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IZA – Institute of Labor Economics

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Verhaltensökonomische Ansätze zur Bekämpfung von Schlafmangel

November 20, 2019 by Mark Fallak

Chronischer Schlafmangel ist in der modernen Informationsgesellschaft zur Volkskrankheit geworden, mit potenziell weitreichenden Folgen für Gesundheit, Bildung und Arbeitsmarkt. Zwar existieren zahlreiche ökonomische Studien zu den Effekten von Schlafmangel etwa auf die kognitive Leistungsfähigkeit oder die Arbeitsproduktivität. Welche Verhaltensmechanismen die Schlafgewohnheiten beeinflussen, ist bislang jedoch kaum erforscht.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Mallory Avery, Osea Giuntella und Peiran Jiao liefert neue Erkenntnisse der experimentellen Wirtschaftsforschung zu den Persönlichkeitsmerkmalen, die Schlafmangel befördern, und zu möglichen Instrumenten, mit denen sich Abhilfe schaffen lässt.

Für ihr Feldexperiment rekrutierten die Forscher 319 Versuchsteilnehmer an den Universitäten Oxford und Pittsburgh. Die Probanden erhielten Fitnesstracker zur Aufzeichnung von Schlafphasen, körperlicher Aktivität und Herzfrequenz über einen Zeitraum von acht Wochen. Zudem mussten sie Tagebuch über ihre Aktivitäten führen.

Selbstgesteckte Ziele

Die Teilnehmer sollten ihr eigenes Schlafverhalten einschätzen und konnten sich ein persönliches Wochenziel setzen, um Dauer und Regelmäßigkeit ihres Schlafs zu verbessern. Erhielten sie für das Erreichen ihres selbstgesteckten Ziels eine monetäre Belohnung, kamen sie mit 19% höherer Wahrscheinlichkeit auf die empfohlene Schlafdauer von sieben bis neun Stunden. Die Wahrscheinlichkeit, weniger als sechs Stunden zu schlafen, reduzierte sich um 23%. Dieser Effekt lag selbst mehrere Wochen nach Auslaufen der Anreize noch bei 16%.

Zudem schliefen die Probanden regelmäßiger. Die Befragungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich auch die körperliche Gesundheit und die universitären Leistungen der Teilnehmer verbesserten.

Weniger Bildschirmzeit

Den Tagebucheinträgen zufolge ging das höhere Schlafpensum nicht auf Kosten von Lernpensum, Arbeitszeit, Körperpflege, Sport oder Sozialleben. Vielmehr reduzierte sich in erster Linie die am Fernseher, Computer oder Smartphone verbrachte Freizeit. Bei den Versuchsteilnehmern mit finanziellen Anreizen ging die Bildschirmzeit nach 20 Uhr, die als schädlich für die Schlafqualität gilt, um 48% zurück.

Aus Befragungen zu den Zeit- und Risikopräferenzen konnten die Forscher ermitteln, welche Formen der „kognitiven Verzerrung“ die Schlafgewohnheiten beeinflussen. Zum einen neigen Menschen mit einem Hang zur Selbstüberschätzung dazu, ihr Schlafverhalten zu optimistisch einzuschätzen und sich zu hohe Ziele zu stecken.

Darüber hinaus sorgt der sogenannte „Present Bias“ – die stärkere Fokussierung auf die Gegenwart als auf die Zukunft – dafür, dass gute Vorsätze nicht eingehalten werden. Gerade Menschen mit diesen Merkmalen helfen Anreize zur verbindlichen Selbstverpflichtung, ihre Schlafgewohnheiten zu verbessern, schlussfolgern die Autoren.

Lesen Sie eine ausführlichere Zusammenfassung in englischer Sprache.

Filed Under: Research Tagged With: behavior, commitment, field experiment, habits, overconfidence, self-control, sleep

Luftbelastung durch Straßenverkehr beeinträchtigt den schulischen Erfolg

November 15, 2019 by Mark Fallak

In den USA besuchen mehr als 6,4 Millionen Kinder und Jugendliche eine Schule, die weniger als 250 Meter von einer stark befahrenen Straße entfernt liegt. Aufgrund der geringeren Grundstückspreise werden auch neue Schulgebäude häufig in unmittelbarer Highway-Nähe errichtet. Zwar sind die Auswirkungen der Luftqualität auf die kognitive Leistungsfähigkeit inzwischen durch zahlreiche Studien belegt, doch mangelt es noch an belastbaren Erkenntnissen zu den Langzeitfolgen von Autoabgasen auf den Bildungserfolg.

