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IZA Newsroom

IZA – Institute of Labor Economics

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Mark Fallak

Jeder zweite Beschäftigte in Deutschland würde gerne weniger arbeiten

April 30, 2019 by Mark Fallak

Knapp die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer wünscht sich eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit. Jeder fünfte könnte sich dagegen auch vorstellen, mehr zu arbeiten. Inwiefern Wunsch und Wirklichkeit beim Thema Arbeitszeit auseinanderklaffen, hängt von den jeweiligen Jobpräferenzen und Tätigkeitsprofilen ab, aber auch von persönlichen Merkmalen und Interessen. Das geht aus einer repräsentativen Befragung im Rahmen der Studie „Arbeiten in Deutschland“ hervor, die das IZA gemeinsam mit dem Karrierenetzwerk XING durchführt.

Demnach würden rund 39% der 2.364 befragten abhängig Beschäftigten ihre wöchentliche Arbeitszeit trotz entsprechend geringerer Bezahlung um bis zu zehn Stunden reduzieren, weitere 8% der Befragten sogar um mehr als zehn Stunden (siehe Abbildung 1). Bei Männern ist der Wunsch stärker ausgeprägt als bei Frauen, was die geringere Teilzeitquote bei männlichen Arbeitnehmern widerspiegeln dürfte.

Flexibilität vs. Eigenverantwortung

Darüber hinaus sprechen die Ergebnisse der repräsentativen Befragung dafür, dass die Work-Life-Balance bei der jüngeren Generation eine immer wichtigere Rolle spielt: Beschäftigte unter 35 Jahren wünschen sich im Schnitt eine Verkürzung der Arbeitswoche um drei Stunden – doppelt so viel wie ältere Arbeitnehmer über 55 Jahren. Auch mit höherem Bildungsabschluss wächst der Wunsch nach einer geringeren Wochenstundenzahl (siehe Abbildung 2).

Im Durchschnitt würden die Befragten gerne etwa 2,3 Stunden pro Woche weniger arbeiten. Dieser Wert wird durch individuelle Jobpräferenzen und Arbeitsplatzmerkmale beeinflusst (siehe Abbildung 3). Wer gerne mehr Flexibilität im Job und die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten hätte, bevorzugt eine noch deutlichere Verringerung der Arbeitszeit. Dies könnte auf unerfüllte Bedürfnisse nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf hindeuten, für die noch nicht die nötigen betrieblichen Rahmenbedingungen gegeben sind. Bietet der Arbeitgeber bereits Homeoffice-Nutzung, flexible Arbeitszeiten und Selbstbestimmung über Arbeitsabläufe an, reduziert sich der Wunsch nach einer Verringerung der Arbeitszeit.

Streben die Arbeitnehmer nach mehr Eigenverantwortung, wären sie im Durchschnitt bereit, mehr dafür zu arbeiten. Umgekehrt würden Beschäftigte, von denen eine hohe Eigenverantwortung im Job erwartet wird, tendenziell lieber etwas kürzer treten.

Mehr Zeit für Familie und Reisen

Aber auch die Freizeitinteressen scheinen eine wichtige Rolle zu spielen, wenn es um die Arbeitszeitpräferenzen geht. Zusätzlich zur repräsentativen Befragung wurden 2.257 XING-Mitglieder befragt, von denen 648 in ihren Profilen auch Informationen über Interessen und Hobbies angeben.

Eine Verknüpfung der meistgenannten Interessen mit den Angaben zur bevorzugten Wochenstundenzahl legt nahe, dass sich Arbeitnehmer vor allem dann weniger Arbeitsstunden wünschen, wenn sie ihre Freizeit überwiegend für Familie oder Reisen nutzen. Wer sich hingegen vorrangig für Sport oder Politik interessiert, wäre vergleichsweise eher bereit, für einen entsprechenden Zusatzverdienst mehr zu arbeiten (siehe Abbildung 4).

+++

Über die IZA/XING-Studie

Die Studie „Arbeiten in Deutschland“ wurde Anfang 2017 vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) und XING gestartet. Anfang 2019 wurde bereits die dritte Befragungswelle dieser gemeinsamen Initiative abgeschlossen, um vor dem Hintergrund des fortschreitenden Wandels der Arbeitswelt neue Erkenntnisse über die Zukunftsperspektiven der Bevölkerung in Deutschland zu gewinnen. Die IZA/XING-Studie setzt sich aus zwei Befragungsteilen zusammen – einer nationalrepräsentativen Online-Umfrage mit rund 3.000 Teilnehmern sowie einer Online-Befragung von bis zu 6.000 zufällig ausgewählten XING-Mitgliedern.

