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IZA Newsroom

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Mark Fallak

Hohe Auszeichnung für vier IZA-Fellows

September 21, 2022 by Mark Fallak

Nachdem im letzten Jahr drei IZA-Fellows den Wirtschaftsnobelpreis erhalten hatten, zählen in diesem Jahr mit Daron Acemoglu, Richard Easterlin, Richard Layard und Andrew Oswald gleich vier IZA-Netzwerkmitglieder zu den insgesamt acht Clarivate Citation Laureates im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften.

Die Auszeichnung basiert auf einer Auswertung von Publikations- und Zitationsdatenbanken, die Aufschluss über den wissenschaftlichen Einfluss von Forscherinnen und Forschern verschiedener Disziplinen geben. Viele der Clarivate-Preisträger wurden später für den Nobelpreis ausgewählt.

Während Easterlin, Layard und Oswald als Pioniere der ökonomischen Glücksforschung geehrt wurden, erhielt Acemoglu die Auszeichnung gemeinsam mit Simon Johnson und James Robinson für wegweisende Arbeiten auf dem Gebiet der Politischen Ökonomie (mehr Details in englischer Sprache).

Filed Under: IZA News Tagged With: citation record, happiness, political economy, prize, well-being

Sprachenvielfalt: Fluch oder Segen?

September 20, 2022 by Mark Fallak

Ein Auslandsstudium macht sich nicht nur gut im Lebenslauf, sondern erfreut sich auch aus kulturellen Gründen wachsender Beliebtheit. Zudem werden viele Lehrveranstaltungen inzwischen in englischer Sprache gehalten. Allerdings kann das auf Kosten des Lernerfolgs gehen: In einer aktuellen Studie belegen Juliana Bernhofer und Mirco Tonin, dass Studierende in Prüfungen schlechter abschneiden, wenn sie diese nicht in ihrer Muttersprache schreiben können.

Um den Einfluss der Sprache zu messen, machen sich die Forscherin und ihr Kollege eine Besonderheit der Freien Universität Bozen-Bolzano in Südtirol zunutze: Zum einen ist unter den dortigen Studierenden die deutsche und italienische Muttersprache ähnlich verbreitet. Zum anderen müssen im Grundstudium einige verpflichtende Kurse in diesen beiden Sprachen und auf Englisch belegt werden.

Die Analyse zeigt, dass die Prüfungsleistungen in einer der Fremdsprachen im Schnitt um 9,5 Prozent schlechter ausfallen als in der Muttersprache. Auch die Durchfallquote liegt höher. Die Lücke wird mit besserem Sprachniveau kleiner, bleibt jedoch selbst bei hervorragenden Kenntnissen der jeweiligen Fremdsprache bestehen.

In einem Gastbeitrag (englisch) für den IZA Newsroom erläutern Bernhofer und Tonin ihre Erkenntnisse und mögliche Erklärungsansätze im Detail. Das Ergebnis spreche keineswegs gegen ein Studium im Ausland oder englischsprachige Lehrveranstaltungen, stellen die Forscher klar. Allerdings sollte mehr in die Sprachförderung investiert werden, um die Nachteile zu minimieren.

Filed Under: Opinion Tagged With: academic performance, education, language

Die Zeitenwende erreicht den deutschen Arbeitsmarkt

September 6, 2022 by Mark Fallak

Dekarbonisierung und Digitalisierung sind die großen transformativen Kräfte, die – beschleunigt durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg – auf den Arbeitsmarkt einwirken und die internationale Arbeitsteilung nachhaltig verändern. Was das für angespannte Arbeitsmarktlage in Deutschland bedeutet, erklären Holger Bonin und Ulf Rinne in einem aktuellen Beitrag für die Zeitschrift Wirtschaftsdienst.

