativen U.S. Survey of Consumer Finances (2004-2016), dass 15,3% der Familien von Angestellten im Privatsektor Belegschaftsaktien besitzen, deren Wert (Median: 6.000 US-Dollar) im Mittel 3,1% des Gesamtvermögens ausmacht.

Etwa jede fünfte Haushalt mit Belegschaftsaktien überschreitet allerdings die 15%-Schwelle, ab der gemäß der Portfoliotheorie von Wirtschaftsnobelpreisträger Harry Markowitz eine ausreichende Diversifizierung fraglich ist. Die Autoren sehen darin jedoch nicht notwendigerweise ein Risiko, da die erworbene Kapitalbeteiligung bei den meisten Beschäftigten andere Vermögensformen lediglich ergänzt und nicht ersetzt.

Höhere Risikobereitschaft, bessere Finanzkenntnisse

Ferner zeigen die Daten, dass Belegschaftsaktionäre im Durchschnitt risikobereiter sind, aber sich nach eigenem Bekunden auch besser mit Finanzen auskennen als Beschäftigte ohne Kapitalbeteiligung. Dass sie trotz Kenntnis des Konzepts der Risikostreuung auf Belegschaftsaktien statt Aktienfonds zurückgreifen, spricht den Autoren zufolge für die Relevanz der von Keynes formulierten Anlagestrategie: Lieber in ein Unternehmen investieren, das man gut kennt, als in viele Unternehmen, die man nicht kennt.

Insgesamt gelangt die Studie zu dem Schluss, dass nur eine kleine Minderheit der Belegschaftsaktionäre einem übermäßigen finanziellen Risiko ausgesetzt sei. Dieses könnten Unternehmen reduzieren helfen, indem sie etwa Zugang zu unabhängiger Finanzberatung anbieten und ergänzende Altersvorsorge unterstützen. Darüber hinaus seien Versicherungsmodelle sinnvoll, die im Falle einer Unternehmenspleite vor Totalausfall schützen.

Filed Under: Research Tagged With: employee ownership, investment, portfolio, risk, stock market

Diskriminierung von Bewerberinnen aufgrund von unterstelltem Kinderwunsch

May 12, 2019 by Dajan Baischew

Kinderbedingte Fehlzeiten und mögliche Babypausen können ein Einstellungshindernis für junge Frauen darstellen – sofern sie sich nicht auf  Vollzeitstellen bewerben. Darauf deuten die Ergebnisse eines aktuellen IZA-Forschungspapiers von Sascha O. Becker, Ana Fernandes und Doris Weichselbaumer hin. In einem großangelegten Feldversuch hatte das Forscherteam rund 9.000 fiktive Bewerbungen auf Voll- und Teilzeitstellen in Deutschland, der Schweiz und Österreich verschickt.

Die Auswertung der Einladungen zum Vorstellungsgespräch zeigte eine Ungleichbehandlung der Bewerberinnen nur bei Teilzeitstellen. Nach Einschätzung der Studienautoren signalisiert das Interesse an einer Vollzeitstelle, dass eine ganztägige Kinderbetreuung gewährleistet ist und das berufliche Engagement nicht unter familiären Verpflichtungen leiden würde.

Bei den Bewerbungen auf Teilzeitstellen hingegen gab es klare Unterschiede in der Häufigkeit positiver Rückmeldungen. Mütter von Kleinkindern kamen seltener zum Zuge als gleichaltrige Bewerberinnen mit Grundschulkindern. Laut Studie gehen die Arbeitgeber offenbar davon aus, dass es bei älteren Kindern seltener zu krankheitsbedingten Fehlzeiten oder Betreuungsengpässen kommt. Zudem ist die Chance größer, dass die Familienplanung bereits abgeschlossen ist.

Im Gegensatz dazu erscheint bei verheirateten Frauen ohne Kinder das „Risiko“ einer demnächst bevorstehenden Schwangerschaft mit anschließender Elternzeit besonders hoch. Sie erhielten deutlich weniger Einladungen zum Vorstellungsgespräch als kinderlose Single-Frauen und lagen sogar ganze 14 Prozentpunkte hinter den Müttern älterer Kinder.

