• Skip to primary navigation
  • Skip to content
  • Skip to primary sidebar

IZA Newsroom

IZA – Institute of Labor Economics

  • Home
  • Archiv
  • Presselounge
  • DE
  • EN

Bildung und Arbeitsmarkt besser verzahnen

November 23, 2018 by Mark Fallak

Die zunehmende Automatisierung der industriellen Produktion und der Trend zur Digitalisierung in fast allen Lebensbereichen wird die Arbeitswelt der Zukunft prägen. Manche Berufsbilder sind bereits vom Aussterben bedroht, während sich zugleich neue Tätigkeitsfelder eröffnen werden, die mitunter heute noch schwer vorstellbar sind. Das Ausmaß dieser Veränderungen bleibt nach wie vor auch in der Wissenschaft umstritten. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass der Wandel der Arbeitswelt neue Qualifikationsanforderungen mit sich bringt, die neben technischen Fertigkeiten auch ein wachsendes Maß an Kreativität und Anpassungsfähigkeit beinhalten.

Welche Herausforderungen sich daraus für die Bildungssysteme ergeben und wie die Politik darauf reagieren sollte, skizziert Francesco Pastore in einem aktuellen IZA Policy Paper. Nach seiner Einschätzung wird es entscheidend darauf ankommen, den Übergang von der Schule in den Beruf so reibungslos wie möglich zu gestalten. Das Bildungssystem müsse neben allgemeinen Qualifikationen mehr denn je auch arbeitsmarktrelevantes Knowhow vermitteln.

Das duale Ausbildungssystem deutscher Prägung sieht Pastore als wichtigen Eckpfeiler. Aber auch Schulen und Universitäten sollten noch enger mit der Wirtschaft zusammenarbeiten, etwa im Rahmen von dualen Studiengängen. Neben Klassenräumen und Hörsälen sollten Unternehmen wieder stärker zu Lern- und Ausbildungsstätten werden, wie dies noch vor der ersten industriellen Revolution üblich gewesen sei. Die Politik solle zudem lebenslanges Lernen durch geeignete Maßnahmen aktiv fördern.

Lesen sie eine ausführlichere Zusammenfassung in englischer Sprache.

Filed Under: Opinion, Research Tagged With: automation, competences, digitalization, dual education, Industry 4.0, skill, training

US-Schulen auf dem Weg zurück zur Rassentrennung

November 19, 2018 by Mark Fallak

Um die Schulqualität zu verbessern und mehr Chancengleichheit im Bildungssystem zu erreichen, haben einige US-Großstädte so genannte „Magnetschulen“ eingerichtet: Durch besondere Bildungsangebote, etwa im MINT-Bereich, sollten die überwiegend von schwarzen Schülern aus ärmeren Wohnvierteln besuchten öffentlichen Schulen auch für weiße Schüler aus den Vorstädten attraktiv werden.

Aufgrund der hohen Nachfrage wurden die freien Plätze im Rahmen eines Lotteriesystems vergeben. Um eine möglichst ausgewogene ethnische und soziale Zusammensetzung der Schülerschaft zu erzielen, hielten die Schulen ein gewisses Kontingent an Plätzen für weiße Schüler vor. Diese Praxis der „positiven Diskriminierung“ aufgrund der Hautfarbe wurde jedoch von Gerichten für verfassungswidrig erklärt, so dass die Schulen den Anteil weißer Schüler nicht mehr aktiv steigern konnten.

In einem aktuellen IZA Discussion Paper zeigt Jason Cook auf Basis von Daten eines großen innerstädtischen Schulbezirks, dass es dadurch erneut zu einer de facto Rassentrennung kam. Zunächst nahm der Anteil weißer Schüler in den Eingangsklassen ab. Daraufhin wechselten auch viele der verbliebenen weißen Schüler auf andere Schulen.

Zudem fiel es den betroffenen Schulen schwerer, gute Lehrkräfte zu halten. Leidtragende waren die Schüler, deren standardisierte Prüfungsergebnisse sich verschlechterten. Der Anteil der schwarzen Schüler, die nach dem Schulabschluss aufs College wechselten, nahm ebenfalls ab.