Die beiden IZA-Forscher sehen den deutschen Arbeitsmarkt vor einer Zäsur: Aus dem Fachkräftemangel, der schon vor der Krise die deutsche Wirtschaft ausgebremst habe, sei inzwischen ein ausgewachsener Arbeitskräftemangel geworden, der auch den Niedriglohnsektor erreicht habe.

Die Bewältigung der „Zeitenwende auf dem deutschen Arbeitsmarkt“ erfordere konzertierte Anstrengungen aller Akteure auf der Angebots- und Nachfrageseite, schreiben Bonin und Rinne. So müssten sich die Arbeitgeber noch aktiver um die Gestaltung attraktiver Arbeitsplätze – einschließlich angemessener Entlohnung – sowie um die Aus- und Weiterbildung bemühen.

Beschäftigte und Arbeitslose wiederum seien gefordert, zusätzliche oder auch gänzlich neue berufliche Qualifikationen zu erwerben. Der demografische Wandel könne zudem längere effektive Arbeitszeiten – in der Woche, im Jahr oder über das gesamte Erwerbsleben – erfordern, um das Wohlstandsniveau zu wahren.

Den Staat sehen die Autoren in der Pflicht, geeignete Rahmenbindungen für die notwendigen Anpassungen auf beiden Seiten des Arbeitsmarkts zu schaffen und überall dort korrigierend einzugreifen, wo der Marktmechanismus an seine Grenzen stößt.

Am Ende stehe jedoch eine unangenehme Wahrheit, so das Fazit der Autoren: Für die Bewältigung der massiven Fachkräfteengpässe gebe es keine einfache Lösung – und sie werde dauern. Außerdem werde den Unternehmen, den Bürgerinnen und Bürgern wie auch der Politik die eine oder andere Zumutung auf dem Weg zur nachhaltigen Sicherung des Wohlstands in Deutschland nicht erspart bleiben.

Filed Under: Opinion

Künstlich hergestellte Signifikanz

August 25, 2022 by Mark Fallak

Forschende in der Wirtschaftswissenschaft nutzen Befragungen und Verhaltenslabore, um ihre aus der Theorie abgeleitete Hypothesen in der realen Welt zu überprüfen. Da es sich bei diesen Datenquellen jedoch meist nur um mehr oder minder große Stichproben handelt, werden beobachtete Zusammenhänge danach unterschieden, ob sie signifikant oder nicht. Ein signifikantes Ergebnis gilt als zuverlässig nachgewiesen. Bei einem insignifikanten Ergebnis kann hingegen nicht ausgeschlossen werden, dass es rein zufällig in den Daten auftritt.

Die Signifikanz eins Ergebnisses wird mit dem sogenannten p-Wert beziffert. Er stellt die Wahrscheinlichkeit dar, dass ein geschätzter Parameter nur zufällig von 0 verschieden, also nicht signifikant ist. Ein hoher p-Wert weist auf nicht signifikantes Ergebnis, ein niedriger p-Wert auf ein signifikantes und damit vertrauenswürdiges Ergebnis hin.

Publikationsbias und p-Hacking

In der Wissenschaft hat sich eine Faustregel etabliert, wonach Ergebnisse mit einem p-Wert unter 0,05 (fünf Prozent) als ausreichend signifikant gelten. Bei ihnen ist davon auszugehen, dass das Ergebnis in mindestens 95 von 100 verschiedenen Stichproben ebenfalls von 0 verschieden wäre. Statistische Software drückt den p-Wert häufig auch in Form eines korrespondierenden z-Wertes aus. Nach diesem gängigen „Mindeststandard“ für vertrauenswürdige Studien gilt ein Ergebnis als signifikant, wenn es die dem p-Wert 0,05 entsprechende Schwelle von  z=1,96 übersteigt.

Wissenschaftliche Fachzeitschriften bevorzugen für die Veröffentlichung tendenziell Studien, deren Befunde nach dieser Faustregel als statistisch signifikant bezeichnet werden. Liefert eine aufwändige Untersuchung kein solches signifikantes Ergebnis, ist damit zu rechnen, dass die Herausgeber der Fachzeitschriften eine Veröffentlichung ablehnen.