Die durchschnittliche Einladungsquote betrug sowohl bei Teilzeit- als auch bei Vollzeitstellen rund 19 Prozent. Damit waren die weiblichen Bewerberinnen übrigens erfolgreicher als ihre männlichen Konkurrenten, deren fiktive Bewerbungen in weniger als 12 Prozent der Fälle eine positive Rückmeldung erhielten. Für die Autoren ist das ein Indiz für weiterhin bestehende Geschlechterstereotype seitens der Arbeitgeber: Die Bewerbungen waren ausschließlich für „typisch weibliche“ Jobs im Sekretariat oder in der Buchhaltung  verschickt worden.

Filed Under: Research Tagged With: childcare, discrimination, female labor force participation, fertility, gender, hiring, job application

Langzeitfolgen von Mobbing in der Schule

May 10, 2019 by Dajan Baischew

Wer als Teenager von Mitschülern gemobbt wird, hat es als Erwachsener auf dem Arbeitsmarkt schwerer. Dieser Zusammenhang ist vielfach belegt, doch bislang mangelte es an belastbaren Erkenntnissen, inwieweit die Mobbing-Erfahrung tatsächlich die Ursache für spätere Nachteile in Schule und Beruf ist.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Emma Gorman, Colm P. Harmon, Silvia Mendolia, Anita Staneva und Ian Walker ermittelt nun erstmals das genaue Ausmaß des Mobbing-Effekts auf den Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg.

Demütigung, Erpressung, Gewalt

Dazu analysierten die Autoren den Werdegang von über 7.000 britischen Schülern, die im Alter von 14 bis 16 Jahren zu persönlichen Erfahrungen mit Mobbing befragt wurden. Die Angaben der Schüler wurden mit den Einschätzungen ihrer Eltern abgeglichen. So ließen sich detaillierte Aussagen über die Art des erlebten Mobbings – von  verbalen Demütigungen über Erpressung bis hin zu körperlicher Gewalt – und die Häufigkeit der Vorfälle treffen.

Um den ursächlichen Effekt von Mobbing auf die spätere Lebenssituation isolieren zu können, verglichen die Forscher junge Menschen, die sich bis auf die Mobbing-Erfahrung in diversen Merkmalen ähnlich sind. Dazu zählen etwa der soziale und familiäre Hintergrund, die vorherigen schulischen Leistungen sowie demografische Faktoren, die einen Einfluss auf den Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg haben könnten.

Arbeitslosigkeitsrisiko steigt um 30%

Die Auswertung ergab, dass Mobbing-Opfer aufgrund der Verschlechterung ihrer schulischen Leistungen mit 10% geringerer Wahrscheinlichkeit einen Schulabschluss mit Hochschulzugangsberechtigung erlangen. Im Alter von 25 Jahren hatte sie ein um 30% höheres Arbeitslosigkeitsrisiko und verdienten im Schnitt 2% weniger als ihre vergleichbaren Altersgenossen ohne Mobbing-Erfahrung.

Zudem erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit einer psychischen Erkrankung um ein Drittel einer Standardabweichung. Die negativen Effekte betrafen insbesondere Opfer körperlicher Gewalt und waren umso ausgeprägter, je häufiger die Betroffenen gemobbt worden waren.

Angesichts dieser alarmierenden Befunde plädieren die Autoren dafür, mehr Mittel in Anti-Mobbing-Programme an Schulen zu investieren. Die Studienergebnisse trügen dazu bei, die Kosten solcher Maßnahmen besser in Relation zum möglichen gesellschaftlichen Nutzen setzen zu können.