Bislang sind folgende Ergebnisse erschienen:

  • Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen in beide Richtungen
  • Homeoffice auf dem Vormarsch
  • Neue Arbeitswelt: Arbeitszeitgesetz verliert an Bedeutung
  • Beschäftigte in Deutschland haben keine Angst vor der Digitalisierung
  • Verbreiteter Optimismus in der Rentenfrage
  • Verantwortung, Flexibilität und neue Freiräume im Job werden geschätzt – aber nicht von allen

Filed Under: IZA News Tagged With: flexibility, home office, working time

Unternehmer mit ausländischen Wurzeln sind innovativer

April 18, 2019 by Mark Fallak

Die öffentliche Diskussion um den Beitrag von Zuwanderern zur US-Wirtschaft konzentriert sich meist auf geringqualifizierte Tätigkeiten und die Frage, inwieweit Migranten einheimische Arbeitskräfte ergänzen oder verdrängen. Dabei wird häufig übersehen, dass die Innovationskraft der US-Industrie zu einem Großteil auf Unternehmerpersönlichkeiten zurückgeht, die im Ausland geboren sind.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von J. David Brown, John S. Earle, Mee Jung Kim und Kyung Min Lee liefert nun erstmals einen umfassenden Vergleich der Innovationsleistung von einheimischen und zugewanderten Firmengründern. Das Forscherteam nutzt dafür Daten des Annual Survey of Entrepreneurs, einer umfangreichen Zufallsstichprobe von High-Tech-Unternehmen. Aus den vielfältigen Informationen zu Produkt- und Prozessinnovationen erstellen die Autoren 16 verschiedene Innovationsindikatoren.

In sämtlichen dieser Kategorien, mit Ausnahme von Marken- und Copyright-Anmeldungen, schneiden die im Ausland geborenen Unternehmer besser ab. Der Innovationsvorsprung gegenüber einheimischen Unternehmern ist zudem unabhängig vom Bildungsniveau und vom Unternehmensalter. Je nach Berücksichtigung anderer Faktoren wie finanzieller Ausstattung, Motivation und Branchenhintergrund schrumpft der Vorteil, bleibt jedoch insgesamt bestehen.

Die Autoren schließen daraus, dass die aktuelle Debatte um eine restriktivere Zuwanderungspolitik zu einseitig geführt wird und – abgesehen von vereinzelten Berichten über erfolgreiche Startup-Unternehmer mit ausländischen Wurzeln – den tatsächlichen Beitrag von Zuwanderung zum Erfolg der US-Wirtschaft deutlich unterschätzt.

Einen Überblick über weitere ökonomische Forschung zum Thema und die Bedeutung des Qualifikationsniveaus von Migranten bietet der Artikel „Zuwanderung und Unternehmertum“ in der IZA World of Labor.

Filed Under: Research Tagged With: entrepreneurship, immigration, innvoation

Der Faktor Mensch in der Arbeitswelt der Zukunft

March 22, 2019 by Mark Fallak

Der aktuelle Hype um die Folgen von Digitalisierung und Automatisierung konzentriert sich auf die Frage, welche Jobs bis wann wegfallen, weil sie von Computern und Maschinen übernommen werden. Doch weder seien die bisherigen Antworten überzeugend, noch sei das überhaupt die entscheidende Frage, schreibt IZA-Experte Werner Eichhorst in einem Beitrag für den World Commerce Review.

Unbestritten sei, dass klassische Berufe mit hohem Anteil an Routinetätigkeiten – von der industriellen Fertigung bis hin zu Finanzdienstleistungen – früher oder später in dem Maße automatisiert würden, wie es technisch machbar, ökonomisch effizient und gesellschaftlich akzeptabel sei.

Umso mehr werde es darauf ankommen, den Menschen in die Lage zu versetzen, seine ureigenen Stärken gegenüber der maschinellen Konkurrenz auszuspielen: Kreativität, kritisches Denken, komplexe Problemlösung, aber auch soziale Interaktion und Empathie.