Die empirische Herausforderung besteht darin, einen kausalen Zusammenhang zwischen schlechter Luft und schlechten Noten nachzuweisen, indem andere Einflussfaktoren wie beispielsweise die sozioökonomischen Unterschiede im Einzugsgebiet der jeweiligen Schulen herausgerechnet werden.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Jennifer Heissel, Claudia Persico und David Simon nutzt daher einen innovativen methodischen Ansatz: Die Forscher verfolgten die Entwicklung von Schülern in Florida beim Wechsel auf eine vom Schulbezirk festgelegte weiterführende Schule. Für jede Schule ermittelten die Autoren nicht nur die Entfernung zur nächsten Hauptverkehrsstraße (siehe Skizze rechts), sondern auch die vorherrschende Windrichtung, um Unterschiede in der Luftbelastung benachbarter Schulen je nach geografischer Lage zum Highway zu berücksichtigen.

Die Ergebnisse zeigen: Wechselten Schüler auf eine Schule mit einer aufgrund der Windrichtung höheren Schadstoffbelastung (siehe Grafik unten, „to downwind“), verschlechterten sich ihre Prüfungsleistungen in Relation zu Schülern, die auf eine geringer belastete Schule wechselten („to upwind“). Zudem zeigten sie eher Verhaltensauffälligkeiten (gemessen an der Zahl der Verweise) und fehlten häufiger.

Die Autoren plädieren daher dafür, bei der Standortwahl für neue Schulen die potenzielle Schadstoffbelastung der Luft stärker als bisher zu berücksichtigen. Außerdem weisen sie darauf hin, dass das Mikroklima selbst innerhalb des gleichen Stadtgebiets die Ungleichheit beim Bildungserfolg verschärfen könne.

Filed Under: Research Tagged With: absences, academic performance, education, pollution, school, test scores

Auswirkungen des Kopftuchverbots an französischen Schulen

November 14, 2019 by Mark Fallak

Die Grenzen individueller Freiheit werden in vielen säkularen Gesellschaften kontrovers diskutiert, wenn es um das Tragen religiöser Symbole im öffentlichen Raum geht. In Frankreich, wo das Prinzip des Laizismus traditionell eine besonders strikte Trennung von Staat und Religion vorsieht, können öffentliche Schulen seit 1994 auf Betreiben des damaligen Bildungsministers ihren Schülerinnen das Tragen muslimischer Kopftücher verbieten. Seit 2004 ist ein generelles Verbot „deutlich sichtbarer religiöser Zeichen in Schulen“ zudem gesetzlich verankert.

Kritiker befürchteten, dass muslimische Mädchen sich dadurch genötigt sehen könnten, der Schule ganz fernzubleiben oder sie vorzeitig zu verlassen, was den Bemühungen um mehr Integration und Chancengleichheit zuwiderlaufen würde. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Eric Maurin und Nicolas Navarrete spricht jedoch dafür, dass das Verbot vielmehr eine „befreiende“ Wirkung hatte, die den Bildungserfolg muslimischer Schülerinnen steigerte.

Da muslimische Kopftücher meist ab Beginn der Pubertät getragen werden, betraf das Verbot von 1994 in erster Linie die Geburtenjahrgänge nach 1980. Die Forscher werteten daher die Schulabschlussquoten muslimischer und nicht-muslimischer Schülerinnen und Schüler der betreffenden Jahrgänge aus (siehe Grafik), wobei sie Wohnort und andere mögliche Einflussfaktoren berücksichtigten.

Die Analyse zeigt, dass die Lücke zwischen muslimischen und nicht-muslimischen Mädchen beim Baccalauréat-Abschluss (vergleichbar mit dem Abitur) im relevanten Zeitraum deutlich geschrumpft ist, während bei Jungen keine parallele Entwicklung erkennbar ist. Daraus schließen die Autoren, dass das Kopftuchverbot einen direkten Beitrag zu mehr Chancengleichheit im Bildungssystem geleistet hat.

Allerdings stellen die Forscher auch fest, dass die spätere Verschärfung der gesetzlichen Regelungen keine zusätzlichen positiven Effekte entfaltet hat. Zudem betonen sie, dass sich die Ergebnisse nicht notwendigerweise auf andere Staaten übertragen lassen.