Filed Under: Research Tagged With: adolescents, bullying, education, outcomes, school, school achievement, unemployment

Schulbau und Geldtransfers für die kognitive Entwicklung von Kindern

May 4, 2019 by Dajan Baischew

Der dritte Jahresworkshop des IZA-Programmbereichs Familie und Beruf fand im April 2019 an der Adolfo Ibáñez Universität in Chile statt. Der Tagungsort bot insbesondere Wissenschaftlern aus Lateinamerika eine ideale Gelegenheit, das IZA näher kennenzulernen und zugleich ihre hochwertigen Forschungsarbeiten einem breiteren Publikum vorzustellen.

Langfristige Vorteile schulischer Bildung in Entwicklungsländern

Zu den vorgestellten Projekten zählte under anderem eine Studie von Richard Akresh zu den langfristigen Auswirkungen eines der größten Schulbauprogramme aller Zeiten, das 1973 in Indonesien stattfand. Durch den Vergleich verschiedener Geburtsjahrgänge und Schulbezirke konnte Akresh belegen, dass die durch das Programm erzielten Bildungsvorteile auch 43 Jahre danach fortbestehen. Männer, die die neu gebauten Schulen besucht hatten, erreichten eher Beschäftigung im formellen Sektor und außerhalb der Landwirtschaft, während Frauen im Schnitt weniger Kinder bekamen, die wiederum ebenfalls von der besseren schulischen Bildung der Mutter profitierten.

Gesundheitsprogramm für Kleinkinder zahlt sich aus

Florencia Lopez Boo analysierte den Effekt von Bargeldtransfers in Honduras. Die Fördermittel kamen zufällig ausgewählten Familien zugute und waren an die Bedingung geknüpft, die Gesundheit bzw. Bildung der Kinder zu fördern. Laut Studie ließ sich durch das „Gesundheitsprogramm“ die kognitive Entwicklung von Kindern unter sechs Jahren deutlich steigern, da die betreffenden Kinder häufiger Vorsorgeuntersuchungen besuchten und bessere Ernährung erhielten. Hingegen blieb das „Bildungsprogramm“ für Familien mit sechs- bis 18-jährigen Kindern weitgehend wirkungslos.

Weitere vorgestellte Studien finden Sie im Workshop-Programm.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: cash transfer, child development, cognitive development, familiy economics, gender, school

Wie sich alltägliche Gewalt auf den Bildungserfolg von Schülern auswirkt

April 24, 2019 by Dajan Baischew

In Brasilien fallen pro Jahr mehr als 60.000 Menschen einem Tötungsdelikt zum Opfer. Die enormen gesellschaftlichen Kosten der Gewaltkriminalität entsprechen Schätzungen zufolge rund fünf Prozent der Wirtschaftskraft des Landes. Bislang ist jedoch wenig darüber bekannt, wie sich das Erleben von Gewalt im eigenen Umfeld auf die schulischen Leistungen von Kindern auswirkt.

Die empirische Herausforderung besteht darin, Kriminalität als Ursache für geringeren Bildungserfolg zu identifizieren, da beides durch sozioökonomische Faktoren wie das durchschnittliche Einkommens- und Bildungsniveau im jeweiligen Stadtviertel beeinflusst wird.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier lösen Martin F. Koppensteiner und Lívia Menezes dieses methodische Problem, indem sie den Schulweg von mehr als 600.000 Schülern in São Paulo mit detaillierten Daten zu Ort und Zeit von Gewaltverbrechen abgleichen. Anhand von standardisierten Testergebnissen können sie so den direkten Effekt krimineller Gewalt auf die schulischen Leistungen ermitteln.

Der Analyse zufolge führt jedes zusätzliche Tötungsdelikt in einem 25-Meter-Radius um das Schulgelände statistisch zu einem Leistungsrückgang in Mathematik- und Sprachtests um fünf Prozent einer Standardabweichung. Der Effekt, der auch bei Prüfungen sechs Monate nach dem Vorfall anhält, ist bei Jungen ausgeprägter als bei Mädchen (siehe Abbildung 1). Damit einher gehen vermehrte Fehlzeiten und häufigerer Schulabbruch.