Weniger Kontrolle, mehr Vertrauen

Dazu bedarf es laut Eichhorst eines Arbeitsumfeldes, das auf Vertrauen, Kooperation und Eigenverantwortung setze, weniger auf Weisung und Kontrolle. Zwar sei diese Erkenntnis inzwischen schon in vielen Unternehmen angekommen. Doch bislang bleibe es allzu oft bei Lippenbekenntnissen. Denn der Abschied von etablierten Hierarchien und liebgewonnenen Führungsroutinen falle schwer. So werde nach wie vor viel produktive Energie in Aufstiegsambitionen und interne Machtkämpfe investiert statt in Arbeitsergebnisse und Innovationen.

Für Eichhorst bietet das „Werkstattmodell“ des traditionellen Handwerks viel Zukunftspotenzial: Spezialisten mit bestimmten Fertigkeiten widmen ihre Produktivität dem eigentlichen Arbeiten und nutzen Erfahrung und Intuition, um Prozesse eigenständig weiterzuentwickeln. Dabei kooperieren sie flexibel mit anderen, ohne dass es einer hierarchischen Führungsstruktur und ausgefeilter Kontrollsysteme bedarf.

Ein solches Organisationsmodell sei in vielen Bereichen denkbar, nicht nur bei hochqualifizierten Tätigkeiten oder im klassischen Handwerk. Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmenserfolg statt leistungsabhängiger Vergütung könnte zusätzlich dazu beitragen, Gemeinschaftsorientierung mit mehr Autonomie zu vereinbaren. Eichhorsts Fazit: „Lasst die Menschen einfach ihre Arbeit machen – sie wissen selbst am besten, was zu tun ist.“

Filed Under: Opinion Tagged With: cooperation, craft, future of work, human capital, management, technology, Trust, work organization

Trauer um IZA-Fellow Alan Krueger

March 19, 2019 by Mark Fallak

Der ehemalige Wirtschaftsberater von US-Präsident Obama, Alan B. Krueger, ist am Wochenende überraschend im Alter von nur 58 Jahren verstorben. Der prominente Wirtschaftsprofessor an der Princeton University gehörte dem IZA-Forschungsnetzwerk seit 2001 an und erhielt 2006 gemeinsam mit David Card als bislang jüngster Preisträger den IZA Prize in Labor Economics für herausragende empirische Arbeiten zu hochrelevanten wirtschaftspolitischen Fragestellungen, insbesondere in den Bereichen Bildung und soziale Gerechtigkeit.

In Deutschland war Krueger vor allem bekannt für seine wegweisende Studie zu den Beschäftigungseffekten von Mindestlöhnen. Gemeinsam mit Card hatte er nachgewiesen, dass Mindestlohnerhöhungen nicht notwendigerweise zu einem Rückgang der Arbeitsnachfrage führen. Seine vielfältigen, hochkarätigen Forschungs- und Beratungsaktivitäten hatten stets zum Ziel, das Leben der Menschen zu verbessern. So kritisierte er in seinem letzten IZA-Forschungspapier die daraufhin eingestellte Praxis von Franchise-Unternehmen in den USA, Arbeitnehmer durch interne Absprachen am Wechsel in besser bezahlte Jobs zu hindern.

Der Musikliebhaber und leidenschaftliche Bruce-Springsteen-Fan arbeitete zuletzt an seinem in Kürze erscheinenden Buch Rockonomics, das ökonomische Zusammenhänge am Beispiel der US-Musikindustrie einem breiteren Publikum näherbringt. Mit Alan Krueger verliert das IZA-Netzwerk einen brillanten Ökonomen, der von Politikern, Kollegen und Studierenden für seine innovativen Ideen und scharfen Analysen, aber auch für seine menschliche Art außerordentlich geschätzt wurde.

Lesen Sie auch den ausführlichen Nachruf der Princeton University.

Filed Under: IZA News

Zuwanderung verringert Unterstützung für Umverteilungspolitik in Europa

March 15, 2019 by Mark Fallak

In weiten Teilen Europas ist der Einwandereranteil an der Gesamtbevölkerung in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Einerseits gilt Zuwanderung für die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft und der Sozialsysteme als unverzichtbar. Andererseits wird die zunehmende Bevölkerungsvielfalt mitunter als Bedrohung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wahrgenommen.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Alberto Alesina, Elie Murard und Hillel Rapoport liefert empirische Belege dafür, dass mit vermehrter Zuwanderung auch ein Wandel in den Einstellungen zu Umverteilungsfragen und der Rolle des Sozialstaats einhergeht.