Cook plädiert daher dafür, kreativere Wege zu gehen, um die Diversität der Schülerschaft zu fördern. Beispielsweise könne eine Kontingentierung nach Wohngebieten eine stärkere soziale Durchmischung bewirken, ohne die Hautfarbe explizit als Auswahlkriterium zu nutzen.

Filed Under: Research Tagged With: affirmative action, discrimination, education, magnet schools, racial segregation, schooling, student outcomes, United States

Berufliche Ambitionen von Jungen steigen mit zunehmender Gleichstellung

November 6, 2018 by Mark Fallak

Würden die Karrierevorstellungen von Mädchen des Geburtsjahrgangs 2000 in Erfüllung gehen, fänden sie sich mit 30 Jahren in Jobs wieder, die um knapp ein Drittel schlechter bezahlt sind als die von Männern. Denn die beruflichen Ambitionen von Jungen wiederum sind im Vergleich zu früheren Generationen eher gestiegen, wie ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Warn N. Lekfuangfu and Grace Lordan anhand britischer Daten ermittelt hat.

Die Forscher verglichen die Werdegänge der Geburtsjahrgänge 1958 und 1970 mit den Berufswünschen der Generation 2000. Zudem untersuchten sie innerhalb des gleichen Jahrgangs, wie sich verschiedene äußere Einflüsse etwa durch Schule und Elternhaus während der Kindheit auf die Karrierevorstellungen auswirken.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der anhaltend geringe Frauenanteil in hochbezahlten Tätigkeiten eher auf die Internalisierung sozialer Normen als auf angeborene Präferenzen zurückzuführen ist. Initiativen etwa zur Förderung der Technik-Begeisterung von Mädchen seien daher wenig erfolgversprechend, wenn damit kein entsprechender gesellschaftlicher Wandel einhergehe.

Asymmetrische Geschlechterrevolution

Zwar zeigt die Analyse der Berufswahl im Zeitverlauf (siehe Grafik), dass immer mehr Frauen in klassische Männerdomänen wie Recht, Buchhaltung und Pharmazie vordringen. Doch in Bereichen mit einem besonders hohen Männeranteil von über 80 Prozent, beispielweise im Ingenieurswesen, hat sich in den vergangenen 60 Jahren nur wenig geändert. In einigen Branchen mit überdurchschnittlichen Einkommens- und Karriereaussichten könnte der Männeranteil – und damit auch der Gender Pay Gap – sogar eher wieder zunehmen, wenn es nach den Berufsvorstellungen der heutigen Jugend geht.

Auch wenn die Karrierewünsche nicht notwendigerweise in Erfüllung gehen, halten die Autoren es doch für bemerkenswert, dass Jungen der aktuellen Generation– sowohl im Vergleich zu gleichaltrigen Mädchen als auch zu früheren Generationen – deutlich ambitioniertere Vorstellungen haben. Zwar sei viel dafür getan worden, Mädchen für Männerberufe zu begeistern. Umgekehrt blieben klassische Frauendomänen wie Erziehung und Pflege jedoch für Jungen nach wie vor unattraktiv. Diese „Asymmetrie“ der Geschlechterrevolution behindere nicht nur eine weitere Angleichung der Verdienstaussichten, sondern verstärke zudem den Fachkräftemangel in diesen Bereichen.

Filed Under: Research Tagged With: gender gap, income, inequality, nature vs. nurture, occupational sorting, STEM

Arbeitsmärkte zehn Jahre nach der Finanzkrise

November 5, 2018 by Dajan Baischew

Die globale Finanzkrise hat die aufstrebenden Volkswirtschaften auf sehr unterschiedliche Weise getroffen. Während einige Transformations- und Schwellenländer in eine tiefe Rezession rutschten, mit gravierenden Folgen für Arbeitsmärkte, Humankapital und Wachstum, blieben andere aufgrund ihrer Wirtschaftsstruktur und geeigneter Politikmaßnahmen von langfristigen Negativeffekten verschont.