Abb. 1: Auswirkung von Tötungsdelikten in der Umgebung von Schulen auf Testergebnisse

Darüber hinaus werteten die Autoren Befragungsergebnisse von Schülern und Eltern aus, um deren Einstellung zu schulischen Aktivitäten zu messen. Hier zeigt sich ein noch deutlicherer Geschlechterunterschied: Nach dem Gewalterlebnis gaben Jungen seltener an, ein guter Schüler zu sein, gerne in die Schule zu gehen und später eine Universität besuchen zu wollen. Diese Aussagen decken sich mit der Einschätzung der Eltern (siehe Abbildung 2).

Abb. 2: Auswirkung von Tötungsdelikten auf die Einstellungen von Schülern und Eltern

Die Forscher schließen daraus, dass die durch Gewaltkriminalität im Umfeld der Schule traumatisierten und verunsicherten Schüler weniger in ihre eigene Bildung investieren, was sich später in schlechteren Arbeitsmarktchancen niederschlägt. Die tatsächlichen Kriminalitätskosten für Wirtschaft und Gesellschaft dürften somit langfristig noch deutlich höher ausfallen als bislang angenommen.

Filed Under: Research Tagged With: Brazil, crime, educational attainment, human capital, school, violence

Steueranreize für die Filmindustrie verpuffen weitgehend wirkungslos

April 16, 2019 by Dajan Baischew

Finanzielle Anreize für die Ansiedelung von Film- und Fernsehproduktionen sind ein in vielen Ländern beliebtes Instrument der Wirtschaftsförderung. Die Politik erhofft sich davon neben der Schaffung einer regionalen Filmindustrie auch die Stimulierung unterstützender Branchen und eine allgemeine Aufwertung der Region durch die Leinwandpräsenz. Diese Ziele werden jedoch laut einem aktuellen IZA-Forschungspapier von Patrick Button größtenteils verfehlt, zumindest in den USA.

Plötzlicher Boom der Filmförderung

In den USA ist die Filmförderung nach der Jahrtausendwende förmlich explodiert, wie Abbildung 1 veranschaulicht. Zum Höhepunkt Ende der 2000er Jahre gewährten 40 Bundesstaaten sogenannte State Film Incentives (SFI). Zugleich stieg die Großzügigkeit der Vergünstigungen auf durchschnittlich 20 bis 30 Prozent der Produktionskosten (siehe Abbildung 2). Kaum eine andere Branche wurde so intensiv umworben wie die Filmindustrie.

Abb. 1: Anzahl der US-Bundesstaaten mit aktivem bzw. eingestelltem Filmförderprogramm (SFI)
Abb. 2: SFI-Subventionsquoten (Median) im Zeitverlauf, nach förderfähigen Kostenkategorien

Um die Effekte von SFIs auf die Filmproduktion und die regionale wirtschaftliche Entwicklung zu ermitteln, vergleicht Button einzelne Bundesstaaten vor und nach der Einführung von SFIs mit ähnlichen Bundesstaaten, die im gleichen Zeitraum keine SFIs gewährten. Dafür hat der Forscher eine umfangreiche Datenbank erstellt, die Informationen zur jeweils geltenden Rechtslage mit den Drehortangaben von TV-Serien und Spielfilmen verknüpft. Die Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft misst er anhand von Quartalsdaten zu Beschäftigung und Löhnen in der Filmindustrie und unterstützenden Branchen wie Catering, Fahrdienstleistungen oder Kostümverleih.

Keine nennenswerten wirtschaftlichen Effekte

Buttons Analyse ergab, dass die Steueranreize auf die Produktion von Spielfilmen keinerlei Einfluss hatten. Bei den mit längerfristigen Investitionen verbundenen Fernsehserien zeigte die Standortpolitik hingegen Wirkung: Bundesstaaten mit SFI gelang es, die Ansiedelung von TV-Produktionen um bis zu 56 Prozent zu steigern, was 0,5 bis 1,5 Produktionen pro Jahr entspricht. Besonders erfolgreich waren Staaten mit bereits bestehender Filmindustrie.