Filed Under: Research Tagged With: education, freedom, Islam, public schools, religion, veil

Ökonomische Ursachen und Folgen von Massenschießereien in den USA

November 6, 2019 by Mark Fallak

In den Jahren 2000 bis 2015 gab es in den USA rund 175 Massenschießereien mit insgesamt über 900 Toten und Tausenden Verletzten. Als „Mass Shootings“ gelten nicht nur Amokläufe, sondern alle Schusswaffendelikte (ohne Gang-Kriminalität), bei denen mindestens vier Menschen außer dem Täter ums Leben kamen. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Abel Brodeur und Hasin Yousaf liefert nun erstmals eine umfassende Analyse der sozioökonomischen Hintergründe der Täter sowie der wirtschaftlichen Folgen für die betroffenen Städte und Gemeinden.

Der Studie zufolge hatten die Täter überdurchschnittlich häufig keinen Schulabschluss; 40 Prozent von ihnen waren zum Tatzeitpunkt in finanziellen Schwierigkeiten und 45 Prozent ohne Job. Die wirtschaftliche Lage spiele daher eine nicht zu unterschätzende Rolle, auch wenn psychische Störungen oder soziale Ausgrenzung oft ausschlaggebend für die Taten seien, so die Autoren. Nach ihrer Einschätzung könnten gezieltere Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration gerade solcher Risikogruppen hilfreich sein.

Effekte auf die lokalen Arbeitsmärkte

Unter den Folgen der Mass Shootings leiden nicht nur die Opfer und ihre Angehörigen, sondern häufig die gesamte Stadt oder Gemeinde. Das können die Autoren an konkreten Zahlen festmachen: Auf den lokalen Arbeitsmärkten gingen Beschäftigung und Einkommen infolge der Taten um zwei Prozent zurück; die Häuserpreise sanken um 2,5 Prozent. Um zu belegen, dass es sich dabei um einen kausalen Zusammenhang und nicht um eine bloße Korrelation handelt, verglichen die Forscher die betroffenen Gebiete mit ähnlichen Landkreisen, in denen versuchte Massenschießereien scheiterten.

Die Studie liefert Anhaltspunkte dafür, dass eine Zunahme psychischer Erkrankungen aufgrund der Taten zu vermehrten Fehlzeiten und Produktivitätsrückgängen beigetragen haben könnten. Zudem blickten die Menschen in den betroffenen Gegenden im Schnitt pessimistischer in die Zukunft. Die Effekte hielten noch mehrere Jahre nach den Taten an. Darüber hinaus zeigen die Forscher, dass eine breite mediale Berichterstattung über die Taten die negativen Folgen für die lokalen Arbeitsmärkte verstärkt.

Filed Under: Research Tagged With: crime, distress, education, unemployment

Warum die Polizei in Deutschland zu Recht hohes Vertrauen genießt

November 5, 2019 by Mark Fallak

In Deutschland vertrauen etwa 82 Prozent der Bürger der Polizei – das sind 11 Prozentpunkte mehr als in anderen europäischen Ländern. Aber sind Polizisten tatsächlich vertrauenswürdiger als der Bevölkerungsdurchschnitt? Dieser Frage geht ein IZA-Forschungspapier der Frankfurter Wirtschaftsprofessoren Guido Friebel und Michael Kosfeld gemeinsam mit Gerd Thielmann von der Deutschen Hochschule der Polizei nach. Die Studie ist jetzt in der Fachzeitschrift American Economic Journal: Microeconomics erschienen.

Beschäftigte im öffentlichen Dienst tragen eine hohe Verantwortung gegenüber den Bürgern. Doch nicht immer lassen sich die persönlichen Interessen der Amtsträger mit denen des Staats und der Bürger vollständig in Einklang bringen. Deshalb ist der Missbrauch von Autorität in vielen Ländern ein Problem, das dem Image der Polizei schadet.

Da sich Vertrauenswürdigkeit nur bedingt in der Ausbildung vermitteln lässt, kommt es entscheidend darauf an, dass sich von vornherein Bewerber mit der „richtigen“ Motivation für den Polizeidienst bewerben – also Personen mit Persönlichkeitsmerkmalen, die mit Vertrauen assoziiert werden.