Ein vom IZA gemeinsam mit der Higher School of Economics in Moskau ausgerichteter Workshop zog eine Bilanz der Arbeitsmarkttrends und Anpassungsprozesse in Russland, China sowie ausgewählten Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropas ein Jahrzehnt nach der Krise.

Bildung und Einkommensungleichheit

Am Beispiel Sloweniens identifizierte die von Peter F. Orazem vorgestellte Studie die „Gewinner und Verlierer“ des 25 Jahre währenden Übergangs zur Marktwirtschaft. Insgesamt ist der durch Bildungsabschlüsse und Arbeitserfahrung erzielbare Lohnvorteil in dieser Zeit deutlich angestiegen. Zuletzt hat jedoch der wachsende Anteil von Hochschulabsolventen die Bildungsrendite geschmälert, was einen dämpfenden Effekt auf die Lohnungleichheit hat.

Handelsliberalisierung und Arbeitsmarktflexibilität

In China war die Mobilität von Arbeitskräften lange durch die staatliche Wohnsitzkontrolle („Hukou“) eingeschränkt. Eine teilweise Lockerung dieses Systems versetzte Unternehmen in den betreffenden Regionen in die Lage, flexibler auf Veränderungen ihres Arbeitskräftebedarfs zu reagieren, die sich insbesondere aus der Handelsliberalisierung ergaben, so der Befund des von Feicheng Wang mitverfassten Forschungspapiers.

Mindestlohneffekte

Bislang existieren kaum empirische Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Mindestlöhnen in Transformationsländern. Anna Lukyanova zeigt mit ihrer Analyse der Mindestlohnerhöhungen in Russland zwischen 2005 und 2015, dass sich die Ungleichheit am unteren Ende der Lohnskala insbesondere dort verringert hat, wo der reale Wert des Mindestlohns vergleichsweise stark gestiegen ist. Davon profitierten vor allem Frauen.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: emerging markets, financial crisis, Great Recession, human capital, labor market, post-transition economies

Sind Ex-Häftlinge loyalere Mitarbeiter?

October 29, 2018 by admin

Wer nach Verbüßen einer Haftstrafe eine neue Anstellung findet, bleibt dem Arbeitgeber tendenziell länger erhalten. Laut einer im IZA Journal of Labor Policy veröffentlichten Studie gilt dies inbesondere im Verkaufs- und Kundenservice. Für die Unternehmen könnten sich dadurch die Kosten der Mitarbeiterfluktuation reduzieren.

Um einen möglichen Zusammenhang zwischen Vorstrafen, Arbeitsleistung, Betriebszugehörigkeit und Verhalten am Arbeitsplatz zu untersuchen, werteten Forscher der Northwestern University Daten zu rund 60.000 Callcenter-Mitarbeitern in den USA aus. Vorbestrafte Angestellte blieben den Unternehmen demnach um durchschnittlich 19 Tage länger treu als Beschäftigte ohne kriminellen Hintergrund.

Gerade in dieser Branche sei die Fluktuation besonders hoch, was für die Arbeitgeber hohe Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten bedeute, erklären die Studienautoren. Die Einstellung ehemaliger Straftäter könnte somit ein bislang unterschätztes Produktivitätspotenzial darstellen.

Geringere Arbeitsmarktchancen

Den Autoren zufolge ist die schwierige Arbeitsmarktsituation für Jobsuchende mit Vorstrafen ein Hauptgrund dafür, dass erfolgreiche Stellenbewerber seltener aus eigenem Antrieb kündigen. Zudem fühlten sich Ex-Häftlinge ihren neuen Arbeitgebern, die ihnen eine „zweite Chance“ geben, häufig in besonderer Weise verpflichtet. Aus gesellschaftlicher Sicht sei die erfolgreiche Wiedereingliederung ehemaliger Straftäter in den Arbeitsmarkt entscheidend, um die hohen Rückfallquoten zu verringern.