Anhand von Zensusdaten und amtlichen Statistiken bilden die Autoren zunächst den regionalen Zuwandereranteil in 16 europäischen Ländern ab. Die Grafik zeigt erhebliche Unterschiede in den betrachteten 140 Regionen mit Anteilen von rund zwei bis über 42 Prozent:

Abb. 1: Regionaler Bevölkerungsanteil von Einwanderern im Jahr 2010

Aus Umfragedaten des European Social Survey ermitteln die Forscher regionale Unterschiede in den Einstellungen der Menschen zu Umverteilungsfragen. So wird in der regelmäßigen Erhebung beispielsweise abgefragt, welche Rolle dem Sozialstaat bei der Verringerung von Einkommensunterschieden und der Bereitstellung von Arbeitslosenunterstützung, Alterssicherung und Kinderbetreuung zugeschrieben wird. Zudem sollten die Befragten angeben, inwieweit sie der Meinung sind, dass Sozialleistungen die Wirtschaft belasten oder zu „Faulheit“ animieren. Auch hier gibt es deutliche regionale Unterschiede, etwa ein klar erkennbares Ost-West-Gefälle in Deutschland:

Abb. 2: Durchschnittliche Akzeptanz von staatlichen Umverteilungsmaßnahmen nach Region

Die Verknüpfung beider Datensätze zeigt, dass die Unterstützung für staatliche Umverteilungsaufgaben schwindet, je stärker der Migrantenanteil in der jeweiligen Region zunimmt. Dieser Effekt ist besonders ausgeprägt bei Mitte-Rechts-Wählern in Ländern mit umfangreichen Sozialsystemen und in Regionen mit ausgeprägter Wohnsegregation zwischen Einwanderern und Einheimischen. Verstärkt wirkt der Effekt zudem durch geringqualifizierte Zuwanderung und größere kulturelle Distanz zu Einheimischen.

Zahlreiche mögliche Störfaktoren sind in der Analyse berücksichtigt. So können die Autoren ausschließen, dass die Ergebnisse etwa dadurch beeinflusst werden, dass Zuwanderung vor allem in Regionen mit großzügigem Sozialsystem stattfindet oder dass Einheimische infolge vermehrter Zuwanderung aus diesen Regionen wegziehen.

Zu den genauen Motiven für den beobachteten Einstellungswandel lassen die Daten allerdings keine Rückschlüsse zu. Für die Autoren deutet einiges darauf hin, dass die Bereitschaft zur Solidarität häufig an die eigene „Gruppenzugehörigkeit“ geknüpft sei. Denkbar sei auch, dass Zuwanderern eine relativ hohe Abhängigkeit von steuerfinanzierten Leistungen unterstellt würde. Die Ergebnisse sprechen jedoch dagegen, dass Immigranten primär als Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wahrgenommen werden und somit Abstiegsängste schüren – denn in dem Fall sollte die Unterstützung für sozialstaatliche Absicherung eher zunehmen.

Filed Under: Research Tagged With: attitudes, Europe, immigration, redistribution, welfare

Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen in beide Richtungen

March 7, 2019 by Mark Fallak

Die Digitalisierung schafft einerseits neue Möglichkeiten, Arbeitszeiten flexibel an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen. Andererseits lösen sich dadurch die Grenzen von Arbeit und Freizeit immer weiter auf. Die Ergebnisse der IZA/XING-Studie zeigen: Nur noch bei jedem fünften Beschäftigten (20,6%) sind diese Lebensbereiche klar voneinander getrennt.

Knapp zwei Drittel (63,7%) der 1.859 befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zwischen 25 und 54 Jahren gaben an, in ihrer Freizeit Tätigkeiten nachzugehen, die eher ihrer regulären Arbeitszeit zuzurechnen sind. Dazu zählen beispielsweise das Beantworten dienstlicher E-Mails oder die Beschäftigung mit Fachliteratur. Vier von zehn Arbeitnehmern (40,8%) verbringen damit mehr als zwei Stunden pro Woche.

Umgekehrt gaben ebenfalls zwei Drittel (66,4%) der Befragten an, sich während ihrer Arbeitszeit teilweise mit nichtdienstlichen Aktivitäten wie Online-Einkäufen oder privaten E-Mails zu beschäftigen. Bei mehr als jedem dritten Beschäftigten (36,4%) entfallen mehr als zwei Stunden der wöchentlichen Arbeitszeit auf private Kommunikation per Computer oder Smartphone.