Allerdings bliebt der erhoffte Schub für die regionale Wirtschaft aus: Weder in der Filmindustrie selbst noch in den verwandten Branchen zeigten sich spürbare Effekte auf Beschäftigung, Unternehmensgründungen oder Löhne. Button schließt daraus, dass das Potenzial von Steueranreizen zur Wirtschaftsförderung allgemein überschätzt wird, wenn selbst aggressive Anreize für eine relativ mobile, standortunabhängige Branche keinerlei Arbeitsmarkteffekte entfalten.

Filed Under: Research Tagged With: economic development, film industry, local buiness, relocation, subsidies, tax incentives

briq/IZA-Workshop zu „Behavioral Economics of Education“

April 15, 2019 by Dajan Baischew

Lassen sich aktuelle Forschungserkenntnisse aus der Verhaltensökonomie heranziehen, um Bildungsentscheidungen und schulische Leistungen zu verbessern? Welche bildungspolitischen Interventionen nützen Lehrern, Schülern und Eltern? Diese Fragen diskutierten 26 internationale Experten im Rahmen des diesjährigen briq/IZA-Workshops in Bonn.

Peformance-Feedback für Lehrer

Beispielsweise stellte Maria Cotofan in „Repeated Praise – Evidence from a Field Experiment“ fest, dass sich die Schülerleistungen spürbar verbessern, wenn Lehrer regelmäßiges Feedback zu ihrer Unterrichtsqualität erhalten. Wiederholtes positives Feedback spornt Lehrer offenbar an, ihre Schüler besser auf zentrale Prüfungen vorzubereiten.

Mentorenprogramm für Grundschulkinder

Gerade in Deutschland hängt der Bildungserfolg noch immer stark vom Elternhaus ab. Die von Armin Falk präsentierte Studie „(In)Equality of Opportunity, Mentoring, and Critical Educational Decisions“ belegt, dass sich die Chancengleichheit durch ein einjähriges Mentorenprogramm zur Stärkung der Persönlichkeit von Grundschulkindern effektiv steigern ließ: Sozial benachteiligte Kinder schafften nach der Programmteilnahme häufiger den Übergang aufs Gymnasium.

Weibliche Vorbilder in Mathe

Wie wichtig weibliche Vorbilder für das Schließen der Geschlechterlücke im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich sein können, zeigt die von Alex Eble vorgestellte Forschung zu “Stereotypes, role models, and the formation of beliefs”. Chinesische Schülerinnen mit schwachen Leistungen in Mathematik verbesserten sich deutlich, wenn sie von einer Frau unterrichtet wurden. Hauptgründe dafür waren jedoch nicht etwa eine Bevorzugung durch die Lehrerin oder ein anderer Unterrichtsstil, sondern vielmehr ein gestiegenes Selbstbewusstsein und eine höhere Motivation der Mädchen.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: behavioral economics, education, inequality, students, teacher

Wie sich eine Vier-Tage-Schulwoche auf die Leistungen der Schüler auswirkt

April 11, 2019 by Dajan Baischew

+++ Click here for the English version! +++

Kürzungen bei den öffentlichen Bildungsausgaben haben viele Schulbezirke in den USA dazu veranlasst, die Schulen an einem Tag pro Woche zu schließen. In Deutschland ist die Vier-Tage-Schulwoche bislang die Ausnahme, aber infolge zunehmenden Lehrermangels auch vereinzelt schon Realität.

Zu den Auswirkungen auf die schulischen Leistungen gibt es bislang keine eindeutigen wissenschaftliche Erkenntnisse. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Paul Thompson (Oregon State University) kommt zu dem Schluss, dass sich die Verkürzung der Schulwoche zumindest im US-Bundesstaat Oregon eindeutig negativ ausgewirkt hat.

Anhand von umfangreichen Daten der Schulbezirke in Oregon aus den Jahren 2007 bis 2015 ermittelt Thompson einen Rückgang der Prüfungsleistungen in Mathematik und Lesen nach Einführung der Vier-Tage-Schulwoche. Um andere Faktoren als Ursache für den Leistungsabfall auszuschließen, berücksichtigt er für die Analyse, wie sich die Leistungen an vergleichbaren Schulen entwickelten, an denen die Fünf-Tage-Woche bestehen blieb.