Dieser „Publikationsbias“ kann Forschende dazu verleiten, die Signifikanzschwelle mit unlauteren Mitteln zu überwinden – man spricht dabei auch von „p-Hacking“. Das wissenschaftliche Fehlverhalten kann verschiedene Formen annehmen, von der Veränderung der Testparameter und der Datenselektion bis hin zur nachträglichen Anpassung der Ausgangshypothese. Ein solches Vorgehen gilt als unethisch, lässt sich aber im Einzelfall in der Praxis schwer nachweisen.

IZA-Netzwerkmitglied Abel Brodeur von der Universität Ottawa widmet sich dieser Problematik gemeinsam mit verschiedenen Koautoren seit vielen Jahren. Bereits 2013 hat er in seiner preisgekrönten Studie „Star Wars: The Empirics Strike Back“ Belege für die verbreitete Praxis des p-Hacking geliefert. Die Anreize dafür sind enorm: Die Wahrscheinlichkeit der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit ist fast fünfmal so groß, wenn das Ergebnis die Signifikanzschwelle überschreitet.

Crowdsourcing zur Gewinnung von Forschungsdaten

Seine damals entwickelte Analysemethode nutzt Brodeur gemeinsam mit Nikolai Cook und Anthony Heyes auch in einem aktuellen IZA-Forschungspapier, in dem es um wissenschaftliche Veröffentlichungen geht, deren Daten mithilfe der Crowdsourcing-Plattform Amazon Mechanical Turk (MTurk) erhoben wurden.

Bei der Plattform handelt es sich um eine Art Jobbörse für einmalige Aufträge, die sich aus der Ferne online bearbeiten lassen. Der Dienst erfreut sich auch für Umfragen und als Verhaltenslabor in den Wirtschaftswissenschaften und verwandten Disziplinen wachsender Beliebtheit, da sich darüber große Stichproben zu geringen Kosten generieren lassen. Inzwischen wird jedoch die Qualität der Studien mit MTurk-Daten zunehmend in Frage gestellt.

Auswertung von 23.000 Hypothesentests

Brodeur und Koautoren wollten es genauer wissen. Sie stellten über 1.000 Studien auf den Prüfstand, die seit 2010 in renommierten Fachjournalen erschienen sind und insgesamt fast 23.000 Hypothesentests auf Basis von MTurk-Daten umfassen. Welche Signifikanzniveaus darin wie häufig vertreten sind, zeigt das folgende Schaubild anhand des z-Werts (je größer der z-Wert, desto signifikanter das Ergebnis).

Gäbe es weder einen Publikationsbias noch p-Hacking, sollten die z-Werte einer monoton fallenden Verteilung folgen. Sehr insignifikante Ergebnisse sind am wahrscheinlichsten, sollten also am häufigsten auftreten. Etwas signifikantere Ergebnisse sollten seltener auftreten, hoch signifikante Befunde am seltensten. Ein manipulationsfreier Publikationsprozess sollte also keine Häufungen bei höheren Signifikanzniveaus aufweisen.

Was jedoch direkt auffällt, ist eine starke Häufung gerade oberhalb des Mindeststandards von z=1,96, der sich als Faustregel etabliert hat und dem fünfprozentigen Signifikanzniveau entspricht. Links, also gerade unterhalb des Mindeststandards, tut sich stattdessen eine Lücke auf – ein wichtiges Indiz für Manipulation. Diese Lücke spricht dafür, dass vielfach auf p-Hacking zurückgegriffen wurde, um diese Schwelle „so gerade eben“ zu überwinden, oder aber dass Herausgeber der Fachzeitschriften Studien mit Ergebnissen knapp oberhalb dieser Schwelle präferieren.