Gleichwohl weisen die Forscher darauf hin, dass die Neueinstellung ehemaliger Straftäter nicht ohne Risiko ist, zumindest bei Tätigkeiten im Verkauf: Hier liege die Wahrscheinlichkeit für ein Fehlverhalten wie Diebstahl am Arbeitsplatz bei Ex-Häftlingen um 34% höher als bei Mitarbeitern ohne Vorstrafen. Finanziell betrachtet profitierten die Arbeitgeber dennoch: Den statistisch zu erwartenden Zusatzkosten durch Diebstahl von rund 43 US-Dollar stünden Einsparungen von 746 US-Dollar durch geringere Fluktuationskosten gegenüber.

„Zwar können wir die Vorbehalte von Arbeitgebern nicht vollständig ausräumen, aber unsere Befunde legen nahe, dass die Einstellung vorbestrafter Stellenbewerber nicht nur aus moralischen Erwägungen, sondern auch unter Effizienzaspekten sinnvoll sein kann“, erklärt Koautorin Deborah Weiss. Die positiven Ergebnisse der Studie seien jedoch nicht notwendigerweise auf andere Branchen und Stellenprofile übertragbar.

Filed Under: Research Tagged With: call center, criminal record, job prospects, job tenure, productivity, sales jobs, service jobs, turnover

Die Tyrannei der fünf Top-Journals

October 20, 2018 by Mark Fallak

American Economic Review, Econometrica, Journal of Political Economy, Quarterly Journal of Economics, Review of Economic Studies – das sind die fünf Fachzeitschriften, die über Ökonomenkarrieren bestimmen. Wer nicht in mindestens einem dieser Journals publiziert hat, kann sich wenig Hoffnung auf eine unbefristete Professur an einer namhaften US-Universität machen. Drei Artikel erhöhen gar die Chancen um 370 Prozent im Vergleich zu Kandidaten mit ansonsten vergleichbarer Publikationstätigkeit, die keinen Artikel in den „Top 5“ vorweisen können. Das zeigt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Wirtschaftsnobelpreisträger James Heckman und Sidharth Moktan.

Die beiden Ökonomen von der University of Chicago bemängeln, dass sich die wissenschaftliche Qualität einer Forschungsarbeit nur bedingt am Namen der Fachzeitschrift ablesen lasse. Vielmehr führe diese Praxis zu „strategischem Publizieren“ – vor allem die jungen Nachwuchsökonomen richten ihre eigene Forschung daran aus, was den Herausgebern der jeweiligen Fachzeitschriften gefällt. Noch größer werden die Chancen auf eine Veröffentlichung, wenn der Herausgeber ein Fakultätskollege ist oder man ihn zumindest persönlich kennt.

Auch das von Heckman selbst mitherausgegebene Journal of Political Economy ist nicht frei von dieser scheinbaren Vetternwirtschaft. Jeder siebte Autor des von der University of Chicago Press publizierten Journals ist verbandelt mit der University of Chicago. Noch auffälliger ist der Zusammenhang beim Quarterly Journal of Economics: Jeder vierte Autor ist mit der herausgebenden Harvard University affiliiert, weitere 14 Prozent mit dem benachbarten MIT. Der Review of Economic Studies mit seinem stärker fluktuierenden Herausgebergremium hat hingegen eine deutlich breiter gestreute Autorenschaft.

Bei der subjektiven Auswahl von Artikeln bleibe allzu häufig Kreativität und innovative Forschung auf der Strecke, kritisieren Heckman und Moktan. Viele hochkarätige Arbeiten, die einen bleibenden Beitrag hinterlassen hätten, seien in guten Journals veröffentlicht worden, die aber nicht zu den Top 5 zählen. Um Abhilfe zu schaffen, empehlen die Autoren der Studie, dass sich Berufungskommissionen nicht von den Journal-Namen im Lebenslauf leiten lassen, sondern sich intensiver mit den Forschungsinhalten der Kandidaten beschäftigen. Auch sei es im Sinne der Verbreitung innovativer ökonomischer Forschungsansätze überlegenswert, Open-Access-Journals (zu denen auch die IZA Journal Series zählt) zu stärken.