Leistungsabfall in Mathematik und Lesen nach Einführung der Vier-Tage-Schulwoche (FDSW)

Leidtragende der verkürzten Schulwoche waren vor allem männliche und sozial benachteiligte Schüler. Der negative Effekt auf die schulischen Leistungen lässt sich primär darauf zurückführen, dass durch die Vier-Tage-Schulwoche die Gesamtzahl der Unterrichtsstunden abnahm und der Schulbeginn nach vorne verlegt wurde.

So erklärt sich auch der scheinbare Widerspruch zu einer früheren Studie, die für den US-Staat Colorado keinerlei negative Auswirkungen fand. Dort ist die kurze Schulwoche besonders beliebt, allerdings wurde dabei die Stundenzahl relativ konstant gehalten, während sich in Oregon der Unterricht um durchschnittlich 3,5 Stunden pro Woche reduzierte. Zudem bieten mehr Schulen in Colorado optionale Förderprogramme an den schulfreien Wochentagen an.

Filed Under: Research Tagged With: academic achievement, education policy, educational outcomes, math, public spending, reading, school

Wie stark hat Hartz IV die Arbeitslosigkeit gesenkt?

April 9, 2019 by Dajan Baischew

Von Brigitte Hochmuth, Britta Kohlbrecher, Christian Merkl und Hermann Gartner

Vor 15 Jahren bekam Deutschland die Hartz-Reformen verschrieben. Seitdem ist die Arbeitslosigkeit deutlich gesunken (siehe Abbildung 1). Hartz IV war eine Reform des Arbeitslosenunterstützungssystems und hat die Transferzahlungen für Langzeitarbeitslose im Durchschnitt reduziert. Makroökonomen sind sich zwar einig, dass dadurch die gesamtwirtschaftliche Arbeitslosigkeit gesunken ist – allerdings nicht, um wie viel.

Abbildung 1: Registrierte Arbeitslosenquote für Gesamtdeutschland, 1992-2018.

Zur Quantifizierung der makroökonomischen Effekte von Hartz IV sind Simulationsstudien notwendig. Die bisherigen Arbeiten kommen jedoch zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen:  Launov und Wälde (2013), Krebs und Scheffel (2013) und Krause und Uhlig (2012) analysieren, wie sich die Wahrscheinlichkeit, aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung zu wechseln, gesamtwirtschaftlich durch die Hartz IV-Reform geändert hat. Bei Launov und Wälde reduzierte Hartz IV die Arbeitslosigkeit lediglich um 0,1 Prozentpunkte, bei Krause und Uhlig hingegen um 2,8 Prozentpunkte. Eine wichtige Ursache für die unterschiedlichen Ergebnisse der Studien ist, dass jeweils ein anderer Rückgang der Lohnersatzquote für Langzeitarbeitslose unterstellt wurde, welcher aufgrund komplexer institutioneller Regelungen schwer zu bemessen ist.

In unserer Studie gehen wir einen anderen Weg und schlagen ein makroökonomisches Modell vor, das zwischen Partial- und Gleichgewichtseffekten unterscheidet: Als Partialeffekt bezeichnen wir direkte Auswirkungen der Reform auf Individualebene, also auf das Verhalten von Personen und Betrieben. Durch niedrigere Lohnersatzleistungen sind Arbeitssuchende zu mehr Konzessionen gegenüber Arbeitgebern bereit, z.B. in Form von geringeren Lohnforderungen. Bewerber werden dadurch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eingestellt. Diese Wahrscheinlichkeit wird auch als Selektionsrate bezeichnet.