Unterschiede zwischen den Disziplinen

Das Ausmaß des Problems unterscheidet sich deutlich zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Wie sich an den Kurvenformen in der folgenden Abbildung ablesen lässt, ist p-Hacking etwa in der Marketingforschung vergleichsweise stark verbreitet, während Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft kaum betroffen sind.

Verwendung zu kleiner Stichproben

Darüber hinaus stellen die Forscher eine außergewöhnlich geringe Stichprobengröße fest (der Medianwert liegt bei 249), obwohl jeder zusätzliche Datenpunkt bei den MTurk-Erhebungen im Schnitt kaum mehr als einen Dollar kostet, oft sogar deutlich weniger.

Insgesamt sehen die Autoren dadurch die Glaubwürdigkeit eines Großteils der betreffenden Studien beschädigt. „Würde man versuchen, eine zufällig ausgewählte Studie aus unserer Stichprobe zu replizieren, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern“, sagt Brodeur.

Eine positive Botschaft haben die Autoren aber dennoch: Die dargestellten Probleme liegen offenkundig nicht in der Datenerhebung, sondern im Umgang mit den erhobenen Daten. Grundsätzlich spreche also nichts dagegen, MTurk oder ähnliche Plattformen weiterhin zu nutzen, solange ausreichend große Stichproben erhoben und wissenschaftliche Standards eingehalten werden.

Auch die Einreichung sogenannter „Pre-Analysis Plans“, in denen die Vorgehensweise bei der Datenanalyse vorab festgelegt wird, kann p-Hacking entgegenwirken, wie ein weiteres IZA-Forschungspapier von Brodeur und Koautoren zeigt.

Filed Under: Research Tagged With: Amazon Mechanical Turk, crowd sourcing, online platforms, p-hacking, publication bias, research credibility, statistical power

Wer arbeitet im Homeoffice produktiver?

August 23, 2022 by Mark Fallak

Inwieweit der Trend zum Homeoffice auch nach Corona anhält, hängt vor allem davon ab, wie produktiv es sich von zu Hause arbeiten lässt. Allerdings gibt es dazu keine eindeutigen Befunde: Manche Umfragen deuten darauf hin, dass Beschäftige zu Hause produktiver arbeiten als im Büro, andere Studien belegen das Gegenteil.

Denn die Produktivität hängt von vielen Faktoren ab. Wichtige Voraussetzungen sind eine geeignete technische Infrastruktur und die Anpassung betrieblicher Abläufe ans mobile Arbeiten. Hinzu kommen aber auch psychologische Auswirkungen des selbstbestimmten Arbeitens auf die Produktivität. Während die größere Autonomie und die eingesparten Pendelzeiten auf manche Menschen beflügelnd wirken, leiden andere unter dem Wegfall der sozialen Kontakte am Arbeitsplatz. Beide Seiten dieser Medaille beleuchtet beispielswese der DGB-Index Gute Arbeit.

Gewissenhafte Menschen sind im Homeoffice häufiger produktiver

Wie stark die Persönlichkeit die Produktivität im Homeoffice beeinflusst, veranschaulicht ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Nicolas Gavoille und Mihails Hazans. Die Autoren messen die „Big Five“-Persönlichkeitsmerkmale von mehr als 1700 Befragten in Lettland, die während der Pandemie ausschließlich oder größtenteils von zu Hause aus gearbeitet haben. Lettland eignet sich besonders für diese Art von Untersuchung, da hier im EU-Vergleich ein hohes Potenzial für vermehrtes mobiles Arbeiten besteht.

Insgesamt geben 31 Prozent der Befragten an, im Homeoffice produktiver zu sein. Besonders förderlich ist offenbar das Merkmal „Gewissenhaftigkeit“: Wer hier im oberen Viertel abschneidet, berichtet mit acht Prozentpunkte (also rund ein Viertel) höherer Wahrscheinlichkeit von positiven Erfahrungen im Homeoffice.