Eine ausführlichere Zusammenfassung finden Sie hier in englischer Sprache.

Filed Under: Research Tagged With: academic career, economic research, economics journals, editors, open access, tenure

Auswirkungen des Bildungssystems auf wirtschaftliche Ungleichheit

October 17, 2018 by Mark Fallak

Die durch fortschreitende Digitalisierung und Globalisierung hervorgerufenen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt stellen auch die Bildungssysteme vor neue Herausforderungen. Bildungsentscheidungen von Eltern und Schülern müssen auf veränderte Qualifikationsanforderungen reagieren und werden durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen beeinflusst. Im Rahmen des dritten IZA-Workshops „Economics of Education“ diskutierten 21 Experten aus aller Welt die unterschiedlichen Facetten dieses Themenkomplexes.

In ihrer Keynote-Rede stellte Susan Dynarski heraus, wie wirtschaftliche Ungleichheit und Bildungserfolg zusammenhängen. Zwar seien in den vergangenen Jahrzehnten deutliche Fortschritte bei der Chancengleichheit erzielt worden, doch noch immer hänge der Bildungserfolg stark vom Elternhaus ab. Informations- und Finanzierungslücken verringerten sich nur langsam, auch wenn die aktuelle Forschung einige erfolgversprechende Wege und Maßnahmen aufzeige.

So ermittelte beispielsweise Andres Barrios Fernandez, dass die Gewährung von Studiendarlehen dazu führt, dass auch Nachbarn und Geschwister mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Hochschulstudium absolvieren. Offenbar verbreiteten sich Informationen über Fördermöglichkeiten und Antragsverfahren im Bekanntenkreis weiter. Die gezielte Förderung potenzieller Studierender in ärmeren Wohngegenden könne sich daher positiv auch auf das soziale Umfeld der Geförderten auswirken.

Timothy N. Bond konnte nachweisen, dass eine leistungsabhängige Vergütung von Lehrern zu besseren schulischen Leistungen der Schüler führt, die sich in langfristigen Lohnvorteilen auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen. Besonders ausgeprägt war der positive Effekt in Grundschulen mit einem hohen Anteil an Schülern aus bildungsfernen Elternhäusern. Leistungsprämien für Lehrer könnten demnach zum Abbau der Ungleichheit beitragen.

Weitere Forschung zum Thema finden Sie im Online-Programm des Workshops.

Filed Under: Research

Frauen an der Spitze bringen Teams zu besseren Leistungen

October 13, 2018 by Peter Drahn

Arbeitsgruppen unter weiblicher Leitung erzielen bessere Prüfungsergebnisse. Dennoch beurteilen männliche Teammitglieder die Führungsleistung von Frauen schlechter. Das ergab ein breit angelegtes Feldexperiment, das Maria De Paola, Francesca Gioia und Vincenzo Scoppa an der Universität Kalabrien durchführten und in einem aktuellen IZA-Forschungspapier zusammenfassen.

Das Experiment umfasste 430 Studierende, die sich freiwillig entschieden hatten, einen Teil ihrer Prüfung als Teamarbeit zu absolvieren. Die Zusammensetzung der Dreierteams und die Führungsrolle wurden ausgelost. So konnten die Forscher den Effekt unterschiedlicher Geschlechterkonstellationen in einem realen Arbeitsumfeld messen. Bislang waren Teamwork-Experimente meist nur unter Laborbedingungen durchgeführt worden.

Die Teamleitungen hatten die Aufgabe, gemeinsame Arbeitstreffen zu organisieren und die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung zu koordinieren. Bei gutem Abschneiden ihres Teams wurden sie für ihren Mehraufwand mit Extrapunkten belohnt.