Insgesamt halten sich bei knapp der Hälfte der Befragten (44,6%) berufliche Tätigkeiten in der Freizeit und private Aktivitäten im Job etwa die Waage. Während etwa jeder vierte Arbeitnehmer (23,4%) mehr Arbeit in die Freizeit verlagert als umgekehrt, nehmen bei knapp einem Drittel der Beschäftigten (32,0%) die privaten Erledigungen am Arbeitsplatz mehr Raum ein als berufliche Dinge während der Freizeit.

Die Ergebnisse der IZA/XING-Studie offenbaren auch Unterschiede nach Geschlecht und Lebensalter. So neigen männliche Arbeitnehmer vergleichsweise häufiger dazu, Arbeit nach Dienstschluss zu erledigen als weibliche Beschäftigte (66,6% gegenüber 60,3%). Auch private Aktivitäten am Arbeitsplätz sind bei Männern etwas weiter verbreitet (69,3% gegenüber 63,3%). Jüngere Arbeitnehmer unter 35 Jahren verbringen mit 8,2 Stunden knapp doppelt so viel Freizeit mit Beruflichem wie ältere Beschäftigte ab 45 Jahren (4,4 Stunden) und mehr als doppelt so viel Arbeitszeit mit Privatem (6,4 gegenüber 3,0 Stunden pro Woche).

IZA-Chef Hilmar Schneider, der die neuen Ergebnisse im Rahmen der XING-Veranstaltung „New Work Experience“ in Hamburg vorstellte, sieht durch die Vermischung von Arbeit und Freizeit auch die Definition und Erfassung von Überstunden erschwert. „In der digitalen Arbeitswelt geht der Trend zur Vertrauensarbeitszeit, aber auch zur Pauschalvergütung von Überstunden“, sagt Schneider. Unternehmen und Beschäftigte seien gefragt, mit der neu gewonnenen Flexibilität verantwortungsvoll umzugehen und bedarfsgerechte Lösungen zu finden, von denen beide Seiten profitieren.

Über die IZA/XING-Studie

Die Studie „Arbeiten in Deutschland“ wurde Anfang 2017 vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) und XING gestartet. Anfang 2019 wurde bereits die dritte Befragungswelle dieser gemeinsamen Initiative abgeschlossen, um vor dem Hintergrund des fortschreitenden Wandels der Arbeitswelt neue Erkenntnisse über die Zukunftsperspektiven der Bevölkerung in Deutschland zu gewinnen. Die IZA/XING-Studie setzt sich aus zwei Befragungsteilen zusammen – einer nationalrepräsentativen Online-Umfrage mit rund 3.000 Teilnehmern sowie einer Online-Befragung von bis zu 6.000 zufällig ausgewählten XING-Mitgliedern.

Bislang sind folgende Ergebnisse erschienen:

  • Verantwortung, Flexibilität und neue Freiräume im Job werden geschätzt – aber nicht von allen
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Filed Under: IZA News Tagged With: home office, leisure, overtime, work, working hours

Mehr Anträge auf Invalidenrente in Rezessionen

February 15, 2019 by Mark Fallak

Läuft die Wirtschaft schlecht, häufen sich in den USA die Anträge auf Leistungen der staatlichen Erwerbsunfähigkeitsversicherung (SSDI). Ein möglicher Grund sind die negativen Auswirkungen von Rezessionen auf die körperliche und psychische Gesundheit. Es gibt jedoch zahlreiche Hinweise darauf, dass auch Arbeitslose mit geringen gesundheitlichen Einschränkungen häufiger (und zudem erfolgreicher) eine Invalidenrente beantragen, wenn sie in Krisenzeiten den Job verlieren.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Delia Furtado, Kerry L. Papps und Nikolaos Theodoropoulos geht der Frage nach, inwieweit die „antizyklische“ Antragshäufigkeit durch das soziale Umfeld der Betroffenen beeinflusst wird. Einerseits könnte ein verbreiteter Leistungsbezug im Bekanntenkreis die Schwelle zur Beantragung senken. Andererseits könnten tradierte Werte und Normen mit Blick auf den gesellschaftlichen Stellenwert von Erwerbsarbeit dazu führen, dass eine Abhängigkeit von staatlichen Leistungen aus Furcht vor Stigmatisierung vermieden wird.