Dieser Befund scheint auf den ersten Blick im Widerspruch zu den Ergebnissen eines früheren IZA-Forschungspapiers aus Belgien zu stehen, wonach Personen mit einem höheren Maß an Gewissenhaftigkeit Stellenangebote mit hohem Homeoffice-Anteil weniger attraktiv finden. Die Autoren der lettischen Studie erklären diese Diskrepanz damit, dass es in ihrer Untersuchung nicht um die hypothetische Attraktivität, sondern um tatsächliche Erfahrungen mit dem Homeoffice ging, durch die sich manche Vorbehalte in der Praxis als unbegründet erwiesen haben könnten.

Soziale Kontakte fehlen vor allem extravertierten Menschen im Homeoffice

Insofern überrascht auch nicht, dass das Merkmal „Offenheit für neue Erfahrungen“ ebenfalls mit höherem Produktivätsempfinden und größerer Bereitschaft zum weiteren Arbeiten im Homeoffice nach der Pandemie einhergeht. Anders verhält es sich mit dem Merkmal „Extraversion“, das offenbar im Homeoffice eher zu Produktivitätseinbußen führt.

Unternehmen, die vermehrt mobiles Arbeiten anbieten, sollten daher laut den Forschern ausreichend Möglichkeiten für soziale Kontakte unter den Beschäftigten ermöglichen, um auch den extravertieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerecht zu werden. Bei Neueinstellungen könne sich ein Fokus auf Gewissenhaftigkeit lohnen: Denn besonders gewissenhafte Beschäftigte seien laut Studie nicht nur produktiver, sondern dürften im Homeoffice auch weniger Anleitung und Kontrolle durch Vorgesetzte benötigen.

Das Fazit der Forscher: Produktivität und Jobzufriedenheit profitieren von individuellen betrieblichen Homeoffice-Lösungen, die den verschiedenen Persönlichkeiten in der Belegschaft Rechnung tragen.

Filed Under: Research Tagged With: personality, productivity, remote work

Neue Erkenntnisse zur Messung von Einkommen und Lebensstandard

August 16, 2022 by Mark Fallak

Der Lebensstandard einer Bevölkerung ist ein wichtiges Kriterium für erfolgreiche Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Er hängt nicht nur vom Einkommen ab, sondern auch von der Verfügbarkeit guter Jobs, den Kosten des Lebensunterhalts und der Qualität der sozialen Sicherungssysteme. Die Entwicklung des Lebensstandards wird gerade mit Blick auf die Folgen der Pandemie intensiv diskutiert und war auch Schwerpunktthema des fünften IZA-Workshops „Arbeitsmarktstatistik“, organisiert von den Programmleiterinnen Katharine Abraham and Susan Houseman.

Höhere Armutsquote nach Berücksichtigung monatsgenauer Daten

Zu den insgesamt zwölf Vorträgen zählte eine von Joshua Merfeld vorgestellte Studie, laut der im ländlichen Süden Indiens ein beachtlicher Teil der Bevölkerung, der im Jahresdurchschnitt über der Armutsgrenze lebt, in einzelnen Monaten mit Einkommen unterhalb dieser Grenze zurechtkommen muss. Berücksichtigt man diesen Sachverhalt, fällt die Armutsquote 26 Prozent höher aus als in konventionellen jährlichen Messungen. Nach Einschätzung der Forscher würde eine regelmäßige Datenerhebung in kürzeren Abständen auch eine passgenauere Auszahlung von Sozialleistungen ermöglichen.

Befragungsdaten unterschätzen Bezug von Sozialleistungen systematisch

Durch einen Abgleich verschiedener US-Haushaltspanels mit amtlichen Statistiken belegt eine von Nikolas Mittag vorgestellte Studie, dass der tatsächliche Sozialleistungsbezug auf Basis von Befragungsdaten systematisch unterschätzt wird. Um ein realistischeres Bild von Armut und Bedürftigkeit im Land zu gewinnen, müsse daher die Befragungspraxis oder aber der Zugang zu amtlichen Datensätzen für die Forschung verbessert werden, fordern die Autoren.