Wir messen die Selektionsrate mit Daten der IAB-Stellenerhebung als den Anteil von geeigneten Bewerbern, die von Betrieben eingestellt werden. Damit konstruieren wir ein empirisches Maß für die Einstellungsstandards von Firmen über die Zeit und zeigen, wie wichtig Selektion über den Konjunkturzyklus ist. Darüber hinaus können wir anhand der Reaktion der Selektionsrate den Partialeffekt der Hartz-IV Reform in den Daten schätzen. Dieser Ansatz hat drei Vorteile: Erstens verzeichnet die Selektionsrate im Gegensatz zur Job-Findungsrate (der Wahrscheinlichkeit, dass Arbeitslose in Beschäftigung wechseln) im Jahr 2005 keinen Strukturbruch. Zweitens wird die Selektionsrate nicht direkt durch die vorhergegangene Hartz III-Reform beeinflusst. Drittens messen wir die Partialwirkung der Reform direkt, anstatt eine bestimmte Absenkung der Lohnersatzquote zu unterstellen.

Abbildung 2 illustriert, dass die Selektionsrate in Aufschwüngen größer ist als in Abschwüngen, wobei die Konjunktur am Arbeitsmarkt durch die Arbeitsmarktanspannung (die Zahl der offenen Stellen pro Arbeitslosen) dargestellt wird. Außerdem ist zum Zeitpunkt der Reform die Selektionsrate deutlich gestiegen (auch nach Herausrechnung von Konjunktureffekten). Die Änderungen der Selektionsrate schätzen wir ökonometrisch auf verschiedenen Aggregationsebenen und speisen diese Informationen in unser Modell ein. Der Partialeffekt senkte laut unserem gesamtwirtschaftlichen Modell die Arbeitslosenquote um ca. einen Prozentpunkt.

Abbildung 2: Dynamik am deutschen Arbeitsmarkt. Zur besseren Vergleichbarkeit ist jede Zeitreihe auf einen Durchschnitt von eins normalisiert.

Der Partialeffekt erzählt aber nur einen Teil der Geschichte. Hinzu kommt ein Gleichgewichtseffekt: Wenn Arbeitslose verstärkt zu Konzessionen bereit sind, reagieren Betriebe auch darauf, indem sie zusätzliche Stellen schaffen. Wenn es insgesamt mehr offene Stellen gibt, erhöht sich die Chance für Arbeitssuchende, einen Kontakt zu einer suchenden Firma zu bekommen. Durch den Anstieg der Selektionsrate steigt wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Kontakt zu einer Einstellung führt (Partialeffekt). Anhand des Verhältnisses von Job-Findungsrate und Selektionsrate im Konjunkturverlauf bestimmen wir die relative Bedeutung des Partial- und Gleichgewichtseffekts. In unserer Modellsimulation ist der zusätzliche Gleichgewichtseffekt ähnlich groß wie der Partialeffekt. Die Arbeitslosenquote sank gemäß unserer Modellsimulation durch die Hartz IV-Reform um insgesamt gut 2 Prozentpunkte – dies entspricht rund einer Million zusätzlicher Arbeitsplätze.

Unsere Ergebnisse stimmen mit dem Partialeffekt von Price (2018) überein, der diesen kausal auf Basis mikroökonometrischer Schätzungen bestimmt. Darüber hinaus kann unser Modell auch die Verschiebung der sogenannten Beveridge-Kurve (der gemeinsamen Bewegung von offenen Stellen und Arbeitslosigkeit) in den Folgejahren der Hartz IV-Reform abbilden. Insgesamt liefert unser Ansatz eine Untergrenze für die gesamtwirtschaftliche Wirkung von Hartz IV, da durch die Reform auch Entlassungen zurückgegangen sind (siehe Klinger und Weber (2016) und Hartung, Jung und Kuhn (2018)), die wir in unserem Modell nicht berücksichtigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die makroökonomischen Effekte der Hartz IV-Reform auf die Arbeitslosigkeit in Deutschland erheblich waren. Die Reform ist für mindestens eine Million zusätzlicher Arbeitsplätze verantwortlich. Unser Papier trifft aber nur Aussagen zu den positiven Wirkungen von Hartz IV. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die Analyse der normativen Aspekte.

Filed Under: Opinion, Research Tagged With: Germany, Hartz reforms, labor market, unemployment, unemployment insurance

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