Experimente zu Vertrauen, Belohnung und Bestrafung

Um herauszufinden, ob eine solche „Selbstselektion“ tatsächlich stattfindet, führten die Forscher Verhaltensexperimente mit Polizeibewerbern durch, in denen es um Vertrauen, Kooperation sowie Belohnung und Bestrafung ging. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Probanden – im Vergleich zu gleichaltrigen Abiturienten, die sich nicht beworben hatten – vertrauenswürdiger verhielten. Auch investierten sie mehr Ressourcen, um Kooperation zu belohnen und Vertrauensmissbrauch zu bestrafen. Darüber hinaus waren die Polizeibewerber im Schnitt risikotoleranter und agierten proaktiver.

Demnach scheint es der Polizei in Deutschland tendenziell zu gelingen, Bewerber mit den erwünschten Charakteristika zu gewinnen. Nach Einschätzung der Autoren könnte auch die zunehmende Akademisierung des Polizeidienstes dazu beigetragen haben, dass die deutsche Polizei ein im internationalen Vergleich hohes Vertrauen genießt. In den an der Studie beteiligten Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz ist ein dreijähriges Bachelor-Studium inzwischen fester Bestandteil der Polizeiausbildung.

Filed Under: Research Tagged With: behavior, cooperation, experiment, norm enforcement, policy, punishment, Trust

Leistungsprämien für Lehrer in Peru haben wenig gebracht

October 18, 2019 by Mark Fallak

Mit der Initiative „Bono Escuela“ wollte die peruanische Regierung mehr Leistungsanreize für Lehrer setzen, von denen auch die Schüler profitieren sollten. Die Idee: Lehrer an Schulen, die innerhalb einer Vergleichsgruppe ähnlicher Schulen bei standardisierten Mathe- und Sprachtests im oberen Fünftel abschnitten, erhielten eine Bonuszahlung in Höhe von mehr als einem Monatsgehalt.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier analysieren Cristina Bellés-Obrero und María Lombardi die Effekte des 2015 eingeführten Programms. Da nur Achtklässler an den bonusrelevanten Zentralprüfungen teilnahmen, konnten die Forscherinnen anhand der internen Notenspiegel sämtlicher Schulen ermitteln, ob sich die Schülerleistungen gegenüber dem vorherigen Jahrgang verbessert hatten. Dabei berücksichtigten sie, ob die Jahrgänge von den jeweils gleichen Lehrern unterrichtet worden waren, um Veränderungen aufgrund unterschiedlicher Benotungspraktiken auszuschließen.

Die Bilanz der Autorinnen fällt ernüchternd aus: Auf die schulischen Leistungen der betreffenden Jahrgänge hatte der neu eingeführte Lehrerbonus keinen statistisch nachweisbaren Einfluss. Weder auf nationaler Ebene noch bei der Einzelbetrachtung innerhalb der Vergleichsgruppen zeigte sich ein positiver Effekt, der über die üblichen Schwankungen zwischen einzelnen Jahrgängen hinausging.

Mögliche Erklärungen

Dass das Programm zu wenig bekannt gewesen sein könnte, schließen die Forscherinnen als Erklärung aus. Für ebenso wenig plausibel halten sie, dass die Anreizwirkung ausblieb, weil das gesamte Kollegium von einzelnen Lehrerleistungen profitierte, oder dass die gezielte Vorbereitung auf die Prüfung zu Lasten anderer benotungsrelevanter Unterrichtsinhalte ging.

Vielmehr liefert die Studie Hinweise darauf, dass es den Lehrern nicht an Anreizen, sondern schlicht an Ideen mangelte, wie sie ihren Unterricht effektiver hätten gestalten können, da sie noch keinerlei Erfahrung mit den neuen Zentralprüfungen hatten. Auch dass die Schüler selbst keinen unmittelbaren Vorteil aus dem Bonusprogramm ziehen konnten, könnte eine Rolle gespielt haben.

Die Autorinnen betonen, dass ihr Befund nicht grundsätzlich gegen Leistungsprämien für Lehrer spreche. Kleinere Modellprojekte in anderen Ländern hätten durchaus vielversprechende Ergebnisse erzielt. Eine landesweite Umsetzung sei jedoch aufgrund der hohen Kosten und der Widerstände von Lehrerverbänden problematisch. Umso sorgfältiger müsse die genaue Ausgestaltung bereits im Vorfeld überprüft werden.