Weibliche Teammitglieder profitieren am meisten

Trotz gleichem Zeiteinsatz erzielten die frauengeführten Teams signifikant bessere Abschlussnoten. Ausschlaggebend waren die individuellen Leistungen der Teammitglieder. Insbesondere Frauen liefen unter weiblicher Führung zu besserer Form auf. Dieser Effekt war den Teamleiterinnen gar nicht bewusst – sie beurteilten ihre eigene Führungsleistung nicht besser als männliche Teamleiter.

Die Teamleiterinnen selbst erbrachten hingegen schwächere Prüfungsleistungen als weibliche Teammitglieder. Die Forscher vermuten, dass Frauen mehr Zeit zum Wohle der Gruppe investierten, etwa durch betreuende und koordinierende Tätigkeiten, auch wenn dabei ihr eigenes Lernpensum zu kurz kam. Dafür spricht auch, dass Teamleiterinnen ihre Aufgabe als besonders zeitintensiv empfanden und das Engagement der anderen Teammitglieder kritischer beurteilten als Männer.

Männer bleiben kritisch gegenüber Frauen an der Spitze

Die Teilnehmerbefragung im Anschluss an das Experiment ergab außerdem, dass die weiblichen Teamleitungen von männlichen Teammitgliedern tendenziell schlechter bewertet wurden. „Männer scheinen immer noch Vorbehalte gegen weibliche Führung zu haben, obwohl – oder vielleicht gerade weil – diese sich als besonders effektiv erweisen kann“, so die Autoren.

Der Studie zufolge profitierten frauengeführte Teams im untersuchten Beispiel vom uneigennützigen Engagement der Teamleiterinnen sowie deren Organisations- und Motivationstalent. Diese „typisch weiblichen“ Eigenschaften gewännen in modernen, von Kooperation geprägten Arbeitsumgebungen zunehmend an Bedeutung. In anderen Kontexten könnten jedoch durchaus auch „typisch männliche“ Führungseigenschaften wie Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen zu besseren Ergebnissen führen.

Lesen Sie auch die Berichterstattung in der WELT AM SONNTAG.

Filed Under: Research Tagged With: female leadership, gender gap, gender roles, glass ceiling, leadership

Zwillingsmütter sind gesünder

October 11, 2018 by Mark Fallak

Zwillinge faszinieren die Menschheit – und liefern wertwolle Daten für die Wissenschaft. Verhaltensforscher und Psychologen untersuchen beispielsweise anhand des Lebenswegs eineiiger Zwillinge den Einfluss von Genen im Vergleich zu Erziehung und sozialem Umfeld. Arbeitsökonomen und Sozialwissenschaftler betrachten Zwillingsgeburten als „unerwartete Veränderung der Familiengröße“, um Rückschlüsse etwa auf Bildungsinvestitionen und Erwerbsbeteiligung der Eltern zu ziehen.

Allerdings basiert der Vergleich von Zwillingseltern mit Einlingseltern in der Regel auf der Annahme, dass Zwillingsgeburten dem Zufallsprinzip unterworfen sind. Ein aktuelles IZA Discussion Paper von Sonia Bhalotra und Damian Clarke weist auf potenzielle methodische Probleme hin, die sich aus einem bislang von der Wissenschaft vernachlässigten Phänomen ergeben: Zwillingsmütter leben im Schnitt deutlich gesünder als Einlingsmütter.

Die Autoren analysierten fast 17 Millionen Geburten in 72 Ländern und fanden unabhängig von regionalen Unterschieden heraus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zwillingsgeburt in hohem Maße mit dem Gesundheitszustand korreliert, und zwar in Bezug auf 16 verschiedene Gesundheitsindikatoren. Dazu zählen beispielsweise Körpergröße, Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Asthma, Nierenerkrankungen, Rauchen, aber auch Stressbelastung, gesunde Ernährung und Vorsorgeverhalten.

Da eine gesunde Mutter tendenziell eher in den Arbeitsmarkt zurückkehren und mehr in die Bildung ihrer Kinder investieren wird, kann es zu Verzerrungen in den Ergebnissen der sozialwissenschaftlichen Forschung kommen, wenn dieser Gesundheitseffekt nicht entsprechend berücksichtigt wird.