Regionale Anpassung von Armutsgrenzen umstritten

In seinem Keynote-Vortrag erörterte Bruce Meyer, ob bei der Berechnung von Armutsgrenzen regionale Preisunterschiede innerhalb eines Landes berücksichtigt werden sollten. Er positionierte sich gegen eine solche Anpassung, da dadurch auch Personen mit vergleichsweise auskömmlichem Lebensstandard – gemessen anhand diverser Kriterien von der Wohnsituation bis zu Bildung und Gesundheit – als arm eingestuft würden. Diese Einschätzung wurde im Anschluss kontrovers diskutiert.

COVID-19 und die Messung von Lebensstandards

Im letzten Vortrag des Workshops wies Laura Caron am Beispiel amtlicher Daten aus Georgien auf eine Inkonsistenz bei der Messung von Veränderungen des Lebensstandards während der Pandemie hin: So wurde der Rückgang des Lebensstandards einkommensstärkerer Haushalte überbewertet, weil deren relativ hohe Einsparungen an Mobilitätskosten durch die vermehrte Homeoffice-Nutzung als Reduzierung der Konsumausgaben in die Statistik eingingen.

Weitere präsentierte Arbeiten sind über das Workshop-Programm abrufbar.

Filed Under: IZA News Tagged With: cost of living, IZA workshop, labor statistics, measurement, standard of living

Längere Elternzeit wirkt sich positiv auf kindliche Entwicklung aus

July 25, 2022 by Mark Fallak

Die meisten Industrienationen haben inzwischen bezahlte Elternzeit eingeführt und teilweise in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet, damit berufstätige Eltern ohne größere finanzielle Risiken eine Auszeit vom Job nehmen können, um sich länger der Kinderbetreuung zu widmen. Allerdings fallen diese Regelungen unterschiedlich großzügig aus, denn der Nutzen dieses recht teuren familienpolitischen Instruments ist nicht unumstritten.

Beispielsweise bewertete ein früheres IZA-Forschungspapier aus Norwegen die Verdopplung der bezahlten Elternzeit als steuerfinanzierte Freizeit-Subvention für die gehobene Mittelschicht ohne messbare positive Auswirkungen. Auch eine neuere Studie aus Frankreich sah die dortige Ausweitung der Elternzeit kritisch, da sie eine Retraditionalisierung der familiären Rollenverteilung befördere und die sprachliche Entwicklung benachteiligter Kinder behindere.

Zu einem wesentlich optimistischeren Befund gelangt eine aktuelle IZA-Studie aus Dänemark, die sich die langfristigen Effekte der im Jahr 2002 von 24 auf 46 Wochen verlängerten Elternzeit auf die kindliche Entwicklung anschaut.

Konkret analysieren Mikkel Aagaard Houmark, Cecilie Marie Løchte Jørgensen, Ida Lykke Kristiansen und Miriam Gensowski die Auswirkungen der Reform auf die sozio-emotionalen Fähigkeiten, die für den späteren Berufs- und Lebenserfolg der Kinder ebenso bedeutend sind wie die üblicherweise in Bildungsstudien verwendeten Leistungsmaße.

So zeigte sich bei Siebt- und Achtklässlern für einen zusätzlichen Monat Elternzeit eine deutliche Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens (+4,7%, bezogen auf die sogenannte Standardabweichung), der Gewissenhaftigkeit (+3,5%) sowie der emotionalen Stabilität (+2,8%). Neben diesen subjektiven Befragungsergebnissen gab es auch eine objektiv messbare Verbesserung: Die Anzahl der schulischen Fehltage reduzierte sich um 2,7% pro Monat zusätzlicher Elternzeit.