Filed Under: Research Tagged With: pay-for-performance, Peru, schools, student achievement, teacher quality

Flexible Bezahlung für britische Lehrkräfte

October 15, 2019 by Mark Fallak

In den meisten Ländern werden Lehrer nach festen Gehaltstabellen bezahlt. Dadurch lässt sich Planungssicherheit gewährleisten und Diskriminierung weitgehend verhindern. Andererseits mangelt es an finanziellen Anreizen, die Unterrichtsqualität zu steigern. Zudem fällt es manchen Schulen gerade in „Hochlohnregionen“ schwer, gute Lehrer zu finden, ohne an der Gehaltsschraube drehen zu dürfen.

Mit einer einschneidenden Reform hat die britische Regierung im Jahr 2013 nicht nur eine flexiblere Bezahlung ermöglicht, sondern alle staatlichen Schulen sogar verpflichtet, leistungsbezogene Vergütungsmodelle einzuführen. Welche Effekte die neue Politik auf die Lehrergehälter und die Schülerleistungen hatte, untersuchen Simon Burgess, Ellen Greaves und Richard J. Murphy in einem aktuellen IZA-Forschungspapier.

Die Analyse zeigt, dass sich die Gehälter tatsächlich stärker an die lokalen Arbeitsmarktbedingungen angepasst haben und in Regionen mit vielen hochqualifizierten Jobs schneller gestiegen sind. Einige Schulen konnten auf diese Weise ihre Attraktivität steigern und neue Lehrkräfte gewinnen oder besonders fähiges Personal halten. Dadurch verbesserten sich auch die durchschnittlichen Prüfungsleistungen insbesondere der schwächeren Schüler.

Angesichts dieser Befunde ziehen die Autoren eine insgesamt positive Bilanz der Reform. Weitere Details und Grafiken zur Studie finden Sie in der englischsprachigen Zusammenfassung.

Filed Under: Research Tagged With: pay dispersion, performance pay, schools, student achievement, teacher pay, wage growth

Aktuelle Forschung liefert Fingerzeige für die Bildungspolitik

October 14, 2019 by Mark Fallak

Bildung gilt als Schlüssel für den Abbau von Ungleichheit, insbesondere mit Blick auf die Herausforderungen der digitalen Transformation für die Arbeitswelt der Zukunft. Deswegen beschäftigen sich Ökonomen zunehmend mit der Frage, wie sich der Bildungserfolg steigern und dabei Chancengleichheit gewährleisten lässt.

Diese Themen bündelt der IZA-Programmbereich „Economics of Education“, der unter der Leitung von Ian Walker and Ingo Isphording in diesem Jahr seinen vierten internationalen Workshop in Bonn ausrichtete. Mehr als zwei Dutzend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten ihre aktuelle Forschung vor und diskutierten die Ergebnisse der Kollegen.

In seinem Keynote-Vortrag ging John N. Friedman auf die Bedeutung der Hochschulbildung für die soziale Mobilität ein und demonstrierte am Beispiel von Steuerdaten das Potenzial von „Big Data“, um detaillierte Erkenntnisse über regionale Unterschiede bei den Bildungs- und Aufstiegschancen der jüngeren Generationen zu gewinnen.

Sándor Sóvágó analysierte die ethnische und soziale Schulsegregation in Amsterdam, die primär auf Unterschiede bei den schulischen Leistungen, aber auch auf unterschiedliche Schulpräferenzen der Schüler und ihrer Eltern zurückzuführen ist. Daher ließe sich durch Quotenregelungen für ethnische Minderheiten zwar die Vielfalt steigern, doch nur auf Kosten der Schüler, denen dann der Zugang zur Schule ihrer Wahl verwehrt würde.

Der von Jan Marcus vorgestellten Untersuchung zufolge bieten selbst moderate Studiengebühren einen hohen Anreiz für Studierende, ihr Lernpensum zu steigern, um das Studium in kürzerer Zeit abzuschließen. Zugleich entscheiden sich jedoch mehr junge Menschen gegen ein Hochschulstudium, wenn dafür Gebühren erhoben werden.

Die vollständige Liste der präsentierten Arbeiten ist dem Workshop-Programm zu entnehmen.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: education

Welche Bewerber die besten Chancen auf einen Harvard-Studienplatz haben

October 10, 2019 by Mark Fallak

Die Vergabepraxis für die begehrten Studienplätze an US-Eliteuniversitäten steht nicht erst seit dem jüngsten Bestechungsskandal in der Kritik. Denn Kinder von Absolventen, Geldgebern und Fakultätsmitgliedern erhalten auch ganz legal Vorrang in den Auswahlverfahren der teuren Privatunis.