Werte, Normen und sozialer Druck

Auf Basis umfangreicher Daten der Jahre 2001 bis 20017 untersuchten die Forscher, wie sich Einwanderer aus verschiedenen Ländern in ihrem Antragsverhalten unterscheiden. Dabei stellten sie fest: Je stärker in den jeweiligen Herkunftsländern die Erwerbstätigkeit als gesellschaftliche Norm angesehen wird und die Unabhängigkeit von staatlichen Leistungen als erstrebenswert gilt, desto geringer der konjunkurelle Einfluss auf die Beantragung der Invalidenrente. Dass bestimmte ethnische Gruppen überdurchschnittlich von krisenbedingten Jobverlusten und gesundheitlichen Einschränkungen betroffen sein könnten, wurde in der Analyse berücksichtigt.

Da der gleiche Zusammenhang auch für Einwanderer der zweiten Generation nachweisbar war, halten die Autoren ihren Befund für weitgehend auf die Gesamtbevölkerung übertragbar. Demnach sei der Anstieg der attestierten Erwerbsunfähigkeit in Krisenzeiten primär auf das von den wahrgenommenen „sozialen Kosten“ beeinflusste Entscheidungsverhalten der Betroffenen zurückzuführen.

Die Forscher halten es für problematisch, dass die Invalidenrente offenbar zunehmend als Absicherung gegen Arbeitsplatzverlust diene. Denn wer seinen Job in der Rezession verloren habe, finde im Aufschwung häufig wieder neue Arbeit. Wer jedoch einmal Invalidenrente beziehe, bleibe in der Regel für immer im Leistungsbezug.

Weitere Details zu Methodik und Ergebnissen der Studie finden Sie in der englischsprachigen Zusammenfassung der Autoren.

Filed Under: Opinion, Research Tagged With: disability, immigrants, job loss, recession, social security, take-up

Plattformökonomie auf dem Vormarsch?

December 18, 2018 by Mark Fallak

Zwischen der medial und politisch vermittelten Relevanz der Themenkomplexe „Plattformwirtschaft“ bzw. „Crowdwork“ und ihrer tatsächlichen empirischen Dimension besteht eine beachtliche Diskrepanz. Online akquirierte Arbeitsaufträge werden nur von einem Bruchteil aller Erwerbstätigen durchgeführt (aktuellen Studien zufolge ca. ein bis vier Prozent), vorwiegend in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen.

Der hohe Anteil Jüngerer verdeutlicht, dass Crowdworking in Onlineprojekten und Plattformarbeit (bei lokalen Dienstleistungen) bislang vor allem auch als Arbeitsform im Übergangsprozess zwischen Bildungsabschluss und Arbeitsmarkteinstieg zu betrachten ist. Geringfügige Beschäftigung, Zeitarbeit, Solo-Selbstständigkeit (offline) und andere Beschäftigungsformen stagnieren derzeit zwar, spielen auf dem deutschen Arbeitsmarkt aber eine markant größere Rolle als jede Form von Crowdworking oder Plattformarbeit.

Ein aktueller IZA Research Report beleuchtet als Teil eines mehrere Staaten umfassenden Analyseprojekts im Auftrag der Europäischen Kommission die aktuellen Ausprägungen der Plattformökonomie in Deutschland und ihre Rezeption auf der Ebene von Gesetzgebung, Politik, Gewerkschaften, Plattformbetreibern und Plattformbeschäftigten. Im Rahmen des Projekts wurden umfangreiche Interviews mit ausgewählten Stakeholdern geführt. Ihre Ausführungen vermitteln ein recht plastisches Bild des gegenwärtigen, noch sehr unreifen Status quo der Plattformökonomie in Deutschland.

Zwischen Ausbeutung und individueller Freiheit

Derzeit überwiegt vielfach eine eher kritische Wahrnehmung der Plattformarbeit unter dem Aspekt von prekärer Beschäftigung, (Selbst-)Ausbeutung, Lohndumping und mangelnder sozialer Absicherung. Eine zumindest perspektivisch positivere Einschätzung erscheint aber ebenso legitim: Die fortschreitende Digitalisierung wird in der Tendenz die Entkoppelung von Arbeitsort und Arbeitsinhalt weiter vorantreiben und damit auch neue Bedürfnisse nach virtuellen Arbeitsformen schaffen.