Lesen Sie einen ausführlicheren Beitrag der Autoren in englischer Sprache.

Filed Under: Opinion, Research Tagged With: fertilty, maternal health, natural experiment, randomness, social sciences, twin instrument, twins, validity

Fördern und Fordern: Schnelle Erfolge auf Kosten langfristiger Jobstabilität?

October 5, 2018 by admin

Arbeitslose möglichst schnell wieder in Beschäftigung zu bringen ist ein Kernziel der aktiven Arbeitsmarktpolitik. In vielen Ländern hat sich inzwischen das Prinzip „Fördern und Fordern“ etabliert: Einerseits werden Arbeitslose durch gezielte Betreuung bei der Jobsuche unterstützt, andererseits wird ein Mindestmaß an Suchanstrengungen konsequent eingefordert. Doch nicht immer führt die erfolgreiche Wiedereingliederung zu nachhaltigen Beschäftigungsverhältnissen, wie zwei aktuelle IZA-Forschungspapiere auf Basis von Schweizer Daten zeigen.

Fordern: Strengere Vorgaben verkürzen die Arbeitslosigkeit

Die Studie von Patrick Arni und Amelie Schiprowski untersucht, wie sich eine höhere Anzahl an monatlich geforderten Bewerbungen auf das Verhalten der Arbeitsuchenden, die Arbeitslosigkeitsdauer und die Wiederbeschäftigungschancen hat. Die Autoren werteten Daten der Schweizer Arbeitslosenversicherung aus den Jahren 2010-2014 aus und nutzen den Umstand, dass die Fallmanager einen gewissen Spielraum im Umgang mit den Bewerbungsvorgaben haben.

So konnte das Forscherteam ermitteln, dass pro zusätzlich geforderter Bewerbung die Arbeitslosigkeitsdauer in Schnitt um drei Prozent zurückging. Insbesondere bei geringqualifizierten und weniger motivierten Jobsuchenden entfalteten die strengeren Anforderungen ihre Wirkung. Allerdings zeigt sich auch ein leichter Rückgang bei der Jobstabilität: Die Dauer der Wiederbeschäftigung nahm pro zusätzlicher Bewerbung um 0,3 Prozent ab. Zudem kam es häufiger zu Sanktionen wegen Verstößen gegen die Mitwirkungspflicht.

Fördern: Bewerbungshilfe wirkt kurzfristig positiv, langfristig negativ

Die Studie von Lionel Cottier, Yves Flückiger, Pierre Kempeneers und Rafael Lalive analysiert ein Förderprogramm in Genf, das Langzeitarbeitslose zunächst im Bewerbungsprozess schulte und sie anschließend konkret bei der Stellensuche unterstützte. Die Programmteilnahme steigerte die Wiederbeschäftigung nach sechs Monaten um rund fünf Prozentpunkte gegenüber Nicht-Teilnehmern.

Innerhalb von einem Jahr verpuffen die positiven Arbeitsmarkteffekte der Maßnahme jedoch wieder. Nach drei Jahren lag die Beschäftigungsquote sogar deutlich unter der von Nicht-Teilnehmern. Die Autoren begründen den Effekt mit der vergleichsweise geringen Qualität der angenommenen Jobs. Dafür spricht auch, dass  auffallend viele der erfolgreich vermittelten Arbeitslosen ihre Beschäftigung wieder beenden, sobald erneut ein Leistungsanspruch besteht.

Beide Studien zeigen, wie wichtig eine langfristige Betrachtung ist, um die Eingliederungserfolge verschiedener Formen aktiver Arbeitsmarktpolitik bewerten zu können.

Filed Under: Research Tagged With: active labor market policies, behavior, employment, Switzerland, unemployment

  • Vorige Seite
  • Page 1
  • …
  • Page 25
  • Page 26
  • Page 27
  • Page 28
  • Page 29
  • …
  • Page 49
  • Nächste Seite

Primary Sidebar

© 2013–2025 Deutsche Post STIFTUNGImpressum | DatenschutzerklärungIZA