Angesichts des verschärften Wettbewerbs um knappe Studienplätze haben daher viele qualifizierte Bewerber ohne persönliche Verbindungen das Nachsehen. Zwar werden auch Leistungssportler bevorzugt aufgenommen, doch je nach Sportart stammen diese ebenfalls häufig aus privilegierten Elternhäusern.

Zahlen erstmals veröffentlicht

Im Rahmen eines Gerichtsprozesses wurden jetzt detaillierte Daten zum Bewerberpool und der Vergabepraxis an der Harvard-Universität publik. In zwei aktuellen IZA-Forschungspapieren werten Peter Arcidiacono, Josh Kinsler und Tyler Ransom diese Daten aus, um Erkenntnisse über das Ausmaß und die Folgen der Vorzugsbehandlung zu gewinnen.

Zunächst zeigt sich, dass die Bewerbungen von Absolventenkindern und Leistungssportlern über einen Zeitraum von 18 Jahren relativ konstant geblieben sind, während die Zahl der Studienplatzbewerber aus anderen Gruppen massiv zugenommen hat (siehe Grafik).

Dennoch entfallen nach wie vor knapp 25 Prozent der neu vergebenen Studienplätze auf die beiden privilegierten Gruppen, die inzwischen mit neunmal höherer Wahrscheinlichkeit (gegenüber viermal höherer Wahrscheinlichkeit im Jahr 2000) aufgenommen werden als andere Bewerber.

Zugleich hat das akademische Niveau der privilegierten Bewerber offenbar abgenommen: Der Anstieg der Immatrikulationsquote von 80 auf 90 Prozent legt nahe, dass die Studienanfänger weniger Alternativangebote anderer Universitäten haben als früher.

Ethnische Vielfalt gebremst

Darüber hinaus belegen die Autoren, dass die ethnische Vielfalt an der Harvard-Universität heute größer wäre, wenn der relative Vorteil der bevorzugten Bewerbergruppen nicht im Zeitverlauf zugenommen hätte.

Bei den Studienanfängern mit weißer Hautfarbe betrug der Anteil privilegierter Bewerber zuletzt 43 Prozent, während er bei den Kommilitonen anderer Ethnien unter 16 Prozent lag. Absolventenkinder machen dabei den Großteil aus, gefolgt von Leistungssportlern und Familienangehörigen von Geldgebern. Kinder von Fakultätsmitgliedern fallen hingegen kaum ins Gewicht.

Nach den Berechnungen der Forscher wären fast drei Viertel der privilegierten weißen Studienanfänger ohne die Zugehörigkeit zu einer dieser Gruppen nicht aufgenommen worden.

Zwar sehen die Autoren auch Vorteile im „ganzheitlichen“ Ansatz des Harvard-Auswahlverfahrens, bei dem neben Schulnoten, Lehrerempfehlungen und sportlichen Leistungen auch Persönlichkeit und freiwilliges Engagement berücksichtigt und im persönlichen Gespräch überprüft werden. Diese Praxis habe insgesamt dazu beigetragen, die ethnische Vielfalt der Gesellschaft besser widerzuspiegeln als ein rein leistungsorientiertes Auswahlverfahren.

Allerdings hänge die Chancengleichheit innerhalb der ethnischen Gruppen stark davon ab, auf welche Kriterien die Universität neben der akademischen Befähigung besonderen Wert lege.

Eine ausführlichere Zusammenfassung mit weiteren Grafiken finden Sie hier in englischer Sprache.

Filed Under: Research Tagged With: education, elite, inequality, privilege, students, university

Diskriminierung gegenüber weiblichen Vorgesetzten

October 9, 2019 by Mark Fallak

Beim Bildungsniveau haben Frauen ihre männlichen Altersgenossen in vielen Ländern längst abgehängt. Auch bei den Führungskompetenzen haben sie Erhebungen zufolge inzwischen die Nase vorn. Trotzdem bleiben Frauen nicht nur in Spitzenpositionen, sondern auch im mittleren Management großer Unternehmen massiv unterrepräsentiert.