Ein zunehmender Fachkräftemangel könnte zudem dafür sorgen, dass sich die unternehmerische Nachfrage nach plattformbasierten Zugriffen auf qualifizierte Crowdworker verstärkt. Auch unter dem Aspekt der wichtiger werdenden Work-Life-Balance könnten Plattformökonomien an Attraktivität gewinnen, sofern sie individuelle Arbeitszeiten und -orte ermöglichen. Vorerst bleibt die weitere Entwicklung in diesem Arbeitsmarktsegment jedoch in hohem Maße spekulativ.

Bereitschaft zum Sozialdialog

Trotz einer generellen Tendenz der Plattformbetreiber, strengere Regulierungen zu vermeiden, besteht mittlerweile eine gewisse Bereitschaft einiger Plattformen und ihrer Verbände, sich an einem Sozialdialog zu beteiligen und auf eine Diskussion über Standards einzulassen. Auf Ebene der Plattformbeschäftigten sind zugleich erste Schritte hin zu einer kollektiven Interessensartikulation und Organisation erkennbar.

Die Natur der Plattformwirtschaft macht es allerdings eher unwahrscheinlich, dass sie künftig stark von traditionellen Form des Sozialdialogs und der Tarifpartnerschaft geprägt sein wird. Im Bereich hochwertiger Plattform-Dienstleistungen zeichnet sich indes bereits ab, dass die Plattformbetreiber durch Selbstverpflichtungen und spezifische Angebote in einen Wettbewerb um knapper werdende Fachkräfte treten werden.

Regulierung mit Augenmaß

Für die Politik stellt sich die Herausforderung, ein im Entstehen befindliches Arbeitsmarktsegment nicht durch Überregulierung in seiner Entwicklung zu behindern, zugleich aber die Entwicklung durch behutsame Steuerung in auch sozialpolitisch effiziente Bahnen zu lenken. Dabei sollte es vor allem um die Durchsetzung von Mindeststandards, um Fragen der Besteuerung, vor allem aber um innovative Wege gehen, die Beschäftigten in die Sozialversicherungen einzubeziehen.

Nicht zuletzt wird es aber auch darum gehen müssen, die Arbeitsgesetzgebung, die bisher fast ausschließlich die „normale“ Beschäftigung regelt, auf die Plattformwirtschaft auszuweiten, um arbeitsrechtlich mit den Entwicklungen Schritt zu halten und den Status dieses Segments aufzuwerten, aber auch zu vermeiden, dass gerade im Bereich einfacher Tätigkeiten in einer „Grauzone“ zwischen Selbstständigkeit und abhängiger Beschäftigung eine Umgehung von etablierten Standards praktiziert wird.

Eine Kurzfassung des Reports ist in deutscher Sprache erschienen.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: crowdwork, digitalization, gig, platform economy, social dialogue

Kostentreiber der US-Hochschulbildung

December 10, 2018 by Mark Fallak

Wer in den USA einen Uni-Abschluss anstrebt und weder ein Stipendium noch ein wohlhabendes Elternhaus im Rücken hat, muss sich oft hoch verschulden. Steigende Kosten bei sinkender staatlicher Unterstützung für öffentliche Hochschulen verschärfen das Problem. Bildungsexperten suchen daher nach kreativen Lösungen, das Studium insgesamt erschwinglicher zu gestalten und dabei zukunftsträchtige Studienfächer, etwa im MINT-Bereich, besonders zu fördern.

Bislang fehlt es jedoch an detaillierten Informationen über Höhe und Zusammensetzung der Bildungskosten sowie die Unterschiede zwischen Universitäten und Fachbereichen. Diese Lücke füllt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Steven Hemelt, Kevin Stange, Fernando Furquim, Andew Simon und John Sawyer. Die Autoren bieten den bislang umfassendsten Überblick über die Kosten der universitären Ausbildung in 20 Fachbereichen an US-Hochschulen.

Die Analyse zeigt, dass die Kosten pro Unterrichtseinheit stark variieren. Beispielsweise ist Elektrotechnik doppelt so teuer wie Anglistik, Mathematik hingegen um 22 Prozent günstiger. Prinzipiell sind berufsvorbereitende Studiengänge (z.B. Betriebswirtschaftslehre) und Abschlüsse mit guten Gehaltsaussichten (z.B. Medizin und Ingenieurswesen) teurer zu unterrichten als die Sozial- und Geisteswissenschaften.

Hauptkostentreiber sind die Gehälter für Professoren und Lehrpersonal, in Kombination mit geringen Klassengrößen. Beispielsweise verdienen VWL-Professoren im Durchschnitt mehr als ihre Anglistik-Kollegen, doch die Unterschiede in den Studierendenzahlen pro Lehrkraft gleichen einen Teil der Differenz wieder aus. Materialkosten etwa für Labore oder der Umfang der Lehrverpflichtung für Professoren fallen in der Gesamtbetrachtung kaum ins Gewicht.