Am meisten profitieren diejenigen Kinder, die ohne die Verlängerung der bezahlten Elternzeit vergleichsweise früh fremdbetreut worden wären. Bei ihnen lässt sich neben den sozio-emotionalen Kompetenzen auch ein positiver Effekt auf die schulischen Leistungen feststellen. Da es sich hierbei vielfach um Kinder aus benachteiligten Familien handelt, legt die Studie nahe, dass längere Elternzeit einen Beitrag zum Abbau sozialer Ungleichheiten leisten könnte.

Dass die früheren Studien aus Norwegen und Frankreich zum gegenteiligen Schluss gelangten, könnte einerseits mit dem Fokus auf unterschiedliche Aspekte der kindlichen Entwicklung zusammenhängen, andererseits mit der in Dänemark vergleichsweise kurzen Elternzeit von unter einem Jahr. Eine „optimale“ Dauer der Elternzeit lässt sich aus keiner der Untersuchungen ableiten.

Filed Under: Research Tagged With: adolescence, early childhood, parental leave, personality, skill formation, socio-emotional skills, well-being

IZA macht umfangreichen Datensatz zur Integration von Geflüchteten verfügbar

July 15, 2022 by Mark Fallak

In einem groß angelegten Forschungsprojekt für das Bundesarbeitsministerium hat eine Gruppe von Instituten unter Federführung des IZA die arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete evaluiert. Der im November 2021 vorgestellte Abschlussbericht zieht eine insgesamt positive Bilanz der Maßnahmen und zeigt zugleich Verbesserungspotenziale auf.

Um weiterführende Analysen zum Thema zu ermöglichen, stellt das IZA die unter dem Studientitel „Geflüchtete in Deutschland“ erhobenen Befragungsdaten ab sofort über sein Forschungsdatenzentrum IDSC kostenlos bereit. Im Forschungsprojekt ergänzten diese Daten die Verwaltungsdaten der Bundesagentur für Arbeit, sind aber auch eigenständig auszuwerten. Die als Individualbefragung in zwei Wellen konzipierte Längsschnittbefragung lehnte sich vom Fragenprogramm her an die seit dem Jahr 2016 laufende „IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten“ an, allerdings mit Fokus auf die besondere Zielgruppe der volljährigen Teilnehmenden von arbeits­markt­politischen Integrations­maßnahmen.

So wurden in der ersten Befragungswelle rund 9.500 Personen zu ihrem persönlichen Hintergrund, verschiedenen Indikatoren sozialer Teilhabe, (erwerbs-)biografischen Verläufen sowie zu einem breiten Spektrum von Unterstützungs-, Orientierungs- und Integrationsangeboten durch verschiedene Träger befragt. Die insgesamt etwas kürzer gehaltene zweite Welle mit rund 4.500 erneut befragten Personen konzentrierte sich auf Veränderungen seit der ersten Welle und enthielt – nach pandemiebedingter Unterbrechung im Frühjahr 2020 – zusätzliche Fragen zur Kurzarbeit. Durch Angaben aus dem in beiden Befragungswellen enthaltenen Kalendarium lassen sich Lücken vor und zwischen den Befragungszeitpunkten schließen.

Der Datenzugang ist auf wissenschaftliche Forschungszwecke beschränkt. Kontakt per E-Mail an: idsc@iza.org

Weitere Informationen:

  • Datensatzbeschreibung auf der IDSC-Webseite mit Hintergrundinformationen und Zugangsmöglichkeiten
  • Schlussbericht des Forschungsprojekts „Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete“
  • Zweiter Zwischenbericht des Forschungsprojekts

Filed Under: IZA News

Teure Kürzungen von Sozialleistungen?

July 8, 2022 by Mark Fallak

Staatliche Unterstützung für Menschen mit Erwerbsunfähigkeit oder Erwerbsminderung machen in den Mitgliedsstaaten der OECD rund 10 Prozent der Sozialausgaben aus. Ein naherliegender Ansatz, um Kosten zu sparen und Missbrauch entgegenzuwirken, ist die Herabsetzung der Verdienstgrenze, ab der Unterstützungsleistungen gezahlt werden.