Die vielfältigen Erklärungsansätze reichen von Job- und Karrierepräferenzen über das Wettbewerbsverhalten von Frauen bis hin zu potenzieller Benachteiligung bei Beförderungsentscheidungen. In einem aktuellen IZA-Forschungspapier geht Martin Abel einer weiteren möglichen Ursache nach: Geschlechterdiskriminierung durch Untergebene.

Der Ökonom am Middlebury College im US-Staat Vermont bot über eine Online-Plattform reale Arbeitsaufträge eines fiktiven Unternehmens an. Den auf diese Weise gewonnenen 2.700 Arbeitskräften teilte er per Zufallsprinzip (ebenfalls fiktive) männliche oder weibliche Vorgesetzte zu, die den Beschäftigten im Verlauf ihrer Tätigkeit schriftliches Feedback zur Qualität der geleisteten Arbeit gaben.

Stärkere Reaktion auf weibliche Kritik

Bei negativer Kritik an der Arbeitsleistung ging die Jobzufriedenheit der Betroffenen erwartungsgemäß zurück. Allerdings fiel dieser Rückgang um 70 Prozent höher aus, wenn die Kritik von einer weiblichen Vorgesetzten kam. Im Vergleich zu gleichlautender Kritik durch männliche Vorgesetzte verdoppelte sich außerdem der Anteil der Beschäftigten, die nach eigenen Angaben an einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Unternehmen nicht mehr interessiert waren. Diese diskriminierende Haltung gegenüber Chefinnen war bei männlichen und weiblichen Arbeitskräften gleichermaßen ausgeprägt.

Nach Einschätzung des Forschers kann derartiges Verhalten von Untergebenen die Führungsambitionen von Frauen konterkarieren. Denn allzu ablehnende Reaktionen auf berechtigte Kritik könnte weibliche Vorgesetzte dazu bewegen, einen weniger effektiven Führungsstil zu pflegen, der ihrem weiteren Aufstieg im Wege steht, oder sie verzichten möglicherweise freiwillig auf zusätzliche Personalverantwortung.

Geschlechtsspezifische Rollenerwartungen

Doch wie kommt es überhaupt zu den Überreaktionen auf weibliche Kritik? Die Studie liefert dazu eine Reihe von Hinweisen. Zunächst zeigt sich, dass Chefinnen keineswegs ignoriert werden. Im Gegenteil: Die Beschäftigten nehmen sich im Schnitt sogar etwas mehr Zeit, um das Feedback weiblicher Vorgesetzter zu verarbeiten. Auch implizite Vorurteile spielen offenbar keine nennenswerte Rolle. Zwar assoziieren die Beschäftigten tendenziell eher Männer mit Karriere und Frauen mit Familie, doch das diskriminierende Verhalten gegenüber weiblichen Vorgesetzten ist davon weitgehend unabhängig.

Vielmehr deuten die Ergebnisse darauf hin, dass geschlechtsspezifische Erwartungen an den Führungsstil ausschlaggebend sind. Während Lob dreimal häufiger mit weiblichen Vorgesetzten in Verbindung gebracht wird, wird Kritik doppelt so oft männlichen Chefs zugeschrieben. Wenn kritische Chefinnen also diesen Rollenerwartungen nicht gerecht werden, kann das die beobachteten negativen Reaktionen auslösen.

Potenzielle Maßnahmen

Um Abhilfe zu schaffen, bieten manche Unternehmen mittlerweile „Feedback-Coachings“ an, in denen Mitarbeiter lernen, Kritik nicht persönlich zu nehmen, sondern sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Auch verschiedene Maßnahmen, die das Bewusstsein für diskriminierendes Verhalten schärfen, haben sich bisheriger Forschung zufolge als zielführend erwiesen. Dennoch bleibt Geschlechterdiskriminierung gerade in hochqualifizierten Berufen ein ernstzunehmendes Problem, etwa unter Medizinern oder Ökonomen.

Zwar betont Abel, dass sich seine in der „Plattformökonomie“ gewonnenen Erkenntnisse nicht zwingend auf klassischere Arbeitsumgebungen übertragen lassen. Allerdings seien sie nicht zuletzt deswegen besonders aufschlussreich, weil die modernen Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens insbesondere Frauen zugutekommen könnten, zugleich jedoch wenig Schutz gegen Diskriminierung böten.

Filed Under: Research Tagged With: discrimination, female leadership, gender bias, gig economy, job satisfaction, workplace

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