Die Studie liefert zudem einen Überblick über die Kostenstruktur im Zeitverlauf. So sind die Kosten für einige MINT-Bereiche wie Maschinenbau, Chemie oder Biologie entgegen dem allgemeinen Trend sogar zurückgegangen, da die Studierendenzahlen pro Lehrkraft zugenommen haben, die Professoren mehr unterrichten müssen und zugleich der Anteil an geringer entlohnten Aushilfslehrkräften gestiegen ist. In anderen Bereichen, darunter auch die Wirtschaftswissenschaften, ist das Gegenteil der Fall.

Von Politikern und Bildungsexperten wird häufig der Ausbau von Online-Kursangeboten als kostengünstigere Alternative zum Präsenzstudium gefordert. Die Analyse von Hemelt und Koautoren zeigt jedoch, dass solche Programme nicht nur bislang wenig verbreitet sind, sondern sich auch kaum kostendämpfend auswirken.

Lesen Sie eine ausführlichere Zusammenfassung in englischer Sprache.

Filed Under: Research Tagged With: disciplines, education, engineering, faculty, math, STEM, students, tuition, university

Mit künstlicher Intelligenz gegen Diskriminierung im Bewerbungsprozess

December 7, 2018 by Mark Fallak

Dass Stellenbewerber häufig aufgrund ihrer ethnischen Herkunft diskriminiert werden, ist durch zahlreiche Studien belegt. Beispielsweise hat ein viel beachtetes IZA-Forschungspapier gezeigt, dass die gleiche fiktive Bewerberin deutlich geringere Aussichten auf ein Vorstellungsgespräch hat, wenn sie einen türkisch klingenden Namen angibt. Trägt sie noch dazu ein Kopftuch auf dem Bewerbungsfoto, ist sie ungeachtet ihrer hervorragenden Qualifikationen praktisch chancenlos. Ähnliche Befunde liefern Studien aus den USA, wo Bewerber mit „weißen“ Namen bevorzugt werden, und aus Schweden, wo arabisch klingende Namen die Bewerbungschancen deutlich schmälern.

Anonymisierte Bewerbungsverfahren sind eine Möglichkeit, Chancengleichheit zu gewährleisten. Darauf deutet die Auswertung von Pilotprojekten in verschiedenen Ländern hin. Bei dieser Methode werden zumindest die Namen unkenntlich gemacht, idealerweise aber auch weitere Angaben, aus denen sich etwa Geschlecht oder Alter ablesen lassen. Als Gegenargument wird häufig vorgebracht, die potenzielle Diskriminierung verlagere sich so nur auf den zweiten Bewerbungsschritt, zumal im Vorstellungsgespräch die Identität der Bewerber zwangsläufig gelüftet wird.

Unternehmen stehen solchen Verfahren auch mit Verweis auf den hohen zeitlichen und technischen Aufwand skeptisch gegenüber. Allerdings ist es mithilfe moderner Technologien gar nicht mehr unbedingt notwendig, Angaben zur Person mühsam manuell zu „schwärzen“.

Einen innovativen Ansatz verfolgt beispielsweise ein US-Dienstleister, der im Auftrag von Unternehmen zunächst in maßgeschneiderten Eignungstests die jobspezifischen Qualifikationen von Bewerbern abklopft und auf Basis der Ergebnisse eine Vorauswahl trifft. Andere Unternehmen planen den Einsatz von „künstlicher Intelligenz“, indem sie Bewerbungen im ersten Schritt durch Algorithmen „screenen“ lassen wollen. Diese Methode wäre garantiert vorurteilsfrei – sofern keine diskriminierenden Elemente durch allzu „menschliche Intelligenz“ in den Algorithmus hineinprogrammiert werden.

IZA-Experte Ulf Rinne fasst die bisherigen Erkenntnisse zu anonymisierten Bewerbungsverfahren in einem kürzlich aktualisierten Artikel für die IZA World of Labor zusammen und skizziert mögliche Bewerbungsverfahren der Zukunft ausführlicher in einem Gastbeitrag für die Ideenplattform apolitical.

Filed Under: Research Tagged With: anonymous job applications, artificial intelligence, bias, blind hiring, discrimination

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