Ob sich diese Maßnahme unterm Strich für den Staat rechnet, ist jedoch fraglich, wie ein aktuelles IZA Discussion Paper von Judit Krekó, Daniel Prinz und Andrea Weber belegt. Die Studie untersucht die Effekte einer Reform in Ungarn, nach der Leistungsempfänger nicht mehr maximal 80 Prozent ihres vorherigen Einkommens, sondern nur noch 80 Prozent des Mindestlohns verdienen durften, um zusätzlich Erwerbsminderungsrente zu erhalten.

Die Analyse zeigt, dass die Zahl der Leistungsbezieher infolge der Reform nicht zurückging, wohl aber deren Arbeitsangebot. Das heißt, die erwerbsgeminderten Personen arbeiteten weniger, um unterhalb der neuen Verdienstgrenze zu bleiben. Im Schnitt verringerte sich die Stundenzahl um 7 Prozent und die Einkommen um 18 Prozent.

Da sich bei der Mortalität keine nennenswerten Veränderungen ergaben, lässt sich eine gestiegene Schwere der Erwerbsminderung als Grund für das verringerte Arbeitsangebot weitgehend ausschließen. Auch die Wahrscheinlichkeit, aus dem Leistungsbezug auszusteigen, erhöhte sich nicht. Insfofern sprechen die Befunde dafür, dass die „optimale“ Verdienstgrenze höher liegt und die Absenkung weder dem Staat noch den Betroffenen zugutekam.

Filed Under: Research Tagged With: disability insurance, Hungary, labor supply

Gesetzlich verordnete Lohntransparenz ohne Effekt auf Gender Wage Gap

July 1, 2022 by Mark Fallak

Zu den vielfältigen Gründen für die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern zählt die Tatsache, dass Frauen häufiger in Berufen und Unternehmen mit vergleichsweise geringen Verdienstaussichten arbeiten. Ob mehr Lohntransparenz Abhilfe schaffen kann, untersuchen Omar Bamieh und Lennart Ziegler in einem aktuellen IZA Discussion Paper.

Die Studie untersucht die Auswirkungen des österreichischen Lohntranzparenzgesetzes. Seit dessen Einführung 2011 müssen Arbeitgeber in Stellenausschreibungen eine Lohnuntergrenze angeben.

Anhand von Daten der Sozialversicherung und Österreichs größter Jobbörse kommen die Forscher zu einem ernüchternden Ergebnis: Die Reform hatte keinerlei Einfluss auf den Wechsel von Frauen in besser bezahlte Jobs. Geringe berufliche Mobilität kann den Befund nicht erklären, da lukrative Jobwechsel schon vor der Einführung des Gesetzes durchaus verbreitet waren.

Aus anderen Studien ist bekannt, dass Frauen im Schnitt mehr Wert auf nicht-monetäre Aspekte wie flexible Arbeitzeiten legen als Männer. Zudem sind sie tendenziell weniger risikofreudig und scheuen Wettbewerbssituationen eher. Aber auch Diskriminierung kann dazu beitragen, dass besser bezahlte Berufe Frauen nicht in gleichem Maße offenstehen.

Bislang konzentrierte sich die Evaluation von Lohntransparenz meist auf Regelungen zur Offenlegung der Lohnstruktur innerhalb von Unternehmen. Dadurch sollen ungerechtfertigte Lohnunterschiede ans Licht kommen und die Verhandlungsposition von Frauen verbessert werden. Auch hier finden die meisten Studien nur geringe Effekte.

So werden Politik und Forschung also weiter nach effektiven Mitteln zur Verringerung des Gender Pay Gaps suchen müssen. Ein Ansatz besteht beispielsweise darin, Mädchen schon in der Schule eine Karriere in den besonders gut bezahlten MINT-Berufen schmackhaft zu machen.

Filed Under: Research Tagged With: Austria, gender pay gap, job search, wage transparency

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